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Interview
Gelebtes lebenslanges Lernen in der Universität
Studium generale feiert 25-jähriges Jubiläum / Interview mit Christiane Brokmann-Nooren
Als eine der ersten Hochschulen bundesweit öffnete die Universität Oldenburg 1983 ihre Türen für Gasthörende und bot damit der breiten Öffentlichkeit die Möglichkeit, reguläre Vorlesungen und Seminare zu besuchen. Im Sommersemester 2008 können die aktuell mehr als 500 Gasthörenden zwischen rund 400 Veranstaltungen wählen. Dr. Christiane Brokmann-Nooren (Foto), Stellvertretende Leiterin des Zentrums für wissenschaftliche Weiterbildung im C3L, ist verantwortlich für das Studium generale.
UNI-INFO: Frau Brokmann-Nooren, wie ist das Studium generale entstanden?
Brokmann-Nooren: Die Studienberatung hat sich Anfang der 1980er Jahre dafür eingesetzt, dass reguläre Vorlesungen für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. 1983 wurde das dann Realität. Am Anfang waren es rund 50 Veranstaltungen, die für Gasthörende geöffnet wurden.
UNI-INFO: Wie hat sich das Angebot etabliert?
Brokmann-Nooren: 1983, im ersten Semester, hatten sich 105 TeilnehmerInnen angemeldet. Das steigerte sich dann kontinuierlich. Mittlerweile haben wir rund 500 Gasthörende pro Semester. Anfangs waren zwei Drittel der Gasthörenden unter 45 Jahre alt. Heute besteht die mit Abstand größte Gruppe aus TeilnehmerInnen im Alter zwischen 60 und 69 Jahre. Die meisten kommen also nach dem Ausstieg aus dem Berufsleben an die Uni.
UNI-INFO: Wie lange bleiben sie dann im Schnitt?
Brokmann-Nooren: Sieben Semester. Es gibt natürlich auch „Ausreißer“: unser treuester Gasthörer besucht die Uni seit 28 Semestern.
UNI-INFO: Das Veranstaltungsangebot ist ja sehr breit angelegt. Welche Fachrichtungen stehen auf der Beliebtheitsskala ganz oben?
Brokmann-Nooren: Ganz klar die Geisteswissenschaften mit Philosophie, Geschichte und Theologie. Bei den Männern sind auch die Wirtschaftswissenschaften sehr im Kommen, die Frauen interessieren sich zunehmend für den Bereich Kunst und Medien. Aber auch in der Biologie sind rund vier Prozent der Gasthörenden zu finden. Eine Teilnehmerin aus der Region reist schon immer sonntags an und übernachtet in der Jugendherberge, um am Montag um 8.00 Uhr die von ihr favorisierte Biologieveranstaltung nicht zu verpassen.
UNI-INFO: Zum Wintersemester 2006/07 konnten sich erstmals 15 Gasthörende für das strukturierte Studienprogramm Geisteswissenschaften einschreiben, das auf fünf Semester angelegt ist und mit einem Zertifikat abschließt. Wird es eine Neuauflage geben?
Brokmann-Nooren: Ja, parallel zum Abschluss des ersten Durchgangs wird der zweite im Wintersemester 2008/09 starten. Die meisten Gasthörenden besuchen pro Semester zwei bis drei Veranstaltungen und wollen sich nicht mehr einem Prüfungs- oder Leistungsdruck aussetzen, aber einige suchen durchaus die Herausforderung. Die finden sie dann im Zertifikatsstudium.
UNI-INFO: Im letzten Jahr haben Sie die Gasthörenden befragt. Wo sehen die TeilnehmerInnen ihren persönlichen Gewinn?
Brokmann-Nooren: Es steht natürlich ganz klar das Interesse am Thema im Vordergrund. Aber immer werden auch die Kontakte zu Gleichgesinnten genannt, die hier geknüpft werden. Auch der Austausch mit Jüngeren ist ein wichtiger Aspekt, ebenso der Erhalt der geistigen Fitness.
UNI-INFO: Und wo sehen Sie die positiven Auswirkungen des Studium generale für die Universität?
Brokmann-Nooren: Die „Öffentliche Wissenschaft“ – wie ich diesen Bereich nenne – hat mehrere positive Effekte. Zum einen bringen die Gasthörenden viel Lebens- und Berufserfahrung ein. Außerdem sind sie Multiplikatoren und tragen das Bild der Uni in die Region. Seit es die KinderUni gibt, haben wir ganze Familien, die auf die eine oder andere Weise in das Hochschulleben eingebunden sind - angefangen bei den 8- bis 12-Jährigen bis hin zu den Großeltern beim Studium generale. Das ist gelebtes lebenslanges Lernen in der Universität.