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  • Mathias Mier (links) und Dr. Jan Schneider im Plausch mit dem US-amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler und Nobelpreisträger Christopher Albert Sims. Foto: privat

Nachwuchsforscher treffen Nobelpreisträger

16 Nobelpreisträger, 360 Nachwuchsökonomen, 66 Nationen: das war die 6. Tagung der Nobelpreisträger der Wirtschaftswissenschaften in Lindau. Zwei der begehrten Teilnehmerplätze gingen an junge Forscher vom Institut für Volkswirtschaftslehre. Ein Erfahrungsbericht von Mathias Mier.

16 Nobelpreisträger, 360 Nachwuchsökonomen, 66 Nationen: das war die 6. Tagung der Nobelpreisträger der Wirtschaftswissenschaften in Lindau. Zwei der begehrten Teilnehmerplätze gingen an wissenschaftliche Mitarbeiter vom Institut für Volkswirtschaftslehre: Neben Jan Schneider setzte sich auch Mathias Mier in dem mehrstufigen Bewerbungsverfahren durch. Sein Erfahrungsbericht.

Lindau am Mittwoch, 29. August 2017. Schwerbewaffnete Polizisten, breitschultrige Sicherheitsleute mit ausgebeulten Jacketts, kreisende Polizeihubschrauber, Einlasskontrollen am Stadttheater. Warum? Gerade findet die 6. Tagung der Wirtschaftsnobelpreisträger statt. Jedes Jahr treffen sich am Bodensee die Nobelpreisträger – dieses Mal waren die Chemiker bereits im Juni da, Ende August nun die Wirtschaftswissenschaftler (auch wenn die Wirtschaftswissenschaftler eigentlich keine „richtigen“ Nobelpreis- sondern Gedächtnispreisträger sind). Mier und Schneider mittendrin, mit 360 anderen „Young Economists“ aus 66 Ländern. Alle haben ein mehr oder weniger aufwendiges Auswahlverfahren durchlaufen. Bei uns waren es drei Runden, zweimal mussten wir etwas Schriftliches einreichen, einmal persönlich am Rosenmontag zum 10-minütigen Small-Talk in Hamburg erscheinen. Mitte Mai gab es dann den Bescheid: Wir sind dabei. Hervorragend organisiert (es gab sogar eine eigene App) und wunderbar durch das Programm geführt von Gräfin Bernadotte (früher schwedisches Königshaus, jetzt in Mainau), wird das Ganze hinter den Kulissen von Stiftungen finanziert. Jeder ausgewählte „Young Economist“ erhielt dafür eine Förderung von 5.000 EUR. Klingt viel, ist es auch. Viele warteten aber bis zum Ende auf den großen Knall, ein Gala-Dinner mit Sterneköchen, ein Whirlpool auf der abschließenden Bootsfahrt nach Mainau, nichts davon kam. Dafür kamen 16 Nobelpreisträger, Mario Draghi und Peter Altmeier.

„We have sex because we want to”

Die 16 Nobelpreisträger waren natürlich der Kern der Veranstaltung. Die meisten haben die Nobelpreise für ihre Arbeiten in den 70er und 80er-Jahren bekommen, was diese nicht minder interessant macht. Jeder hielt eine 30-minütige Präsentation über ein Thema seiner Wahl. Der in Frankfurt am Main geborene Robert Aumann (Preis 2005, Spieltheorie) war das absolute Highlight. Es ging ihm darum, was Menschen antreibt. Menschen haben demnach nämlich nicht Sex aus Gründen der Reproduktion, sondern weil sie es wollen, weil sie danach verlangen oder einfach nur aus Spaß. Es ist unterhaltsam, so etwas aus dem Mund eines weißbärtigen 87-jährigen konservativen Israelis zu hören. Am schärfsten argumentiert hat aus meiner Sicht Christopher Sims (2011, Makroökonomik), am besten präsentiert James Heckmann (2000, Analyse selektiver Stichproben), am besten feiern konnte man mit Finn Kydland (2004, Makroökonomik), Jean Tirole (2014, Marktmacht und Regulierung) wiederum war bemerkenswert lustig.

„We are not alone in the universe”

Peter Altmeier wurde zum Gala-Dinner eingeflogen und hielt eine 60-minütige Rede. Er forderte weltweiten Freihandel und begründete dies mit komparativen Kostenvorteilen. Diese bereits 1817 von David Ricardo entwickelte Theorie reflektiert Mechanismen beim Handel zwischen entwickelten und weniger entwickelten Staaten allerdings nicht mehr ausreichend und gilt daher als nicht mehr zeitgemäß. Der letzte Satz seiner Rede sorgte für Stirnrunzeln im Publikum, bot er doch jedem anwesenden Preisträger einen Job in Deutschland an und stellte klar, dass wir „not alone in the Universe“ sind. Dem gesamten Auftritt war der Wahlkampfmodus anzumerken. Zum Glück gab es vorzüglichen Pfälzer Wein.

Im Gegensatz dazu hielt Mario Draghi am Mittwochmorgen eine sehr gelungene Eröffnungsrede. Und nachdem er dann nach der Mittagspause verschwunden war, gab es auch keine schwerbewaffneten Polizisten oder kreisende Hubschrauber mehr. Danach war es wieder eine ganz normale Tagung.

Mathias Mier schloss 2013 sein Masterstudium des Wirtschaftsingenieurwesens an der TU Berlin ab. Im selben Jahr wurde er Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachgebiet Finanzwissenschaft des Instituts für Volkswirtschaftslehre der Universität Oldenburg. Sein Hauptforschungsinteresse gilt dem zukünftigen Design von Elektrizitätsmärkten unter Einfluss hoher Anteile fluktuierender erneuerbarer Energien wie Wind und Sonne.

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