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  • Jan Fischer (Mitte) und seine Kommolitonen bei der Programmierarbeit. Foto: Universität Oldenburg

„Blut, Schweiß und Liebe“

Gestartet sind sie mit einem weißen Blatt Papier, vielen kreativen Ideen und dem Willen, etwas Neues zu schaffen. Ein Jahr später haben elf Studierende der Wirtschaftsinformatik einen Software-Prototypen erschaffen, den sie demnächst auf der CeBIT präsentieren.

Gestartet sind sie mit einem weißen Blatt Papier, vielen kreativen Ideen und dem Willen, etwas Neues zu schaffen. Ein Jahr später haben elf Studierende der Wirtschaftsinformatik einen Software-Prototypen erschaffen, den sie demnächst auf der CeBIT präsentieren.

Mitte März ist es soweit: Die Masterstudierenden der Wirtschaftsinformatik zeigen ihre Software „IMPACT“ auf der weltgrößten IT-Fachmesse. Noch sind die einzelnen Teile des Prototypen nicht miteinander verbunden, mehrere Tests stehen aus, und das Produktvideo existiert bisher nur in ihren Köpfen. Doch Jan Fischer und Dirk Tesche sind erstaunlich gelassen. „Wir haben eine ziemlich saftige Todo-Liste, aber das ist alles machbar“, sagt Fischer. Den 28-Jährigen und seine Mitstreiter kann nach elf Monaten Projektarbeit so leicht nichts mehr beunruhigen.

Es war im April 2015, als sich die zehn angehenden Wirtschaftsinformatiker zusammenschlossen, um eine neuartige Software für innerbetriebliches Innovationsmanagement zu entwickeln. Gemeinsam mit einem Partner aus der Industrie, dem Softwareunternehmen Lufthansa Industry Solutions, sollte der Prototyp einer Plattform entwickelt werden, die die Mitarbeiter dazu motiviert, Ideen und Verbesserungsvorschläge einzureichen.

Viel Freiheit

Schon bei den ersten Treffen mit ihren externen Partnern und den wissenschaftlichen Betreuern aus der Universität wurde klar: Den Studierenden, die das einjährige Projekt im Rahmen ihres Masterstudiums absolvieren, wird viel Freiheit gelassen. „Das ging so ein wenig nach dem Motto: Wir fangen mal mit einem weißen Blatt Papier an und schauen, in welche Richtung es sich entwickelt“, erinnert sich Fischer. Eine Herausforderung für die Studierenden, die zwar bereits während ihres Bachelor-Studiums ein Softwareprojekt gemeistert hatten, aber nun erstmals vor der Aufgabe standen, ein Projekt komplett selbstständig zu realisieren.

„Am Anfang war es schwierig“, erzählt Tesche. „Wir kannten nur das Ziel, aber wussten nicht, wie wir dahin kommen.“ Sie setzen auf kreative Prozesse wie Mindmap und Brainstorming. „Der wesentliche Teil unserer Arbeit war tatsächlich das gemeinschaftliche Ideen-Entwickeln“, sagt Tesche. Den Hang zu immer neuen Ideen haben sich die Studierenden erhalten, drei Mal haben sie ihr Konzept grundlegend geändert, zuletzt im Dezember – etwa drei Monate vor der Präsentation auf der CeBIT.  Eine Entscheidung, die sie zwar einige Nerven gekostet hat, die sie aber bis heute nicht bereut haben. „Dieses schnelle Umentscheiden ist typisch für die Softwareentwicklung“, sagt Fischer. Die Gruppe hatte sich entschieden, den gesamten Prozess spielerischer zu gestalten. Dafür mussten sie zwar das Datenmodell und Teile der Software verändern, letztlich aber nicht alles neu schreiben, so dass sich der Aufwand in Grenzen hielt.

Einen positiven Einfluss hinterlassen

Nun ist der Software-Prototyp fast fertig. Sie haben ihn IMPACT genannt, eine Abkürzung für „Innovation Management Platform To Activate Creative Thoughts“, die auch wieder eine eigene Aussage mit sich bringt. „Hinter dem Projektnamen steht also auch der Wunsch, dass jeder Mitarbeiter einen positiven Einfluss (impact) im Unternehmen hinterlassen kann“, sagt Fischer. IMPACT ist eine webbasierte Plattform für Innovationsmanagement in Unternehmen. Der Ansatz ist recht simpel: Ein Mitarbeiter, der eine Idee oder einen Verbesserungsvorschlag hat, legt diesen als neue „Herausforderung“ im System an. Seine Kollegen können diese Herausforderung dann bewerten und Kommentare dazu abgeben – auf diese Weise entscheidet die Gemeinschaft mit, welche Themen vorangetrieben werden.

„Das Gute ist: Die Vorgesetzten oder Entscheider sehen auf einen Blick, was den Mitarbeitern besonders auf der Seele liegt“, erklärt Tesche. Halten sie eine Herausforderung für aussichtsreich, wandeln sie sie in einen offiziellen Vorschlag um, das heißt, die Idee wird verfeinert und es werden weitergehende Informationen eingeholt wie beispielsweise die zu erwartenden Kosten. „So wird der Vorschlag bewertbar für den Entscheider, der beispielsweise Geld geben muss“, sagt Fischer. Der gesamte Prozess wird transparent über die Plattform abgewickelt – sogar das öffentliche Feedback, das andere Mitarbeiter motivieren soll, ebenfalls einen Vorschlag einzureichen.

Transparenz ist den Entwicklern sehr wichtig. „Diese Plattform ist dafür da, möglichst viele Menschen am Prozess zu beteiligen“, erklärt Fischer. Alleine würden sich viele Ideen wohl niemals durchsetzen, erst die Unterstützung der Gemeinschaft mache sie erfolgreich. „Wenn ich einen Vorschlag in einen Kummerkasten werfe, weiß ich in der Regel nicht, was damit passiert. Ich erfahre ja gar nicht, ob andere das Problem ähnlich sehen oder was sie von dem ganzen Thema halten. Ich habe auch nicht die Möglichkeit, an der Entwicklung teilzunehmen, geschweige denn etwas mitzuentscheiden. Auf unserer Plattform ist das anders, hier können alle alles nachvollziehen“, sagt Fischer. Darüber hinaus sei IMPACT eine Stand-Alone-Lösung – also eine Software aus einem Guss, die für sich allein funktioniert. „Damit bedienen wir eine Nische“, sagt Fischer.

Testcomputer und Produktvideo

Davon wollen sie vom 14. bis 18. März auch die Besucher der CeBIT in Hannover überzeugen. Am Gemeinschaftsstand des Landes Niedersachsen (Halle 6, Stand A18) werden die Studierenden ein Produktvideo vorführen und einen Computer zum Testen der Software bereitstellen. „Wir erhoffen uns Feedback von den Testern, gerade von Personen aus der Praxis. Da sind wir schon ganz gespannt, was sie noch für Anregungen haben“, sagt Fischer. Er ist zum ersten Mal als Aussteller auf einer Messe – ein schönes Gefühl: „Ich präsentiere meine Sachen gerne. Natürlich bin ich auch ein bisschen stolz darauf, was ich gemacht habe.“ Außerdem will er Kontakte in die Branche knüpfen. „Fachmessen dienen auch immer dem Networking, vielleicht treffen wir ja sogar einen potenziellen Arbeitgeber.“

Eins steht auf jeden Fall jetzt schon fest: Fischer, Tesche und einige ihrer Mitstreiter werden auch nach dem offiziellen Ende des Uni-Projekts weiter an IMPACT arbeiten. „Wir haben da ein Jahr lang Blut, Schweiß und Liebe hineingesteckt“, sagt Tesche. Es wäre schade, den Prototypen jetzt einfach in einer Schublade verschwinden zu lassen. Sollte das Feedback auf der CeBIT positiv ausfallen, wollen sie sogar über eine Gründung nachdenken.

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(Changed: 10 Dec 2024)  | 
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