Fachtage
DiZ-Schulservice
Kontakt
Bürozeiten:
Mo.-Fr.: 10:00 bis 12:00 Uhr
Mo.-Do.: 14:00 bis 16:00 Uhr
Postanschrift
Oldenburger Fortbildungszentrum
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Postfach 5634
26046 Oldenburg
Hausanschrift
Uhlhornsweg 84
26129 Oldenburg
Gebäude A 4, 1. Stock, roter Bauteil
Räume: A4 1–107 und A4 1–125
Fachtage
Fachtag: Macht der Sprache
Freitag, 01.03.2024

Das Ziel des Fachtags
Sprache ist das primäre Medium der Verständigung und die zentrale Bewertungsgrundlage im System
Schule. Sie befähigt die Lernenden dazu, Gedanken differenziert zu fassen und sich im Diskurs zu behaupten,
legt dabei aber auch wesentliche Machtstrukturen fest. So zeigt die empirische Forschung, dass Schüler und
Schülerinnen je nach individuellem Hintergrund und sprachlicher Sozialisation in stark unterschiedlichem
Maße über die in Bildungskontexten erforderlichen sprachlichen Fähigkeiten verfügen. Diese bilden aller-
dings eine Grundvoraussetzung für schulischen Erfolg und damit gesellschaftliche Teilhabe. An diesem Fachtag soll es daher darum gehen, aus interdisziplinärer Perspektive Möglichkeiten eines sensiblen Umgangs mit Sprache herauszustellen. In den Hauptvorträgen und den Workshops werden dazu gleichermaßen fachdidaktische Überlegungen aus der Theorie sowie Beispiele aus der Praxis zur Diskussion gestellt.
Förderer
Der Fachtag am Samstag wird gefördert vom Deutschen Germanistenverband-Fachverband-Deutsch.
Programmablauf
09:00 – 09:30 Uhr Anmeldung
09:30 – 10:30 Uhr
Keynote I: Sprachbildende und sprachkritische Potentiale eines philosophischen Unterrichts
Prof. Dr. Anne Burkard, Institut für Philosophie, Universität Göttingen
10:30 – 11:00 Uhr Pause
11:00 – 12:30 Uhr Workshop-Angebote A
12:30 – 13:30 Uhr Pause
13:30 – 14:15 Uhr
Keynote II: Vier Rollen von Lehrkräften beim Erwerb der Bildungssprache durch ihre Schüler*innen oder:
Prof. Dr. Katrin Kleinschmidt-Schinke,
Institut für Germanistik, Universität Oldenburg
14:15 – 14:45 Uhr Pause
14:45 – 16:15 Uhr Workshop-Angebote B
Ab 16:15 Uhr Ausklang
Keynote I (09:30 - 10:30 Uhr)
Sprachbildende und sprachkritische Potentiale eines philosophischen Unterrichts
(Prof. Dr. Anne Burkard, Philosophiedidaktik, Universität Göttingen)
In der Philosophie sind philosophische und sprachliche Reflexion häufig auf das Engste miteinander verbunden. Begriffsanalyse und Sprachkritik, die Analyse sprachlicher Handlungen und die Prüfung von Argumenten mit Blick auf die in ihnen verwendeten Ausdrücke, der Zusammenhang von Denken und Sprache oder die Reflexion diskriminierender Sprachverwendung sind nur einige Zugänge und Fragen der Philosophie, die dies verdeutlichen. Für einen philosophischen Unterricht in Fächern wie Werte und Normen, Philosophie oder Ethik können damit auf der einen Seite beträchtliche sprachliche Herausforderungen verbunden sein, die eine fachspezifische Sprachförderung besonders bedeutsam machen. Zum anderen sind mit der großen Bedeutung sprachlicher Reflexion für das Philosophieren auch besondere sprachbildende und sprachkritische Potentiale verbunden.
Im Vortrag werden zunächst einige dieser Herausforderungen und Potentiale anhand unterrichtspraktischer Beispiele skizziert, bevor exemplarisch ein Zugang zu moralphilosophischen Fragestellungen näher vorgestellt wird, mit dem sich in einem philosophischen Unterricht Sprachbewusstheit, Sprachreflexion und die Fähigkeit zur Sprachkritik in Bezug auf evaluativ-normative Begriffe und Argumente fördern lassen.
Keynote II (13:30 - 14:15 Uhr)
Vier Rollen von Lehrkräften beim Erwerb der Bildungssprache durch ihre Schüler*innen - oder: Wie Lehrer*innen ihre eigene Sprache spracherwerbsförderlich einsetzen können!
(Prof. Dr. Katrin Kleinschmidt-Schinke, Universität Oldenburg)
In diesem Vortrag wird der Fragestellung nachgegangen, wie Lehrer*innen ihre eigene an die Schüler*innen gerichtete Sprache so einsetzen können, dass sie für den Bildungsspracherwerb ihrer Schüler*innen förderlich ist. Ausgangspunkt ist die Feststellung, dass die spracherwerbsförderliche Rolle von Lehrpersonen bisher zu wenig in den Blick genommen wurde. Im Vortrag werden nunmehr vier unterschiedliche Rollen von Lehrpersonen dargestellt und anhand von konkreten Beispielen erläutert, die sie zur Förderung der Bildungssprache ihrer Schüler*innen einnehmen können: Erstens die Rolle als bildungssprachliches Modell für die Schüler*innen, zweitens die Rolle als Interaktionspartner*innen und Feedbackgeber*innen im Erwerbsprozess, drittens die als Initiator*innen der expliziten Thematisierung und Reflexion der Formen und Funktionen von Bildungssprache und zuletzt die als Initiator*innen der Produktion von Bildungssprache durch die Schüler*innen.
Workshops (11:00 – 12:30 Uhr und 14:45 – 16:15 Uhr)
Zeitslot A (11:00 – 12:30 Uhr): Workshop 1, 3 und 5
Zeitslot B (14:45 – 16:15 Uhr): Workshop 2 und 4
Epistemische Ungerechtigkeit – warum ist Sprache so mächtig?
(Lena Westerhorstmann und Paul Blatter, Philosophiedidaktik, Universität Oldenburg)
Workshop 1
Wissen ist in der Schule von zentraler Bedeutung. Nicht nur, aber insbesondere in Fächern, deren Gegenstand vor allem sprachlich vermittelt ist, wie Deutsch, Philosophie und Werte und Normen. Um sich der Macht der Sprache kritisch zu nähern, wollen wir gemeinsam den Mechanismen des Wissens auf den Grund gehen: Was zählt eigentlich als „Wissen“? Wer gilt als Wissend*e? Wer kann welches Wissen genieren? Welche sprachlichen und epistemischen Voraussetzungen müssen hierfür erfüllt sein?
Im Rahmen dieses interaktiven Workshops wollen wir uns diesen Fragen gemeinsam widmen. Durch kurze Inputs der Referent*innen, gemeinsame Gruppenarbeiten und offene Gespräche möchten wir das Konzept der epistemischen Ungerechtigkeit und dessen Traditionslinie kennenlernen und mit Blick auf die schulische Praxis reflektieren.
Urteilsbildung (sprachlich) fördern
(Kerstin Gregor Gehrmann, Philosophiedidaktik, Universität Münster, und Max-Simon Gündert, Geschichtsdidaktik, Universität Oldenburg)
Workshop 2
Urteilsbildung nimmt einen zentralen Stellenwert in geistes- und gesellschaftswissenschaftlichen Fächern ein. Dabei sind Urteilsbildungsprozesse auf Sprache angewiesen, weil Urteilen erst durch sprachliche Handlungen vollzogen werden kann (z. B. beim Argumentieren zu ethisch-moralischen oder geschichtskulturellen Problemstellungen). Um Schüler*innen darin zu unterstützen, eigenständig Urteile zu fällen, müssen sie also sprachlich gefördert werden.
Im Workshop wird sich dem Thema Urteilsbildung aus interdisziplinärer Perspektive genähert. Dabei sollen folgende Fragen beantwortet werden: Wodurch sind Urteilsbildungsprozesse in geistes- und gesellschaftswissenschaftlichen Fächern gekennzeichnet? Welche (sprachlichen) Teilhandlungen setzen diese Prozesse voraus? Und besonders: Wie kann die Urteilskompetenz von Schüler*innen sprachlich gefördert werden?
Ziel des Workshops ist es, unterrichtspraktische Möglichkeiten zu erarbeiten, wie Schüler*innen bei der sprachlichen Realisierung von Urteilen gefördert werden können. Hierfür werden philosophie- sowie geschichtsdidaktische Ansätze sprachsensiblen Unterrichts herangezogen.
Förderung des schriftlichen Argumentierens durch Textprozeduren
(Nadine Dji-Yung Pirsch & Sarah Rose, Sprachdidaktik Deutsch, Universität Oldenburg)
Workshop 3
In der Sekundarstufe gewinnt das Argumentieren in vielen Fächern an Bedeutung. Zunehmend wird von den Schüler*innen in der Sekundarstufe auch in schriftlichen Leistungsüberprüfungen verlangt, argumentative Texte zu verfassen. Umso wichtiger erscheint es, Schüler*innen zu befähigen, sprachlich argumentativ zu handeln. Im Rahmen des Workshops soll deshalb ein Unterrichtskonzept vorgestellt werden, mit dem die Aneignung von Textprozeduren gefördert und die produktive Nutzung dieser Prozeduren bei dem eigenen Verfassen schriftlicher Argumentationen gestaltet werden kann. Im Workshop wird hierfür zunächst gemeinsam der Aneignungsprozess simuliert, indem argumentative Beispieltexte hinsichtlich der in ihnen verwendeten Textprozeduren untersucht werden. Im Anschluss wird die Phase der eigenen Produktion näher betrachtet, indem das Modellieren des Formulierungsprozesses von den Lehrpersonen eingeübt wird. Abschließend soll das Unterrichtskonzept kritisch diskutiert und wenn nötig angepasst werden.
Mehrdeutigkeit – Die Macht literarischer Sprache und der schulische Umgang damit. Anforderungen, Probleme und Lösungsstrategien zu einem zentralen Bildungsziel des Literaturunterrichts
(Maximilian Fabrizius, Literaturdidaktik, Universität Oldenburg)
Workshop 4
Sowohl in der Literaturwissenschaft als auch -didaktik ist unbestritten, dass es sich bei Mehrdeutigkeit um ein zentrales Charakteristikum literarischer Texte handelt. Entsprechend gilt, dass Schüler*innen im Verlauf ihrer Schulzeit Kompetenzen im Umgang mit mehrdeutigen literarischen Texten erwerben sollen. Aus diesem prominenten Bildungsziel ergeben sich allerdings nicht nur für Lernende, sondern auch für Lehrende eine Reihe von Fragen:
Welche Lernpotentiale und Herausforderungen ergeben sich im Umgang mit mehrdeutigen literarischen Texten und was macht sie überhaupt mehrdeutig? Was muss man können und wissen, um kompetent mit Mehrdeutigkeit umzugehen? Wie können Lehr-Lernprozesse für einen kompetenten Umgang mit Mehrdeutigkeit gestaltet werden? Und (wie) können erbrachte Leistungen dazu beurteilt werden? Diese und weitere Fragen sollen im Workshop gemeinsam reflektiert und anhand exemplarischer Texte und unterschiedlicher Vermittlungsansätze konkretisiert werden.
Ziel des Workshops ist es, unterrichtspraktische Möglichkeiten zu erarbeiten, wie Schüler*innen im Umgang mit literarischer Mehrdeutigkeit gefördert werden können sowie eigene Vorstellungen dazu zu reflektieren. Hierzu werden literaturdidaktische Ansätze herangezogen.
Fallsupervision nach Paul Ricœur. Wie wir einander erzählen. Perspektiven für den Umgang mit Narrativen in der schulischen Praxis
(Natalie Dutescu, Institut für Philosophie, Universität Oldenburg)
Workshop 5
„Schüler:in X ist das Problemkind der Klasse.”
Ist Ihnen ein solches oder ähnliches vermeintliches Urteil im schulischen Kontext auch schon einmal begegnet? Hinter einem solchen Urteil stehen meist einzelne Situation, die zu einer konsistenten Rolle verdichtet werden. Problematisch ist, dass so Perspektiven auf Schüler:innen festgeschrieben werden, die unter Umständen zugleich auch einen negativen Einfluss auf ihre Bildungsbiographie haben können. Inhalt dieses Workshops sind Methoden, solche Zuschreibungen als das identifizieren zu können, was sie sind: Narrative. In Anlehnung an die erzähl- und referenztheoretischen Überlegungen Paul Ricœurs werden Möglichkeiten zur Analyse und Verständigung über solche Narrative entwickelt. Ziel ist es, von einer Zuschreibung zu einer phänomenologischen Bezeugung zu gelangen, um die Verengung von Perspektiven auf Schüler:innenverhalten zu vermeiden – bei sich selbst und bei Kolleg:innen. Der Workshop beinhaltet eine Kurzeinführung in tragende Gedanken aus Zeit und Erzählung sowie Das Selbst als ein Anderer. Sobald wir einen gemeinsamen theoretischen Boden erarbeitet haben, wenden wir uns praktischen Beispielen zu. Willkommen sind dabei auch Fälle aus Ihrer eigenen schulischen Praxis.
Veranstaltungsort:
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Campus Haarentor, A1
Uhlhornsweg 84
26129 Oldenburg