Didaktik der Politik

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Forschungsvorhaben in der Arbeitsgruppe "Didaktik der Politik" im Promotionsprogramm "Fachdidaktische Lehr- und Lernforschung - Didaktische Rekonstruktion"

In den Forschungsvorhaben der Arbeitsgruppe werden die Vorstellungen untersucht, die sich Schülerinnen und Schüler von der politischen Wirklichkeit machen. Den Forschungen der Arbeitsgruppe "Didaktik der Politik" liegt ein gewandeltes politisches Lehr-/Lernverständnis zu Grunde. Politisches Lernen wird nicht als Übernahme fachwissenschaftlich vorgegebener Lerngegenstände begriffen, sondern als ein konstruktiver Prozess, in dem Lernende ihre Vorstellungen über Politik erweitern und erneuern. Dieses Konzept hat die lehrtheoretische Konsequenz, dass der didaktischen Reduktion der Sachstruktur "Politik" eine empirische Analyse der Schülervorstellungen vorangestellt wird. Das empirische Forschungskonzept der politikdidaktischen Rekonstruktion setzt bei den Lernenden an. Es erforscht die subjektiven Vorstellungen, die Lernende von politischen Strukturen, Prozessen und Inhalten aufgebaut haben. Diese subjektiven Theorien werden als Voraussetzungen des politischen Lernens analysiert. Die politikdidaktische Strukturierung eines Lerngebietes resultiert dann aus der systematischen In-Beziehung-Setzung der subjektiven Lerner- und wissenschaftlichen Fachperspektiven auf Politik. Für die Erforschung der Schülervoraussetzungen für politisches Lernen stellt das "Politikbewusstsein" eine zentrale Kategorie dar. Das Politikbewusstsein lässt sich als eine mentale Struktur begreifen, durch die sich Individuen Vorstellungen von Politik aufbauen. Das Politikbewusstsein beherbergt subjektive Konstruktionen der politischen Wirklichkeit. Ein so verstandenes Bewusstsein geht nicht darin auf, dass sich in ihm Wissen über Politik anhäuft. Neben den Inhalten interessieren die Strukturen des Politikbewusstseins. Die Struktur des Politikbewusstseins ermöglicht Denkbewegungen, durch welche Vorstellungen von Politik aufgebaut werden. So entwickelt der Einzelne eine subjektive Theorie zu der Frage, wie innerhalb einer sozialen Gruppe allgemeine Verbindlichkeit hergestellt wird. Politisches Denken bildet also nicht vorgefundene politische Herrschaftsstrukturen ab, sondern konstruiert ein kognitives Schema, welches den Prozess der Herstellung von kollektiver Verbindlichkeit subjektiv erklärbar macht. Das Politikbewusstsein fungiert als "kognitive Landkarte" zur Orientierung in der politischen Wirklichkeit. Das Politikbewusstsein ist nicht statisch, sondern unterliegt einem ständigen Wandel. Politisches Lernen lässt sich als ein Prozess der Bildung und Veränderung von Politikbewusstsein begreifen. Im Forschungsprogramm "politikdidaktische Rekonstruktion" interessiert das Politikbewusstsein als Ausgangspunkt politischen Lernens. Dadurch wird analysiert, von welchen Schülervoraussetzungen bei der Gestaltung von politischen Lehrprozessen auszugehen ist. Es interessieren die subjektiven politischen Theorien, welche die Erweiterung und Erneuerung von Politikbewusstsein und damit von politischem Lernen bedingen. In den Forschungsprojekten der politikdidaktischen Arbeitsgruppe soll zu folgenden Fragestellungen gearbeitet werden:

  • Welche Vorstellungen entwickeln Schülerinnen und Schüler zu den Inhalten, den Prozessen und den Strukturen von Politik?
  • Mit welchen subjektiven Theorien erklären sich Lernende, wie innerhalb einer sozialen Gruppe allgemeine Verbindlichkeit hergestellt wird?
  • Wie variieren diese Erklärungen mit der Größe (Kommune, Land, Staat, Europa, Welt) und Verschiedenartigkeit (Lebenswelt, Systemwelt) der sozialen Gruppe?

Für die Erhebung und Auswertung der Daten wird vor allem auf Methoden der qualitativen Sozialforschung zurückgegriffen. Mittels offener und gelenkter Schülerinterviews sowie Unterrichtsbeobachtungen sollen Inhalte und Strukturen des Politikbewusstseins von Lernenden ermittelt werden. Bei der Auswertung werden inhaltsanalytische Verfahren angewendet. Das Forschungsprogramm zur politikdidaktischen Rekonstruktion kooperiert mit Projekten der "Forschungsstelle historisch-politisches Lernen". In diesem Zusammenhang beschäftigen sich die Forschungsvorhaben auch mit Problemfeldern des historisch-politischen Lernens.

(Stand: 16.03.2023)  |