Dr. Daniela Poppinga (32 Jahre), ehemalige Physikstudentin und Doktorandin der Abteilung „Medizinische Strahlenphysik“, sprach im Podcast „Meet your Future“ der Jungen Deutschen Physikalischen Gesellschaft (jDPG) über ihr Physikstudium an der Uni Oldenburg, ihren beruflichen Werdegang und über ihren Arbeitsalltag als Research Scientist bei einem deutschen Medizintechnikunternehmen. Hier ein Auszug aus dem Gespräch:
Warum haben Sie Physik studiert?
Ich hatte private Kontakte in die Abteilung für Akustik des Departments für Medizinische Physik und Akustik und war daraufhin Probandin bei mehreren Hörexperimenten. Der Einblick in diese Forschung hat mich so begeistert, dass ich daraufhin im Jahr 2008 ein Studium der Physik begonnen habe.
Wie ging es an der Uni Oldenburg weiter?
Zunächst habe ich meine Bachelorarbeit in der Abteilung für Akustik begonnen, doch ich merkte, dass mir das Thema doch nicht so gut lag. Daraufhin habe ich die Arbeit abgebrochen und 2011 in der Abteilung für Medizinische Strahlentherapie noch einmal neu angefangen, die im Pius-Hospital Oldenburg in der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie ansässig ist. Dieser Wechsel war ein großer Schritt für mich. Beide Professoren, Prof. Steven van de Par aus der Akustik und Prof. Dr. Björn Poppe aus der Medizinischen Strahlenphysik, haben mich sehr unterstützt. Ich habe nach der Bachelorarbeit meinen Master ebenfalls in der Medizinischen Strahlenphysik absolviert.
Welches Thema hatte Ihre Masterarbeit?
Hier habe ich mir Effekte der Filmdosimetrie angeschaut. Es gibt verschiedene Messtechniken in der Strahlenphysik, um die Stärke der Strahlung zu messen, zum Beispiel elektronische Geräte wie Ionisationskammern oder Geiger-Müller-Zähler. Und es gibt Filme bzw. „Bilder“ – viele kennen hier die alten Röntgenbilder, welche noch auf Film entwickelt wurden. Ich habe mir in der Masterarbeit angeschaut, wie eine spezielle Art dieser Filme, radiochromische Filme, funktionieren und einen bis dahin neuen Korrekturalgorithmus für die Analyse dieser Filme entwickelt. Das war ein sehr spezielles Forschungsfeld. Am Ende habe ich habe neben der Masterarbeit einen wissenschaftlichen Artikel in einem amerikanischen Journal publiziert, dabei war ich die Erstautorin. Diese Veröffentlichung war für mich als Nachwuchswissenschaftlerin eine tolle Erfahrung.
Sie haben auch Ihre Doktorarbeit in der Abteilung geschrieben, warum und worum ging es?
Nach der Masterarbeit wurde mir in der Arbeitsgruppe Medizinische Strahlenphysik von Prof. Dr. Björn Poppe eine Doktorandenstelle angeboten. Ich musste nicht lange überlegen und habe zugesagt. In der Promotion habe ich mich mit dem Gebiet der Kleinfelddosimetrie beschäftigt. Moderne Strahlentherapie kann immer kleinere Volumina immer präziser behandeln. Eine Voraussetzung dafür ist die Strahlung auch in diesen sehr kleinen räumlichen Dimensionen genau zu kennen und vermessen zu können. Eine Herausforderung für die Messtechnik! Meine Promotion war sehr experimentell ausgelegt und so habe ich viel Erfahrungen an medizinischen Bestrahlungsgeräten als auch an experimentellen Anlagen an der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig (PTB) sammeln können und mir für die Arbeit mehrere größere Experimente überlegt und durchgeführt. Die Zeit der Promotion war ebenfalls sehr interessant und wichtig für mich und ich habe mich in der Arbeitsgruppe sehr gut unterstützt gefühlt.
Wie war Ihr weiterer beruflicher Weg?
Ich habe seit dem Beginn meiner Bachelorarbeit immer nebenbei für ein paar Stunden in der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie gearbeitet. Zunächst als Hilfskraft, nach Abschlusses des Masters habe ich dann die Weiterbildung zur Medizinphysik-Expertin absolviert und daraufhin als Medizinphysikerin in der Strahlentherapie gearbeitet. Das war eine wichtige und sehr lehrreiche Zeit – vor allem der Mix aus Krankenhausarbeit und wissenschaftlicher Arbeit hat mir sehr gefallen. Zum Beginn des Jahres 2018 bin ich dann aus dem Krankenhausleben in die Medizintechnikindustrie gewechselt und entschied mich für die Stelle als Research Scientist bei der PTW in Freiburg. Hier arbeite ich immer noch eng mit Krankenhäusern zusammen. Ich kann als Physikerin wirklich mitgestalten, trage Verantwortung und sehe direkt, wie Forschung anderen Menschen hilft.
Was macht eine Medizinphysikerin eigentlich konkret?
Genauso wie Medizinstudierende nach dem Studium eine Facharztausbildung in einer bestimmten Fachrichtung absolvieren, können Physik- oder Medizinphysik-Studierende eine Weiterbildung zum Medizinphysik-Experten anschließen. In der Strahlentherapie arbeiten ärztliches Personal und Medizinphysiker im Krankenhaus auf Augenhöhe – als Team. Die Physikerinnen und Physiker sind letztendlich dafür verantwortlich, die verordnete medizinische Therapie, also die Art, Menge und Dosis der Bestrahlung umzusetzen. In der Verantwortung der Medizinphysik liegt ebenfalls, wie bestrahlt wird und mit welchem Gerät. Auch die Qualitätssicherung der Geräte und Computersysteme obliegt der Medizinphysik.
Wie sieht deine Arbeit als Medizinphysikerin heute aus?
In meiner jetzigen Stelle als Research Scientist forsche ich mit den Geräten, die das Unternehmen PTW entwickelt. Hier stehe ich unter anderem mit den Arbeitsgruppen in verschiedenen Krankenhäusern in Kontakt, auch mit meinem alten Team aus Oldenburg. Diese Forschungsarbeiten koordiniere ich auch. Daneben arbeite ich auch mit großen Forschungseinrichtungen wie der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig (PTB) oder dem CERN. Im Großen und Ganzen lerne ich sowohl den Klinikalltag als auch die forschenden Arbeitsgruppen kennen – das ist für mich das Spannende an dem Job.
Gibt es die Möglichkeit für Interessierte in diesen Bereich reinzuschnuppern?
Die Deutsche Gesellschaft für Medizinische Physik (DGMP) ist eine gute Anlaufstelle für Studierende, die sich für dieses Fachgebiet interessieren. Daneben gibt es an unterschiedlichen Universitäten in Deutschland entsprechende Studiengänge, an denen man sich über das Studium informieren kann. Auch Krankenhäuser mit Strahlentherapie-Abteilungen, hier vor allem die Universitätskliniken, sind häufig offen für Praktika.