• Anna Langenbruch forscht über historisches Musiktheater. Foto: Daniel Schmidt

Wie Wissen über Musik entsteht

Wer sich Opern, Operetten oder Musicals anschaut, stößt oft auf historische Musiker, die dargestellt werden. Beim Publikum entsteht so - ganz nebenbei - Wissen über diese Musiker. Wie das funktioniert, möchte Musikwissenschaftlerin Anna Langenbruch erforschen. Das Emmy Noether-Förderprogramm für Nachwuchswissenschaftler gibt ihr den Raum dazu.

Wer sich Opern, Operetten oder Musicals anschaut, stößt oft auf historische Musikerpersönlichkeiten, die dargestellt werden. Beim Publikum entsteht so - ganz nebenbei - Wissen über Musik und Musiker. Wie das funktioniert, möchte Musikwissenschaftlerin Anna Langenbruch erforschen. Das Emmy Noether Programm für Nachwuchswissenschaftler gibt ihr den Raum dazu.

Das renommierte Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) beinhaltet eine fünfjährige Förderung in Höhe von 1,1 Millionen Euro und ermöglicht Langenbruch, am Institut für Musik der Universität Oldenburg eine Nachwuchsforschungsgruppe zum Thema „Musikgeschichte auf der Bühne“ aufzubauen. „Die DFG-Förderung in Millionenhöhe würdigt einmal mehr die hervorragende Qualifikation unseres Wissenschaftsnachwuchses, dessen Förderung ein besonderes Anliegen unserer Universität ist“, erklärt Universitätspräsident Prof. Dr. Dr. Hans Michael Piper.

Prof. Dr. Melanie Unseld, in deren Arbeitsgruppe Langenbruch lehrt und forscht, ergänzt: „Deutschlandweit gab und gibt es nicht einmal eine Handvoll Musikwissenschaftlerinnen und Musikwissenschaftler, die eine Emmy Noether-Förderung erhalten haben. Umso bedeutender, dass sich in Oldenburg nun eine Gruppe junger Forscherinnen und Forscher etablieren kann.“

Musikgeschichte sehen, hören und fühlen

Langenbruch wird mit ihrer Nachwuchsforschungsgruppe untersuchen, wie im Musiktheater – zum Beispiel in Opern, Operetten und Musicals – die musikalische Vergangenheit konstruiert wird. „Musikgeschichte wird nicht nur geschrieben und gelesen, sondern auch auf die Bühne gebracht“, erklärt die Wissenschaftlerin. Mozart, Farinelli, Clara Schumann, Edith Piaf oder die Beatles – es gebe hunderte Stücke, die sich mit historischen Musikerinnen und Musikern beschäftigen. Oft treten sie darin selbst als Bühnenfiguren auf. „Musikgeschichte wird dabei auf eine ganz spezielle Weise dargestellt und erlebt: Sie wird gesungen, gesprochen, gespielt oder komponiert, wir sehen, hören oder fühlen sie“, erklärt Langenbruch. Musikgeschichte werde so selbst zum ästhetischen Ereignis. Die Wissenschaftlerin interessiert, wie diese Art der Wissensproduktion funktioniert, wie also Wissen über Musik im Medium der Musik entsteht. 

Um diese Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Kunst und Alltag zu erforschen, wird Langenbruch nun auch zwei Doktoranden einstellen können. Von ihrem Projekt erhofft sie sich neue Erkenntnisse für die Musikgeschichtsschreibung sowie für die Wissensgeschichte der Künste allgemein.  „Wissen über Musik und ihre Geschichte wird in ganz unterschiedlichen Medien vermittelt, in Büchern, Filmen, Computerspielen oder im Internet. Und eben im Musiktheater“, sagt Langenbruch. Kultur- und wissensgeschichtlich bedeute das, dass man sich anschauen müsse, was diese Medien jeweils auszeichne – ein spezifisches Hörwissen, Inszenierungspraktiken, Genreregeln oder ähnliches – und welche Geschichten so entstehen.

Promotion zu Musikern im Pariser Exil

Langenbruch, seit 2012 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Musik, war 2013 die erste Oldenburger Nachwuchswissenschaftlerin, die ein Carl von Ossietzky Researchers‘ Fellowship erhielt. Diese Auszeichnung und die damit verbundene Förderung der Universität unterstützten sie bei der Vorbereitung des nun bewilligten Antrags. Langenbruch studierte Musik und Mathematik in Köln und promovierte 2011 binational an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover und der École des hautes études en sciences sociales Paris mit einer Arbeit zu Handlungsmöglichkeiten von Musikerinnen und Musikern im Pariser Exil zwischen 1933 und 1939. Langenbruch forscht zur Kulturgeschichte des Exils, zu intermedialer Musikhistoriographie, zum populären Musiktheater und zu wissenschaftsgeschichtlichen Themen.

Über das Emmy Noether-Programm:

Das Emmy Noether-Programm der DFG will herausragenden NachwuchswissenschaftlerInnen einen Weg zu früher wissenschaftlicher Selbständigkeit eröffnen. Promovierte ForscherInnen mit substanzieller internationaler Erfahrung erwerben durch eine in der Regel fünfjährige Förderung die Befähigung zum Hochschullehrer durch die Leitung einer eigenen Nachwuchsgruppe. Namensgeberin ist die deutsche Mathematikerin Emmy Noether, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts unter anderem die abstrakte Algebra entscheidend vorangebracht hat.

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(Changed: 12 Apr 2024)  | 
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