Knut Wormstädt
Kontakt
Knut Wormstädt

Promotionsprojekt
Schuld erinnern. Schuld und Versöhnung in bilateralen Dialogen mit den Mennoniten
ABSTRACT
Die Reformation wird aus der Perspektive der lutherischen und reformierten Kirchen heute oftmals als ein befreiendes Ereignis und als Grundszene einer Pluralisierung der christlichen Landschaft in Europa wahrgenommen. Dass Lutheraner und Reformierte jedoch nicht nur Verfolgte, sondern auch Verfolger waren, gerät in dieser Deutung schnell aus dem Blick. Für die täuferisch geprägten Gläubigen etwa war in den Vorstellungen Luthers und Melanchthons, Calvins und Zwinglis kein Platz. Auch von katholischer Seite waren die Täufer nicht wohlgelitten, schien es doch unmöglich, festzustellen, wer friedlich war und wer aufständisch, wer nur eine Reformation der bestehenden Kirche anstrebte und wer sich in häretischer Weise von ihr losmachen wollte.
Die Zusammenhänge um die Verfolgung der Täufer durch die Verfechter einer obrigkeitsorientierten Reformation und durch die grundsätzlichen Gegner der reformatorischen Projekte kommen seit den 1980er Jahren in ökumenischen, bilateralen Dialogen zur Sprache, die zwischen Mennoniten auf der einen Seite und Katholiken, Lutheranern bzw. Reformierten auf der anderen Seite geführt werden. Das Dissertationsprojekt stellt sich der Aufgabe, diese Dialoge nachzuzeichnen und herauszustellen, wie hierin über historische Schuld gesprochen wird, welche Erinnerungskomplexe aufgerufen werden (und welche nicht), welche Implikationen sich aus diesem Umgang für die Dialogpartner ergeben und welche Folgen das Führen dieser Dialoge für die Dialogpartner hat. Dazu werden hermeneutische, praxeologische, postkoloniale, kulturwissenschaftliche und versöhnungstheologische Theoriekonzepte miteinander ins Gespräch gebracht, um eine vielschichtige Analyseoptik für die Dialoge zu entwickeln, die selbst durch edierte Ergebnisdokumente zugänglich sind. In Hinblick auf die Folgen ist außerdem über die Dokumente hinaus in die gemeindlichen Kontexte hinein zu fragen, welche Bedeutungen sich aus der Ratifizierung der Dokumente und dem Zusammenleben verschiedener Konfessionen am Ort ergeben. Schließlich scheint es aus einer ökumenisch-theologischen und einer constructive theology-Perspektive sinnvoll, zu überlegen, welche Implikationen die Annäherung unterschiedlicher Konfessionen im täglichen Miteinander für die theologische Lehrbildung bereithält.
Forschungsschwerpunkte
- Geschichte der Reformation und ihre subalternen Linien
- Theologische Anthropologie (isb. Hamartiologie)
- Prozesstheologie
- Systematische Theologie als Constructive Theology
- Ökumenische Theologie
Kurzbiografie
Seit 04/2017 | Lehrbeauftragter am Institut für Evangelische Theologie und Religionspädagogik an der Universität Oldenburg |
Seit 10/2016 | Kollegiat am DFG-Graduiertenkolleg 1608/2 "Selbstbildungen. Praktiken der Subjektivierung in historischer und interdisziplinärer Perspektive" an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg |
04/2014-09/2016 | Doppeltes Masterstudium der evangelischen Theologie (als nicht-schulbezogener Ein-Fach-Master) sowie der evangelischen Religion und der Physik (Gymnasiales Lehramt) an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg; Thema der Abschlussarbeit: "Strukturelle Sünde und Verantwortung. Eine Untersuchung im Kontext lateinamerikanischer Befreiungstheologie" |
10/2013-03/2014 | Masterstudium der Physik an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg |
10/2010-09/2013 | Bachelorstudium der evangelischen Theologie und der Physik (Gymnasiales Lehramt) an der Universität Hamburg; Thema der Abschlussarbeit: "Der Begriff der Entfremdung in Tillichs systematischer Theologie |
Lehre
SoSe 2018 | Bachelorseminar "Theologien und Theolog_innen im (langen) 20. Jahrhundert. Theologie in der Krise" |
WiSe 2017/18 | Masterseminar: "Täuferische Quellen - Mennonitische Praktiken. Forschungsseminar: Theologie und Praktiken der Subjektivierung" |
SoSe 2017 | Bachelorseminar: "Einführung in die Prozesstheologie. Catherine Keller und das Geheimnis" |
Weitere wissenschaftliche Tätigkeiten
04/2015-03/2016 | Forschungsstudierender am DFG-Graduiertenkolleg 1608/2 „Selbstbildungen. Praktiken der Subjektivierung in historischer und interdisziplinärer Perspektive“ an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg |
10/2014-09/2016 | Wissenschaftliche Hilfskraft an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (Prof. Dr. Ulrike Link-Wieczorek, Systematische Theologie) |
11/2011-02/2014 | Studentische Hilfskraft an der Universität Hamburg (Prof. Dr. Karl-Josef Pazzini & Prof. Dr. Michael Wimmer, Erziehungswissenschaften) |
Vorträge und Workshops
03/2018 | Vortrag: „Schuld bekennen, Bekenntnisse würdigen? Confessio Augustana revisited“, Workshop „Satisfactio. Von der schwierigen Heiligkeit des Schmutzes. Gedanken zur Beziehung von Schuld und Würde“; 6. Workshop des DFG-Netzwerkes Schuld ErTragen. Die Kirche und ihre Schuld, Goslar 07.-09.03.2018 |
09/2017 | Vortrag: „Reden als wenn es Gott gäbe – zum Problem der direkten Anrede Gottes“, Workshop „Wenn Gott mitspielt. Gott als Akteur in den Äußerungen der Anderen“; 2. Oldenburg School of Humanities and Social Sciences, Oldenburg 26.09.2017 |
09/2017 | Workshop: „Wenn Gott mitspielt. Gott als Akteur in den Äußerungen der Anderen“; 2. Oldenburg School of Humanities and Social Sciences, Oldenburg 26.09.2017, gemeinsam mit Frank Marquardt |
05/2017 | Workshop: „Transgenerationelles Erinnern“; Thementag Erinnern | Leben | Exil – Fluchtpunkte und Grenzgänge, Oldenburg 31.05.2017, gemeinsam mit Bianca Pick |
08/2016 | Vortrag: „Zwischen Entschiedenheit und bleibender Spannung. Gedanken zu verqueren Identitäten zwischen Versehrung und Täterschaft“, Tagung „Wir und die ‚Anderen‘? Erkundungen im Grenzgebiet von Postkolonialismus und Theologie“; Oldenburg, 5.-6.08.2016 |
Publikationen
Wormstädt, Knut, Versehrung? Gedanken zu einer Erweiterung des Opfer-Begriffs, in: Zeitschrift für Evangelische Ethik 62 (1 2018), 52-57.
Wormstädt, Knut, Rez. Karl-Josef Pazzini (2015), Bildung vor Bildern. Kunst – Pädagogik – Psychoanalyse, in: Vierteljahresschrift für Wissenschaftliche Pädagogik 94 (2018), 342-346.