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Kulturelles

Mit Willard V.O. Quine Start der neuen Jaspers-Vorlesungen

Ehrenpromotion für US-amerikanischen Philosophen

In der ersten Juniwoche werden die Karl Jaspers Vorlesungen zu Fragen der Zeit in Verbindung mit der Stiftung Niedersachsen wieder aufgenommen. Diesmal soll das Augenmerk auf die internationale und nationale akademische Philosophie in der Vielfalt ihrer Positionen gerichtet werden.

Für die feierliche Wiedereröffnung dieser Veranstaltungsreihe hat einer der namhaftesten Vertreter der analytischen Philosophie, der am 25. Juni 1908 in Ohio geborene Willard Van Orman Quine, seine Teilnahme zugesagt und erweist damit der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und dem Institut für Philosophie eine große Ehre. Quines Verdienst liegt in der Vermittlung, Fortführung und Kritik der Forschungsprogramme des Logizismus auf Grundlage der von Russell und Whitehead von 1910 bis 1913 publizierten Principia Mathematica. Sein 1960 erschienes Buch Word and Objekt (dt.: Wort und Gegenstand 1976) ist eines der Hauptwerke der Philosophie des 20. Jahrhunderts, in dem die kantische Unterscheidung analytischer und synthetischer Sätze aufgehoben wird. Dadurch entfällt die Suche nach apriorischen Letztbegründungen und speziellen logischen und analytischen Wahrheiten, die somit keinen besonderen erkenntnistheoretischen Status mehr genießen.

Quine wurde damit u. a. zum Wegbereiter der transdisziplinären Wissenschaftsforschung, die seit etwa 20 Jahren die soziale Konstruktion wissenschaftlicher Erkenntnisse (vor allem in den Naturwissenschaften) untersucht. Ferner lieferte er wichtige Beiträge für die Gebiete der formalen Logik, Erkenntnistheorie und Sprachphilosophie. Seine "naturalisierte Erkenntnistheorie" ist den empirischen Wissenschaften nicht vor-, sondern zugeordnet.

Im Rahmen von Quines Vorlesung The Growth of Mind and Language, am Donnerstag, den 5. Juni um 16 Uhr in der Aula der Universität, werden die beiden diesjährigen mit 10.000 DM dotierten Karl Jaspers Preise der Stiftung Niedersachsen an die Privatdozentin Dr. Dr. Brigitte Falkenburg aus Heidelberg und den Privatdozenten Dr. Ralf Naumann aus Düsseldorf verliehen.

Frau Falkenburg, die soeben einen Ruf an die Universität Dortmund erhalten hat, entwickelt aus der Verbindung naturphilosophischer und wissenschaftstheoretischer Fragestellungen eine Neuinterpretation des Substanzbegriffs. Herr Naumann bearbeitet das Realitätsproblem in der analytischen Philosophie und spezielle linguistische Fragen, die zum selben Programm gehören. Beide werden im Rahmen dieser Preisverleihung ein zusätzliches Lehrangebot in Philosophie im Wintersemester 1997/98 machen.

Ferner erhält Quine in einer Feierstunde am 3. Juni 1997 um 16 Uhr in der Bibliothek die Ehrendoktorwürde der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Am 4. Juni um 19 Uhr kommt es in seiner Gegenwart in der Aula zur feierlichen Einweihung des neuen Magisterstudiengangs Philosophie. An diese Veranstaltung wird sich eine von Studierenden organisierte Tanzveranstaltung anschließen. Den Abschluß bildet am Freitag, den 6. Juni 1997, ein akademisches Frühstück mit geladenen Gästen im Cafe Merlin.

Wir bitten Sie schon jetzt, dieses besondere hochschulöffentliche internationale Ereignis in Ihrem Terminkalender vorzumerken und würden uns über Ihren Besuch sehr freuen. Weitere Hinweise können Sie der Juniausgabe des UniINFO und der regionalen Presse entnehmen.

Reinhard Schulz

Wettbewerb für Komponisten

Ossietzkys geistig-politischer Hintergrund soll lebendig bleiben

Carl von Ossietzkys geistig-politischer Hintergrund und die Bedeutung seines Schaffens für unsere Zeit sind Thema des 4. Kompositionswettbewerbs, den der Uni-Chor der Universität Oldenburg für professionelle und nicht professionelle Komponisten ausschreibt.

Eingereicht werden können Chorwerke a capella oder mit Klavierbegleitung, mit kleinem Instrumentalensemble, mit Vokalisten, Sprechern oder einer Mischform der Besetzungsmöglichkeiten. Inhalt können Zitate aus Ossietzkys journalistischem Werk, seinen Briefen und sonstigen Lebensdokumenten, aber auch andere Texte aus damaliger oder heutiger Zeit sein. Die Kompositionen sollen eine Aufführungsdauer von zehn Minuten nicht überschreiten. Das preisgekrönte Werk, für das ein Geldpreis ausgesetzt ist, soll im Anfang Februar 1998 im Forum Uni-Chor uraufgeführt werden.

Einsendungen (3fache Ausführung) nimmt der Leiter des Uni-Chors, Manfred Klinkebiel, bis zum 30. September 1997 entgegen (Tel.: 0441/85823).

Zehn Meter Stoff und eine aufklappbare Halbkugel

329 Einsendungen zur Sonderausstellung im Rahmen der KIBUM

Die Vorbereitungen zur diesjährigen Sonderausstellung im Rahmen der Kinder- und Jugendbuchmesse KIBUM im November laufen auf Hochtouren. Unter dem Motto "Experiment Bilderbuch" hatte das Fach Kunst der Universität dazu aufgerufen, unveröffentlichte Bilderbücher einzuschicken, die sich durch eine besonders originelle und innovative Gestaltung auszeichnen. Ziel des Aufrufes war es, das künstlerische Potential jenseits des kommerziellen Kinderbuchmarktes in einer Ausstellung sichtbar zu machen. Das ansprechendste Manuskript wird mit einem Förderpreis von 10.000 Mark ausgezeichnet, den der Oldenburger Lappan-Verlag gestiftet hat.

Insgesamt gingen 329 Einsendungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ein. Darunter so originelle Ideen wie ein 10 Meter langes Stoffbuch, eine aufklappbare Halbkugel oder ein interaktives Bilderbuch auf CD-Rom. "Die eingegangenen Bewerbungen, so Prof. Dr. Jens Thiele, Initiator der Ausstellung, "haben mich zum Teil sehr angenehm überrascht: Viele Bewerbungen bestechen durch ihre besondere künstlerische Technik, eine originelle Buchkonzeption, einen außergewöhnlichen Illustrationsstil oder eine ausgeklügelte Spielfunktion". Eine Fachjury aus WissenschaftlerInnen und PraktikerInnen hat inzwischen 83 Manuskripte für die Ausstellung ausgewählt. Die Bildstile der Exponate wechseln zwischen gegenständlich und abstrakt, phantastische und medial. Die künstlerischen Techniken umfassen Malerei und Zeichnung, Holzschnitt, Siebdruck, Collagen und digitale Druckbilder.

Die Oldenburger Kinder- und Jugendbuchmesse wird seit 1974 jährlich gemeinsam von der Universität, der Stadt Oldenburg und der Volkshochschule veranstaltet. Sie hat sich im gesamten deutschsprachigen Raum als größte nichtkommerzielle Messe ihrer Art einen Namen gemacht. Mit Präsentationen von jeweils mehr als 2.000 Neuerscheinungen und einem umfangreichen Rahmenprogramm zieht die KIBUM jedes Jahr mehr als 30.000 BesucherInnen an.

Die Wiederentdeckung von Bertold Goldschmidt

Austellung über britischen Komponisten mit deutscher Vergangenheit

Vom 14. Mai bis zum 13. Juni 1997 präsentiert das Seminar für Jüdische Studien die erste Ausstellung über den im vergangenen Jahr verstorbenen britischen Komponisten Berthold Goldschmidt (1903-1996) - einem gebürtige Hamburger, der erst in letzter Zeit von einem breiteren Publikum in Deutschland wiederentdeckt wurde. Im Rahmen der Ausstellungseröffnung in der Universitätsbibliothek am 14. Mai 1997, 19.30 Uhr, wird Prof. Kolja Lessing Werke von Goldschmidt für Klavier und Violine spielen.

Goldschmidt gehörte zu jenen Komponisten, die die NS-Herrschaft ins Exil zwang. Vorher war er Dirigent am Landestheater in Darmstadt und von 1931 bis 1933 an der Städtischen Oper Berlin. Die Uraufführung seiner ersten Oper "Der gewaltige Hahnrei" 1932 war sein größter Erfolg in der Weimarer Republik 1935 ging er nach London, wo er britischer Staatsbürger wurde und weitere wichtige Werke wie die "Claccona Sinfonica" komponierte. Der politischen Verdrängung 1935 aber folgte nach dem 2. Weltkrieg die ästhetische. Goldschmidts Musik fand in einer Zeit, in der sich das Interesse der musikalischen Öffentlichkeit auf serielle Techniken und elektronische Musik konzentrierte, keine Resonanz, sodaß er Ende 50er Jahre sein kompositorisches Schaffen mit den "Mediterranean Songs" einstellte. Eine erneute Rezeption der Kompositionen Goldschmidts setzte erst zu Beginn der 80er Jahre wieder ein.

Heute wird Goldschmidt, der sich als bekennender Europäer jüdischer Abstammung verstand, auch in Deutschland wieder aufgeführt. Opernaufführungen, Konzerte, Rundfunk- und Femsehaufzeichnungen sowie CD-Produktionen würdigen sein Werk. Zur Wiederentdeckung soll auch die von der Oldenburger Musikwissenschaftlerin Bärbel Busch konzipierte Ausstellung beitragen, die bereits in der Komischen Oper Berlin und in der Bremen Glocke gezeigt wurde.

Goldschmidts Kompositionsstil zeigt Affinitäten zur Musik Hindemiths und Weils, aber auch zu den Werken russischer Komponisten wie Schostakowitsch und Prokofjew auf. Im Rahmen erweiterter Tonalität scheute Goldschmidt Bitonalität, scharf dissonante Klänge und freitonale Passagen ebensowenig wie Konsonanzen und dur-moll-funktionale Bezüge.

Körper und Skulptur

Vom 12. bis 16. Mai zeigt das Fach Kunst unter dem Titel "KörperSkulpturKörper" Ergebnisse einer Übung zum Thema Körper und Skulptur. Die von Prof. Gert Selle geleitete Übung hatte zum Ziel, den Begriff der Skulptur über das traditionelle Repertoire plastischen Gestaltens hinaus praktisch und theoretisch zu erweitern, wie dies in einer Annäherung an Gegenwartskunst geschehen muß.

Für Konzept und Realisation der Ausstellung zeichnet eine Gruppe StudentInnen verantwortlich. Die Ausstellung in der Galerie der Universität (hinter dem Unikum) wird mit einer Performance am Montag, 12. Mai, 18.00 Uhr eröffnet und ist täglich von 17.00 bis 20.00 Uhr geöffnet. Führungen durch die Ausstellung nach Aushang.

So lang hält sich kein Schwein

Mit dem Titel "So lang hält sich doch kein Schwein" tritt die Oldenburger Gruppe SPUNK am Freitag, 16. Mai 1997, 20.00 Uhr, im Unikum auf. Sie wollen beweisen, daß Schweinereien ewig leben, indem sie in diesem Jahr ihren fünften Geburtstag feiern. Das Ensemble lädt alle zum Mitfeiern ein und präsentiert als Hommage an das Oldenburger Publikum das Beste aus drei Programmen: Skurrile Gestalten und absurde Situationen bereiten ein Erlebnis der besonderen Art. Eintritt: 12 Mark, ermäßigt 8 Mark.

15.000 Mark für Erstlingswerk

Die Stadt Oldenburg hat den diesjährigen Kinder- und Jugendbuchpreis augeschrieben. Er wird an AutorInnen und IllustratorInnen für ein überragendes Erstlingswerk im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur vergeben. Der Preis ist mit 15.000 Mark dotiert. Einsendeschluß ist der 15. Juni 1997 (Jugendbibliothek, Peterstraße 1, 26105 Oldenburg). Die Preisverleihung wird am 15. November stattfinden.

 

Presse & Kommunikation (Stand: 06.09.2024)  | 
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