Kontakt

Projektleitung:
Dr. Anna Schliehe

Institut für Sozialwissenschaften
Projekt WISCA
Ammerländer Heerstr. 114-118 
26129 Oldenburg

 0441 7982834

Advisory Board

Das WISCA Projekt wird durch die Beratung und Expertise eines Kuratoriums begleitet. Dies setzt sich zusammen aus:

Prof. Dr. Ben Crewe (Universität Cambridge)

Prof. Dr. Kirstin Drenkhahn (Freie Universität Berlin)

Prof. Dr. Kathrin Hörschelmann (Universität Bonn)

Prof. Dr. Frank Neubacher (Universität Köln)

Dr. Marina Richter (Universität Valais-Wallis)

WISCA

Über WISCA

WISCA steht für Women’s Imprisonment, Social Control and the Carceral State und ist ein Forschungsprojekt, das von 2021-2025 am Institut für Sozialwissenschaften der Universität Oldenburg angesiedelt ist. Der deutsche Titel des Projekts lautet: Gefangenschaft von Frauen, Soziale Kontrolle und der Strafende Staat.

Wer sind wir?

Das Projekt wird geleitet von Dr. Anna Schliehe und begleitet von Dr. Jennifer Turner. Wir beide arbeiten an der Universität Oldenburg und sind erfahrene Gefängnisforscherinnen, die über viele Jahre und in verschiedenen Ländern Gefängnisse untersucht haben. Dieses Forschungsprojekt ist unabhängig finanziert durch die Marie Skłodowska-Curie Maßnahmen Teil der Europäischen Kommission.

Warum führen wir dieses Projekt durch?

Wir sind daran interessiert die Erfahrungen von Frauen im deutschen Strafvollzug zu untersuchen, da dies bisher eine Forschungslücke darstellt und wenig darüber bekannt ist wie Frauen das Eingeschlossensein erleben. Wir haben Deutschland als Ziel dieses Projekts ausgesucht, weil es im internationalen Vergleich wenig Daten gibt und weil es in Bezug auf die Umsetzung des Strafvollzugs zwischen den besonders strafenden Staaten, wie der USA und Großbritannien und den milderen Staaten, wie z.B. Norwegen liegt. Ein Teil unseres Projekts untersucht, ob dies wirklich der Fall ist und wie die Erfahrungen vor Ort tatsächlich sind. Wir sind daran interessiert, herauszufinden wie verschiedene Facetten der Haft selber erfahren werden, aber auch, ob und wie soziale Kontrolle darüber hinaus wirkt. Wir werden qualitative Interviews mit inhaftierten Frauen in NRW führen, die an verschiedenen Zeitpunkten ihrer Haft stehen und auch mit Frauen nach der Haft. Wir werden auch eine statistische Umfrage durchführen. In dem Interview/Fragebogen wird es um persönlichen Erfahrungen über das Gefängnisleben gehen. Es werden verschiedene Bereiche beleuchtet, wie z.B. das Verhältnis zu Mitarbeitern, das Zusammenleben mit anderen Gefangenen und auch das Verhältnis zum Justizsystem generell. Es werden nur die nötigsten personenbezogenen Daten erhoben.

Die Studie wurde vom Ethikkomittee der Universität Oldenburg positiv bewertet. Wenn Sie weitere Informationen über die ethischen Aspekte der Studie erfahren wollen, können Sie sich an das Forschungsteam wenden.

Wissenschaftlicher Hintergrund

Die Gefängnisforschung in Deutschland ist größtenteils quantitativer Natur und basiert überwiegend auf Daten männlicher Gefangener, die die große Mehrheit der Inhaftierten ausmachen. Die Tatsache, dass Frauen zahlenmäßig weitaus weniger vertreten sind, kann die Gefängnisverwaltungen vor eine Vielzahl von Herausforderungen stellen, die oft zu einer weniger guten Behandlung von Frauen im Vergleich zu inhaftierten Männern führen. WISCA reagiert auf die Forderung des Europarats nach mehr Forschung und einer geschlechtersensiblen Betrachtung, die besonderes Augenmerk auf die potenzielle Verstärkung der Probleme für Frauen im Gefängnis wirft.

Frauen sind in wissenschaftlichen Studien zu zentralen strafrechtlichen Themen wie Legitimität und Ordnung weitgehend unbeachtet geblieben. Weibliche Gefangene sind jedoch gerade deshalb besonders interessant, weil viele Reformagenden an dieser relativ kleinen und scheinbar besser kontrollierbaren Gruppe erprobt werden. Auf der Suche nach strafrechtlichen Reformideen wurde alle Aufmerksamkeit auf die nordischen Länder gerichtet und die mitteleuropäischen Länder trotz niedriger Inhaftierungsraten dagegen außer Acht gelassen.

Aufgrund eines Mangels an qualitativer Forschung ist wenig über die Erfahrungen der weiblichen Gefangenen in Deutschland bekannt. Darüber hinaus hat innerhalb der Carceral Geography als neu entstehenden Disziplin bisher kein Forscher Daten aus Deutschland analysiert, so dass dieses Projekt eine Erweiterung von Carceral Geography und qualitativer Kriminologie für das deutschsprachige interdisziplinäre Feld bieten wird. Durch den Einsatz von hauptsächlich qualitativen Forschungsmethoden mit einigen quantitativen Elementen wird WISCA diese Lücken in der Wissenschaft aufgreifen. Es konzentriert sich auf die Erfahrungen weiblicher Gefangener, um die Dynamik des Justizapparats und des strafenden Staates, die Textur der gelebten und erlebten Inhaftierung und Netzwerke sozialer Kontrolle nach der Entlassung aufzuzeigen.

Assoziierte Publikationen

Schliehe, A. (2021) Young Women’s Carceral Geographies: Abandonment, Trouble and Mobility. Bingley: Emerald Publishing.

Crowley, A. R., Schliehe, A. K., and Vogel, M. (2021) Girlhood incarcerated: Perspectives from secure care. In: Vogel, M. and Arnell, L. (Eds.) Living Like a Girl: Agency, Social Vulnerability and Welfare Measures in a European Context. New York: Berghahn Books.

Moran, D., Turner, J. and Schliehe, A. (2018) Conceptualizing the carceral in carceral geography Progress in Human Geography 42(5) 666-686

Schliehe, A (2014) Inside ‘the carceral’: Girls and young women in the Scottish Criminal Justice System. Scottish Geographical Journal 130(2) 71-85


(Stand: 19.01.2024)  | 
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