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Prof. Dr. Michael Freitag
Department für Versorgungsforschung
Tel: 0441-798/4307

  • Prof. Dr. Michael Freitag. Foto: Universität Oldenburg

Allgemeinmedizin im Rampenlicht

Am kommenden Samstag, 21. Oktober, findet an der Universität der „1. Oldenburger Tag der Allgemeinmedizin“ statt, ein im Nordwesten ganz neues Fortbildungsformat. Versorgungsforscher Michael Freitag hat es initiiert – und erklärt die Hintergründe.

 

Am kommendenden Samstag, 21. Oktober, findet an der Universität der „1. Oldenburger Tag der Allgemeinmedizin“ statt, ein im Nordwesten ganz neues Fortbildungsformat. Versorgungsforscher Michael Freitag hat es initiiert – und erklärt die Hintergründe.

FRAGE: Herr Freitag, die Medizinische Fakultät hat ein fast beispielloses Lehrpraxen-Netzwerk aufgebaut: Rund 120 Hausärztinnen und Hausärzte bilden Studierende in deren Praxisphasen ehrenamtlich aus – mit welcher Motivation?

FREITAG: Auf unser Lehrärztenetz sind wir tatsächlich besonders stolz. Die Studierenden haben schon ab dem 1. Semester einwöchige Hospitationen in den Lehrpraxen der Nordwestregion und profitieren von Beginn an von der Praxisorientierung des Oldenburger Studiums. Die Lehrärzte wiederum freuen sich über den Austausch mit der Universität und dem ärztlichen Nachwuchs. Sie geben ihre Begeisterung für ihr Fachgebiet gerne an die Studierenden weiter. Und sie freuen sich über die Möglichkeit, die Ausbildung der zukünftigen Ärztegeneration praxisnäher zu gestalten als sie es in ihrem eigenen Studium erfahren haben. Die ambulante Medizin kam ja bislang im Medizinstudium gar nicht vor - obwohl dort die meisten Patienten behandelt werden und es in der Praxis auch andere Schwerpunkte und teils ganz andere Bedürfnisse gibt. Natürlich bringen die Studierenden auch eine gewisse Abwechslung und frischen Wind in die Praxen. Davon profitieren sowohl die Praxisteams als auch die Patienten. Nicht zuletzt möchten die Lehrärztinnen und Lehrärzte natürlich auch für ihr Fachgebiet werben. Zusätzlichen Zeitaufwand bedeutet das für die Praxen aber schon. Dafür erhalten die Lehrärzte eine Entschädigung.

FRAGE: Was sind die drängendsten Fragen, die Hausärzte der Region in der heutigen Zeit beschäftigen?

FREITAG: Da gibt es eine ganze Reihe: Wie kann es gelingen, den zunehmenden Patientenzahlen, zunehmenden medizinischen Möglichkeiten und Ansprüchen gerecht zu werden? Wie kann ich mich mit angemessenem Aufwand fachlich und organisatorisch auf dem Laufenden halten? Wie überblicke ich den Dschungel an Regularien, Verträgen und sonstigen Formalitäten? Und bei den zunehmenden Möglichkeiten in Diagnostik und Therapie geht es immer wieder auch um die Fragen, was notwendig, überflüssig oder gar schädlich ist.

FRAGE: Die Hausärzte nehmen auch an Fort- und Weiterbildungen der Oldenburger Universitätsmedizin teil. Welche Themen sind besonders gefragt?

FREITAG: Zunächst einmal bieten wir Schulungen für unsere Lehrärzte an, um sie auf die Hospitationen der Studierenden vorzubereiten. Jede Hospitation hat ein spezifisches Thema und ein begleitendes Logbuch. Außerdem werden unsere Lehrärzte für Feedback und Prüfungen in der Praxis vorbereitet. Hierbei ist auch der Austausch zwischen den Lehrärzten untereinander und der Abteilung besonders wichtig. Darüber hinaus beginnen wir, Seminarangebote für Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung anzubieten. Da geht es vor allem um Themen, die für die Hausarztpraxis spezifisch sind – denken Sie beispielsweise an knifflige Beratungsanlässe in der Praxis und die entsprechende rationale Diagnostik und Therapie.

FRAGE: Was versprechen Sie sich vom 1. Oldenburger Tag der Allgemeinmedizin – und welche Botschaft in die Region möchten Sie damit senden?
 
FREITAG: Wir möchten ganz klar ein neues Fortbildungsformat im Nordwesten etablieren. Es ist immer noch etwas Besonderes und Neues, dass das Fach Allgemeinmedizin an der Uni angekommen ist. Mit dem Tag der Allgemeinmedizin haben wir die Gelegenheit, die Hausärzte an die Uni zu holen und ihnen ein maßgeschneidertes Programm anzubieten. Mit wissenschaftlichem Anspruch, gleichzeitig pharmaunabhängig und persönlich. Die Referenten sind zum überwiegenden Teil ebenfalls Hausärztinnen und Hausärzte beziehungsweise Medizinische Fachangestellte. Es gibt bereits sehr gute Erfahrungen an anderen Unistandorten und wir sind zuversichtlich, dass der Tag der Allgemeinmedizin auch in Oldenburg zu einer festen Größe wird.

FRAGE: Sie richten sich mit dieser Fortbildung sowohl an Hausärzte als auch an Medizinische Fachangestellte. Was können die Teilnehmer am 21. Oktober erwarten?

FREITAG: Wir haben ein spannendes Fortbildungsprogramm zusammengestellt. Das Besondere sind die parallelen Workshops, die eine gute Interaktion zwischen Referenten und Teilnehmern gewährleisten. Arztpraxen können mit dem gesamten Team teilnehmen, die Beiträge richten sich sowohl an Ärztinnen und Ärzte als auch an Medizinische Fachangestellte. Die Veranstaltung findet ohne Unterstützung der Pharmaindustrie statt und dient natürlich auch der Vernetzung der Teilnehmer. Es ist tatsächlich als „Fest der Allgemeinmedizin“ gedacht, ein Fachgebiet, das sonst nicht so im Rampenlicht steht. Für die Premiere haben wir als besondere Highlights noch einen Festvortrag aus dem Deutschen Institut für Humor im Programm und auch einen musikalischen Beitrag.

FRAGE: Start Ihrer Veranstaltung ist bereits am Vorabend im Alten Landtag. Was steht auf dem Programm?

FREITAG: Am Vorabend laden wir zu einem öffentlichen Abendsymposium ein. Dazu wird zunächst Dr. Jörg Berling als Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen eine Einführung in die aktuelle Situation der hausärztlichen Versorgung im Nordwesten geben. Anschließend erwarten wir als Festredner Prof. Dr. Thomas Kühlein von der Universität Erlangen-Nürnberg mit einem Vortrag zum Thema „Spezialisiert auf den ganzen Menschen? – Bedeutung der wissenschaftlichen Allgemeinmedizin für die medizinische Versorgung“. Zum Abschluss planen wir eine Podiumsdiskussion mit Vertretern der Nordwestregion.
 

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