Prof. Dr. Babette Simon
Prof. Dr. Babette Simon
Präsidentin der Universität von 2010-2014
Prof. Dr. Babette Simon, 1960 in Düsseldorf geboren, studierte Humanmedizin an den Universitäten Freiburg und Basel. Ihrer Promotion 1986 in Freiburg folgte ein dreijähriger Forschungsaufenthalt an der Harvard Medical School/Massachusetts General Hospital in Boston, USA. 1990 übernahm sie Aufbau und Leitung des molekularbiologischen Forschungslabors Gastrointestinale Onkologie/Endokrinologie am Klinikum der Philipps-Universität Marburg. Sie habilitierte sich 1998 an der Universität Marburg und wurde 2003 zur außerplanmäßigen Professorin ernannt. 2005 qualifizierte sie sich zum Master of Science in Health Care Management. Ein Jahr später wurde sie zur Vizepräsidentin der Universität Marburg gewählt und 2009 im Amt bestätigt. Das Amt der Präsidentin der Universität Oldenburg trat sie im Februar 2010 an und folgte 2014 dem Ruf als Vorstandsvorsitzende der Universitätsmedizin Mainz, der sich 2017 eine kurze Tätigkeit in der Wirtschaft anschloss. 2018 kehrte Simon in die Wissenschaft zurück an die Medizinische Fakultät Paris Descartes. Sie gehörte u. a. von 2009 bis 2012 der Wissenschaftlichen Kommission und bis 2015 dem Medizinausschuss des Wissenschaftsrats an. 2010 wurde sie in den Gesundheitsforschungsrat des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und 2013 in den Senat der Helmholtz-Gemeinschaft berufen. Heute ist sie u. a. Mitglied des Hochschulrats der TU Dresden und der Hochschule Fulda sowie im Kuratorium des Helmholtz Zentrums Geomar.
Persönlicher Rückblick auf die Amtszeit
(aus „Mehr Lust als Last?”[1])
Eine dynamische Entwicklung
Die Zeit meines Amtsantritts 2010 war für die deutschen Universitäten stärker noch als zuvor herausfordernd. Universitäten der Größe der Carl von Ossietzky Universität waren besonders gefordert, unter dem Druck der verstärkten Hierarchisierung und Klassifizierung und bei einer zunehmend knapp bemessenen Grundfinanzierung im Wettbewerb Schritt zu halten. Bundesweite Programme wie die Exzellenzinitiative trugen zur Erhöhung des Entwicklungstempos bei. Hinzu kam die Tendenz steigender Studierendenzahlen und mit dem erhöhten Drittmittelaufkommen auch eine steigende Anzahl von Wissenschaftlern, die Raum und Ressourcen benötigten, um ihre Ideen zu realisieren. Als Reformuniversität verfolgte die Universität Oldenburg seit der Gründung ihre Ziele eigenwillig und einfallsreich, war aufgeschlossen gegenüber neuen, häufig auch unorthodoxen Wegen, und lebhafte Diskussion und kritische Reflektion wurden in der gremienbasierten Reformuniversität großgeschrieben.
Der lange Findungsprozess in der Anfangsphase war vor dem Hintergrund stark divergierender Vorstellungen über die zukünftige Entwicklung sowie intensiver Auseinandersetzungen zwischen den hochschulpolitischen Akteuren schwierig. Erst die klare Linie des Hochschulratsvorsitzenden Dr. Werner Brinker und das Votum des Senats für eine erweiterte Zusammensetzung des neuen Präsidiums, die alle hochschulpolitischen Gruppen berücksichtigte, halfen über die anfänglichen Hindernisse hinweg. Der Blick konnte so nach vorne gerichtet werden.
Das nach dem Rücktritt von Prof. Dr. Uwe Schneidewind eingesetzte kommissarische Präsidium mit Prof. Dr. Hans-Jürgen Appelrath, Prof. Dr. Mathias Wickleder und Dr. Heide Ahrens hatten mich herzlich aufgenommen. Ich lernte schnell die Menschen im Präsidium und in der Verwaltung und darüber hinaus in den Fakultäten als äußerst kompetent und hilfsbereit kennen.
Meine Amtszeit war von häufigerem Wechsel im Wissenschaftsministerium in Hannover begleitet. In den gut vier Jahren zeichneten drei Minister und zwei Staatssekretäre verantwortlich.
Starken Rückenwind erfuhr die Universität zu diesem Zeitpunkt aus der Region. Wie kaum eine andere ihrer Größenordnung wurde die Universität Oldenburg von einer besonders mitgliederstarken sowie äußerst engagierten Universitätsgesellschaft in enger Verbundenheit unterstützt und konnte auf ein sehr großes Vertrauen und Förderung des städtischen und regionalen Umfelds zählen. Ich war beeindruckt vom persönlichen Einsatz des UGO-Vorstands unter dem Vorsitz von Michael Wefers.
Dass ich eine schwierige Aufgabe übernommen hatte, war mir sehr bewusst. Ich hatte gleichwohl die starke Wahrnehmung, dass die Universität Oldenburg über ein hohes Innovationspotential verfügte und eine sehr dynamische Weiterentwicklung nehmen könne, sofern die Beilegung interner Streitigkeiten und die Konzentration hin zu wesentlichen Entwicklungslinien und -zielen gelingen würde. Insgesamt wurden es für alle Beteiligten anstrengende und sehr erfolgreiche Jahre, in denen viel Neues auf den Weg gebracht werden konnte.
Mut zu neuen Wegen
Prioritär erschien es, die inneruniversitären Streitigkeiten zu befrieden, um den Blick gemeinsam auf anstehende Aufgaben zu richten. Herausforderungen gab es zur Genüge. In die Suche nach dem zukünftigen Vizepräsidenten (VP) wurden, wie erwähnt, die verschiedenen hochschulpolitischen Gruppen eng einbezogen, um den diversen Vorstellungen einer zukünftigen Entwicklung der Universität Gehör zu verschaffen und ihre Integration zu ermöglichen. Das erforderte eine Erweiterung des Präsidiums, in dem sich das breite Spektrum unterschiedlicher Vorstellungen widerspiegeln sollte. Um das zu ermöglichen, musste die Grundordnung geändert werden. Meinem Vorschlag stimmte der Senat zu. Und nach vielen Gesprächsrunden, Diskussionen und Treffen war im Oktober 2010 das nun fünfköpfige Präsidium neu zusammengestellt und um eine Führungskraft erweitert.
Neben mir und Dr. Heide Ahrens als Vizepräsidentin für Verwaltung bildeten die Chemikerin Prof. Dr. Katharina Al-Shamery als VP für Forschung, die Historikerin Prof. Dr. Gunilla Budde als VP für Studium und Lehre sowie der Ökonom Prof. Dr. Bernd Siebenhüner als VP für das neue Ressort Wissenschaftlicher Nachwuchs und Qualitätsmanagement das neue Präsidium. Ich war dankbar, dass ich diese drei ausgewiesenen und hochkompetenten Persönlichkeiten für die wichtigen Aufgaben, die vor uns standen, gewinnen konnte. Leider schied Heide Ahrens bald aus und wechselte ins Ministerium nach Kiel. Diese Aufgabe übernahm nach einem Interim sehr erfolgreich Jörg Stahlmann.
Das neue Präsidium wollte als Team Verantwortung wahrnehmen und verlässlich agieren. Dabei wuchs Vertrauen schnell und stellte sich auch in schwierigen Situationen als gut belastbar dar. Schließlich, so unsere Wahrnehmung, machten die gemeinsamen Wertvorstellungen und Visionen, gegenseitiger Respekt und die unterschiedlichen Erfahrungen in unseren Fächern eine besondere Stärke aus.
Einig waren wir uns von Beginn an in dem Wunsch nach Themensetzung und Partnerschaften, die für die Zukunft der Universität große Wirkungen haben sollten. Dabei sollte die Universität entsprechend ihrem Motto „Offen für neue Wege“ noch mehr Mut beweisen, Grenzen überschreiten und ihrem gesellschaftlichen Bildungsauftrag noch mehr entsprechen. Und wichtig war uns, dass sich in diesem Prozess die Gesamtheit aller an der Universität Tätigen als Verantwortungsgemeinschaft verstand.
Für die Universität Oldenburg sollte es in den nächsten Jahren darauf ankommen, sich den gestiegenen Herausforderungen zu stellen, die sich vor allem aus drei fortschreitenden Veränderungen ergab: der demographischen Entwicklung sowie der regionalen Asymmetrie (und der damit einhergehenden Entwicklung der Studierendenzahlen), den Differenzierungsprozessen im Wissenschaftssystem und dem Wettbewerb um Finanzmittel und kluge Köpfe sowie der fortschreitenden Globalisierung auch in Bildung und Forschung. Wir setzten daher weiterhin auf konsequente unverwechselbare Profil- und Schwerpunktsetzung sowie auf die Intensivierung von Kooperationen und Partnerschaften.
Die Universität sollte neben der Nachbaruniversität Bremen als wichtigster Wissenschaftspartner im Nordwesten wirken und Impulse zur Stärkung der regionalen Entwicklung geben. Dabei half auch, dass die gesetzlich verankerte Kooperation zwischen der Universität und der Jade Hochschule mit Leben erfüllt würde.
Als wichtigste Aufgaben für den Studienbetrieb wurden die Stärkung forschungsorientierter Lehre, die „Reform der Reform“ bei den Studiengängen und die Intensivierung der Förderung von Erasmus-Partnerschaften definiert, um neue Zielgruppen zu gewinnen.
In der Forschung sollten alle Fakultäten mindestens an einem DFG-Gruppenförderinstrument beteiligt sein, und die Ansiedlung außeruniversitärer Forschungseinrichtungen befördert werden. Selbstverständlich gehörte dazu, dass vorhandene Forschungsschwerpunkte weiter gefördert und sehr gute Einzelforschung gestärkt werden sollten, was bedeutete, dass auch kleinere Fächer noch besser in den Forschungsbetrieb eingebunden werden mussten. Zudem galt es, vielversprechende Potentialbereiche zu identifizieren und zu fördern.
Die Errichtung einer disziplinübergreifenden Graduiertenakademie sowie – analog zu den Naturwissenschaften – einer Graduiertenschule für Geistes- und Kulturwissenschaften mit attraktiven Angeboten für Nachwuchswissenschaftler sowie strukturierte Promotionsprogramme und internationale Promotionsstudiengänge stand oben auf der Agenda. Wir wollten, dass sich die Universität Oldenburg zukünftig als internationaler Campus im Nordwesten mehrsprachig und offen präsentiert.
Die Essenz der Amtszeit
Die Universität Oldenburg hat sich in den mehr als vier Jahren meiner Amtszeit zweifellos mit großen Schritten unter immenser Anstrengung sehr erfolgreich durch Spitzenforschung nachhaltig und sichtbar positioniert und ihr Lehrprofil weiterentwickelt. Die beiden zukunftsentscheidenden Herausforderungen, der Start der European Medical School Oldenburg-Groningen (EMS) und der Erfolg bei der Exzellenzinitiative des Bundes mit dem Cluster „Hearing4all“ gelangen. Das Profil wurde geschärft, Schwerpunkte in Forschungsfeldern gesetzt, in denen sie Alleinstellungsmerkmale aufweist und national und international zur Spitze gehört. Der meist transdisziplinäre Ansatz war dabei eine Stärke.
Die sehr großen Schritte wurden im Miteinander mit den Fakultäten und universitären Einrichtungen unternommen. Dabei waren sehr viel Kompetenz, Kreativität und Engagement zu spüren. Alle Fakultäten und Fächerkulturen besaßen ihre besonderen Stärken und Persönlichkeiten, und es war eine Freude, am Ende der Amtszeit festzustellen, dass alle Fakultäten mit DFG-Gruppenförderinstrumenten sichtbar geworden waren. Das klare Forschungsprofil bahnte den Weg zu erfolgreichem Wettbewerb auch in der internationalen Universitätslandschaft. 2014 hatte die Universität Oldenburg erstmals ein Exzellenzcluster, drei DFG-Sonderforschungsbereiche, die auf Grund ihrer erfolgreichen Arbeit verlängert worden waren, zwei Forschergruppen, vier Graduiertenkollegs und sechs neue Promotionsprogramme. Dazu kamen große EU-Projekte, die Auszeichnung als Gründerhochschule, das neue Forschungszentrum Soziotechnische Systeme, die Bewilligung des Neubaus eines Forschungslabors für Turbulenz- und Windenergiesysteme, der doppelte Erfolg beim Hochschulwettbewerb der Telekom Stiftung zur Unterrichtsforschung in MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) und einiges mehr. Auch die im Wettbewerb eingeworbenen individuellen Forschungsprojekte waren von vorzüglicher Qualität wie auch der intensive Wissenstransfer in die Region und darüber hinaus.
Gesellschaftlich relevante Forschungsthemen wie Migration, Integration und Partizipation wurden gestärkt und führten nicht nur zum An-Institut Integration durch Sport und Bildung. Es wurde das interdisziplinäre Wissenschaftliche Zentrum für Transnationale Studien (ZenTra) gegründet. Themen zur Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung standen im Fokus, und 2013 wurde erstmals ein Nachhaltigkeitsbericht für die Universität vorgelegt – realisiert durch engagierte Studierende.
Der Start der European Medical School und die Gründung einer sechsten Fakultät Medizin und Gesundheitswissenschaften waren trotz engen Zeitfensters und vieler Hürden gelungen, und machte die Universität Oldenburg zu einer Volluniversität – vielleicht der wichtigste Sprung seit ihrer Gründung.
Formate und Inhalte in der Lehre konnten intensiv weiterentwickelt werden. Der Erfolg bei der Ausschreibung „Aufstieg durch Bildung“ oder beim „Qualitätspakt Lehre“ mit dem Thema „Forschungsbasiertes Lernen im Fokus (FLiF)“ oder „Forschungsorientierte Lehre (FoL)“ waren Anerkennung und Ansporn zugleich.
Das neue, im Bau befindliche, StudierendenServiceCenter sollte zukünftig alle Serviceleistungen rund um die Studierenden an einem Ort bündeln. In 2011 wurde zur Förderung der Promovierenden der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften die Graduiertenschule (3GO) gegründet und zur Unterstützung der wissenschaftlichen Karriereentwicklung in allen Qualifizierungsphasen als fachübergreifende zentrale Einrichtung die Graduiertenakademie. So steht die Universität Oldenburg 2014 für eine innovative Lehr- und Lernkultur, für lebenslanges Lernen als durchgehendes Prinzip, für Offenheit gegenüber neuen Gesellschaftsgruppen, für Bildung und Weiterbildung als Schlüssel zum Weiterkommen, und für eine vorbildliche gezielte und strukturierte Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.
In den über vier Jahren stiegen die Gesamterträge der Universität Oldenburg von 146,1 Mio. € (2009) auf 206,6 Mio. € (2014), die Dritt- und Sondermittel von 31,7 Mio. € auf 64,8 Mio. €, und der Globalzuschuss vom Land von 96,5 auf 114,4 Mio. € an. Die Studierendenzahl war von 10.330 auf 13.746 angewachsen und das Personal von 2.661 auf 3.219 Personen. Eine äußerst dynamische Entwicklung.
Wichtige Voraussetzung für diese gute Entwicklung war sicherlich der 2010 vom Wissenschaftsministerium unter Lutz Stratmann auf den Weg gebrachte Zukunftsvertrag II, der von seiner Nachfolgerin Prof. Dr. Johanna Wanka fertigverhandelt und unterschrieben wurde. Er gab finanzielle Planungssicherheit und schuf so einen guten Rahmen für die großen Erfolge. Viele weitere Ereignisse, die für die Zukunftsfähigkeit der Universität von Bedeutung waren, kann ich nicht alle aufzählen. Den Erfolg bei der Exzellenzinitiative mit dem Exzellenzcluster „Hearing4all“ und den Start der European Medical School und Oldenburger Universitätsmedizin möchte ich allerdings gesondert herausgreifen wie auch andere Bereiche, die mir besonders wichtig erscheinen. Dazu gehören die erstmalige Bewilligung eines geisteswissenschaftlichen Graduiertenkollegs „Praktiken der Subjektivierung“ der sozialwissenschaftlichen Forschergruppe sowie die Eröffnung des Karl-Jaspers-Hauses.
Der Erfolg in der Exzellenzinitiative
Nach vielen Diskussionen und intensiven Vorbereitungen und harter Arbeit reichte im Oktober 2010 die Universität Oldenburg für die zweite Runde der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder zwei Antragsskizzen ein: für ein Exzellenzcluster „Hearing4all“ und ein weiteres Exzellenzcluster „Coping with Instabilities“. Sprecher Prof. Dr. Dr. Birger Kollmeier hatte die Hörforschung konsequent und erfolgreich in den vorausgegangenen Jahren ausgebaut und vernetzt. Dadurch konnten Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung für die Entwicklung besserer Hörgeräte angewendet werden.
Im April 2011 nahmen die Hörforscher mit ihrem Antrag die erste Hürde (von 107 Anträgen waren 27 positiv bewertet worden), und nun galt es, bis zum 1. September 2011 einen Vollantrag einzureichen und das Cluster vor internationalem Panel überzeugend zu präsentieren. Das Oldenburger Zentrum kooperierte dabei mit der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und der Leibniz-Universität Hannover. Die Vorbereitungen erforderten höchsten und akribischen Einsatz bis zur letzten Sekunde. Wichtige Voraussetzung war 2011 die Bewilligung „Individualisierte Hörforschung“ als DFG-Forschergruppe, die die Oldenburger Hörforschung weiter gestärkt hatte. Auch MHH-Präsident Prof. Dr. Dieter Bitter-Suermann und ich trafen uns durch die vielen Vorbereitungsgespräche und Proben so häufig wie nie zuvor. Mit hoher Disziplin wurde bis spät in die Nacht gearbeitet und perfektioniert. Das schaffte ein wachsendes vertrauensvolles Miteinander der beiden Standorte.
Und das wurde belohnt. Das Exzellenzcluster „Hearing4all“, in der Runde 2012 das einzige in Niedersachsen, machte auch einer breiteren Öffentlichkeit klar, dass mit der Universität Oldenburg im Wettbewerb der Besten zu rechnen ist. Die Förderung für fünf Jahre beträgt 34 Mio. €. Es war zweifellos eine der großartigsten Nachrichten des Jahres und Ergebnis herausragender wissenschaftlicher Arbeit im interdisziplinären Verbund – ein grandioser Erfolg, der auf die ganze Universität Oldenburg abstrahlte und maßgeblich zur Stärkung des Standorts beitrug.
Es war Würdigung der Oldenburger Spitzenforschung für besseres Hören durch geballte wissenschaftliche Kompetenz und hochkarätige Partner, und insbesondere die Würdigung der Arbeit von Prof. Dr. Dr. Birger Kollmeier sowie Prof. Dr. Thomas Lenarz (MHH). Am 1. November 2012 ging in Anwesenheit der damaligen niedersächsischen Wissenschaftsministerin Johanna Wanka „Hearing4all“ mit einem Festakt an den Start. Kurze Zeit später erhielt Birger Kollmeier zusammen mit Prof. Dr. Volker Hohmann und Dr. Thorsten Niederdränk eine weitere sehr hohe Auszeichnung: den Zukunftspreis des Bundespräsidenten. 2013 gelang dann auch noch die Bewilligung der dritten Förderperiode des Transregio-SFB „Das aktive Gehör“ durch die DFG, der gemeinsam mit der Universität und dem Leibniz-Institut Magdeburg mit Prof. Dr. Georg Klump (Oldenburg) als Sprecher beantragt worden war.
Den Bereich Neurosensorik stärkte 2013 sowohl eine Lichtenberg-Professur für die Neurobiologie des Sehens als auch ein neues DFG-Graduiertenkolleg „Molecular Basis of Sensory Biology“ unter Leitung von Prof. Dr. Karl-Wilhelm Koch. Das Kolleg sollte sich mit der interessanten Frage befassen, ob sich aus den sensorischen Prozessen wie Sehen, Riechen, Hören oder Magnetorezeption gemeinsame molekulare Prinzipien ableiten lassen. Diese Bewilligung war ein gelungener interdisziplinärer Ansatz in der Nachwuchsförderung.
Gründung der European Medical School
Der Start der European Medical School (EMS) war im Oktober 2012 von großer strategischer Bedeutung für
die Weiterentwicklung der Universität Oldenburg. Dabei war das Thema einer Medizinischen Fakultät in Oldenburg keineswegs neu. Schon 1971 hatte der Gründungsausschuss in seiner Planungsphase eine Kommission „Medizin“ eingerichtet. Das Projekt scheiterte jedoch – wie in den Folgejahren auch – immer wieder aus Kostengründen.
Die nun erneut ins Auge gefasste Gründung einer Medizinischen Fakultät war ein äußerst forderndes Unterfangen, das große Hoffnungen hervorrief, aber auch große Ängste. Die Befürchtung, bewährte Bereiche der Universität könnten aufgrund einer kostspieligen Medizin vernachlässigt werden, war bei meinem Amtsantritt 2010 sehr stark verbreitet – innerhalb und außerhalb der Universität. Hier bestand für mich zunächst einmal eine der wichtigsten Aufgaben darin, deutlich zu machen, dass eine Medizinische Fakultät auf keinen Fall auf Kosten anderer Fächer und Fakultäten gegründet werden würde.
Auch bundesweit sorgte das deutsch-niederländische Gemeinschaftsprojekt European Medical School Oldenburg-Groningen für große Aufmerksamkeit und rege Aufgeregtheit durch die vorgesehenen Bachelor- und Masterabschlüsse, die es in Deutschland in der Medizin sonst noch nicht gibt. Diese Hürde wurde genommen, indem der niederländische Masterabschluss um das klassische Staatsexamen ergänzt wurde.
Die Stellungnahme des Wissenschaftsrats (WR) zur geplanten European Medical School Oldenburg-Groningen war nach der Frühjahrssitzung am 10. Mai 2010 mit Spannung erwartet worden. Doch der setzte eine zweite Lesung an – ein Vorgehen, das zeigte, welche Bedeutung dieser Entscheidung gegeben wurde. Es folgten Nachbesserungen und Präzisierungen, um den Qualitätsansprüchen in Lehre, Forschung und Krankenversorgung auch langfristig zu genügen. Aber am 12. November 2010 gab das wichtigste wissenschaftspolitische Beratungsgremium von Bund und Ländern bei seiner Herbstsitzung in Lübeck den Weg für die Gründung des neuen medizinischen Standorts an der Universität Oldenburg frei. Ab dem WS 2012/13 sollten jährlich 40 Studierende ein gemeinsames Medizinstudium von sechs Jahren durchlaufen können.
Dass der Wissenschaftsrat grünes Licht für die European Medical School gab, war nicht zuletzt auch der engen Kooperation mit der ausgezeichneten Universität Groningen zu verdanken. Die EMS bot nun für uns die Chance, die seit rund 30 Jahren währende Kooperation mit Groningen weiter zu stärken und die Internationalisierung der Universität Oldenburg voranzutreiben. Die beiden hoch anerkannten Forschungsschwerpunkte Neurosensorik und Versorgungsforschung erhielten dabei große Möglichkeiten der Weiterentwicklung. Die Medizinausbildung selbst sollte neben den wissenschaftlichen Standards praxisnäher sein und mehr Raum für humanistische Grundlagen und Persönlichkeitsbildung bieten.
Der Aufbau der Fakultät begann unter Einbindung des Klinikums Oldenburg, des Evangelischen Krankenhauses und des Pius-Hospitals. Dafür mussten auch – noch völlig ohne zusätzliche Mittel – Räume für den Studiengang und das Dekanat auf dem Campus geschaffen werden. Es war zweifellos das am meisten herausfordernde Projekt für das Präsidium, das sich aber auf die Unterstützung der Landesregierung verlassen konnte. Das galt insbesondere für Wissenschaftsminister Lutz Stratmann, seiner Nachfolgerin Johanna Wanka und ihren Staatssekretär Dr. Josef Lange sowie nicht zuletzt dem damaligen Ministerpräsident David McAllister. Auch mit Unterstützung des Groninger Präsidenten Prof. Dr. Sibrand Poppema ließ sich manche Klippe umschiffen.
Um die Finanzierung durch das Land zu beflügeln und ein starkes Zeichen aus der Region zu setzen, ergriff der Verleger der Nordwest-Zeitung (NWZ), Reinhard Köser, am 20. Oktober 2011 die Initiative, gewichtige Vertreter aus der Wirtschaft und Politik der Region zu einem vertraulichen Gespräch mit Wissenschaftsministerin Johanna Wanka zu sich einzuladen. Diese Zusammenkunft erwies sich als außerordentlich wichtig, weil sie die Basis für eine hohe Spendenbereitschaft schuf. Über drei Millionen € stellte die Wirtschaft in Folge dieses Treffens bereit – die Stadt Oldenburg und die Kreise der Region beteiligten sich später mit einer weiteren Million. Wichtiger noch als die Mittel selbst waren aber die ungeteilte Zustimmung der Region und die konstruktive Begleitung des gesamten Prozesses. Das beeindruckte und verfehlte seine Wirkung nicht. Mit großer Mehrheit stimmte der Niedersächsische Landtag schon im Dezember 2011 der Finanzierung der European Medical School Oldenburg-Groningen zu und stellte bis 2015 57,5 Millionen € zur Verfügung, davon 8,5 Millionen aus den VW Vorab-Mitteln.
Der Prozess der Gründung einer neuen „Fakultät VI Medizin und Gesundheitswissenschaften“ wurde ab dem 8. Juli 2011 von einem Gründungsausschuss intensiv begleitet, der mit Vertretern aus der Universität, den Kliniken, dem zuständigen Ministerium sowie namhaften Universitätsmedizinexperten aus Niedersachsen und dem ganzen Bundesgebiet besetzt war. Er befasste sich beratend mit Fragen zu Strukturen und Prozessen, qualitätsorientierten Berufungsverfahren oder dem Lehr- sowie Forschungskonzept. Einigkeit gab es weitgehend beim Studienkonzept, das 40 Wochenstunden im Semester (erheblich mehr als andere Standorte) umfasste und, wie erwähnt, einen neuen Weg in der Medizinerausbildung beinhaltete: früher Patientenkontakt, Einbindung von Hausärzten (es wurde sehr schnell ein regionales Hausärztenetzwerk auf die Beine gestellt), fächerübergreifende Ausbildung in thematischen Modulen, Studienaufenthalt an der Partneruniversität Groningen, ein spezielles Tutoren- und Mentorenprogramm. Die Inhalte des Medizinstudiums wurden durch die bundeseinheitliche Approbationsordnung vorgegeben, sie wurden aber auf neue Weise miteinander verknüpft, möglichst integriert und fächerübergreifend unterrichtet.
Beim Aufbau des Studiengangs leistete Dr. Kirsten Gehlhar als Planerin im Dekanat unter hohem Zeitdruck Großartiges. Im Gründungsausschuss selbst galt es aber, dabei immer wieder Momente des Dissens aufzulösen und mit einer klaren Positionierung die Sitzungen zu beenden. Insbesondere betraf dies die Berufungsverfahren, zukünftige Macht- und Entscheidungskonstellationen sowie die Verteilung der zur Verfügung stehenden Mittel, die einzelne gerne mit größtmöglichem Anteil im eigenen Bereich verortet sahen.
Den Chefärzten der Kliniken war zudem in den vergangenen Jahren in Aussicht gestellt worden, dass sie mit Start der European Medical School eine Universitätsprofessur erhalten würden. Von daher war es wichtig, rasch ein Verfahren auf den Weg zu bringen, das diesen Erwartungen, aber auch den Vorgaben des Wissenschaftsrats gerecht wurde. Dort, wo Chefärzte bald ausscheiden würden, sollten Neuberufungen auf den Weg gebracht werden. Eine weitere Herausforderung war der Umgang mit der Komplexität des Oldenburger Kooperationsmodells. Es galt, sehr sorgfältige Überlegungen anzustellen, wie viele und welche Professuren angesichts knapper Ressourcen finanziert werden können. Darüber hinaus musste das Exzellenzcluster „Hearing4all“ gestärkt und der Aufbau der Versorgungsforschung vorangetrieben werden. Die Ansiedlung von Professuren in den Kliniken führte verständlicherweise insbesondere dort zum Dissens, wo in zwei Kliniken das gleiche Fach durch einen Chefarzt vertreten wurde – ein nicht schnell lösbares Problem, das mit einem vom Wissenschaftsministerium getragenen Kompromiss endete, der in wenigen Fällen parallele Strukturen ermöglichte.
In diese Phase fielen Überlegungen zur Aufnahme der Jaspers-Klinik als assoziierte Partnerin in den Verbund. Eine enge Zusammenarbeit vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung und der sich abzeichnenden enormen Zunahme der psychiatrischen Krankheitsbilder drängte sich unmittelbar auf.
2012 ging es dann Schlag auf Schlag. Im Juni schuf der Landtag mit der Änderung des Hochschulgesetzes die rechtlichen Rahmenbedingungen für die EMS. Zeitnah wurde auch der Vertrag mit der Rijksuniversiteit Groningen unterzeichnet und das deutsch-niederländische Kooperationsprojekt formal besiegelt. Mit der Bestellung des Gründungsdekanats durch das Präsidium fand im August auch die offizielle Gründung der Fakultät VI für Medizin und Gesundheitswissenschaften statt, die erste in Deutschland nach mehr als 20 Jahren. Erster Dekan war Prof. Dr. Eckhardt Hahn, der bereits seit August 2011 als Gründungsbeauftragter und Botschafter der European Medical School in der Region gewirkt hatte. Ihm standen drei Prodekane zur Seite. Bereits Ende August kam erstmals der 16-köpfige Beirat der neuen Fakultät zusammen, und einen Monat später wurde der Rahmenvertrag zur Zusammenarbeit der Universität mit den Krankenhäusern unterschrieben. In dieser Zeit entstand gleichzeitig ein sehr schöner Modulbau auf dem Campus Wechloy, der pünktlich zum Studienbeginn fertig gestellt war.
Viele der ersten 40 Medizinstudierenden, die aus 1200 Bewerbungen ausgewählt wurden, kamen aus der Region. Das nährt die Hoffnung, dass diese auch nach der Ausbildung als Ärzte bleiben werden. Die Studienanfänger waren natürlich mit dabei, als die European Medical School am 23. Oktober 2012 in Anwesenheit von Ministerpräsident David McAllister und 600 Gästen offiziell eröffnet wurde. 41 Jahre hatte die Universität Oldenburg auf diesen Moment gewartet, der nach außen dadurch besonders sichtbar wurde, dass sich die beteiligten Kliniken darauf geeinigt hatten unter der Bezeichnung „Medizinischer Campus Universität Oldenburg“ zu firmieren.
Nach der Beendigung der Arbeit des Gründungsbeirats konstituierte sich im Februar 2014 ein international besetztes Kuratorium. Es war mir gelungen, hochkarätige Expertinnen und Experten aus der Universitätsmedizin zu gewinnen, die beim weiteren Aufbau der EMS mit wertvollem Rat bis zur Begutachtung durch den Wissenschaftsrat im Jahr 2018 zur Seite stehen sollten.
Erfolge der Geistes- und Sozialwissenschaften
Die Bewilligung des ersten geisteswissenschaftlichen Graduiertenkollegs an der Universität Oldenburg mit Prof. Dr. Thomas Alkemeyer als Sprecher im Sommer 2010 war ein sehr großer Erfolg und unterstrich, dass vergleichsweise weniger beachtete Bereiche der Universität in der „Scientific Community“ Anerkennung fanden, wenn sie Unterstützung erfuhren. Mit dem Projekt „Selbst-Bildungen. Praktiken der Subjektivierung in historischer und interdisziplinärer Perspektive“ trat ein wichtiger Bereich aus dem Schatten der Wahrnehmung und entwickelte sich zu einem hochgradig interdisziplinären Forschungsfeld mit internationaler Strahlkraft, was sich auch in der 2016 beschlossenen Verlängerung der Förderung durch die DFG ausdrückt.
Die Editionsprojekte zu Carl von Ossietzky und Kurt Tucholsky, das Hannah Arendt-Zentrum, die Theodor W. Adorno Forschungsstelle sowie die Jaspers-Vorlesungen zu Fragen der Zeit waren ausgezeichnete Basis, um die Forschungen zu Karl Jaspers selbst und zu seinen Weggefährten weiter voranzutreiben. Mit dem Erwerb der privaten Jaspers-Bibliothek (11.000 Bände), der Bewilligung des Karl Jaspers-Editionsprojekts für 18 Jahre, an dem unter der Federführung der Akademie der Wissenschaften Heidelberg Oldenburg entscheidend beteiligt ist, sowie der Einrichtung der Heisenberg-Professur „Vergleichende Ideengeschichte“ 2011 wurden weitere wichtige Meilensteine für die geisteswissenschaftliche Forschung erreicht. Das Karl Jaspers-Haus, das 2013 mit einem Festvortrag von Prof. Dr. Wolfgang Frühwald eröffnet wurde, bildet dafür die perfekte Heimstatt, die auch weiten Kreisen über die Universitäts- und Wissenschafts-Community hinaus Zugang zur Denkwelt des Oldenburger Philosophen und Mediziners ermöglicht. Auch hier, wie häufig an der Universität Oldenburg, wurden dafür entscheidende Weichen aus der Gesellschaft herausgestellt. Ohne Werner Brinker, dem damaligen Hochschulratsvorsitzenden und Vorstandsvorsitzenden der EWE, wäre weder der Kauf der Privatbibliothek noch das Jaspers-Haus als – mittlerweile auch international gefragte – Forschungsstätte möglich gewesen.
Eine großartige Initiative war die „Villa Geistreich“ für Studierende und Schüler mit einem geisteswissenschaftlichen Lehr-Lern-Labor im Rahmen der Projekte „Forschungsbasiertes Lernen im Fokus (FLiF)“ und „Forschungsorientierte Lehre (FoL)“. So soll früh Interesse am Forschen in den Geisteswissenschaften befördert werden.
Auch die Sozialwissenschaften waren mit hervorragenden Forschungsfeldern aufgestellt. Das zeigte sich 2011 mit der Bewilligung der DFG-Forschergruppe „Europäische Vergesellschaftung“ unter Leitung von Prof. Dr. Martin Heidenreich. Ein aktuelles Thema, da die Europäische Integration in der Gesellschaft nicht den Stellenwert hat, den sie haben müsste. Damit erhielt Oldenburg zwei von bundesweit sieben neu bewilligten Forschergruppen durch die DFG – ein deutliches Signal für die exzellente Forschung vor Ort.
2012 kam noch die Bewilligung des EU-Forschungsprojekts „Cope: Combating Poverty in Europe” zu Armutsrisiken und sozialer Ausgrenzung hinzu, und 2013 nahm das „Zentrum für Genealogie der Gegenwart“ seine Arbeit auf. Unter diesem Dach beschäftigen sich Geisteswissenschaftler verschiedener Disziplinen mit der Entwicklung moderner Gesellschaften auf der Grundlage von Gegenwartsdiagnosen und Zukunftsentwürfen.
Zukunft der Meeresforschung
Kurz nachdem ich mein Amt angetreten hatte, bat Prof. Dr. Jürgen Rullkötter, damaliger Direktor des Instituts für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM), um einen Gesprächstermin. Er kam in Begleitung von Prof. Dr. Helmut Hillebrand mit der Frage auf mich zu, ob man für das Thema Marine Biodiversitätsforschung als Zukunftsthema für die Universität Oldenburg Förderung erwarten dürfe. Dass das Leben im Meer und an Land immer schnelleren Veränderungsprozessen ausgesetzt ist, war mir bewusst. Das Thema ist eine große gesellschaftliche Herausforderung und passt sehr gut in das Oldenburger Portfolio. Ich lernte, dass im Laufe der Zeit die hohe Artenvielfalt für langfristige Funktionalität von Ökosystemen sorgt und nur artenreiche Gemeinschaften nötige stabilisierende Austauschprozesse garantieren können. Das Zusammenspiel von Diversität und Funktionalität schien weitreichender als bisher angenommen (betrifft auch unsere Gesellschaft, dachte ich mir). Das war ein Zukunftsthema, das in Partnerschaft mit dem Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), aufgenommen werden sollte.
Das 1987 gegründete ICBM hatte in fast 25 Jahren internationale Maßstäbe für Zukunftsprojekte gesetzt und eine Vielzahl talentierter junger und international renommierter Meeresforscher nach Oldenburg gelockt. Als ich nach Oldenburg kam, waren die Oldenburger Wissenschaftler mit ihren Arbeitsgruppen auf allen Weltmeeren unterwegs. Seit 2009 hat das ICBM die federführende Leitung des DFG-Transregio-Sonderforschungsbereichs „Roseobacter“, dessen Laufzeit 2013 verlängert wurde, und dazu zwei Nachwuchsgruppen der Max-Planck-Gesellschaft eingerichtet. Ein Jahr später wurde das leistungsstärkste Massenspektrometer Deutschlands installiert, was die Spitzenstellung in der Meeresforschung weiter stärkte. Der Bau des modernsten Tiefseeforschungsschiffs der Welt, die „Sonne“, mit einem Kostenaufwand von 124 Mio. €, wurde vom ICBM begleitet und Wilhelmshaven wurde ihr Heimathafen.
2011 ging man mutig zusammen mit dem AWI sowie der Universität Bremen in den Wettbewerb um das DFG-Forschungszentrum „Integrative Biodiversitätsforschung“. Prof. Hillebrand schaffte es – für Außenstehende überraschend – als Newcomer in die Endrunde der vier besten Anträge. Dass dieses Forschungsgebiet Zukunftspotential für die Universität Oldenburg in sich birgt, wurde von den Gutachtern unterstrichen, was zum weiteren Ausbau der schon langen existierenden Kooperation mit dem AWI führte. Durch die Bündelung der herausragenden Forschungsaktivitäten sollte eine einmalige Schwerpunktsetzung mit nationaler und internationaler Strahlkraft entstehen und mittelfristig ein Helmholtz-Institut zur marinen Biodiversitätsforschung in Oldenburg errichtet werden. Schon 2012 gelang es, die Mittel für das virtuelle Helmholtz-Institut „PolarTime“ einzuwerben. Ein Jahr später folgte der Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft, Prof. Dr. Jürgen Mlynek, einer Einladung der Universität und informierte sich über ausgewählte Forschungsschwerpunkte. All diese Aktivitäten trugen Früchte: 2017 kommt es zu Errichtung des Helmholtz-Instituts für Funktionelle Marine Biodiversität in Oldenburg.
Neue Maßstäbe bei den regenerativen Energien
Als 2010 die Energiewende als große Herausforderung des 21. Jahrhunderts erkannt wurde, war die Universität Oldenburg in diesem Thema innovativ und breit aufgestellt, da sie bereits in den 1970er Jahren zu den ersten gehört hatte, die sich die Erforschung Erneuerbarer Energien zur Aufgabe gemacht hatten. Ihre Präsenz zu diesem Thema auf der Weltausstellung 2010 in Shanghai war Ausdruck dafür. Neue Maßstäbe in der Windenergieforschung konnte sie zudem nach erfolgreicher Besetzung des Stiftungslehrstuhls „Windenergiesysteme“ in 2010 setzen. Auf Empfehlung des Wissenschaftsrats startete 2013 der Bau eines Forschungslabors für Turbulenz- und Windenergiesysteme mit einem Aufwand von 20,5 Mio. €.
Informatik: Forschungszentrum und DFG-Graduiertenkolleg
Die Oldenburger Informatik hatte sich auch Dank des erfolgreichen Wirkens des An-Instituts OFFIS als ausgewiesener Standort für Angewandte Informatik äußerst erfolgreich entwickelt. 2011 gelang es zudem, den interdisziplinären Bereich Sicherheitskritische Systeme unter Leitung von Prof. Dr. Werner Damm durch ein neues DFG-Graduiertenkolleg SCARE, das von Prof. Dr. Ernst-Rüdiger Olderog beantragt worden war, sowie der erfolgreichen Verlängerung des Transregio-SFB AVACS (Automatic Verification and Analysis of Complex Systems) weiter zu stärken. Ein großer Erfolg war 2013 das bei der VW-Stiftung eingeworbene „Forschungszentrum Soziotechnische Systeme“, an dem auch OFFIS, SafeTRANS e.V. und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) beteiligt sind. Das neue Zentrum befasst sich mit hochkomplexen computerbasierten Systemen in der Automobilbranche, Luft- und Raumfahrt, Meerestechnik, Energieversorgung sowie im Gesundheitswesen.
Nachwuchsförderung: die Graduiertenakademie
Der Nachwuchsförderung widmete das Präsidium besondere Aufmerksamkeit. Dafür wurden zahlreiche Initiativen ergriffen – so die Errichtung der fachübergreifenden Graduiertenakademie, in der die Aktivitäten für alle Qualifizierungsphasen und unterschiedliche Karrierepfade gebündelt werden, und unter deren Dach die bereits bestehende Graduiertenschule für Naturwissenschaften und Technik (OLTECH) und die 2011 mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung gegründete Graduiertenschule für Gesellschafts- und Geisteswissenschaften (3GO), vereint wurden. Dazu wurden Regelungen zur durchlässigen Gestaltung des Übergangs vom Studium in die Promotion geschaffen und fachliche sowie persönliche Qualifizierung angeboten – auch praxisnah für den außeruniversitären Arbeitsmarkt. Die Graduiertenakademie eröffnete zudem anderen Hochschulen der Region die strukturierte Nachwuchsförderung unter ihrem Dach. So gelang es, zahlreiche koordinierte Promotionsprogramme einzuwerben. Alleine 2012 erhielt Oldenburg vom Land drei neue Promotionsprogramme mit 45 Georg-Christoph-Lichtenberg-Stipendien in den Forschungsschwerpunkten Lehrerbildung, erneuerbare Energien und Neurowissenschaften. Ein weiteres Beispiel war das Promotionskolleg „Art-Education“ am Institut für Kunst zusammen mit der Züricher Hochschule der Künste und der Wiener Universität der Angewandten Künste. Durch ihre große Zahl an laufenden eigen- und drittmittelfinanzierten Promotionsprogrammen gewann die Universität Oldenburg eine Spitzenposition in Niedersachsen.
Innovative Lehr- und Lernformate
Herzstück der Universität Oldenburg sind ihre Studierenden, deren Zahl kontinuierlich stieg, so dass ab 2011 die Erstsemesterbegrüßung zweimal erfolgen musste, um allen Studienanfängern die Beteiligung zu ermöglichen. Es war unser Anliegen, ihnen beste Rahmenbedingungen zu schaffen, ihre Zeit an unserer Universität ebenso erfolgreich wie vergnüglich zu gestalten. Auch wenn noch immer ein Großteil aus dem näheren Umfeld kommt – wie an anderen Universitäten auch – nimmt seit einiger Zeit die Quote derjenigen stetig zu, die sich von weit her um einen Studienplatz bemühen. Attraktive Lehrangebote, ein gutes Betreuungsverhältnis und nicht zuletzt die konsequente Symbiose von Forschung und Lehre in der forschungsorientierten Lehre vom ersten Semester an, tragen dazu bei. So erzielte die Universität Oldenburg immer wieder Spitzenplätze im Hochschulranking, das das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) mit der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) regelmäßig auflegt. Neben der Lehr- und Forschungsqualität steht die Attraktivität des Lernorts im Fokus.
Die Umsetzung der Bologna-Reform war bereits fünf Jahre vor meinem Amtsantritt an der Universität vollzogen worden. Jetzt galt es, Fehlentwicklungen aufzuhalten und nachzubessern. Mit vereinten Kräften wurde ein von Studierenden, Wissenschaftlern und Mitarbeitern getragener Reform-der-Reform-Prozess in Gang gesetzt, der Schwächen und Stärken auslotete und Vorschläge zur Nachjustierung machte. Bundesweite Anerkennung dieser Lehr-Lern-Kultur in Oldenburg zeigte das erfolgreiche Einwerben von fast 7 Mio. € für die Projekte „Forschungsbasierte Lehre im Fokus (FLiF)“ und „Forschungsorientierte Lehre (FOL)“. Neben der Weiterentwicklung dieses Lehr- und Lernprofils gehörte die flexiblere Gestaltung von Studiengängen angesichts einer zunehmend heterogenen Studierendenschaft dazu. Auch die Internationalisierung des Studienangebots wurde auf den Weg gebracht. Dafür gab es 2012 eine Auszeichnung: Zertifikat „Vielfalt gestalten“ vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft. 2013 erfolgte die Einführung videobasierter Lehre, die Lernen unabhängig von Zeit und Ort ermöglicht. Als hilfreich zeigte sich das Programm des Deutschlandstipendiums, das nur durch persönliches Engagement von Vizepräsidentin Prof. Budde und die Bereitschaft in der Region, dafür Geld zu spenden, möglich war. Zwischen 2011 und 2015 profitierten 300 Studierende davon.
Schon immer war es der Universität wichtig, sich Berufstätigen mit guter Qualifikation zu öffnen. Das galt auch für unser Präsidium. Es unterstützte diese Ausrichtung durch zwei weitere Professuren. Im BMBF-Wettbewerb 2011 „Aufstieg durch Bildung: Offene Hochschule“ punktete die Universität durch die große Expertise von Prof Dr. Anke Hanft gleich zweimal: zum einen mit MINTonline, in dessen Rahmen berufsbegleitende Bachelor- und Masterstudiengänge mit einem speziellen Fokus auf Erneuerbare Energien, Nachhaltigkeit und Umwelt implementiert wurden, zum anderen mit Begleitforschung sowie wissenschaftlicher Beratung. Mit der Eröffnung des neuen Lifelong Learning Campus Ende 2011 führte die Universität alle Akteure in diesem Bereich zusammen und untermauerte einmal mehr ihre führende Stellung.
Führende Stellung in der Lehrerbildung
Nachhaltig beeindruckt hat mich die Qualität der Oldenburger Lehrerbildung, die ihren Anfang Ende des 18. Jahrhunderts hatte und auch heute noch eine sehr wichtige Rolle in der Universität spielt. Sie bietet die Ausbildung für alle Schultypen an und hat in Niedersachsen eine herausragende Stellung. Die wird in der regelmäßig stattfindenden „Pädagogischen Woche“ sichtbar, an der mehr als 1.500 Lehrerinnen und Lehrer aus ganz Deutschland teilnehmen um sich weiterzubilden. Auch der jährlich ausgeschriebene Klaus-von-Klitzing-Preis für außerordentlich engagierte naturwissenschaftliche Lehrer ist Ausdruck des hohen Stellenwerts der Lehrerausbildung in Oldenburg. Rund 40 % der Studierenden entscheiden sich für das Lehramt.
Für die Weiterentwicklung innovativer Lehr- und Lernformen sorgte ein gut nachgefragtes hochschuldidaktisches Angebot, das überdies durch Kooperationen mit Partneruniversitäten sein besonderes Profil erhielt. Vor allem um die bereits laufenden fachdidaktischen Forschungen weiter zu fokussieren, wurde von der Wissenschaftlichen Kommission Niedersachsen (WKN) die Gründung eines Beirats empfohlen. Dieser – hochkarätig und international besetzt – tagte 2013 erstmalig. Praxisnahe Forschung stand im Fokus. Und schon 2010 hatten die Promotionsprogramme ProDid (Didaktische Rekonstruktion) sowie ProfaS (Prozesse fachdidaktischer Strukturierung) ihre Arbeit aufnehmen können. Wichtig war es, die Qualität der Lehrerfortbildung an wissenschaftlichen Erkenntnissen zu orientieren. So dient seit 2012 das Oldenburger Fortbildungszentrum (OFZ), eng verzahnt mit dem Didaktischen Zentrum, als Modell für die Neuausrichtung der Lehrerfortbildung in ganz Niedersachsen. Beim Hochschulwettbewerb der Telekom Stiftung für bessere Lehrerbildung in den MINT-Fächer setzte sich 2013 die Universität Oldenburg als einzige Hochschule gleich in zwei Themenfeldern durch, in den Bereichen „Lehr-Lern-Labore“ sowie „Entwicklung in heterogenen Lerngruppen“.
Kooperation mit der Jade Hochschule
Mit Amtsantritt begann die große Herausforderung der Umsetzung des Gesetzes zur Entwicklung der Fachhochschulen in Niedersachsen vom 18. Juni 2009. Deutschlandweit wurde hier ein neuer Weg beschritten. Beweggrund war – wie meist in solchen Fällen – Ressourcenknappheit: die Politik erhoffte sich Synergien. Von der Universität Oldenburg und der Jade Hochschule wurde eine zukunftsorientierte und abgestimmte Entwicklung erwartet. Danach hatte die Universität für die Jade Hochschule zentrale Verwaltungsaufgaben in den Bereichen der Personal- und Finanzverwaltung sowie die Bewirtschaftung der landeseigenen Liegenschaften und Vermögensgegenstände zu übernehmen. Die Kooperation umfasste ebenso Lehre, Forschung sowie Abstimmung bei der Besetzung von Professuren. Ein Rahmenvertrag regelte ab 1. Juli 2010 diese Kooperation. 2011 wurde der gemeinsame Lenkungsausschuss eingerichtet, Vorsitzender wurde Staatssekretär a. D. Johann Komusiewicz. 2011 folgte die Vereinbarung zur gemeinsamen Personalverwaltung, wobei die Universität die Personalverwaltung in weiten Teilen für die Jade Hochschule übernahm. Noch im selben Jahr wurde vereinbart, auch das Gebäudemanagement für die beiden Hochschulen zusammenzulegen – ein nicht einfacher Prozess, da Leitungsstrukturen aufgebrochen werden mussten, Systeme zu vereinheitlichen waren und Versetzungen notwendig wurden. Dass das gelang, war dem damaligen Finanzdezernenten und späterem Vizepräsidenten für Verwaltung, Jörg Stahlmann und seinem Kollegen Meik Möllers, unserem Baudezernenten, zu verdanken.
Im Hinblick auf die inhaltliche Kooperation zeigte sich insbesondere die Meeresforschung sehr interessiert und schuf mit der Jade Hochschule 2010 den Bachelor-Studiengang Meerestechnik in Wilhelmshaven und zwei Jahre später auch den aufbauenden Master-Studiengang Marine Sensorik.
Auszeichnung als ERASMUS MUNDUS Universität
“We think global, we act global, we teach global, we feel global”. So sollte es in einer weltoffenen Universität zugehen. Und das ist auch der Anspruch der Reformuniversität Oldenburg. 2010 erhielt sie die begehrte Auszeichnung ERASMUS MUNDUS-Universität mit den Studiengängen „Migration und Internationalisierung“, dem afrikanisch-europäischen Master-Studiengang „Migration and Intercultural Relations (EMMIR)“ und dem European Master in „Migration und Internationalisierung“. Die Auszeichnungen bestätigten den eingeschlagenen Weg und gaben wichtige Impulse für die Profilierung in diesem Bereich. Migrationsprozesse fordern im Zusammenhang mit der Globalisierung die Nationalstaaten und ihre Bürger heraus, und dem muss Rechnung getragen werden. 2011 folgte der ERASMUS-Master-Studiengang „European Wind Energy Master“, und im Rahmen der Graduiertenschule Science and Technology (OLTECH) können auch Doktortitel auf europäischer Ebene vergeben werden. 2012 erhielt die Universität Oldenburg für ihre Leistungen auf diesem Gebiet das Erasmus-Qualitätssiegel. Workshops in allen Fakultäten folgten, und das mehrstufige Audit der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), ein systematischer Beratungsprozess durch Experten zur Internationalisierung, wurde wirkungsvoll angegangen. Weltweit unterhält die Universität Oldenburg mit über 200 Universitäten Kooperationsverträge.
Migration und Integration
Das Thema Migration hat die Universität Oldenburg sehr früh und konsequent aufgegriffen. So wurde 2010 der Schülercampus „Mehr Migranten werden Lehrer“ mit Förderung der ZEIT-Stiftung und des niedersächsischen Kultusministeriums ins Leben gerufen. Dabei zielte die Forschung schon lange auf Integration und Internationalisierung. Das Thema erfuhr weitere Stärkung und neue Akzente durch die innovative Arbeit des 2013 neu gegründeten „Center for Migration, Education and Cultural Studies (CMC)“.
Integration aus gesellschaftlicher Verantwortung führte 2010 zur Gründung des An-Instituts „Integration durch Sport und Bildung“ unter Leitung des Sportpädagogen Ulf Gebken. Zur Eröffnungsfeier kamen DFB-Präsident Theo Zwanziger und Ministerin Johanna Wanka nach Oldenburg. Es ging um wissenschaftliche Impulse zur Integrationswirkung des Sports, insbesondere für benachteiligte Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund. Der Gründung vorausgegangen waren sehr erfolgreiche Projekte wie „Fußball ohne Abseits“, das jugendlichen Migranten über den Ballsport Kontaktmöglichkeiten bot, und MICK (Mädchen kicken mit), das junge Emigrantinnen zum Fußballspiel animiert und von der Bundeskanzlerin ausgezeichnet wurde. Verlässliche Unterstützung erfuhr diese Arbeit durch DFB-Funktionärin Steffi Jones, und den SV Werder Bremen mit dem Geschäftsführer Klaus-Dieter Fischer. Sie führten auch bei mir zur Begeisterung für den Frauenfußball und so infiziert fuhr ich zum ersten Mal in meinem Leben mit meinen Töchtern recht begeistert nach Berlin zum Auftaktspiel der Weltmeisterschaft Deutschland-Kanada.
Bauliche Weiterentwicklung
Eine große Herausforderung war die Beschaffung von Räumen für die sehr schnell expandierende Universität – und dabei ging es nicht nur um den Modulbau für die European Medical School. Mit dem Bau des Forschungszentrums NeSSy (2.000 qm) sollte der Engpass an Forschungsflächen gelindert werden. Dieser entstand quer zu den klassischen Fakultäts- und Fachstrukturen für die Schwerpunkte Neurosensorik/Hören und Sicherheitskritische Systeme. Das Schlaue Haus wurde 2012 mit der Jade Hochschule als Begegnungsstätte für Wissenschaft und Gesellschaft im Zentrum Oldenburgs eröffnet. Zu Beginn 2014 startete nach positiver Begutachtung durch den Wissenschaftsrat der Neubau des Forschungslabors für Turbulenz und Windenergiesysteme. Rechtzeitig zum 40. Geburtstag der Universität nahm das StudierendenServiceCenter (SSC) als zentrale Anlaufstelle sichtbare Formen an, und die Planungen für den Experimentierhörsaal für die Naturwissenschaften waren weit fortgeschritten, als ich nach Mainz wechselte.
Das Jubiläumsjahr 2014 – 40 Jahre offen für neue Wege
Unter dem Motto „40 Jahre offen für neue Wege“ beging 2014 die Universität ihren 40. Geburtstag mit einem reichhaltigen Programm, zu dem wir alle Interessierten einluden – nicht nur die Universitätsangehörigen selbst, sondern natürlich auch die Bevölkerung. Fast genau 40 Jahre nach der Universitätsgründung am 5. Dezember 1973 startete das Jubiläumsjahr mit einem Festakt im Hörsaalzentrum, zu dem auch Ministerpräsident Stephan Weil, Wissenschaftsministerin Dr. Gabriele Heinen-Kljajić sowie der Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Prof Dr. Wolfgang Marquardt, erschienen waren. Sie sahen, wie sich hier die Universität in ihrer Schönheit, Breite und Kraft unter Einsatz bester Bühnentechnik präsentierte. Dies war ein ganz besonderes Erlebnis für uns alle und wurde einmal mehr durch Förderer aus der Region möglich: Werner Brinker und Peter Wendeln. Sie machten auch den Auftritt der großartigen Pianistin Olga Scheps möglich.
Zum 40. Geburtstag wollten wir gemeinsam auf die Universität schauen, auf ihre Entwicklung, ihre Themen, ihre Schwerpunkte, ihre Ideen und Visionen und auf ihre Menschen. Es war mir wichtig zu zeigen: Diese Universität ist etwas Besonderes, und alle, die hier beschäftigt sind oder waren, haben einen ganz persönlichen Anteil an der ganz eigenen Atmosphäre und dem Profil dieser Universität. Ein sehr buntes und reichhaltiges Programm war zusammen mit allen Fakultäten und Einrichtungen unter Leitung von Universitätssprecherin Dr. Corinna Dahm-Brey zusammengestellt worden. Es sollte natürlich auch den Menschen der Region ein wenig zurückgeben von dem, was wir als Universität tagtäglich an Unterstützung und Zuspruch hatten erfahren dürfen.
Ein Fazit
Mich hat die Vielfalt der Menschen, die an der Universität Oldenburg studieren, lehren, forschen oder Dienstleistungen erbringen, fasziniert. Menschen unterschiedlicher Kulturen mit unterschiedlichen Lebensstilen, die verschiedene Sprachen sprechen und sich dennoch austauschen, verstehen und zusammenarbeiten. Das beglückt immer wieder aufs Neue. Alle profitieren von dieser Vielfalt, sie bereichert uns. Und diese Offenheit ist sehr typisch für die Carl von Ossietzky Universität.
Ungeachtet aller Herausforderungen zu Beginn meiner Amtszeit konnte sich die Universität durch den wachsenden inneren Zusammenhalt, klare Entwicklungslinien, verlässliche Partnerschaften und Kooperationen dynamisch weiterentwickeln und zählt heute zweifellos zu den erfolgreichen Reform-Universitäten. Diese Entwicklung wird auch außerhalb so wahrgenommen. In allen Bereichen wurden zukunftsweisende und vielversprechende Projekte angestoßen. Deren Zahl ist beeindruckend. Einiges wurde von uns im Präsidium angestoßen, moderiert oder befördert, anderes brauchte nur den freien Raum und kreative Atmosphäre und wuchs und gedieh ohne unser weiteres Zutun. So ist die dynamische Entwicklung der Universität der Erfolg von allen.
2012 war für die Universität Oldenburg das bedeutendste Jahr mit der erstmals positiven Entscheidung zur Exzellenzinitiative (Exzellenzcluster Hearing4all) und dem gelungenen Start des Studiengangs der European Medical School (EMS). Hier zeigte sich in besonderer Weise, dass ich eine Präsidentschaft in einer sehr bewegenden und spannenden Zeit erleben und gestalten durfte, wofür ich sehr dankbar bin. Und dabei hat sich wieder einmal gezeigt: die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg ist „offen für neue Wege“ und damit für die Zukunft bestens gewappnet.
[1] Gerhard Harms und Peter Waskönig (Hrsg.), „Mehr Lust als Last?“ Der Gründungsrektor sowie die Präsidentinnen und Präsidenten der Carl von Ossietzky Universität über ihre Herausforderungen und Erfolge 1974-2015, Oldenburg 2017, BIS-Verlag.