Philipp Schedl
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Philipp Schedl
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Zur Person
Werdegang:
28.05.1989 | in München geboren
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06.2001-06.2008 | Lothar-Meyer Gymnasium Varel, Abitur
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09.2008-09.2009 | Freiwilliges Jahr in der Denkmalpflege am Institut für Kunstgeschichte der Martin-Luther Universität Halle
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09.2009-10.2010 | Lektor für deutsche Sprache am Kulturzentrum „Widerstrahl“ in Kiew/ Ukraine
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10.2010-10.2014 | Studium der Fächer Politologie, Slawistik und Geschichte an der Otto-Friedrich Universität Bamberg Bachelorarbeit zum Thema: „Freiheitskämpfer, Mörder, Märtyrer? Die liberale Öffentlichkeit und ihre Rezeption des politischen Terrorismus im späten Zarenreich“.
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10.2014-05.2018 | Studium der Fächer Osteuropäische Geschichte und Archäologische Wissenschaften (Zweitstudium) an der Otto-Friedrich Universität Bamberg Masterarbeit zum Thema: „Kein stiller Don. Die Donkosaken zwischen „Roten“ und „Weißen“ in Revolution und Bürgerkrieg 1917-1919“.
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05.2018-03.2019 | Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Geschichte Mittel- und Osteuropas der Otto-Friedrich Universität Bamberg
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04.2019-04.2020 | Tätigkeit als selbständiger Archäologe bei verschiedenen Ausgrabungen im Gebiet Ober- und Mittelfranken
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Seit 04.2020 | Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte der Universität Oldenburg
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Forschung
DFG-Projekt
„Russen aller Reichsländer, vereinigt Euch!“ Russische Grenzlandnationalisten im späten Zarenreich (1905-1914) / “Russians of all borderlands, unit!” Russian okraina-nationalists in the late Romanov Empire (1905-1914)
Seit der Revolution von 1905 erstarkte der russische Nationalismus als politische Kraft im Zarenreich. Zugleich gewannen Repräsentanten der okrainy, den Grenzgebieten des Russischen Reichs, zunehmend an Einfluss in den nationalistischen Kreisen in St. Petersburg. Unter anderem stellten sie einen überproportionalen Anteil der Abgeordneten rechter Parteien in der Staatsduma. Obwohl erste Lokalstudien zu diesen Grenzlandnationalisten vorliegen, ist eine Analyse ihrer Bedeutung für den hauptstädtischen politischen Betrieb in Russland vor dem Ersten Weltkrieg ein Forschungsdesiderat.
Das Projekt nimmt daher die politische (Selbst-)Mobilisierung russischer Nationalisten aus den imperialen Randgebieten in den Blick. Es zielt darauf ab, den Aufstieg von Grenzlandnationalisten in den russischen Lokalgesellschaften nachzuvollziehen, ihre Strategien zur translokalen Vernetzung zu analysieren und ihren Einfluss in den politischen Foren in Petersburg zu bestimmen.
Mit diesem Fokus beabsichtigt das Projekt, den Wandel des politischen Gefüges im Zarenreich in vier Dimension neu zu beschreiben. Erstens werden die Akteure lokaler Politisierung und ihre integral-nationalistischen Identitätsentwürfe beleuchtet. Anhand der Fallbeispiel Warschau und Chișinău werden Praktiken nationalistischer Gemeinschaftsbildung vor Ort identifiziert sowie ihre zentralen Protagonisten profiliert.
Zweitens geht das Projekt den Formen translokaler politischer Vernetzung und der Interessensvertretung in Entscheidungsgremien des imperialen Zentrums nach. Es gilt zu untersuchen, wie die Wortführer aus der Peripherie eine größere Grenzland-community herstellten, okraina-Themen zum Gegenstand hauptstädtischer Debatten machten und das Regierungshandeln beeinflussten.
Drittens wird das Vorhaben nachvollziehen, wie es den Grenzlandaktivisten gelang, die sich im engeren Sinne als „rechts“ verstehende Institutionen und Meinungsforen in Petersburg zu dominieren. Denn ihre letztliche Hegemonie war noch 1905 keinesfalls ausgemacht: Der Aufstieg von okraina-Aktivsten in diesem heterogenen Milieu ist als spannungsreicher Prozess einer „Provinzialisierung“ zu beschreiben.
Viertens wirft das Projekt ein Schlaglicht auf die nationalistischen Reichsbilder und Semantiken, die den politischen Diskurs im späten Zarenreich insgesamt prägten. Wie gelang es den Grenzlandnationalisten zum Beispiel, eine Vorstellung der Peripherien als okraina im Kollektivsingular zu popularisieren und Begriffe wie „die russische Sache“ inhaltlich zu überformen und zu monopolisieren?
Ein solch mehrschichtiger Zugang erlaubt es, die Bedeutung von okraina-Debatten im Kontext einer zunehmenden Nationalisierung des Imperiums nach 1905 neu zu bestimmen. Die Analyse von Radikalisierungsdynamiken an den Reichsrändern sowie deren Auswirkungen auf hauptstädtische politischen Foren verspricht zudem, über die Romanow-Dynastie hinaus Anregungen zum Verständnis von Zentrums-Peripherie-Beziehungen in komplexen Gefügen von Kolonial- und Großreichen zu geben.
Vorträge
14.01.2020 "Um unseren geknechteten Volksbrüdern in den Grenzländern mit allen Mitteln zur Hilfe zu kommen…" - Die Russische Grenzland-Gesellschaft und die imperiale Politik des späten Russischen Zarenreichs, Vortrag im Rahmen des Kolloquiums der Forschungsstelle Osteuropas der Universität Bremen.
20.06.2019 Modernizing the Empire from its Periphery - Visions of a Modern Russia by Russian Borderland Nationalists, Vortrag im Rahmen der Tagung „Making the Empire Great Again: Challenges in Modernising the Russian Empire, Vilnius, June 20-21, 2019“
15.01.2019 Nationalisierung des imperialen Zentrums? - Politische Strategien und translokale Vernetzungen russischer Nationalisten aus den Grenzprovinzen des Russischen Reichs zwischen 1905 und 1914, Vortrag im Rahmen des Sozial- und Kulturgeschichtliche Kolloquium der Leibniz-Universität Hannover.