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Veranstaltung

Semester: Sommersemester 2023

4.03.2208 Ludwig Feuerbach: Neue Philosophie - Werke und Briefe -  


Veranstaltungstermin | Raum

  • Dienstag, 11.4.2023 10:15 - 11:45 | A14 0-031
  • Dienstag, 18.4.2023 10:15 - 11:45 | A14 0-031
  • Dienstag, 25.4.2023 10:15 - 11:45 | A14 0-031
  • Dienstag, 2.5.2023 10:15 - 11:45 | A14 0-031
  • Dienstag, 9.5.2023 10:15 - 11:45 | A14 0-031
  • Dienstag, 16.5.2023 10:15 - 11:45 | A01 0-008
  • Dienstag, 23.5.2023 10:15 - 11:45 | A14 0-031
  • Dienstag, 30.5.2023 10:15 - 11:45 | A14 0-031
  • Dienstag, 6.6.2023 10:15 - 11:45 | A14 0-031
  • Dienstag, 13.6.2023 10:15 - 11:45 | A14 0-031
  • Dienstag, 20.6.2023 10:15 - 11:45 | A14 0-031
  • Dienstag, 27.6.2023 10:15 - 11:45 | A14 0-031
  • Dienstag, 4.7.2023 10:15 - 11:45 | A14 0-031
  • Dienstag, 11.7.2023 10:15 - 11:45 | A14 0-031

Beschreibung

Ludwig Feuerbach (1804-1872) und dessen Stellung innerhalb der Philosophiegeschichte des 19. Jahrhunderts ließe sich durch die Metapher der Brücke kennzeichnen, deren eines Ende rückwärts zum spekulativen Idealismus und deren anderes Ende vorwärts zum dialektischen Materialismus vermittelt. Aber solch eine Positionsbestimmung beinhaltet grobe Verkürzungen, denn Feuerbach war kein bloßes Scharnier oder Bindeglied zwischen Kant, Hegel, Marx und Engels. Er war kein Epigone, dem es nicht um den Ausgleich der beiden Grundströmungen der Philosophie ging, sondern ein eigenständiger Denker, glänzender Geschichtsphilosoph, brillanter Essayist, Kritiker und Schriftsteller, der auch den Aphorismus als Stilmittel zur Bildung von unbequemen Synthesen benutzte. Als Hörer von Hegels Berliner Vorlesungen hatte er sich an des Lehrers Ideen zur Rechts-, Geschichts- und Religionsphilosophie, Hesiods und Homers Entstehung der Götterwelt, Luthers Begrenzung der Verinnerlichungsfreiheit eines Christenmenschen, Leibniz‘ Monadenlehre und Theodizee, Francis Bacons Kritik der Vorurteile, Spinozas Pantheismus, Pierre Bayles Kritik der Gegensätze von Geist und Fleisch und Glaube und Vernunft oder Kants Religionsphilosophie abgerieben sowie neue Maßstäbe eines anthropologischen Materialismus gesetzt, die auch in der naturwissenschaftlich inspirierten Formel „der Mensch ist, was er ißt“ zum Ausdruck gelangte. Kurzum: Zu fragen ist u. a. danach, wie Feuerbach das Verhältnis von Denken und Sein und Sein und denkendem Wissen bestimmt, bzw. wie sich seine Philosophie zur Geschichte, Gegenwart und Zukunft verhält.
Ferner soll auch durch Einbeziehung von Briefen nachvollzogen werden, wie sich Feuerbachs Kategorienbildungen unter Einbeziehung der antiken und jüdisch-christlichen Tradition und dem notwendig gewordenen Sprung in die anthropologische Abgrenzung vom religiösen Faktor (Projektionstheorie: das Ich wendet sich der religiös-göttlichen Sphäre zu und verliert die irdische Haftung) entwickelten. Daher wird insbesondere Feuerbachs Verwandlung der Philosophie des Geistes in eine menschliche Philosophie untersucht, in der das Attribut des Absoluten nur im Menschen liebende Verwurzelung findet. Das Wesen der Religion besteht nicht mehr im Gottmenschen, sondern im wirklichen, realen, sinnlichen und freien Menschen, der sich existentiell als Mitmensch und Liebes- und Kommunikationspartner in der Ich-Du-Beziehung seiner leiblich-seelischen Natur bewusst zu werden habe („Wo keine Liebe ist, ist auch keine Wahrheit“).
Organisation: Das Seminar wendet sich an neugierige Anfänger, aber auch an fortgeschrittene Studierende; es ist leseintensiv, erfordert wöchentliche Vorbereitung und die Entwicklung von Bindungsenergien an den Gegenstand. Grundkenntnisse der Religionskritik (Lessing, Kant), der Philosophie Hegels und der Psychoanalyse sind vorteilhaft, aber nicht zwingend. Gesprächsimpulse zum Einstieg in die immanente und kontextbezogene Diskussion sind erwünscht. Im Handapparat, der noch einzurichten ist, werden die Feuerbach-Texte zur Verfügung stehen. Zur Benutzung sei auch die sechsbändige Ausgabe von Erich Thies (Suhrkamp Verlag 1975) empfohlen, die antiquarisch oder in Einzelbänden erwerbbar ist. Das Aufstöbern günstiger Feuerbach-Einzelausgaben wie derjenigen von Karl Löwith, Werner Schuffenhauer, Wilhelm Bolin und Friedrich Jodl in Antiquariatskatalogen („antiquariat.de“ oder „ZVAB“) kann dazu führen, sich auch eine eigene Handbibliothek zusammenzustellen. Empfehlenswert ist auch folgende, von Alfred Schmidt zusammengestellte Werkauswahl: Ludwig Feuerbach: Anthropologischer Materialismus. Ausgewählte Schriften (Band I. und II.). Herausgegeben und eingeleitet von Alfred Schmidt. Frankfurt/Main: Europäische Verlagsanstalt 1967.
Das Seminar wird mit Feuerbachs Brief an Hegel (1828) eingeleitet; alle anderen Texte werden in chronologischer Reihenfolge diskutiert.
Primärliteratur:
Ludwig Feuerbach an Georg Wilhelm Friedrich Hegel: 22. 11. 1828. In: Ludwig Feuerbach: Kleine Schriften. Nachwort von Karl Löwith. Frankfurt/Main: Suhrkamp Verlag 1966, S. 7-13 [auch in: Ludwig Feuerbach. Werke in sechs Bänden. Herausgegeben von Erich Thies. Bd. 1. Frühe Schriften (1828-1830). Frankfurt/Main: Suhrkamp Verlag 1975, S. 353-358. Der Brief an Hegel ist, ebenso wie alle folgenden Texte, auch in den großen Werkausgaben von Schuffenhauer oder Bolin/Jodl erreichbar].
– Über Philosophie und Christentum in Beziehung auf den der Hegelschen Philosophie gemachten Vorwurf der Unchristlichkeit [1839]. In: Ders.: Werke in sechs Bänden. Bd. 2: Kritiken und Abhandlungen I (1832-1839). Herausgegeben von Erich Thies. Frankfurt/Main: Suhrkamp Verlag 1975, S. 261-330.
– Das Wesen des Christentums [1841]. Ausgabe in zwei Bänden. Herausgegeben von Werner Schuffenhauer. Berlin: Akademie-Verlag 1956.
– Vorläufige Thesen zur Reform der Philosophie [1842]. In: Ders.: Kleine Schriften. Nachwort von Karl Löwith. Frankfurt/Main: Suhrkamp Verlag 1966, S. 124-144.
– Grundsätze der Philosophie der Zukunft [1843]. In: Ebd., S. 145-219.
– Naturwissenschaft und die Revolution [Rezension: Jacob Moleschott: Lehre der Nahrungsmittel. Für das Volk, 1850]. In: Ders.: Gesammelte Werke. Herausgegeben von Werner Schuffenhauer. Kleinere Schriften III (1846-2850). Berlin: Akademie-Verlag 1982, S. 347-368.
– Das Geheimnis des Opfers oder Der Mensch ist, was er ißt [1851]. In: Ders.: Gesammelte Werke. Herausgegeben von Werner Schuffenhauer. Kleinere Schriften IV (1851-1866). Berlin: Akademie Verlag 1982, S. 26-52.
– Ludwig Feuerbach an Wilhelm Bolin: 5. 11. 1862. In: Ausgewählte Briefe von und an Ludwig Feuerbach. Aufgrund der von Wilhelm Bolin besorgten Ausgabe. Neu herausgegeben und erweitert von Hans-Martin Sass. Stuttgart-Bad Cannstatt: Frommann Verlag Günter Holzboog 1964, S. 287-289.
– Ludwig Feuerbach an Wilhelm Bolin: 19. 5. 1863. In: Ebd., S. 297 f.
Sekundärliteratur:
Feuerbach, Ludwig: Fragmente zur Charakteristik meines philosophischen Curriculum vitae. In: Ders.: Werke in sechs Bänden. Bd. 4: Kritiken und Abhandlungen III (1844-1866), S. 196-227.
Kern, Udo: Der andere Feuerbach. Sinnlichkeit, Konkretheit und Praxis als Qualität der „neuen Religion“ Ludwig Feuerbachs. Münster: LIT Verlag 1998.
Löwith, Karl: Von Hegel zu Nietzsche. Der revolutionäre Bruch im Denken des 19. Jahrhunderts [1941]. Hamburg: Felix Meiner Verlag 1981, S. 84-96, 333-336.
– Ludwig Feuerbach [1960]. In: Ders.: Sämtliche Schriften 5. Hegel und die Aufhebung der Philosophie im 19. Jahrhundert – Max Weber. Stuttgart: Metzlersche Verlagsbuchhandlung 1988, S. 94-115.
Schmidt, Alfred: Emanzipatorische Sinnlichkeit. Ludwig Feuerbachs anthropologischer Materialismus. München: Carl Hanser Verlag 1973.
Schmieder, Falko: Zur Bedeutung des Projektionsbegriffs für Feuerbachs Religionskritik und materialistische Philosophie. In: Reitemeyer, Ursula/Shibata, Takayuki/Tomasoni, Francesco (Hg.): Ludwig Feuerbach (1804-1872). Identität und Pluralismus in der globalen Gesellschaft. Münster: Waxmann Verlag 2006, S. 267-279.
Schuffenhauer, Werner: Feuerbach statt Marx – Emanzipation wessen? In: Lübbe, Hermann/Saß, Hans-Martin (Hg.): Atheismus in der Diskussion. Kontroversen um Ludwig Feuerbach. München: Kaiser Verlag 1975, S. 168-173.
Zeitplan:
11.04.2023 Einführung, Feuerbach an Hegel: 22. 11. 1828
18.04.2023 Über Philosophie und Christentum in Beziehung auf den von der Hegelschen Philosophie gemachten Vorwurf der Unchristlichkeit
25.04.2023 Über Philosophie und Christentum
02.05.2023 Das Wesen des Christentums
09.05.2023 Das Wesen des Christentums
16.05.2023 Das Wesen des Christentums
23.05.2023 Pfingstmontag
30.05.2023 Vorläufige Thesen zur Reform der Philosophie
06.06.2023 Grundsätze der Philosophie der Zukunft
13.06.2023 Grundsätze der Philosophie der Zukunft
20.06.2023 Grundsätze der Philosophie der Zukunft
27.06.2023 Naturwissenschaft und die Revolution
04.07.2023 Das Geheimnis des Opfers oder Der Mensch ist, was er ißt
11.07.2023; Ludwig Feuerbach an Wilhelm Bolin: 5. 11. 1862 und 19. 5. 1863; Abschlussgespräch

lecturer

Studienbereiche

  • Studium generale / Gasthörstudium

SWS
2

Lehrsprache
--

Anzahl der freigegebenen Plätze für Gasthörende
4

Für Gasthörende / Studium generale geöffnet:
Ja

(Stand: 19.01.2024)  | 
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