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Hochschulpolitik


Bulmahn dämpft Hoffnungen

Gedankenaustausch mit Spitzen aus Wissenschaft und Wirtschaft im Nordwesten

Mit Empfehlungen für Forschungsverbünde und -netzwerke, vor allem mit Akteuren der regionalen Wirtschaft, reagierte Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn auf die konzertierte Aktion von Hochschulen und Wirtschaftskammern Nordwest-Niedersachsens, die Unterversorgung wissenschaftlicher Einrichtungen abzubauen. Bei einem von SPD-Bundestagsabgeordneten Dietmar Schütz angeregten Gedankenaustausch mit Vertretern von Wissenschaft und Wirtschaft dämpfte die Ministerin allerdings die Hoffnungen auf die Ansiedlung bundesgeförderter Forschungsinstitute für die nächste Zukunft.

Universitätspräsident Prof. Dr. Siegfried Grubitzsch stellte in einem Grundsatzreferat, in dem er die Diagnose des Weißbuchs „Spitzen aus Nordwest“ aufgriff, die strukturelle Benachteiligung der regionalen Forschungslandschaft heraus. Die Hochschulen erhalten lediglich 58 Prozent des Landesdurchschnitts pro Kopf der Bevölkerung. Die Forschungs- und Entwicklungsinstitute müssen sich im Landesvergleich gar mit einem Drittel der Fördermittel begnügen. Der Bund sei an dieser Schieflage nicht unschuldig. Er habe versäumt, im Nordwesten bedeutende Bundesinstitute - beispielsweise Max-Planck- oder Fraunhofer-Institut - anzuregen, von denen Wachstumsimpulse für die regionale Wirtschaft ausgehen.

Dabei hat die Universität, wie Grubitzsch betonte, mit vergleichsweise knappen Mitteln Forschungsdomänen aufgebaut, die national wie international zur Spitzenklasse zählen. Bei gezielter Förderung ließen sie sich kurzfristig in Richtung bundesgeförderter Institute ausbauen. Vier Forschungsbereiche bieten sich besonders an: ein Zentrum für berufsbegleitende Weiterbildungsangebote, Angewandte Küsten- und Flachmeerforschung, Institut für Sicherheitskritische Systeme, Forschungszentrum Windenergie und Forschungsinstitut für Material- und Halbleiterforschung.

Für die Bundesbildungsministerin hat die Ansiedlung eines Bundesinstituts zum gegenwärtigen Zeitpunkt kaum Erfolgschancen. Gleichwohl sollte die Universität dieses Ziel weiter verfolgen. Bulmahn hält es jedoch für ratsam, von den vorhandenen Forschungskompetenzen der Region auszugehen und für einen raschen Transfer von Forschungsergebnissen zu sorgen. Neben den empfohlenen Forschungskooperationen seien Hochschulen und Forschungsinstitute aufgerufen, sich mit konkreten Projekten bei ihrem Ministerium um Fördermittel zu bewerben.

Auch neuer Senat für Organisationsreform

Ein klares Votum für die geplante Organisationsreform hat auch der neu gewählte Senat in seiner Aprilsitzung abgegeben. Mit 11 gegen 2 Stimmen bestätigte er den Beschluss des alten Senats, der sich im Februar mit nur knapper Mehrheit für eine neue Struktur mit einer Halbierung der jetzigen elf Fachbereiche, die dann Fakultäten heißen werden, ausgesprochen hatte.

Die nochmalige Diskussion war notwendig geworden, nachdem die studentischen Vertreter ein Minderheitenvotum (§ 85, Abs.7 NHG) gegen die Februar-Entscheidung eingelegt hatten. Nach ihrer Ansicht wird ihr Mitbestimmungsrecht vermindert, wenn es weniger Fakultäten gibt. Außerdem, so ihre Vertreter, seien die Kriterien nicht zu erkennen, nach denen die Fächer zusammengelegt werden sollten.

Die Befürworter sehen in der Reform insbesondere die Chance, ein professionelleres Wissenschaftsmanagement in den Fakultäten zu installieren. Die Verwaltung ist jetzt dabei zu eruieren, mit wie vielen Stellen die Dekanate der neuen Fakultäten ausgestattet werden können. Dazu wird das Präsidium bei der am 26. Mai stattfindenden Anhörung durch den Senat Stellung nehmen. Besonders gefragt sind in dieser Sitzung allerdings die Positionen der Fachbereiche, die durch ihre Dekan-Innen vertreten werden. Ihre Voten sollen bis zum 27. Juni zu einem stimmigen Gesamtvorschlag zusammengefügt werden, den der Senat dann verabschieden soll. Das Präsidium drängt auf Einhaltung des Zeitplanes, da die Umsetzung des Beschlusses sehr kompliziert ist und lange Zeit in Anspruch nehmen wird. Frühestens zum Oktober 2002 könnte die Strukturreform umgesetzt sein, wenn der Beschluss im Juni steht.

Ideen, Initiativen, Innovation

Forschungsimpulse zur Verbesserung der Wirtschaftsstruktur der Stadt Oldenburg

Oldenburg, die 3-I-Region - Ideen, Initiativen, Innovation” - unter diesem Titel hat ein Initiativkreis aus Wissenschaft und Wirtschaft Kernstrategien und Aktionsmöglichkeiten zur nachhaltigen Entwicklung im nördlichen Weser-Ems-Raum konzipiert, die sich der Rat der Stadt Oldenburg im März mit großer Mehrheit zu eigen gemacht hat. Der Initiativkreis aus Akteuren der Universität, dem An-Institut OFFIS, der Oldenburger Industrie- und Handelskammer und der Oldenburgischen Landesbank hat sich auf Anregung von Universitätspräsident Prof. Dr. Siegfried Grubitzsch auch wiederholte Male in der Universität beraten.

Grundidee war, die Zusammenarbeit der Stadt Oldenburg mit der Universität und den Hochschulen und Forschungseinrichtungen der Region auf eine neue Basis zu stellen. Dazu wurden die Potenzen von Wirtschaft und Wissenschaft im Interesse des Standorts Oldenburg gesichtet und abgestimmt, so dass sich erfolgversprechende Aktionsfelder ableiten ließen. Die Stadt sollte nach Ansicht des Initiativkreises ihre Rolle als Oberzentrum aktiver als in der Vergangenheit wahrnehmen und die nördliche Weser-Ems-Region konstitutiv in ihre Strategien einbeziehen. Dabei fällt der Universität, die immer schon regional ausgerichtet war und deren Forschung teils von internationaler Bedeutung ist, eine besondere Rolle zu. Grubitzsch betont: „Oldenburg kann auf eine lebendige und innovative Wissenschaftsszene aufbauen. Das Wachstumspotenzial heute liegt vor allem in den Bereichen, die mit Forschung und Wissenschaft zu tun haben.“

Ergebnis der Bilanzierung sind sechs Handlungsfelder, in denen Stadt und Region auf Vorleistungen der Universität und anderer Forschungseinrichtungen zurückgreifen können: Informations- und Kommunikationstechnologien, die den Standortnachteil von Stadt und Region wettmachen können, Intelligente Automobiltechnik, wie sie vom Fachbereich Informatik und von OFFIS zur Steuerung von Verkehrsströmen entwickelt wird, Individueller Tourismus besonders am Küstenstreifen und auf den Inseln, Gesunde Ernährung für veränderte Lebensgewohnheiten, Effiziente Energiewirtschaft durch Nutzung von Einsparpotenzialen und ein Leistungsfähiges Gesundheitswesen, das der dynamischen Entwicklung von Forschung und Wissenschaft Rechnung trägt. Gemeinsamer Nenner dieser Handlungsfelder muss das Grundprinzip der Nachhaltigkeit sein. Forschungsaktivitäten der Universität und von Einrichtungen wie OFFIS, ICBM, Forum oder dem Kompetenzzentrum HörTech können der Region zugute kommen.

Um die Stärken der Region in Wissenschaft und Wirtschaft zu nutzen, muss Oldenburg nach Ansicht des Initiativkreises Ideen aufgreifen und weiterentwickeln, verbindliche Initiativen mit Akteuren aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Verwaltung bilden und die Innovationen dynamisch in die Praxis umsetzen. Wesentlich für den Erfolg ist das, was das Papier als „Beweglichkeit“ beschreibt. Lange Planungsvorläufe kann sich die Region nicht erlauben, will sie verhindern, dass die Lage sich rapide verschlechtert.

Für die Schulen von morgen

Oldenburger Lehrerbildung: Entwicklung von der Tradition zur Moderne

Die Gemeinsame Kommission für Lehrerbildung (GKL) hat ein Leitbild zur Lehrerbildung der Universität vorgelegt, das vom Präsidium übernommen und verabschiedet worden ist. Nachstehend die Kurzfassung der Vorlage:

Die wissenschaftliche Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern für alle Schularten und Schulstufen hat an der Universität Oldenburg einen hohen Stellenwert. Durch Umfang, Struktur und Qualität kommt der Lehramtsausbildung der Universität eine herausragende Rolle in der Region und im Land zu. Eine Ursache dafür ist die große Tradition der Lehrerbildung in Oldenburg, wo 1793 eines der ersten Lehrerseminare in Deutschland errichtet wurde. Als 1973 die Universität Oldenburg gegründet wurde, war ihr Grundstein die Pädagogische Hochschule mit ihrer als besonders kompetent und reformfreudig geltenden Lehramtsausbildung. Diese kritische Offenheit für die Bedürfnisse gesellschaftlicher Entwicklung ist bis heute ein Merkmal für die Oldenburger Lehrerbildung.

„Die Vermittlung von Kompetenzen zur Erschließung und Aneignung von Wissen zählt zu den prioritären Aufgaben des Bildungssystems in der Wissensgesellschaft“ (Delphi-Abschlußbericht 1998, S. 98). Demzufolge sind Bildung und Ausbildung grundlegend für die künftige Nutzung von Wissen und Information in einer zukunftsfähigen Gesellschaft.

Die hohe Qualität der Lehramtsausbildung wird gewährleistet durch integrierte curriculare Studienangebote für Lehrämter aller Schulstufen mit einem entsprechend großen Spektrum wählbarer Unterrichtsfächer.

Die Ausbildung in den Erziehungs- und Gesellschaftswissenschaften sowie in Fachwissenschaften und Fachdidaktiken bildet zusammen mit den schulpraktischen Studien eine unauflösbare Einheit wissenschaftlich reflektierter Praxis und Theorie.

Unterrichtsnahe lern- und fachdidaktische Forschung sichern kontinuierlich die hohe Qualität nicht nur der universitären Lehre, sondern dienen gleichermaßen der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und der praxisorientierten Ausbildung.

Die Studienangebote der Lehramtsausbildung sind mit den übrigen Studiengängen der Fächer so eng verzahnt, dass sinnvolle Ergänzungen ebenso möglich sind wie ein Wechsel des Studienabschlusses.

Die Universität unterstützt die Studierenden durch eine kompetente Beratung und sichert ihnen differenzierte Angebote in einer stabilen Lernumwelt zu.

In der Lehramtsausbildung wird die enge Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen des Bildungs- und Ausbildungssektors, dem Wirtschafts- und Verwaltungssektor ebenso wie mit den Sozial- und Kultureinrichtungen der Region und des Landes gefördert. Dies schließt tragfähige Kooperationen und wechselseitigen Transfer ein.
Der Reform des Bildungssystems in Richtung größerer institutionaler Autonomie und Verantwortung der Schulen wird in der Lehramtsausbildung durch die Vermittlung einschlägiger Kenntnisse im Bildungsmanagement, wie zum Beispiel der Schulorganisation und -administration entsprochen. Sie werden ergänzt durch den Erwerb geeigneter Basiskompetenzen für den Schulbereich.

Die Universität Oldenburg ist Zentrum der regionalen Organisation der Lehrerfort- und Weiterbildung für alle Schulstufen und in allen schulrelevanten Bereichen. Onlinebasierte regionale Weiterbildungs- und schulpraktisch ausgerichtete Informationsangebote helfen Lehrerinnen und Lehrern in der Praxis, sich den raschen Veränderungen im Schul- und Bildungssystem sowie in der technologischen Fortentwicklung der Lernmedien und ihrer Grundlagen qualifiziert zu stellen (berufliche Weiterbildung).

Die Universität passt ihre vorhandenen Organisationsstrukturen den Erfordernissen und vielfältigen Aufgaben einer modernen Lehramtsausbildung an. Sie evaluiert regelmäßig ihre Angebote und verändert sie, wenn die Ergebnisse der Qualitätskontrolle dies erforderlich machen.

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Der Reiz der Ferne: Studieren auf dem fünften Kontinent

Uni-Vizepräsidentin besucht Austauschstudierende in Australien und Neuseeland

Kontakte pflegen, mit Leben füllen und erweitern, Neuland sondieren, Hürden aus dem Weg räumen und Türen aufstoßen“, darin sieht Ina Grieb, Vizepräsidentin der Universität, den Sinn der Reise, die sie Ende Februar / Anfang März nach Australien und Neuseeland führte. Insgesamt standen sechs Universitäten, vier australische und zwei neuseeländische, auf ihrem Programm.

Die Universität Oldenburg unterhält bereits Studienpartnerschaften zu der Macquaria University Sydney und der University of New England in Australien. Mit Ina Grieb hat erstmals eine offizielle Vertreterin der Oldenburger Hochschulleitung die beiden Partneruniversitäten besucht, wo sie auch Oldenburger Austauschstudierende traf. Grieb will die bestehenden Kontakte über die Bereiche der Fremdsprachen und Interkulturellen Pädagogik auf andere Fächer ausweiten und den Austausch von Studierenden und WissenschaftlerInnen voranbringen.

Bei ihrem Besuch der beiden anderen australischen Universitäten, der University of Canberra und der University of Western Sydney, sowie der neuseeländischen Hochschulen, der University of Canterbury, Christchurch, und der University of Otago ging es vor allem um die Anbahnung von Kontakten und Erkundung von Berührungspunkten in Forschung und Lehre. Zwischen dem Oldenburger Fachbereich Physik und dem Department of Physics der Otago University bestehen bereits erste Kontakte. Wissenschaftler und Studierende aus Oldenburg sind schon zu Studienaufenthalten an dieser ältesten neuseeländischen Universität gewesen. Im Vorfeld von Griebs Besuchs waren zudem Verhandlungen über einen Kooperationsvertrag gelaufen. „Die Kooperation mit der neuseeländischen Hochschule in Otago“, freut sich Grieb, „ist unterschriftsreif und kann im Sommersemester unterzeichnet werden.“

 

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Presse & Kommunikation (Stand: 06.09.2024)  | 
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