Selbst-Bildungen
Kontakt
Institut für Germanistik (» Postanschrift)
Selbst-Bildungen
Selbst-Bildungen. Praktiken der Subjektivierung in historischer und interdisziplinärer Perspektive
Satellitentagung (20.-22.09.2012)
Subjektform 'Autor' - Inszenierungen von Autorinnen und Autoren als Praktiken der Subjektivierung
Wenn Alexa Hennig von Lange während eines Auftritts bei Harald Schmidt betont, dass sie komplett rasiert sei und nichts drunter hätte, wenn Martin Walser sich auf einer Fotografie auf ähnliche Art und Weise wie Goethe darstellen lässt, dann sind Schriftsteller/innen dabei zu beobachten, wie sie sich mithilfe der Medien inszenieren, auch innerhalb der Medien inszeniert werden. Sie vollziehen kulturelle Praktiken und schreiben sich damit in ganz spezielle Bereiche des literarischen Feldes ein: 'Der klassische Autor Martin Walser' und 'Die Popliteratin Alexa Hennig von Lange' sind Ergebnisse dieser Inszenierungspraktiken. Die Inszenierung von Autorinnen und Autoren kann u.a. mit Andreas Reckwitz als Teil eines Selbstbildungsprozesses der Subjektform 'Autor' gelesen werden, die durch kulturelle Praktiken vollzogen wird. Kulturelle Praktiken können dabei u.a. das Tragen spezifischer Kleidung, das Einnehmen eines bestimmten Gestus oder auch die Provokation in den Medien bedeuten. Die geplante Tagung nimmt mit diesen Fragen die Thematik des Graduiertenkollegs "Selbstbildungen. Praktiken der Subjektivierung in historischer und interdisziplinärer Perspektive" auf.
In diesem Rahmen wird sich die Tagung damit beschäftigen, wie sich Autorinnen und Autoren in unterschiedlichsten Medien und insbesondere seit der Entstehung des literarischen Feldes um 1800 als Schriftstellersubjekte konstituieren. Beispielsweise mit Bourdieu oder Reckwitz können Inszenierungen, die v.a. mit dem Aufkommen neuer Medien variantenreicher werden, unter der Fragestellung "Welchen Beitrag leistet die einzelne Inszenierungspraktik für die Bildung der Subjektform des Autors bzw. der Autorin?" analysiert werden. Wünschenswert sind zum einen Analysen zu einzelnen Autorinnen und Autoren und zum anderen theoretische Auseinandersetzungen, die die Praktiken der Subjektivierung als Forschungsansatz für die Literaturwissenschaften prüfen. Möglich sind aber auch Vergleich mit Inszenierungspraktiken von bildenden Künstlerinnen und Künstlern.
So ergeben sich die folgenden Leitfragen für die Tagung: Wie, d.h. mit welchen Mitteln und Handlungen, macht sich jemand zum Autor/ zur Autorin bzw. wie wird jemand zum Autor/ zur Autorin gemacht? Inwieweit sind Inszenierungen von Autorinnen und Autoren an der Subjektivierung des Autors/der Autorin beteiligt? Es stellt sich auch die Frage, welchen Ebenen einzelne Inszenierungspraktiken zuzuordnen sind. Letztlich scheint ebenso bedenkenswert, welche Voraussetzungen an die Subjektform Autor geknüpft und welchen Veränderungen diese Voraussetzungen im Laufe der Jahrhunderte ausgesetzt sind.