Mai / 07
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uni-aktuell / Mai 07
Personalkostenbudgetierung – was soll das?
Das Präsidium plant, ab 2008 allen Organisationseinheiten feste Geldbeträge zuzuweisen, aus denen das Personal finanziert wird. Es gibt dann keine Stellen mehr, sondern nur noch Budgets. Über die Höhe der Budgets soll regelmäßig und zielorientiert verhandelt werden. Das Ganze nennt sich „Personalkostenbudgetierung“ und ist eines der modernen Steuerungsinstrumente, die seit geraumer Zeit Einzug in die Hochschulen halten.
Da sich die Universität Oldenburg offensichtlich nicht traut, diese Neuerung ohne Unterstützung von außen einzuführen, wird der Prozess von einer (wahrscheinlich nicht ganz billigen) Beraterfirma begleitet. Weshalb keine eigenen Fachleute gefunden wurden, zumal die Wirtschafts- und Betriebswissenschaften im Hause vertreten sind, ist nicht bekannt.
Wahres Ziel einer Personalkostenbudgetierung ist immer die Verringerung der Personalausgaben. In den veröffentlichten Papieren wird als Begründung die sogenannte strukturelle Unterfinanzierung der Universität genannt. Es fehlen vor allem wissenschaftliche Mitarbeiterstellen in Forschung und Lehre und die Anforderungen an die Qualität und Quantität der Dienstleistungen wachsen. Diese Defizite und die steigenden Energie- und Bauunterhaltungskosten, sowie die Reduktion von Landesmitteln sollen mithilfe eines neuen Finanzmanagements aufgefangen werden.
Da jedoch mit neuen Steuerungsinstrumenten das Geld nicht vermehrt wird, müssen die Vor- und Nachteile sorgfältig in der Universität diskutiert werden. Eine Reduktion der Personalausgaben kann nicht infrage kommen. Wenn beispielsweise die finanziellen Mehrbelastungen, wie gestiegene Energiekosten oder Tariferhöhungen von den Organisationseinheiten selbst getragen werden müssen, sind kleine Einheiten die Verlierer. Ebenso besteht die Gefahr, dass Einsparauflagen des Landes von oben nach unten durchgereicht werden. Unklar ist auch, wer die Mehrarbeit in den Fakultäten und Einrichtungen leisten soll, denn bei Übernahme der Budgetverantwortung muss für die Verwaltung zusätzliches Personal zur Verfügung stehen.
Bislang ist keine hochschulöffentliche Grundsatzdiskussion geführt worden. Diese ist aber dringend erforderlich, denn die Beteiligung aller Betroffenen ist eine wichtige Voraussetzung für die Akzeptanz des Vorhabens. (rdw)
Erfolg im Senat
Der Bildung einer Senatskommission zur Findung von 5 Mitgliedern des Hochschulrates gingen Turbulenzen im Senat voraus. Laut Grundordnung der Universität soll die sog. Findungskom-mission mit Mitgliedern der verschiedenen Statusgruppen paritätisch zusammengesetzt sein.
Die hochschulpolitischen Gruppen "Hochschulautonomie" und "Demokratische Hochschule" wollten diese Sollvorschrift für ihre Zwecke kippen und versuchten, eine Zusammensetzung
3-1-1-1 zu Gunsten von 3 Mitgliedern aus der Professorenschaft zu installieren.
Ein Veto der MTV-Vertreterinnen – für die ver.di-Betriebsgruppe ist Gunda Schulze im Senat – war erfolgreich und es konnte in der folgenden Senatssitzung diesen undemokratischen Begehrlichkeiten ein Ende gesetzt werden. (rh)
Angst vor Abmahnungen oder Kündigungen!
In verschiedenen Abteilungen in der Universität greift die Angst vor Abmahnungen und Kündigungen um sich. Das steht oft in Verbindung mit Umstrukturierungen von Abteilungen oder auch in Einzelfällen mit neu besetzten Leistungsfunktionen.
Da sind dann schon mal Sätze zu hören wie: „Mich interessieren nicht die Menschen, sondern die Aufgaben, die hier zu erfüllen sind.“
Inwieweit solche Positionen mit einer qualifizierten Personalführung übereinstimmen, das fragen wir uns dann doch.
Für die MitarbeiterInnen in diesen Abteilungen klingen die Hinweise auf die angeblich so sicheren Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst wie Beschreibungen aus einer anderen Welt.
Wir fordern alle Betroffenen auf, sich bei solchen Einschüchterungsversuchen unverzüglich an den Personalrat oder die ver.di Vertrauensleute zu wenden.
Solche Vorgehensweisen sind nur durch gemeinsames Handeln zu stoppen.
Die Veränderungen in der Universität sind nicht ohne und vor allem nicht gegen die Beschäftigten umzusetzen; schließlich wird gerade wieder neu ein Qualifizierungsprogramm für Führungskräfte in der Universität gestartet. (hb)
Vernetzung ist geboten
Im April 2007 schlossen sich die TU Clausthal, die TU Braunschweig und die Leibnitz Universität Hannover zusammen und brachten als Ergebnis die Technische Universität Niedersachsen hervor.
Die Verwaltungsautonomie soll ausdrücklich erhalten bleiben. – Noch!
Es ist zu erwarten, dass es zu weiteren Fusionen kommen wird und es ist auch nicht auszuschließen, dass weitere Stiftungsuniversitäten entstehen werden.
Ein solcher Nährboden ist prima geeignet für die Ausgliederung von Arbeitsbereichen.
Die Arbeitsplatzsicherheit weicht dann kurzfristig lösbaren Beschäftigungsverhältnissen, die ausgegliederten Beschäftigten sind nicht mehr durch Tarifverträge geschützt und erhalten außerdem weniger Lohn.
"Da der Arbeitnehmer wenig bis gar keine Kontrolle über seine Arbeitssituation hat, keine sicheren vorausschauenden Einschätzungen treffen kann und nur einen mangelhaften sozial- und arbeitsrechtlichen Schutz in Anspruch nehmen kann, drohen materielle Armut, soziale Bindungsverluste sowie eine pessimistische Zukunftssicht."
(Zitat: Wikipedia, Stichwort Prekarität)
ver.di - auf Landes- und Bezirksebene - will die Vernetzung der Hochschulbetriebsgruppen vorantreiben, um gegenüber Politikern, die jede unserer Schwächen ausnutzen werden, vorbereitet und gestärkt zu sein, wenn 2008 die Tarifvereinbarungen zur Arbeitszeit und 2009 die Regelungen zum Weihnachtsgeld auslaufen.
Gestärkt und vorbereitet werden wir sein müssen – und gut aufgestellt ! – wenn wir die Sicherheit unserer Arbeitsplätze und das Weihnachtsgeld erhalten, daneben eine 42 Stundenwoche erfolgreich abwehren wollen.
In der nächsten Tarifrunde sind wir auf uns allein gestellt. Müllwerker, Straßendienste und andere kommunale Beschäftigte wurden bereits erfolgreich aus dem einstigen Gesamttarif des Öffentlichen Dienstes ausgegliedert.
In Verhandlungen um Arbeitsplatzbedingungen – auch im Wissenschaftsbereich – können wir nur bestehen, wenn es uns gelingt, massiv aufzutreten.
Dazu brauchen wir die Unterstützung jedes einzelnen Beschäftigten dieser Universität. (cb)