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Neujahrsgruß des Präsidenten
Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Studentinnen und Studenten,
"Zeitzeichen Momente eines Jahrhunderts" heißt eine Ausstellung von Peter Cange im Foyer des Hörsaalzentrums unserer Universität. Der Maler ist neben Günter Grass einer der wenigen Künstler, die den Blick zurück in die Zukunft wagen. Mit seinen Bildern arbeitet er das ausklingende 20. Jahrhundert auf, in dem Vernichtung und Konsum, Wahnsinn und Zufriedenheit, persönliches Glück und tiefe Trauer enger beieinander lagen als je zuvor. Grund genug, darüber nachzudenken nämlich über die Ereignisse und die Bedingungen ihres Auftretens. Statt dessen stand der ausgeprägte Rummel um die Jahrtausendwende im Vordergrund. Vielerorts wird gar behauptet, alle Menschen schauten fasziniert ins neue Millenium. Mag sein. Dennoch bezweifle ich, ob das Aufheben um das kommende Ereignis mit den zuvor genannten polaren Attributen des auslaufenden Jahrhunderts irgend etwas zu tun hat. Aus den überteuerten Reiseangeboten und Hotelaufenthalten in aller Welt, dem dreifachen Silvesterzeremoniell im Flug mit der Concorde um den Globus ist bestenfalls das Lebensgefühl der Moderne abzuleiten: "Ich leide, also bin ich". Manche sprechen in diesem Zusammenhang auch "vom Glück und anderen Sorgen". Wir müssen es uns nicht schwerer machen, als es ohnedies ist, und nicht blenden lassen von Äußerlichkeiten.
Was uns das Jahr 2000 bringen wird, ist nicht abzusehen. Jedenfalls für den konkreten Einzelfall für Sie ganz persönlich, für Ihre Freunde oder für Kolleginnen und Kollegen. Nicht umsonst gießt der eine Blei und liest die andere im Kaffeesatz oder im Horoskop. Sicherlich ist da schon manches zutreffend prognostiziert worden, wenngleich die Treffsicherheit bekanntlich nicht sehr groß ist. Was die Universität betrifft, ist davon auszugehen, dass das Motto "Kontinuität in der Veränderung" seine Gültigkeit behalten wird. Wir wollen Neues schaffen und Bestehendes umgestalten, ohne dabei unsere Geschichte zu vergessen. Eben deshalb haben wir unser 25-jähriges Bestehen im vergangenen Jahr sehr bewusst und mit großem Aufwand gefeiert. Hat sich die Universität in dieser kurzen Zeit doch zu einer angesehenen und leistungsfähigen Hochschule entwickelt. Wir haben das erreicht, nicht nur weil wir eine Einrichtung des Landes sind, sondern gerade auch trotz dieses Umstandes. Es hat vieler politischer Auseinandersetzungen bedurft und nicht weniger administrativer Maßnahmen, unter den gegebenen Bedingungen zu dem zu werden, was wir sind. Dazu hat jede und jeder auf seine Weise und an seinem Platz mitgewirkt. Deshalb haben wir allen Grund, auf das Erreichte gemeinsam stolz zu sein. Gleichwohl wissen wir, daß der zunehmende Wettbewerb zwischen den Hochschulen in den nächsten Jahren härter wird und wir deshalb unsere Anstrengungen fortsetzen und intensivieren müssen, wenn wir unsere Arbeitsplätze quantitativ erhalten und unsere Aufgaben in Lehre und Studium, Forschung und Weiterbildung qualitativ verbessern wollen. Dies zu erreichen ist unter den heutigen gesellschaftlichen Bedingungen nicht wenig, so bescheiden es auch klingen mag. Aber es wird genügen, dem Gedanken der Nachhaltigkeit in unser aller Arbeit einen noch höheren Stellenwert zu verleihen. Ist es doch so, dass wir diese (unsere) Universität im Grunde von unseren Kindern und Enkeln nur geborgt haben. Ihnen wollen wir Zukunft hinterlassen und uns das Gefühl, das Richtige getan zu haben. In diesem Sinne wünsche ich allen Mitgliedern und Angehörigen der Carl von Ossietzky Universität ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2000.
gez. S. Grubitzsch