Helen Kellinghaus

 Helen Oelgeklaus



Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Fak. V - Institut Biologie und Umweltwissenschaften
Arbeitsgruppe Didaktik der Biologie
Carl von Ossietzky Straße 9-11
26122 Oldenburg


e-Mail:

 

Dissertationsvorhaben:

Untersuchung zum Professionellen Wissen von Lehrerinnen und Lehrern zum Thema Klimawandel

Durch die Ergebnisse der PISA-Studien sind zahlreiche Initiativen im deutschen Bildungssystem ausgelöst worden und zwar auf unterschiedlichen Ebenen; etwa auf der Ebene der Schulstruktur (z.B. Ganztagsschulen), der Ebene der Leistungserhebung (z.B. Vergleichsarbeiten als bildungspolitische Vorgaben) oder der Ebene der Steuerung des Bildungswesens (von Lehrplänen hin zu Bildungsstandards). Aber es fehlt die Ebene des Wissens und des Handelns der Lehrer. Doch diese hat einen zentralen Einfluss auf das Geschehen in der Schule und dies insbesondere in einem ambivalent diskutierten Bereich wie dem Klimawandel. So steht immer wieder die Frage im Vordergrund, wann und inwieweit sich Lehrerinnen und Lehrer in ethischen Diskussionen selbst einbringen und ihre eigenen Positionen darstellen sollen. Inwieweit gelingt es Lehrerinnen und Lehrern, eine eher unbewusst erfolgende Indoktrination zu verhindern und Schülerinnen und Schüler nicht hinsichtlich ihres Urteils sondern hinsichtlich ihrer Argumentationsweise zu bewerten?

Das erhobene „Wissen über Lehrer“ hat eine klar zu benennende Lücke (Neubrand 2007). Es gibt zwar allgemeine Studien aus pädagogischer Perspektive (als Basis vorrangig Shulman 1986). Es gibt aber kaum Konzeptualisierungen und noch weniger empirische Daten, sobald das professionelle Wissen von Lehrerinnen und Lehrern in Bezug zum jeweiligen Fach gesetzt wird. Hier bleibt eine Lücke bestehen. Die Untersuchung will diese Lücke schließen, indem explizit spezifische Facetten des Lehrerwissens herausgearbeitet werden, die sich auf den Kontext Klimawandel und den Kompetenzbereich Bewerten beziehen.

In Anlehnung an mittlerweile klassische Konzepte von Shulman (1986), aber auch von anderen (Weinert et al 1989, Baumert et al. 2000) wird der Gesamtkomplex Professionelle Handlungskompetenz von Lehrerinnen und Lehrern ausdifferenziert. Es gehört dazu neben Überzeugungen, Werthaltungen, motivationalen Orientierungen und selbstregulativen Fähigkeiten ein spezifisches Professionswissen. Dieses ist dem Ansatz Shulmans folgend konzeptionell in pädagogisches Wissen, fachdidaktisches Wissen (pedagogical content knowledge / pck) und Fachwissen (content knowledge) zu unterscheiden.

Vom fachdidaktischen Standpunkt aus besteht die entscheidende Problematik offenbar darin, Fachwissen und fachdidaktisches Wissen so zu konzeptualisieren und in Facetten  des Lehrerwissens umzusetzen, dass die Spezifika des jeweiligen Faches - hier im Kontext Klimawandel und Kompetenzbereich Bewerten - hinreichend breit, vor allem authentisch ins Spiel gebracht werden können.  Das Projekt setzt sich zum Ziel, erste Hinweise hinsichtlich des fachdidaktischen Wissens von Lehrerinnen und Lehrern zum Thema Klimawandel und Bewertungskompetenz zu konzeptualisieren.

Forschungsfragen:

  • Welches professionelle Wissen (PCK) haben Lehrkräfte des naturwissenschaftlichen Unterrichts und des Politikunterrichts hinsichtlich des Unterrichtsthemas Klimawandel?
  • Was sind ihre Ziele im Unterricht zum Thema Klimawandel?
  • Was wird konkret umgesetzt?
  • Inwieweit wirkt sich eine enge Kooperation universitärer Fachdidaktiker mit Lehrerinnen und Lehrern aus der Unterrichtspraxis (Partizipative Aktionsforschung) auf das professionelle Wissen und die praktische Umsetzung im Unterricht aus?

Vorgehen:

Über drei Jahre entwickeln Lehrerinnen und Lehrer der beteiligten Fächer Biologie, Chemie, Physik und Politik im Rahmen der Partizipativen Aktionsforschung Unterrichtskonzepte. Diese werden im Rahmen des Dreistufenmodells entwickelt, erprobt, evaluiert und ergänzt.

In einer Folge von Interviews soll während dieses Zeitraums ermittelt werden:

  • welche Bedeutung Lehrerinnen und Lehrern dem Thema Klimawandel im Unterricht beimessen.
  • wie Lehrerinnen und Lehrer ein Unterrichtskonzept zum Thema Klimawandel strukturieren.
  • inwieweit es Lehrerinnen und Lehrern gelingt, fachlich korrektes Wissen zum Thema Klimawandel in das jeweilige Konzept einzufügen.
  • welche Medien und Methoden Lehrerinnen und Lehrern zur Umsetzung des Konzeptes favorisieren.
  • inwieweit normative und deskriptive Anteile berücksichtigt werden.
  • welche bildungstheoretischen Ziele durch den Unterricht verfolgt werden.
  • welche Schwierigkeiten bei der Konzeption zum Thema Klimawandel auftreten.
  • inwieweit Schülervorstellungen / sinnstiftende Kontexte berücksichtigt werden.

Literatur:

  • Baumert, J. , Bos, W. & Lehmann, R.  (Hrsg.) (2000). TIMSS/III: Dritte Internationale Mathematik- und Naturwissenschaftsstudie - Mathematische und naturwissenschaftliche Bildung am Ende der Schullaufbahn. Band II: Mathematische und physikalische Kompetenzen am Ende der gymnasialen Oberstufe (S. 271-315). Opladen: Leske & Budrich.
  • Neubrand, M. (2007). Professionelles Wissen von Mathematik-Lehrerinnen und Lehrern: Konzepte und Ergebnisse aus der PISA- und der COACTIV-Studie und Konsequenzen für die Lehrerausbildung. Vortrag auf
  • Shulman, L. S. (1986). Paradigms and research programs in the study of teaching: A contemporary perspective. In: M. C. Wittrock (Hrsg.), Handbook of research on teaching (S. 3-36). New York: Macmillan.
  • Weinert, F. E., Schrader, F. W. & Helmke, A. (1989). Quality of instruction and achievement outcomes. International Journal of Educational Research, 13, 895-914.

Lebenslauf

Ausbildungsgang:

1999 Abitur (bilingual deutsch-französisch) am Pascal-Gymnasium, Münster
2000–   2007 Studium der Fächer Biologie und Deutsch für das Lehramt Sekundarstufe I und II an der Universität Bremen

2003–  2004

Halbjähriges Schulpraktikum an der Gesamtschule Mitte in Bremen, im Rahmen des Lehramtstudiums: Entwicklung und Durchführung eigener Unterrichtseinheiten in den Fächern Biologie und Deutsch

2003–  2005

Entwicklung und Durchführung eines studentischen Gruppenprojektes zum Thema „Landschaftsökologie und Naturschutz – Auswirkungen von Habitatfragmentierung auf Pflanzen und Heuschrecken in Heiden“
2006
1.Staatsexamensarbeit zum Thema „Bildung für Nachhaltigkeit – Entwicklung und Evaluation von Bildungsmaterialien für die Sekundarstufe II zum Thema Wattenmeer“

2006–  2007

Teilnahme am Qualifizierungsprogramm „ZukunftsPiloten“ des Deutschen Naturschutzrings und der Bewegungsakademie, Themen u.a.:
Projekt- und Kampagnenmanagement, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Fundraising; inhaltliche Arbeit vor allem zum Thema Klimagerechtigkeit
 Jan. 2007
Abschluss des Studiums mit dem 1. Staatsexamen


Arbeitstätigkeiten:

 2002-2006  
Ausübung verschiedener HiWi-Jobs in den AGs Boden- und Vegetationsökologie an der Universität Bremen, u.a.:
Betreuung von Pflanzenbestimmungskursen in den Sommersemestern 2003 und 2004, Mitarbeit bei Projekten zur Untersuchung der Auswirkung von Habitatfragmentierung auf Pflanzen im Sommer 2005 und 2006
2004-2005
Mitarbeit beim Grünen Science Center botanika in Bremen:
Ausstellungs- und Besucherbetreuung, Kinderprogramm
2006-2007 Mitarbeit am Projekt „Entwicklung eines Kinderbuchs zum Thema Nordsee und Wattenmeer“ der Aktionskonferenz Nordsee, gefördert vom Senator für Bau, Umwelt und Verkehr, Bremen (Honorarbasis)
 seit 2007 Leitung von einwöchigen Bildungsurlauben zum Thema “Nordsee- und Wattenmeerökologie / Nachhaltige Entwicklung“ im Rahmen der Volkshochschule Bremen
 2007-2008  
Arbeit als Umweltpädagogin und Leiterin der Watt-Werkstatt am Gerd-Lausen-Haus in Rantum / Sylt:
Entwicklung und Durchführung von Führungen, Vorträgen und Veranstaltungen, Programm-Planung, Öffentlichkeitsarbeit, Konzeption einer Klima-Werkstatt
seit März 2008 Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Promotionsstudentin an der Universität Oldenburg, Didaktik der Biologie bei Prof. Dr. Corinna Hößle


Praktika:

1999 - 2000 Insgesamt siebenmonatige Praktika bei der Naturschutzgesellschaft Schutzstation Wattenmeer, Standorte Büsum und Westerhever:
Öffentlichkeitsarbeit (z.B. Besucherführungen, Diavorträge, Betreuung eines naturkundlichen Informationszentrums, Programme für Kinder und Jugendliche),
praktische Gebietsbetreuung (z.B. Rastvogelzählung, Wattkartierung, Brutvogelkartierung)
2000 Dreimonatiges Praktikum im Greenpeace-Büro Hamburg, Bereich Meere: Bearbeitung der Datenbank Meere, Vorbereitung verschiedener Veranstaltungen
2003 Einmonatiges Praktikum bei der Schutzstation Wattenmeer, Standort Hallig Hooge:
Entwicklung eines Ausstellungskonzeptes zum Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer sowie Planung und Erstellung von Ausstellungselementen für das Wattenmeerhaus Hallig Hooge


Ehrenamtliche Tätigkeiten:

1997 –   2003 Mitglied der Greenpeace-Gruppen Münster und Bremen, u.a.: inhaltliche Arbeit zu umweltrelevanten Themen v.a. im Bereich Energie sowie Meere; Vorbereitung und Durchführung verschiedener Veranstaltungen
seit 2002 Mitglied der Aktionskonferenz Nordsee, Mitarbeit im Ehrenamtlichenkreis:
Vorbereitung und Durchführung verschiedener Informationsveranstaltungen und Aktionen zu meerespolitisch relevanten Themen; Erstellen von Informationsbroschüren, Mitarbeit bei der Verfassung von Projektanträgen; Planung und Erarbeitung von Bildungsmaterialien zum Thema Nordsee und Wattenmeer
seit 2004 Vorstandsmitglied der Aktionskonferenz Nordsee, zuständig für den Bereich Umweltbildung
seit 2006 Mitglied bei der Schutzstation Wattenmeer, ehrenamtliche Tätigkeit:
Koordination und Initiierung von Kooperationen der Vereine Schutzstation Wattenmeer und Aktionskonferenz Nordsee in der Umweltbildungsarbeit


   

Veröffentlichungen:

  • Diekhoff,C., Kellinghaus,H., Osterhage,S., Schmitt,P., Waldmann,T. & Weber,A. (2006): Auf die Größe kommt es an – Auswirkungen von Habitatfragmentierung auf Pflanzen und Heuschrecken in Heiden. In: Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins zu Bremen. Band 46 / 1. Bremen.
  • Aktionskonferenz Nordsee e.V. (Hrsg.) (2007): Ich! Nein ich! Streit im Watt. Ein Sachbuch zum Lesen, Vorlesen und Ausprobieren. Eigenverlag Aktionskonferenz Nordsee. Bremen.
(Stand: 16.03.2023)  |