Wie verändern teils jahrhundertelang vergessene Dokumente unseren Blick auf eine ganze Epoche? Was verrät uns der Meeresboden über Klima und Strömungen? Wissenschaftsminister Falko Mohrs erhielt bei seinem Antrittsbesuch spannende Einblicke in die Forschung an der Uni.
„Stark in Forschung, Lehre und Transfer, erfolgreich als Gründungsuniversität und mit besonderer Verankerung in der Region” – so beschrieb der neue Wissenschaftsminister Falko Mohrs anlässlich seines Antrittsbesuchs am Wochenende die Universität Oldenburg. Er habe sich etwa im Gespräch mit dem Präsidium davon überzeugen können, „wie gut die Universität Oldenburg aufgestellt ist”, und habe sich sehr gefreut, direkte Einblicke in zwei der zahlreichen herausragenden Forschungsfelder zu erhalten, ergänzte der Minister. Nach einem Austausch mit dem Präsidium besuchte Mohrs sowohl den Campus Haarentor als auch den naturwissenschaftlich-medizinisch geprägten Campus Wechloy.
Wie verändert die Erschließung hunderttausender, zuvor lange vergessener Dokumente aus der Zeit von 1652 bis 1817 unseren heutigen Blick auf eine Epoche großer Umbrüche? Darüber sprach die Direktorin des Akademienprojekts „Prize Papers“, die Oldenburger Historikerin Prof. Dr. Dagmar Freist, mit dem Minister. Das historische Langzeitprojekt der Niedersächsischen Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, das je zur Hälfte vom Bund und dem Land Niedersachsen finanziert ist, beschäftigt sich seit 2018 mit der Erschließung, Digitalisierung, Erforschung und Präsentation der sogenannten Prisenpapiere („Prize Papers“). Diese lagern in mehr als 4.000 Kisten im Londoner Nationalarchiv: mehr als 100 Dokumententypen in 19 Sprachen, darunter allein geschätzte 160.000 Briefe, die im Zuge von Schiffskaperungen konfisziert wurden und ihre damaligen Adressatinnen und Adressaten nie erreichten.
Das internationale Prize-Papers-Team verteilt sich auf Oldenburg, London und Göttingen; an der Universität Oldenburg umfasst es fünf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie aktuell 16 Forschungsstudierende. Nach einem virtuellen Rundgang durch das Projekt und seine Standorte präsentierten Freist und ihre Mitarbeitenden dem Minister unter anderem das Herzstück des Vorhabens, das frei zugängliche und stetig wachsende Onlineportal (portal.prizepapers.de).
Wie lassen sich anhand des Meeresbodens Klima und Strömungen rekonstruieren, und wie lassen sich in einem sogenannten Reinraumlabor feinste Spuren verschiedener Elemente im Meerwasser nachweisen? Dazu erhielt Mohrs theoretische und praktische Einblicke am Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) der Universität. ICBM-Direktor Prof. Dr. Heinz Wilkes begrüßte den Minister mit einem kurzen Überblick über die Schwerpunkte des Instituts in der Meeres- und Umweltforschung, ehe die Geochemikerin Prof. Dr. Katharina Pahnke anhand eines Sedimentkerns beispielhaft die Klimarekonstruktion veranschaulichte. Für Mohrs gehörte dazu auch der genaue Blick auf eine Probe durchs Mikroskop – ebenso wie eine Stippvisite im vollkommen staub- und metallfreien Reinraumlabor von Pahnkes Arbeitsgruppe „Marine Isotopengeochemie“, spezielle Schutzkleidung inklusive.
Zum 1987 gegründeten ICBM mit seinen Standorten in Oldenburg und Wilhelmshaven gehören etwa 235 Mitarbeitende in insgesamt 26 Arbeitsgruppen. Das Heimatinstitut des Tiefseeforschungsschiffs „Sonne“ bietet fünf Studiengänge an, über die der Minister sich ebenfalls informierte.