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Veranstaltung

Semester: Wintersemester 2018

3.06.024 Zwischen Stimme geben und Gehör verleihen - Zur Darstellungs- und Affektpolitik in Dokumentation ‚gefährdeten Lebens' -  


Veranstaltungstermin | Raum

Beschreibung

Als in den Jahren 2015/2016 der Diskurs einer europäischen „Flüchtlingskrise“ einen kritischen Punkt erreicht hatte, ließ sich parallel im Feld des Dokumentarfilms der Versuch beobachten, neue Möglichkeiten der politischen und künstlerischen Annährung an dieses Thema auszuloten. In diesem Zusammenhang entstehen Ansätze, die die Möglichkeiten der partizipativen bzw. kollaborativen Dokumentation erproben. Hierbei spielen bewusste Verschiebungen in den Produktionsbedingungen und Hierarchien eine maßgebliche Rolle. Dabei liegt dem Ansatz, die Kamera abzugeben und nicht ,über‘ sondern ,mit‘ Geflüchteten und Migrant*innen eine Dokumentation von Lebensumständen entstehen zu lassen, die Idee zugrunde, Zuschauer*innen mit persönlichen oder mehrstimmigen Geschichten und Perspektiven zu konfrontieren. Doch lassen sich durch partizipative Arbeitsmodelle zwangsläufig auch andere dokumentarische Repräsentationen gewinnen oder gar vorhandene Wahrnehmungs- und Darstellungsweisen von Flucht unterlaufen? Eine oft vorgebrachte Kritik an kollaborativen Ansätzen und der Formel „giving voice to the voiceless“ lautet indes, dass hier lediglich neue Authentifizierungsstrategien für bereits vorhandene dokumentarische Erzählungen gefunden werden.
Im Seminar werden wir uns mit den Ansätzen kollaborativer Dokumentationen und ihrer Kritik ausführlich vertraut machen. Einen Fokus werden wir dabei auch auf die Geschichte ihrer Entstehung richten. Partizipative Ansätze reichen im Feld des Dokumentarischen über Flucht und Migration hinaus auf weitere politische Kontexte, in denen sich eine Krise in den Vermittlungs- und Darstellungsformen „gefährdeten Lebens“ (Butler) abzeichnet. Neben aktuellen Beispielen werden wir daher auch Filme kennenlernen, die im Kontext des Mai 1968 in Frankreich entstanden sind und in denen Themen wie Selbstdarstellung, Partizipation und empowering von Arbeiter*innen mit den Produktionsbedingungen von Dokumentationen verknüpft werden. Wir werden ebenfalls vergleichbare Experimente aus dem ethnografischen Film und der visuellen Anthropologie kennenlernen und Kontinuitäten sowie Unterschiede herausarbeiten. Zentral für unsere Analyse wird dabei sein, dokumentarische Bilder und Formen innerhalb eines repräsentations- und affektpolitischen Kontextes zu verstehen.

Das Seminar wird von regelmäßig stattfinden Filmsichtungen begleitet.

lecturer

Lehrsprache
deutsch

(Stand: 19.01.2024)  | 
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