Das Verhältnis zwischen Religion und Naturwissenschaft lässt sich nicht auf einen epistemologischen oder weltanschaulichen Antagonismus zwischen ,Glaube‘ und ,Positivismus‘ reduzieren. Zum einen können Vertreter der Naturwissenschaften ihre Erkenntnisse konzeptuell und sprachlich in Form einer sich auf Vernunft gründenden allgemeinen Religion ausdrücken. Zum anderen können religiöse Akteure im Gegenzug versuchen, ihre Angebote mit wissenschaftlichen Rahmungen im religiösen Feld besser zu platzieren. Schließlich kann auch die Naturwissenschaft selbst zum religiösen Prinzip erhoben und als eine Synthese und Alternative zu den klassischen Religionen aufgestellt werden.

Das Seminar führt ein in solche Konstellationen von Religion und Naturwissenschaft und untersucht dafür einige Akteure und Beispiele aus dem 20./21 Jahrhundert. Diese werden systematisch zwei Themenbereichen zugeordnet. Im ersten Abschnitt liegt der Fokus auf den ,gläubigen Physikern‘ und den auf Ganzheit verweisenden Beschreibungen der Relativitätstheorie und der Quantenphysik. Diese Konzepte wandern vor allem ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in das religiöse Feld hinein und beeinflussen populäre Ideen. Der zweite Abschnitt erkundet solche Ideen entlang von Technologie, Kosmologie und deren Schnittstellen zum Science Fiction. Begegnungen mit Außerirdischen, die Besiedlung anderer Welten und der digitale Raum bilden Projektionsflächen für Heilsideen und Ziele für eine Vollendung der Menschheit.