Lutz van Dijk
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Lutz van Dijk
"Sinn machen ohne Rücksicht darauf, wie es ausgeht..."
Bücher schreiben für junge Leute, die ahnen, dass es noch anderes Leben außer dem derzeit gelebten geben kann
"Hoffnung ist nicht Optimismus. Es ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgehen wird, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn macht, ohne Rücksicht darauf, wie es ausgeht." (Vaclav Havel)

© Gesche Jaeger
(Quelle:http://www.lutzvandijk.co.za/lesungen.html)
Im Sommersemester 2009 wird der niederländisch-deutsche Schriftsteller Lutz van Dijk die Poetik-Professur innehaben. Er lebt in Kapstadt und Amsterdam und engagiert sich seit 2001 für die HOKISA Stiftung für HIV-infizierte Kinder in Südafrika. Seine Bücher richten sich vor allem an Jugendliche und stellen, wie er selbst sagt, "Minderheiten, die sich für ihre Rechte einsetzen", in den Mittelpunkt. In insgesamt drei öffentlichen Vorlesungen, am 06., am 20. und am 27. Mai 2009, wird Lutz van Dijk im Bibliotheks-Saal der Universität Oldenburg über seine Arbeit als Schriftssteller und Menschenrechts-Aktivist in Südafrika, über den Einfluss des sozialenund politischen Engagements auf sein literarisches Schaffen und die Rolle der Jugendliteratur in unterschiedlichen Kulturen sprechen.
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Ort: Bibliotheks-Saal, CvO Universität, Uhlhornsweg
1. Termin: 06. Mai 2009 18.00 - 20.00 Uhr
*Damals*
Das historische wie persönliche Damals. Wo komme ich her? Was hat mich geprägt? Moch, meine Eltern, das Land, in dem ich aufgewachsen bin. Die Schrecken der NS-Vergangenheit. Meine Sprache, mein Denken, meine Sicht auf die Welt. Andere Welten und andere Geschichten. Der Schlüsselroman der Berliner Schriftstellerin Ingeborg Drewitz (1923-1986), sagt es prägnant, beinah diktatorisch: "Gerstern war Heute: 100 Jahre Gegenwart". Die einfachen, zuweilen miefigen, aber auch redlichen und sich wacker behauptenden Menschen und Milieus der Mauerstadt West-Berlin, die sie darin schildert, sind mir nah und vertraut.
Lutz van Dijk wird erzählen und vorlesen aus seinen Büchern, die berichten von Jugendlichen aus der NS-Zeit ebenso wie aus seinem Band "Die Geschichte der Juden" (2001), der versucht zu verorten, was es historisch bedeutet, als Gruppe einer Minderheit (hier einer religiösen) anzugehören, auch: Welche unterschiedlichen Strategien des Lebens und Überlebens in verschiedenen Epochen entwickelt wurden, das Anderssein zu erhalten und doch nicht zu den Ausgegrenzten zu gehören.
2. Termin: 20. Mai 2009 18.00 - 20.00 Uhr
* In mir *
In jedem von uns eine Welt. Friedrich Hölderlins (1770-1843) aufwühlendes Zitat: "Ist das Reich der Ideen erst revolutioniert, hält die Wirklichkeit nicht stand" ebenso wie die jüdische Weisheit: "Wer ein Kind rettet, rettet eine ganze Welt". Und schließlich Pablo Nerudas (1904-1973) Liebensgedicht "I like for you to be still", leise sein, still sein, in sich und andere hineinhorchen, nicht aushorchen, da sein, zuhören, nicht urteilen, Raum geben für noch Unbekanntes, Fremdes, Überraschendes.
An diesem Abend wird Lutz van Dijk berichten und vorlesen aus seinen Jugendbüchern zu erster Liebe und sexueller Vielfalt, auch aus dem Band "Die Geschichte von Liebe und Sex" (2007), der anschaulich macht, was es bedeutet, als Einzelner anders als die anderen zu sein, und doch zu versuchen, ehrlich zu bleiben, ohne sich zwangsläufig als Außenseiter zu etablieren. Zu den existenziellen Erfahrungen jedes individuellen Lebens gehört auch der in den meisten unserer Gesellschaften tabuisierte Umgang mit Tod und Sterben. In einigen seiner Jugendbücher thematisiere ich, dass der Umgang mit dem Tod nicht nur etwas für alte Leute am Ende des Lebens ist, sondern junge Menschen ebenso eingreifend betreffen kann.
3. Termin: 27. Mai 2009 18.00 - 20.00 Uhr
* In der Welt *
Reisen dort, Begegnungen hier, andere Kulturen, Sprachen, Hitze und Kälte, Überfluss und Hunger. Aufbrechen nach der Stille, sich hineinwerfen in die unendliche Welt, so viel mehr Fernweh als Heimweh, Wolf Biermanns (*1936) "Das kann doch nicht alles gewesen sein" bis hin zu Ryszard Kapuscinskis (1938-2007) "In the Shadows of the Sun", das in deutsch so unzutreffend mit "Afrikanisches Fieber" übersetzt wurde.
In seinem letzten Vortrag wird der Autor vorlesen aus seinen Büchern zum Leben Jugendlicher in Südafrika. Er wird berichten aus seinem Leben dort heute, gut 10.000 km von hier und Ihnen seinen Band "Die Geschichte Afrikas" (2004) vorstellen. Hier schließlich wird es darum gehen, wie im Weltmaßstab ein ganzer Kontinent zum Außenseiter gemacht wurde, nicht nur zu Zeiten der (fast) vollständigen Kolonialisierung durch europäische Mächte, sondern bis in die heutige Verlängerung der vorherrschenden Bilder vom "schwarzen Kontinent", der es nicht nur in seiner Buntheit mit allen anderen Kontinenten leicht aufnehmen kann, sondern wichtiger noch: Dessen Armut eine gemachte ist - de facto ist Afrika von seinen Naturschätzen her der reichste. Wie es sich für Kinder und Jugendliche auswirkt, wie es ihre reale Gegenwart und erträumte Zukunft beeinflusst, davon handeln meine südafrikanischen Geschichten, darum dreht sich mein Engagement bei HOKISA, der gemeinsam mit der Südafrikanischen Karin Chubb 2001 gegeründeten Organisation "Homes for Kids in South Africa", die versucht, neue Wege in der Unterstützung von Kindern und Jugendlichen zu gehen, deren Leben von HIV/Aids beeinflusst wird und auch einen Dialog mit jenen Gemeinschaften zu führen, in denen sie leben und bislang aufgewachsen sind.