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Elke Visser

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Dissertationsvorhaben

Diagnoseaufgaben für die Bewertungskompetenz im Biologieunterricht

Hintergrund

Die Implementierung der Kompetenzorientierung im Unterricht auf der Grundlage der Bildungsstandards (KMK 2004) ist unaufhebbar mit dem Anspruch auf Diagnostizierbarkeit von Kompetenzen verknüpft. Dieser Anspruch wird dadurch unterstrichen, dass die Diagnose im Wandel von der Steuerung zur Regelung von Unterrichtsprozessen (Fischer et al. 2003) ein höheres Gewicht für die Gestaltung und Entwicklung von Unterricht gewinnt.

Mit der Notwendigkeit, Bewertungskompetenz im Biologieunterricht zu diagnostizieren, sind aber nicht auch schon die Instrumente für die Diagnose bereit gestellt. An dieser Stelle ergibt sich ein Entwicklungsbedarf für Diagnoseaufgaben, die ihren Platz im schulischen Kontext haben (Klieme 2006).

Theorie

Als Beschreibung der Bewertungskompetenz wird ein für die Unterrichtspraxis gekürztes und zusammengefasstes Kompetenzstrukturmodell (Visser & Hößle 2010) verwendet, dem das Kompetenzstrukturmodell nach Reitschert et al. (2007) zugrundeliegt. Weiterhin flossen Erträge der analytischen Ethik (s.u.), empirische Befunde zur Ausprägung einzelner Teilkompetenzen der Bewertungskompetenz (Reitschert 2009, Mittelsten Scheid 2008) sowie unterrichtspraktische Erfordernisse ein.

Der bioethische Gehalt des Aufgabengegenstands mit dem Schwerpunkt Medizinethik wurde im Wesentlichen Gebhard, Hößle & Johannsen (2005), Prüfer & Stollorz (2003) und Wiesemann & Biller-Andorno (2005) entnommen.

Aufgabenstellung und Leistungserwartung wurden einer ethischen Analyse unterzogen, die gewährleistet, dass in Bezug auf Aufgabenstellung und Leistungserwartung eine möglichst große sprachliche und logische Eindeutigkeit erzielt wird. Hier wird vor allem die sprachanalytische Arbeit Hares (1972) sowie die Darstellung der Normenkonflikte von Zoglauer (1998) zugrunde gelegt. Darüber hinaus wird die Bereitstellung des praktischen Syllogismus für unterrichtliche Zusammenhänge durch Dietrich (2004) berücksichtigt.

Ziel und Fragestellung

Ziel des Forschungsvorhabens ist es, die Möglichkeit einer Diagnose der Bewertungskompetenz durch schriftliche Aufgaben für den schulischen Einsatz aufzuzeigen.

· Welche Merkmale weisen von Schülern angefertigte Bearbeitungen schriftlicher Diagnoseaufgaben zur Bewertungskompetenz auf?

· Welche diagnostischen Hinweise auf die Bewertungskompetenz lassen sich vor dem Hintergrund des Kompetenzstrukturmodells aus diesen Bearbeitungen gewinnen?

· Lassen sich im Besonderen die empirisch gefundenen Stufungen von ausgewählten Teilkompetenzen in den schriftlichen Aufgabenbearbeitungen wieder finden?

Methodik

Auf der Grundlage des Kompetenzstrukturmodells wurden Aufgaben unterschiedlicher Formate entwickelt (Visser & Hößle 2010), die im Rahmen einer Vorstudie erprobt wurden.

Diese Aufgaben wurden in thematisch gebündelten Aufgabensets von sechs bis sieben Aufgaben Schülerinnen und Schüler des elften Jahrgangs zur Bearbeitung vorgelegt. Die Bearbeitungszeit war mit 60-80 Minuten hinreichend großzügig bemessen, um einen Zeitdruck als störendes Element auszuschließen.

Die Aufgabenbearbeitungen werden einer qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2003) unterzogen und die dabei gefundenen Kategorien den auf der Grundlage des vorliegenden Modells erwarteten Leistungen gegenübergestellt.

Literatur

Dietrich, J. (2004). Grundzüge ethischer Urteilsbildung. Ein Beitrag zur Bestimmung ethisch-philosophischer Basiskompetenzen und zur Methodenfrage der Ethik. In: J. Rohbeck (Hg.). Ethisch-philosophische Basiskompetenz. Dresden: Thelem, 65-96

Fischer, H. E., Klemm, K., Leutner, D., Sumfleth, E. Tiemann, R., Wirth, J. (2003). Naturwissenschaftsdidaktische Lehr-Lernforschung - Defizite und Desiderata. ZfDN 9, S.179-209

Gebhard, U., Hößle, C, Johannsen, F. (2005). Eingriff in das vorgeburtliche menschliche Leben. Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlagshaus

Hare, R.M (1972). Die Sprache der Moral. Frankfurt am Main: Suhrkamp

Klieme, E. (2006). Kompetenzmodelle zur Erfassung individueller Lernergebnisse und zur Bilanzierung von Bildungsprozessen. Z.f.Päd. 52 (6), 876-903

KMK: Bildungsstandards im Fach Biologie für den Mittleren Bildungsabschluss, Bonn 2004, www.kmk.org/schul/Bildungsstandards/Biologie_MSA_16-12-04.pdf

Mayring, P. (2003). Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. 8. Aufl., Weinheim: Deutscher Studienverlag

Mittelsten Scheid, N. (2008). Niveaus von Bewertungskompetenz - eine empirische Studie im Rahmen des Projekts "Biologie im Kontext". Der andere Verlag

Prüfer, T., Stollorz, V. (2003). Bioethik. Hamburg: Europäische Verlagsanstalt

Reitschert, K., Langlet, J., Hößle, C., Mittelsten Scheid, N., Schlüter, K. (2007). Dimensionen ethischer Urteilskompetenz. Dimensionierung und Niveaukonkretisierung. MNU 60/1, 43-51

Reitschert, K. (2009): Ethisches Bewerten im Biologieunterricht. Eine qualitative Untersuchung zur Strukturierung und Ausdifferenzierung von Bewertungskompetenz in bioethischen Sachverhalten bei Schülern der Sekundarstufe I. (347 Seiten). Hamburg: Verlag Dr. Kovač.

Visser, E., Hößle, C. (2010). Bewerten bewerten - Diagnoseaufgaben für die Bewertungskompetenz im Biologieunterricht. In: MNU 5/10, 286-291.

Wiesemann, D., Biller-Andorno, N. (2005). Medizinethik. Stuttgart: Georg Thieme Verlag

Zoglauer, T. (1998). Normenkonflikte. Zur Logik und Rationalität ethischen Argumentierens. Stuttgart - Bad Cannstatt: Frommann - Holzboog


(Stand: 16.03.2023)  |