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Veranstaltung

Semester: Wintersemester 2018

3.06.112 Original - Kopie - Fake (18.-21. Jahrhundert) -  


Veranstaltungstermin | Raum

Beschreibung

Seit ihrer ‚Erfindung‘ in der frühen Neuzeit stehen Original, Kopie und Fälschung in einem spannungsreichen Verhältnis zueinander. Mit dieser Differenzierung ging eine Aufwertung des Originals einher, die für die Ausprägung des modernen Kunstbegriffs besonders im 18. und 19. Jahrhundert maßgeblich war. In der bürgerlichen Gesellschaft wurde Kunst, ebenso wie das Künstlersubjekt, zunehmend als autonom verstanden – und Originalität als authentischer Ausdruck der Künstler(innen)persönlichkeit zu einem zentralen Kriterium für die Beurteilung von Kunst. Einerseits scheint eine solche Fixierung auf das Original nun bis heute ungebrochen. Die Mona Lisa und die Sixtinische Kapelle sind Attraktionen, die täglich mehrere tausend Besucher_innen anlocken. ‚Meisterwerke‘ sind in populärwissenschaftlichen Bildbänden ebenso präsent wie in Sammlungs- und Ausstellungskatalogen und zieren Merchandiseprodukte aller Art. Immer wieder generieren neu entdeckte Originale und skandalöse Kunstfälschungen Schlagzeilen. Und auch im Urheberrecht manifestiert sich ein Kunstbegriff, der ein Werk ausschließlich als „persönliche geistige Schöpfung“ definiert (§ 2, Abs. 2 UrhG). Andererseits wurde ein solches Kunstverständnis von Künstler_innen im 20. Jahrhundert mit Readymades, Multiples, seriellen Verfahren und insbesondere Appropriation Art erheblich strapaziert. In der Gegenwartskunst sind referenzielle Verfahren (z.B. Collage, Zitat, Sample, Kopie, Reinszenierung, Reenactment, …) längst selbstverständlich. Das traditionelle Konzept von Autorschaft, mit dem die Mystifizierung des Künstlergenies und des Originals eng verwoben ist, ist spätestens mit Roland Barthes‘ viel diskutiertem Postulat vom ‚Tod des Autors‘ fragwürdig geworden. Originalität wurde sowohl von künstlerischer als auch von theoretischer Seite als Mythos entlarvt und nicht zuletzt durch die kunstwissenschaftliche Geschlechterforschung einer profunden Kritik unterzogen. Ein Perspektivwechsel zeichnet sich zudem im erhöhten Forschungsinteresse an kollektiven Autorschaftsmodellen ab, die für die zeitgenössische wie für die historische Kunstproduktion diskutiert werden. Im Seminar werden wir uns zunächst einen historischen Überblick über das Verhältnis von Original, Kopie und Fake seit dem 18. Jahrhundert verschaffen und die Implikationen des Originalitätsbegriffs kritisch hinterfragen. Darauf aufbauend werden wir schlaglichtartig verschiedene Formen der künstlerischen Aneignung – von A wie Appropriation bis Z wie Zitat – anhand von Fallstudien diskutieren.

lecturer

Studienbereiche

  • Kunst und Medien

Lehrsprache
deutsch

(Stand: 19.01.2024)  | 
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