• Fachraum Geographie: Niederländische Schüler haben keine festen Klassenräume, sondern suchen für ihren Unterricht den jeweils passenden Fachraum auf. Foto: Pia Riefert

  • Die Fenster zum Flur bringen mehr Licht und Transparenz in den Unterricht, aber auch mehr Ablenkung. Foto: Pia Riefert

  • Das grenzüberschreitende Blockseminar hat den deutschen und niederländischen Studierenden viele neue Einblicke gewährt. Foto: Birgit Bruns

  • Nach ihrem Besuch in einer deutschen Schule schrieben die niederländischen Studierenden ihre Eindrücke auf Zettel, die dann in der Gruppe diskutiert wurden. Foto: Birgit Bruns

Zwischen Overheadprojektor und Whiteboard

Den Schulunterricht in einem anderen Land kennenlernen konnten jetzt 14 Oldenburger Lehramtsstudierende. Sie verbrachten einen Tag in einer niederländischen Schule – und entdeckten spannende Unterschiede.

Den Schulunterricht in einem anderen Land kennenlernen konnten jetzt 14 Oldenburger Lehramtsstudierende. Sie verbrachten einen Tag in einer niederländischen Schule – und entdeckten spannende Unterschiede. 

Die moderne Technik, der gute Zustand der Gebäude, das elektronische Klassenbuch – so einiges hätten Pia Riefert und Sina Biel gerne mitgebracht von ihrem Besuch in den Niederlanden. Doch es gab auch Eindrücke, die die beiden Lehramtsstudentinnen eher befremdlich fanden. „Es war oft ganz schön laut im Unterricht, ich könnte da als Lehrerin nicht ruhig bleiben“, sagt Biel, und Riefert ergänzt: „Die Räume haben eine durchgängige Glasfront zum Flur hin. Das sorgt einerseits für Licht und Transparenz, andererseits lenkt es auch vom Unterricht ab, wenn draußen jemand langgeht.“ 

Im Rahmen eines Blockseminars mit insgesamt 14 Teilnehmern verbrachten die beiden angehenden Grundschullehrerinnen Anfang Oktober einen Tag in den Niederlanden. Dort hospitierten sie in Unterrichtsstunden zweier weiterführender Schulen in Emmen und Groningen. Ihnen zur Seite standen niederländische Kommilitonen, die die Besuche in den Schulen organisiert hatten, um den Deutschen reale Einblicke in ihren Schulalltag zu geben. Bereits im September waren die niederländischen Studierenden – alles Deutschlehrer – am Gymnasium in Bad Zwischenahn zu Gast gewesen und hatten ihrerseits Eindrücke aus deutschen Klassenzimmern gewonnen. 

„Die Auseinandersetzung mit anderen Schulsystemen auch in der Praxis erweitert den persönlichen und professionellen Horizont der Studierenden“, sagt Dr. Sylvia Jahnke-Klein vom Institut für Pädagogik, die gemeinsam mit ihrem niederländischen Kollegen Annalien Prozée und Mathias Mitzschke von der NHL Hogeschool die Blockveranstaltung für Masterstudierende konzipiert hat. Der eigentlichen Exkursion gingen zwei Tage Theorie voraus, die die Gruppen teilweise gemeinsam absolvierten. Denn das deutsche und das niederländische Schulsystem seien nicht einfach zu vergleichen, sagt Jahnke-Klein. Das liege zum Beispiel an den föderalen Strukturen hierzulande und den unterschiedlichen Autonomiegraden dies- und jenseits der Grenze: In den Niederlanden agieren die Schulen generell selbstständiger. Auch der Einstieg in die Schulkarrieren unterscheidet sich. In den Niederlanden werden die Kinder bereits im Alter von vier Jahren eingeschult, die Grundschulzeit dauert acht Jahre, und die einzelnen Schulen stehen deutlicher in Konkurrenz zueinander. „Die technische Ausstattung ist dort viel besser – in jedem Klassenzimmer hängen Präsentationsmonitore oder interaktive Whiteboards, viele Schulen stellen Tablets für den Unterricht zur Verfügung“, erzählt Jahnke-Klein. 

Das kann Pia Riefert nur bestätigen. Besonders beeindruckt hat sie das elektronische Klassenbuch, das in den Niederlanden vielfach im Einsatz ist. „Dort tragen die Lehrer alles ein: wer fehlt, welche Hausaufgaben zu erledigen sind. Sogar die Noten werden vermerkt und sind so auch für die Eltern direkt einsehbar“, erzählt die Studentin. Ihrer Meinung nach ist eine ähnliche digitale Lösung für die Verwaltung des Schulalltags an deutschen Schulen überfällig – genauso wie der digitale Umbau der Klassenzimmer. „Die Niederländer haben geschmunzelt, als sie in unseren Klassenräumen Overheadprojektoren gesehen haben“, wirft Sina Biel ein. 

Das grenzüberschreitende Seminar machte auch Unterschiede in der Lehrerausbildung  deutlich. Die niederländischen Studierenden arbeiten bereits seit ihrem Bachelorabschluss in Schulen und erwerben ihren Masterabschluss berufsbegleitend – in nur einem Fach und mit intensiveren Praxisphasen als in Deutschland. „In den Niederlanden kann man mit 21 Jahren schon Lehrerin sein“, so Jahnke-Klein. Den Besonderheiten des niederländischen Schulsystems sind die Studierenden auch mithilfe von Interviews mit Schülern, Lehrpersonen und Schulmanagern nachgegangen. Letztere leiten in den Niederlanden die Schulen.

Über alle Unterschiede hinweg ließen sich aber auch viele Gemeinsamkeiten feststellen, und die deutschen und niederländischen Studierenden waren sich darin einig, dass die Unterrichtsqualität letztlich von der Professionalität der einzelnen Lehrperson abhängt. „Der Blick über die Grenze zum Nachbarn hat Neues gezeigt und das Eigene, Gewohnte in anderem Licht erscheinen lassen. Das gilt für Deutsche wie Niederländer gleichermaßen", resümiert Mathias Mitzschke.

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(Changed: 12 Apr 2024)  | 
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