Kuhn, W. & Kleyer, M. (1999/2000)
Z. Ökologie u. Naturschutz 8(4): 207-218
Abstract: We used iterative statistical
habitat models to predict the incidence of Oedipoda caerulescens
(Orthoptera, Saltatoria). Our first model is derived from presence / absence
data and habitat factors (temperature, vegetation cover and structure),
all mapped by covering the whole study area. It predicts a maximum incidence
of 0.3, if the vegetation cover is about 50 % and the „standardized vegetation
height“ is below 0.3 m. This habitat model produces the potential habitat
map of the study area.
In a second model, presence / absence
data are recorded from these potential habitats and their isolation and
size are computed as independent variables. The predicted incidence is
above 0.8, if the given patch is large and many other patches occupied
by Oedipoda caerulescens are found in the neighbourhood. Isolated
patches are occupied, if the size exceeds 2,800 m².
Zusammenfassung: In dieser Studie
haben wir zunächst ein qualitatives Habitatmodell für die Blauflügelige
Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens) aufgestellt, das die
potentiellen Habitate in einer Landschaft kennzeichnet. Ein zweites Habitatmodell
verbessert dann die Prognose der Vorkommenswahrscheinlichkeit, indem es
Größe und Isolation dieser Flächen berücksichtigt.
Die Daten stammen aus einem 32 km² großen Untersuchungsgebiet
in der Porphyrkuppenlandschaft nordwestlich von Halle / Saale. Die Landschaft
besteht im wesentlichen aus Feldern, halbruderalen Trockenfluren, Halbtrockenrasen,
Volltrockenrasen und verbuschten Flächen. Dem qualitativen Habitatmodell
liegen flächendeckende Karten zur Besonnung der Standorte und zur
Vegetationsstruktur zu Grunde. Die Besonnung wurde aus einem Höhenmodell,
GIS-Funktionen zur automatisierten Ableitung von Exposition und Hangneigung
und einem darauf aufbauenden Insolationsmodell berechnet. Die horizontale
und vertikale Vegetationsstruktur wurde aus der flächendeckenden Vegetationskarte
unter Berücksichtigung der Wuchsform und Architektur aller Pflanzenarten
abgeleitet. Die logistische Regressionsanalyse ergab eine hohe Korrelation
von Besonnung und Vegetationsstruktur, so daß die Berücksichtigung
der Besonnung nicht zu einer Verbesserung der Modellgüte führte.
Das Habitatmodell ergibt eine maximale Vorkommenswahrscheinlichkeit von
30 %, wenn die Vegetationdsdeckung bei 50 % liegt und die „standardisierte
Bestandeshöhe“ unter 0,3 m liegt.
Flächen mit diesen Eigenschaften
wurden zu potentiellen Habitaten erklärt. Durch Nachsuche wurde dann
von diesen die jeweils besetzten bestimmt. Zwischen allen potentiellen
Habitaten ist die Distanz (bezogen auf die Habitatränder) und die
Interhabitatqualität berechnet worden, außerdem die Größe
und Form der Habitate. Für die Berechung sind eigene GIS-Funktionen
entwickelt worden („radiale Transektanalyse“). Die Auswertung von Isolation
und Größe der Habitate mit der logistischen Regression konnte
die prognostizierte maximale Vorkommenswahrscheinlichkeit auf über
80 % steigern. Das Ergebnis zeigt, daß sehr hohe Inzidenzen (> 75
%) zu erwarten sind, wenn das jeweils betrachtete Habitat groß ist
und wenn viele besetzte Habitate in der Nähe liegen. Auf isolierten
Flächen kommt Oedipoda caerulescens erst ab einer Größe
von 2800 m² vor.