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Tagung: Skalen, Normen, Grenzwerte im (digitalen) Wandel

Die gemeinsame Tagung der GTG und der GWMT ist der Rolle von Skalen in Wissenschaft, Medizin und Technik gewidmet, insbesondere in Bezug auf Normbildung und Grenzwerte. Sie findet vom 17.-19. September 2021 in Wien statt. 

Skalen, Normen und Grenzwerte regulieren die Abläufe von Fertigungsstraßen und transnationalen Infrastrukturen; sie durchziehen Krankenstationen und Vorlesungen; sie füllen Fachzeitschriften und Verordnungen. Sie begegnen uns in Wissenschaft, Medizin und Technik gleichermaßen und sind zudem im Alltag omnipräsent. Skalen helfen, Apparate und Maschinen zu steuern und sind oft dasjenige Interface, an dem sich Nutzer*innen orientieren. Normen beruhen auf kombinierten Skalen, beispielsweise aus technischen Messwerten und medizinischen Indikatoren. Dies ist unabhängig davon der Fall, ob sie in den Formaten der DIN, ISO, TGL oder den ГОСТ-Formaten der UdSSR definiert wurden. Grenzwerte sind rechtliche und technische Vorgaben; sie spielen eine wichtige Rolle in der Langzeitplanung, aber auch der Risikokommunikation und der Regulierung des öffentlichen Lebens. Nicht zuletzt hängt das Format dieser geplanten Tagung entscheidend vom R-Wert im Spätsommer und von der Skalierbarkeit der Impfstoffproduktion ab. Grenzwerte erlauben es, die Umwelt hinsichtlich ihrer Infektionswahrscheinlichkeit, ihres Toxingehalts oder ihrer Strahlenbelastung zu lesen. Wie aber werden sie eingesetzt? Trägt das »Gegenwissen« von Bürgerinitiativen oder der Citizen-Science-Bewegung zu ihrer Formulierung bei? 

Vermessungs- und Bewertungsphänomene ziehen sich durch alle Wissenschaften. Doch eine differenzierte wissenschafts-, medizin- und technikhistorische Beschäftigung mit der Rolle von Skalen in diesen Prozessen steht noch aus. Dabei stehen Ratings, Rankings und Indikatoren durchaus in der Kritik. Etablierte Skalen verdecken mögliche Alternativen und kontroverse Entstehungsprozesse. Im Datenzeitalter greifen Skalen jedoch immer weiter um sich und sind immer freier verfügbar. So gerät leicht aus dem Blick, wie unbestimmbar viele Naturdimensionen in der Frühen Neuzeit oder im 18. Jahrhundert noch waren. Eine exakte Vermessungsskala z.B. der Temperatur stand damals noch nicht zur Verfügung. Sie musste erst in mühsamen intellektuellen sowie vertraglichen Aushandlungsprozessen erstritten werden. Viele universale Vermessungseinheiten entstehen aus industriellen und nationalen Konkurrenzsituationen heraus. Einmal etabliert, ermöglicht die Skala jedoch neue Praktiken. Das Fieberthermometer veränderte im 19. Jahrhundert den Blick auf den Körper und übersetzte Symptome in Daten. Es wirkte sich bis nach Indien aus, wo ayurvedische Medizin und Kolonialmedizin über dieses Instrument neu vermittelt wurden. Verfolgt man die Praktiken des Skalierens und die Datenpraktiken, so zeigen sich die komplexen Relationen, die Skalen herzustellen vermögen, besonders deutlich. 

In welchen intellektuellen wie gesellschaftlichen Aushandlungsprozessen werden Vermessungsskalen hergestellt? Wie beeinflussen diese umgekehrt den wissenschaftlichen wie politischen Blick auf die Natur, den Körper, Technik, gesellschaftliche Verhältnisse und das Individuum? Wie verlaufen Standardisierungen und Normsetzungsprozesse im Mittelalter oder in der gegenwärtigen, datenbasierten Genetik? Welche Rolle spielen Indikatoren in der Erzeugung von vermeintlicher Objektivität? Auf welche Weise und mit welchen Folgen stellen Skalen in visualisierter Form Kohärenz her (Graphen, Diagramme, Fieberkurven, Landkarten, Zeitpfeile etc.)? Was bedeutet die Steuerungsebene der Skalen, Normen und Grenzwerte bezogen auf unsere Lebenswelt, und auf die versammelten Maschinen und Apparate der Technosphäre? Welche individuellen und kollektiven Praktiken lassen sich in digitalen Datenregimes beobachten? Welche Aufschlüsse liefert die Geschichte von Big Data für Wissenschaft und Verwaltung? Wie und von wem wurden Daten in der Geschichte der Statistik jeweils generiert? Wie gestaltet sich das Zusammenspiel von pragmatischen Warnstufen mit komplexen statistischen Skalen in der gegenwärtigen Pandemie? Wie interagieren wir mit Skalen und vice versa?

Weitere Informationen Zur Skalentagung

17.09.2021 19.09.2021 Ganztags

Wien

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