Unser Forschungsprojekt 2014-2018
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Unser Forschungsprojekt 2014-2018
Trotz guter Beschulung und elterlicher Unterstützung gelingt einigen Kindern der Erwerb des Lesens, Schreibens und Rechnens nur unzureichend. In unseren vorangegangenen Forschungsprojekten haben wir untersucht, welche kognitiven Bedingungen an der Aufrechterhaltung oder Entstehung solcher Schwierigkeiten beteiligt sind und ob sich Kinder mit bestimmten kognitiven Merkmalen in ihren schulischen Leistungen unterscheiden. Besonders im Fokus standen dabei das Arbeitsgedächtnis - das ist jenes System das kurzzeitig Informationen bereithält und verarbeitet - und weitere Gedächtnisstrukturen zum Beispiel für Ergebnisse einfacher Rechenaufgaben. Anhand dieser Ergebnisse (eine Übersicht über unsere Publikationen und Vorträge können Sie dem entsprechenden Reiter entnehmen) entwickelten und evaluierten wir in einem zweiten Schritt computergestützte pädagogisch-psychologische Trainingsprogramme. Eines von zwei Trainingsprogrammen hatte zum Ziel, die basalen Rechenfertigkeiten (die zum Beispiel auch beim fortgeschrittenen Rechnen sehr wichtig sind) zu verbessern – dies ist das sogenannte Fakten-Training. Ein anderes Training, das von KollegInnen aus Kaiserslautern entwickelt wurde und uns zur Verfügung gestellt wurde, diente der Förderung der phonologischen Fähigkeiten, die wesentlich am Lesen beteiligt sind (z.B. das Zerlegen von Wörtern in einzelne Laute oder das Benennen vom ersten Laut in einem Wort). Dieses Programm heißt Lautarium. Beide Programme sollten einen möglichst positiven Einfluss auf die schulischen Leistungen haben. Ob diese gewünschten Effekte auftraten, wurde dabei in unserer Studie geprüft.
In einem ersten Schritt haben wir im Klassenverband die Schulleistungen der Kinder erhoben (Screening). Bei der Erhebung im Klassenverband haben wir mit den Kindern einen Leseverständnistest, ein Diktat und einen Rechentest durchgeführt. Diese Testung der Kinder diente der Auswahl derer Kinder, die eingeladen worden, weiterhin am Projekt teilzunehmen. Beim Prätest haben wir mit den Kindern nochmals Rechentests sowie Aufgaben zum Arbeitsgedächtnis, zur selektiven Aufmerksamkeit und zu basisnumerischen Fähigkeiten durchgeführt. Anschließend haben die Kinder über einen Zeitraum von fünf Wochen entweder das Fakten-Training oder das Training Lautarium absolviert. Beim Posttest haben wir dann mit den Kindern wiederholt verschiedene Aufgaben zum Rechnen durchgeführt, um prüfen zu können, ob das Fakten-Trainingsprogramm die Rechenleistungen der Kinder verbessern kann. Einige Monate später haben wir dann nochmals die Rechenleistungen der Kinder erhoben, um zu prüfen, ob gegebenenfalls langfristige Effekte vom Faktentraining zu erwarten sind (follow up Test). Nach diesem letzten Termin stand es den Kindern frei, das zweite und bisher noch nicht absolvierte Training zu machen. Anhand der Abbildung können Sie die einzelnen Messzeitpunkte und eingesetzten Testverfahren überblicken:
Nachfolgend möchten wir Ihnen kurz die zentralen Ergebnisse unserer Studie berichten. Dafür haben wir die Daten aller Kinder, die bei uns im Forschungsprojekt mitgewirkt haben, gemittelt und analysiert. Das heißt, wir haben Durchschnittswerte errechnet, in die die Werte vieler Kinder (69 in unserer Studie) einfließen. Ziel unserer Studie war es zu prüfen, ob sich die Rechenleistungen von Kindern durch das Absolvieren eines Trainings zum Aufbau der Gedächtnisassoziationen zu einfachen Rechenaufgaben (Fakten-Training) verbessern. Dabei haben die Kinder per Zufall eines der beiden Trainings erhalten, sodass wir die Entwicklungen der Kinder beider Trainingsgruppen vergleichen können. So können wir bewerten, ob sich die Kinder nicht auch ohne das jeweils absolvierte Training entwicklungsbedingt in einem der Bereiche verbessert hätten.
Fragestellung 1: Entwickelt sich die Fakten-Trainingsgruppe stärker als die Lautarium-Trainingsgruppe (Kontrolltraining) im Rechnen?
Wir haben die Rechenleistungen (Addition und Subtraktion bis 20 sowie schriftliche Addition bis 1000) an insgesamt drei Messzeitpunkten erhoben (Prätestung vor dem Training, Posttestung nach dem Training und follow up nach einigen Monaten). In den Abbildungen sehen Sie die Entwicklung der Kinder, die entweder das Fakten-Training (blaue Linie) oder das Training Lautarium (grüne Linie) erhalten haben.
In den basalen Rechenfertigkeiten (Subtraktion und Addition), sowie in der schriftl. Addition bis 1000 lassen sich bedeutsame Veränderungen der Fakten-Trainingsgruppe gegenüber der Lautarium Gruppe aufzeigen. Die Kinder, die mit dem Fakten-Training trainiert haben, erzielen am Ende bessere Ergebnisse als die Kinder, die das Lautarium-Training erhalten haben.
Fragestellung 2: Entwickeln sich Kinder mit oder ohne Rechenschwäche stärker im Verlauf des Fakten Trainings?
Zur Beantwortung dieser Frage wurden für die Analysen nur die Kinder ausgewählt, die das Fakten-Training absolviert haben. Uns interessierte, ob Kinder mit Rechenschwäche besonders vom Faktentraining profitieren können. Daher unterscheiden die nachfolgenden Grafiken zwischen Kindern mit Rechenschwäche (gestrichelte Linie) und Kindern ohne Rechenschwäche (durchgezogene Linie).
Kinder ohne Rechenschwäche zeigen im Prä- Follow-up Vergleich bedeutsame Zuwächse. Bei Kindern mit Rechenschwäche konnten über den Follow-up Zeitraum keine stabilen Effekte beobachtet werden. Als mögliche Gründe für diese Befunde vermuten wir, dass die Intervention für Kinder mit Rechenschwäche zu kurz war, zu spät durchgeführt wurde oder durch weitere Maßnahmen ergänzt werden müsste (z.B. Strategietrainings) um langfristig wirksam zu sein.
Fragestellung 3: Akzeptanz des Fakten-Trainings bei den Kindern- wie hat den Kindern das Training sowie das Belohnungssystem gefallen und was denken sie, nachdem sie das Training absolviert haben?
Abschließend hat uns natürlich auch interessiert, wie den Kindern das von uns entwickelte Fakten-Training gefallen hat. Daher haben wir alle Kinder, die das Training absolviert haben, befragt.
Anhand der Abbildung kann man erkennen, dass der überwiegende Teil der Kinder das Training als gut oder sehr gut bewertet hat. Nur ein Viertel der Kinder gab an, dass es ihnen mittelmäßig oder nicht so gut gefallen hat.
Ein ähnliches Bild ergab sich, als wir die Kinder befragt haben, wie sie den Dschungel fanden. 81% der Kinder gaben an, dass ihnen der Dschungel gut oder sehr gut gefallen hat.
Außerdem hat uns noch interessiert, ob die Kinder nach dem Abschluss des Trainings froh waren, dass es vorbei ist oder ob sie gerne noch weiter trainiert hätten. Als das Training vorbei war, gaben etwas mehr als die Hälfte der Kinder an, dass sie gerne noch weiter trainiert hätten:
Abschließend haben wir die Kinder gefragt, ob sie glauben, dass sie nach dem Durchführen des Trainings besser geworden sind oder gleich gut geblieben sind. Interessanterweise glauben vor allem die Kinder mit Rechenschwäche (blaue Balken), dass sie besser geworden sind durch das Training, aber auch Kinder ohne Rechenschwäche (grüne Balken) glauben an die Wirksamkeit des Faktentrainings: