Zusammenfassung des von der DFG geförderten Projekts:
Anhand zeitlich hochauflösender Probensätze der Sites 1143
und 1145 soll der Chemismus pliozäner Sedimente des Südchinesischen
Meeres untersucht werden. Unter Zuhilfenahme einer Kombination geeigneter
geochemischer Indikatoren (u.a. Si/Al-, Ti/Al-, Mg/Al-, K/Al- und Zr/Al-Verhältnisse
sowie TOC-, Ba-, CaCO3- und Mn-Gehalte) sollen die aufgrund von Schwankungen
der Monsunintensität auftretenden Variationen der Paläoumweltbedingungen
studiert werden. Diese sollten sich durch Änderungen der Eintragsmengen
von Material der verschiedenen Flüsse (Mekong, Roter Fluß, Perlfluß,
Yangzi/Ostchinesisches Meer), Variationen des äolischen Eintrags sowie
Änderungen der Bioproduktion und Sauerstoff-Minimumzone äußern.
Desweiteren soll mit den erhobenen Daten
a) ein Abgleich mit den zeitlichen Variationen der astronomischen Parameter
(Präzession, Schiefe der Ekliptik) erfolgen.
b) ein Vergleich mit den im östlichen Mittelmeer auftretenden,
auf den ostafrikanischen Monsun zurückzuführenden Sedimentzyklen
sowie den Variationen des Indischen Monsuns vorgenommen werden.
c) untersucht werden, inwiefern sich die im Zeitabschnitt zwischen
3.1 und 2.3 Ma v.h. einsetzende Nordhemisphärenvereisung auf die Variationen
des ostasiatischen Monsuns auswirken.
Erste Ergebnisse:
Haupt- und Spurenelementsignaturen von pliozänen Sedimenten des Südchinesischen Meeres (Leg 184): Erste Ergebnisse von den Sites 1143 und 1145
Rolf Wehausen*, Hans-Jürgen Brumsack* und ODP Leg 184 Fahrtteilnehmer/innen
*Institut f. Chemie und Biologie des Meeres (ICBM), Carl-von-Ossietzky-Universität, 26111 Oldenburg
Pliozäne, vor etwa 3,1 bis 2,3 Millionen Jahren abgelagerte Sedimente
der Sites 1143 (2770 m Wassertiefe) im Süden des Südchinesischen
Meeres und 1145 (3175 m Wassertiefe) am südchinesischen Kontinentalhang
wurden in einer Auflösung von ca. 2 ka beprobt und anorganisch-geochemischen
Analysen unterzogen.
Es handelt sich bei den untersuchten Sedimenten um Tone oder kalkige
nannofossilreiche Tone mit Carbonatgehalten zwischen 5 und 30 % sowie geringen
organischen Kohlenstoffgehalten von 0,2 bis 0,3 %, die auf durchgehend
oxische Ablager-ungsbedingungen schließen lassen. Bei einem Vergleich
der Mittelwerte werden Unterschiede zwischen den beiden Lokationen deutlich.
Die Gehalte an Carbonat sowie carbonatfrei gerechnetem SiO2,
TiO2, P2O5, Mn und Zr sind an Site 1145
im Norden des Südchinesischen Meeres höher. Im Gegensatz dazu
liegen am südlich gelegenen Site 1143 höhere Gehalte an Al2O3,
K2O, S, Ba und Rb vor. Die höheren Si, Ti und Zr Gehalte
an Lokation 1145 lassen vermuten, dass der äolische Eintrag vom chinesischen
Hinterland dort ausgeprägter ist. Diese drei Elemente sind typischerweise
in äolischen Ablagerungen wie Loess angereichert (Schnetger, 1992).
Für den Süden des Südchinesischen Meeres sind keine signifikanten
Quellen äolischer Einträge detritischen Materials zu erwarten.
Die dort angrenzenden Landmassen liegen im tropisch-äquatorialen Bereich,
der heute fast vollständig von Regenwald bedeckt ist. Fluviatile Einträge
vom Mekong oder kleinerer Flüsse von Kalimantan oder Palawan dürften
für einen Großteil der Sedimentakkumulation verantwortlich sein.
Obwohl die ersten Ergebnisse zeigen, dass die Sedimente beider Lokationen
nur relativ geringe Schwankungen in der Zusammensetzung des terrigen-detritischen
Materials aufweisen, konnte aufgrund der hohen Reproduzierbarkeit der von
uns verwendeten röntgenfluoreszenzanalytischen Methode eine vermutlich
auf Erdbahn-parameter zurückgehende Zyklizität nachgewiesen werden.
So deuten unter anderem die Ti/Al-, K/Al-, Rb/Al-Verhältnisse bzw.
der carbonatfrei gerechnete Al2O3-Gehalt auf zyklische
Änderungen der Quellen und relativen Eintragsmengen terrigen-detritischen
Materials an beiden Sites hin. Eine Betrachtung der Frequenz der beobachteten
Zyklen unter Hinzuziehung der an Bord ermittelten Ablager-ungsraten zeigt,
dass es sich um 19 bzw. 23 ka-Zyklen zu handeln scheint.
Noch deutlicheren zyklischen Schwankungen unterliegen die an die biologische
Produktion bzw. den Fluss von organischem Material gebundenen Parameter
wie Carbonat, Phosphor und Barium. An Site 1143 weisen diese drei Komponenten
eine sehr große Ähnlichkeit in ihrem Verhalten auf, an Site
1145 zeigt Ba ein vom Carbonat- und Phosphorgehalt abweichendes Verhalten.
Die sich zyklisch verhaltenden Parameter lassen sich zu den insolationsgesteuerten
Variationen von Sommer- und Wintermonsun (z.B., Morley & Heusser, 1997;
Wang et al., 1999) in Beziehung setzen. An der nördlichen Lokation
1145 können Maxima des Ti/Al-Verhältnisses als Anzeiger für
einen intensivierten Wintermonsun (Eintrag von Loess, siehe oben) gewertet
werden. Mit dem verstärkten Wintermonsun scheint auch die Produktivität
anzusteigen, was sich in zeitgleichen Ba/Al-Maxima ausdrückt. Ein
eher entgegengesetztes Verhalten zeigen die K/Al- und Rb/Al-Verhältnisse.
Diese beiden Elemente sind als ÑPaläoproxiesì fluviatilen Eintrags
und damit eines intensivierten Sommermonsuns mit erhöhten Niederschlagsmengen
in Südchina anzusehen.
Überprägt wird der astronomische Steuerungsmechanismus der
Sedimentation durch regionale wie auch globale Klima- und Umweltänderungen.
Dies spiegelt sich in der Geochemie beider Sites wider. Eine Zunahme der
carbonatfrei gerechneten K2O- und Al2O3-Gehalte
im Zeitabschnitt von etwa 3,0 bis 2,7 Ma an Site 1145 deutet auf die Zunahme
fluviatilen Materials, möglicherweise im Zuge der Intensivierung des
Sommermonsuns hin. An Site 1143 findet eine sprunghafte Abnahme der Frequenz
der Ablagerungszyklen statt, die als Zunahme der Sedimentationsrate gedeutet
werden kann. Gleichzeitig nimmt die Höhe der Schwankungen in der Zusammensetzung
des terrigen-detritischen Materials zu. Dieser Übergang liegt laut
stratigraphischer Untersuchungen an Bord vor etwa 2,5 Ma statt. Zu dieser
Zeit kam es zu einer starken Intensivierung des Wintermonsuns, die sich
beispielsweise auch in dem Einsetzen der Lößablagerung in Zentralchina
ausdrückt (Lu et al., 1999).
Literatur
Lu H., Liu X., Zhang F., An Z., & Dodson J. (1999) Astronomical calibration of loess-paleosol deposits at Louchan, central Chinese Loess Plateau. Palaeogeogr., Palaeoclimatol., Palaeoecol. 154, 237-246.
Morley J.J. & Heusser L.E. (1997) Role of orbital forcing in east Asian monsoon climates during the last 350 kyr: Evidence from terrestrial and marine climate proxies from core RC 14-99. Paleoceanogr. 12 (3), 483-493.
Schnetger B. (1992) Chemical composition of loess from a local and worldwide view. N. Jb. Miner. Mh. Jg. 1992 (H. 1), 29-47.
Wang L., Sarnthein M., Erlenkeuser H., Grimalt J., Grootes P., Heilig
S., Ivanova E., Kienast M., Pelejero C., & Pflaumann U. (1999) East
Asian monsoon climate during the Late Pleistocene: high-resolution sediment
records from the South China Sea. Mar. Geol. 156, 245-284.