Didaktik der Kunst und des Textilen Gestaltens

Didaktik der Kunst und des Textilen Gestaltens

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Forschungsvorhaben in der Arbeitsgruppe "Didaktik der Kunst und des Textilen Gestaltens"

Die Arbeitsgruppe untersucht mit Methoden der qualitativen Sozialforschung Vorstellungen bei Lehrenden und Lernenden über zentrale Begriffe aus den Feldern Kunst und Textil. Die dem Fächerkanon der Kulturellen Bildung zuzurechnenden unterschiedlichen Didaktiken der Kunst und des Textilen sind traditionell stark durch historisch gewachsene, jeweils ideologisch verfasste und widerstreitende Definitionen ihrer zentralen Begrifflichkeiten strukturiert. Unter anderem die Studie "School Art - what´s in it?", die das Arts Council of England 2004 herausgab, weist für den angelsächsischen Kontext nach, dass die massive Divergenz der gegenwärtigen Diskurse der dynamischen Produktions- und Theoriefelder Kunst und Textil einerseits und der Vorstellungen von Lehrpersonen und Lernenden über die vermittlungsrelevanten Inhalte dieser Fächer andererseits dazu führt, dass deren Potentiale der speziell für die Entwicklung der fächerübergreifenden Kompetenzen - beispielsweise der Fähigkeit zum kulturellen Fremd- und Selbstverstehen, der kommunikativen und sozialen Kompetenz oder der Problemlösungskompetenz - gegenwärtig zu wenig ausgeschöpft werden. Im Bereich Textil überwiegt weiterhin die Vorstellung, es ginge in der Schule und in der Museumspädagogik in erster Linie um die Vermittlung textiler Techniken - hier mit dem Argument der Entwicklung der Feinmotorik; da, um das Kennenlernen fremder Kulturen durch den Nachvollzug textiler Fertigungsprozesse vermeintlich zu befördern. Kaum vereinbare Konzeptionen von Phänomenen wie Mode bei SchülerInnen und Lehrpersonen verhindern eine produktive Auseinandersetzung mit den möglichen, die Dimension der Produktion, Konsumtion, Ökologie und Kulturgeschichte mit einschließenden Lerninhalte.

Im Bereich Kunst beschränkt sich die Vermittlung in der Schule weitgehend auf den Kanon der klassischen Moderne, ohne das beispielsweise partizipative Ansätze in der Gegenwartskunst, die für das soziale Lernen in Schule und Museum fruchtbar gemacht werden können, berücksichtigt würden.

Die so verpassten Chancen beschleunigen die zunehmende Marginalisierung der Fächer. Die in der Arbeitsgruppe unternommenen Forschungsvorhaben haben zum Ziel, mit der Methode der didaktischen Rekonstruktion subjektive Theorien über die zentralen Begriffe von Kunst und Textil zu erheben, mit den entsprechenden Fachkonzeptionen zu vergleichen und von dort ausgehend Vorschläge für die Weiterentwicklung der Didaktiken im Sinne einer didaktischen Strukturierung zu entwickeln.

Ausgangspunkt ist die These, dass bei den Lehrenden und Lernenden vorhandene Konzepte von "Kunst", "Mode", "Kleidung", "Kultur(en)" etc. sowie über deren jeweilige gesellschaftliche und subjektbezogene Wirkungen die Vermittlungsprozesse in schulischen und außerschulischen Lernsituationen maßgeblich prägen. Weitergehend wird davon ausgegangen, dass nur durch die Berücksichtigung dieses impliziten Wissens eine sinnvolle Weiterentwicklung der Fachdidaktiken und der entsprechenden Hochschuldidaktiken erfolgen kann. Aus konstruktivistischer Perspektive wird argumentiert, dass sich Bildungsprozesse gerade in Kunst und Textil erst dann vollziehen können, wenn in den pädagogischen Situationen Lernende und Lehrende ihre Vorstellungen über jene zentralen Begriffe theoretisch und praktisch weiterentwickeln und damit Fachinhalte permanent verhandeln und herstellen. Denn diese Begriffe sind nicht statisch und universell, sondern unterliegen selbst permanenter Veränderung und Erweiterung, worin eine besondere Chance für die Fachdidaktiken liegt.

Mögliche Dissertationsthemen:

  • Wie wirkt Kunst? - Kunstbegriffe und subjektive Theorien über die Bildungswirkung von Kunst bei Lehrern, Referendaren, Museumspädagogen und Schülern
  • Ist das Kunst? Welche Vorstellungen entwickeln Lehrern, Referendaren, Museumspädagogen und Schülern von Gegenwartskunst im Vergleich zum anerkannten künstlerischen Kanon?
  • Oberflächliches Konsumieren oder Grundlage für Persönlichkeit? Subjektive und geschlechtsspezifische Theorien über die Funktion von "Mode" bei LehrerInnen, ReferendarInnen und SchülerInnen im Textilunterricht.
  • Subjektive Theorien von kulturell "fremder" und "eigener" Sachkultur bei LehrerInnen, ReferendarInnen, MuseumspädagogInnen und SchülerInnen
  • Was ist Kleidung? Entwicklung von textildidaktischen Vorschlägen anhand des Vergleichs von Vorstellungen bei Lehrenden und Lernenden mit den aktuellen Fachkonzeptionen zu einem weiten Begriff.
  • Das Schaf auf dem Baum macht die Baumwolle. Vorstellungen von SchülerInnen zu textilen Produktionsprozessen und Materialien.
(Stand: 16.03.2023)  |