Archäologisches Museum Istanbul Bericht 5

Archäologisches Museum Istanbul

AUSZUG EINES EXKURSIONSBERICHTS


Der Besuch des Archäologischen Museums beginnt mit einem Vortrag zu Osman Hamdi Bey, einem türkischem Maler und Archäologen, der das Museum 1891 als erstes des Osmanischen Reiches gründete.
Vor dem Hintergrund unserer Beschäftigung mit der Orientalismuskritik Edward Saids lässt sich an Hamdi Bey eine interessante Auseinandersetzung mit der Thematik beobachten. Nachdem er selbst durch die Schule von Orientalisten gegangen war, kopierte er in seinen Werken ihre Stile und Techniken. Seine Darstellungen waren ebenfalls sehr detailreich und situierten sich in scheinbar orientalistischer Umgebung. Inhaltlich wählte er aber andere Schwerpunkte und zeigte Szenen aus dem tatsächlichen alltäglichen Leben der Menschen, wobei er diversen orientalistischen Klischees subtil entgegenarbeitet. Seine Arbeiten handeln oft von sich selbst oder seinen Schülern, die er wie sich selbst kritisch beleuchtet und parodiert.
Das Archäologische Museum untergliedert seine Ausstellungen in sowohl ungewöhnliche wie auch kaum zu erkennende Rundgänge bzw. vorgegebene Wege. So ist die Ausstellung zur Antike im Erdgeschoss durch mehrere Räume hinweg in eine Richtung abzulaufen, die wir anschließend in umgekehrter Reihenfolge wieder durchlaufen müssen, um die Ausstellung zu verlassen. Die Räume sind in ihrer Ausgestaltung sehr unterschiedlich. Die ersten beiden Räume, in denen mehrere berühmte Sarkophage - darunter auch der Alexander-Sarkophag als Prunkstück des Museums - ausgestellt sind, fallen durch ihre ausnehmend elegante Dekoration auf. Für die Wände wurde ein dunkler Ton, für den Teppich ein hoheitliches Rot gewählt. Das Deckenlicht ist gedämpft, dafür beleuchten eine Vielzahl von Spots die Exponate. Im auffälligen Gegensatz hierzu stehen die folgenden Räume, deren Wände und Böden in Beigetönen und Marmoroptiken gehalten sind. Farblich heben sich die Exponate, die vorrangig aus Stein gehauen sind, daher nur geringfügig von dem Hintergrund ab. Durch eine andere Gestaltung hätten sie meiner Ansicht nach ansprechender gewirkt und die BesucherInnen zum Verweilen und eingehenderer Betrachtung eingeladen. So scheint sich unsere Gruppe wie die übrigen BesucherInnen am längsten in den ersten beiden Räumen aufzuhalten und die anderen im Anschluss verhältnismäßig schnell abzugehen.
Eine weitere Ausstellung, welche die Eroberungsfeldzüge um Istanbul behandelt ("Emperors in Istanbul. From the Hittite to the Ottoman"), führt über eine Treppe unvermittelt mitten in eine Ausstellung über Troja im zweiten Stock. Hier bereitet mir die Kontextualisierung der Exponate nahezu durchgängig Probleme. Auch gelingt es mir in dieser Ausstellung noch weniger als in den vorhergehenden, die Anordnungslogik der Präsentation zu erkennen.
Im Museum für altorientalische Kunst, das heute ebenfalls zum Komplex des Archäologischen Museums gehört, suchen wir leider vergeblich nach dem berühmten Friedensvertrag der Schlacht von Kadesch, der an einen anderen Saal (in einem anderen Museum?) verliehen ist. Bei meiner kurzen Besichtigung dieses Teilmuseums habe ich den Eindruck, dass die einzelnen Displays nur auf ein grobes übergeordnetes Konzept zurückgehen. Dadurch entstehen einzelne thematische Einheiten, die teilweise größere 'brachliegende' Flächen voneinander trennen. Durch meinen kurzen Aufenthalt ist allerdings einzuräumen, dass ich diesem ersten Eindruck (inhaltlich wie gestalterisch) nicht näher nachgegangen bin.

(Stand: 16.03.2023)  |