Mirjam Wilhelm
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Mirjam Wilhelm

Promotionsprojekt
Vjera Biller – Jugoslawische Avantgarde und Zenitismus. Reflexionen zu künstlerischen Selbstbildungen im Sujet des (barbarischen) Kindes.
ABSTRACT
Ausgehend vom Oeuvrefragment Vjera Billers (*1903 in Đakovo, †1941 in Hartheim bei Linz) wird der Frage nachgegangen, welche Modulationen und Modifizierungen von Künstlerinnenschaft innerhalb dieser Bildpraxis durch die Hinwendung zum semantischen Potenzial des Kindlichen in Anschlag gebracht werden und wie diese sich innerhalb der von Archaismen und Primitivismen geprägten Avantgardekultur der 1920er Jahre zwischen Budapest, Berlin und Belgrad – den drei Hauptwirkungsstätten der Künstlerin – verorten lassen. Die Dissertation hat zum Ziel die Biller‘sche Kunstpraxis als eine spezifische Form von Subjektivierung zu fassen, in dem das Kindliche und das Barbarische als Signum der vermeintlichen Devianz (des »Weiblichen«, des »Balkan«, des »Jüdischen«) in Auseinandersetzung mit Fremd- und Selbstzuschreibungen aufeinandertreffen und positiv gewendet werden. Dabei wird den Bedingungen und Bedingtheiten der Sichtbarwerdung bzw. des Verborgen-Bleibens dieser Künstlerinnenposition vornehmlich in Konfrontation mit etablierten Genie- und Meisternarrativen im Feld der hypermaskulinen Avantgarden der Zwischenkriegszeit nachgegangen. Damit soll nicht nur ein Beitrag zur Diversifizierung der kunsthistorischen Avantgardeforschung jenseits sogenannter »Hotspots der Moderne« vor allem in Paris geleistet werden, sondern darüber hinaus auch auf die Anerkennung des Biller’schen Oeuvrefragment als wichtiges Zeitzeugnis der Shoah im akademischen Diskurs hingearbeitet werden. Billers Schaffen wird dabei im Sinne eines intersektionalen Analyseansatzes vor den folgenden drei Interpretationsachsen verhandelt: Biller als Künstlerin in der Avantgarde (Budapester MA-Gruppe, Berliner Expressionismus: Der Sturm und Belgrader Zenit-Zirkel), Biller als Jugoslawin sowie Biller als »jüdische Künstlerin«.
Forschungsschwerpunkte
- Künstlerinnenforschung Südost- und Osteuropas
- Transnationale Avantgardekunst und -kultur der Klassischen Moderne(n)
- Kunstwissenschaftliche Geschlechterstudien
- Künstlerische Primitivismen und Archaismen (»Kinder und Barbaren«)
- Shoah und Memory Studies
Kurzbiografie
seit 09/2016 | Zulassung zur Promotion an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und der Karl Franzens Universität Graz sowie Assoziierung im DFG-Graduiertenkolleg »Selbst-Bildungen« |
10/2014-09/2016 | Masterstudium der Kunstgeschichte/Curatorial Studies an der Goethe-Universität Frankfurt a.M. und der Städelschule – Hochschule für Bildende Künste |
10/2013-09/2014 | Studienaufenthalt am Kunsthistorischen Institut des Goldsmiths College, London (Großbritannien) |
10/2009-09/2013 | Bachelorstudium der Kunstgeschichte an der Universität Trier |
Weitere wissenschaftliche Tätigkeiten
01/2018-06/2018 | Visiting Assistant in Research am Department of Slavic Languages and Literatures und dem Department for Jewish Studies an der Yale University, New Haven (USA) unter der Leitung von Prof. Dr. Marijeta Bozović. |
03/2015-10/2015 | Studentische Mitarbeiterin am Historischen Seminar der Goethe-Universität Frankfurt am Main im Rahmen des DFG-Projekts »Ikonologie der Geschichtswissenschaften« in Kooperation mit dem Exzellenzcluster »Ikonologie der Geschichtswissenschaft. Wege zur bildlichen Formierung historischen Denkens (Normative Orders)« unter der Leitung von Prof. Dr. Bernhardt Jussen. |
06/2014 | Konzeption und Kuration der Kabinettausstellung Vergessene Körper – Helmut Kolle und Max Beckmann in Kooperation mit dem Städel Museum, Frankfurt am Main. |
01/2013-09/2013 | Studentische Mitarbeiterin am Lehrstuhl der Kunstgeschichte an der Universität Trier innerhalb des DFG-Projekts »Wissensraum Körper – Visualisierungen der Syphilis in Mittelalter und Früher Neuzeit« unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Andreas Tacke und Prof. Dr. Birgit Münch. |
Auszeichnungen
seit 09/2017 | Promotionsförderung der Studienstiftung des Deutschen Volkes |
09/2016 | Benvenuto-Cellini-Preis des Kunsthistorischen Instituts der Goethe-Universität Frankfurt a.M. |
10/2014-10/2015 | Deutschlandstipendium |
Vorträge
09/2019 | »On Vjera Biller, or: The (Im-)Possibilities of Being a Jewish Paintress. Female Artisanship within 20th-century Interwar Avantgardes« Vortrag im Rahmen der Tagung Jewish Literatures and Cultures in Southeastern Europe. Experiences, Positions, Memory, Kunsthaus Graz, 16.-18. September 2019. |
06/2019 | »Von barbarischen und anderen Genies. (Un-)Sichtbarkeitsverhältnisse innerhalb avantgardistischer Kunstproduktion im jugoslawischen Zenitismus am Beispiel Vjera Billers« Vortrag im Rahmen der Abschlusstagung "Anfangen und Beenden" des DFG-Graduiertenkollegs 'Selbst-Bildungen' , Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, 24.-26. Juni 2019. |
02/2018 | »Wissenschaft als Bild – Visuelle Popularisierungsstrategien in der Münchener Salonmalerei des Fin de Siècle« Vortrag im Rahmen der Tagung Wissenschaft, Religion und politischer Dissens im langen 19. Jahrhundert, LMU München, 16.-17. Februar 2018. |
09/2017 | »Die Genese des Barbarischen im Zenitismus« Vortrag im Rahmen der Jahrestagung des Jungen Forum Slawistischer Literaturwissenschaften, Universität Hamburg, 17.-19. September 2017. |