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Das aktuelle Interview
Gezielte Förderung für engagierte Studierende
Babette Simon zum Deutschlandstipendium
UNI-INFO: Frau Simon, die Universität Oldenburg beteiligt sich am nationalen Stipendienprogramm, dem Deutschlandstipendium. Welche Chancen bietet das Programm aus Ihrer Sicht?
SIMON: Zunächst natürlich die hervorragende Möglichkeit, Studierende finanziell zu unterstützen. 300 Euro monatlich sind sicherlich kein Vermögen, aber schaffen mehr finanzielle Freiheit. Gerade wenn es auf den Studienabschluss zugeht und die Bachelor- oder Masterarbeit ansteht, wird die Zeit zum Jobben knapp, und es wächst der Wunsch, sich ganz auf das Studium konzentrieren zu können. Wenn wir durch die Beteiligung an dem nationalen Stipendienprogramm dazu beitragen können, Studierende zu unterstützen, so ist das aus meiner Sicht ein großer Gewinn. Das Stipendium wird übrigens nicht auf das BAföG oder staatliche Sozialleistungen angerechnet. Darüber hinaus bietet das Programm Unternehmen und Privatpersonen aus Stadt und Region die Möglichkeit, junge Menschen in einer wichtigen Phase ihres Ausbildungsweges unmittelbar und sehr zielgerichtet zu fördern. Die Netzwerke, die wir in der Vergangenheit in der Region geknüpft haben, werden dadurch noch einmal gestärkt und ausgeweitet. Unser Ziel ist es, ab dem kommenden Wintersemester 42 Studierende fördern zu können.
UNI-INFO: Nach welchen Auswahlkriterien werden die Stipendien vergeben?
SIMON: Entscheidend sind die Leistungen im Studium. Aber beim Deutschlandstipendium ist das nicht das einzige Kriterium. Ich begrüße es ausdrücklich, dass das Gesetz uns die Möglichkeit gibt, bei der Stipendienvergabe neben Leistungskriterien auch gesellschaftliches Engagement sowie besondere biographische und familiäre Lebenssituationen zu berücksichtigen.
UNI-INFO: In der Studierendenschaft gibt es nicht nur Zustimmung, sondern auch Kritik am Deutschlandstipendium. Können Sie diese nachvollziehen?
SIMON: Grundsätzlich halte ich es für eine sinnvolle Maßnahme, eine weitere Fördermöglichkeit für Studierende zu schaffen. Wenn damit auch der Spendenkultur in Deutschland auf die Sprünge geholfen würde und die Hochschulen ihre regionalen Netzwerke intensivieren könnten, wären dies zwei positive Nebeneffekte.
UNI-INFO: Der Bund legt für jeden Euro, der von privater Seite einem Studierenden zugedacht wird, einen weiteren Euro dazu. Wie frei ist die Universität bei dem Einwerben und der Vergabe der Gelder?
SIMON: Es werden uns praktisch keine Auflagen gemacht. Von der einmaligen Kleinspende in Höhe von 100 Euro durch eine Privatperson bis zur Übernahme von zehn Vollstipendien für fünf Jahre durch ein großes Unternehmen ist uns jede Art des finanziellen Engagements willkommen. Der Bund fördert dabei stets komplette Jahresstipendien, das heißt, er stockt jeweils 1.800 Euro um denselben Betrag auf. Bei der Vergabe müssen wir dann darauf achten, dass mindestens ein Drittel der Stipendien von den Förderern fachungebunden ausgelobt wird.
UNI-INFO: Einen Grundstock für das Deutschlandstipendium haben Sie mit dem diesjährigen Neujahrs-empfang der Universität und der Universitätsgesellschaft gelegt, bei dem jeder Gast einen kleinen Beitrag geleistet hat. Wie wollen Sie künftig Unternehmen und Privatpersonen dafür begeistern, sich für die Studierenden der Uni Oldenburg zu engagieren?
SIMON: Wir sind in der Nordwestregion sehr gut vernetzt und durch zahlreiche langjährige Kooperationen bestens aufgestellt. Das Deutschlandstipendium bietet jetzt eine ganz neue Möglichkeit der Unterstützung. Jeder Euro, der hier ankommt, wird an die Studierenden weitergegeben. Es gibt zu jedem Stipendium einen Namen, ein Gesicht und eine Geschichte. Die Unterstützer können ganz persönlich miterleben, wie ihre Stipendien jungen Menschen helfen, ihre Studienziele zu erreichen. Damit tun sie nicht nur einer Person etwas Gutes, sondern sie stärken gleichzeitig die Zukunftsfähigkeit unserer Region. Im Falle von Unternehmen legen sie vielleicht das Fundament für den potenziellen eigenen Fachkräftenachwuchs.
UNI-INFO: Gibt es für die Förderer unterschiedliche Möglichkeiten des Engagements?
SIMON: Ja. Ideal wäre die Finanzierung eines Stipendiums für ein Jahr – oder sogar für einen längeren Zeitraum. Die Förderer haben die Möglichkeit, ihre Stipendien für Studierende bestimmter Fächer auszuloben. Wer mehrere Stipendien übernimmt, kann sicher sein, dass – wenn gewünscht – die Stipendien mit seinem Namen verknüpft werden, und er zudem beratend in das Auswahlgremium der Universität einbezogen wird. Einen direkten Einfluss der Förderer auf die Auswahl der Studierenden wird es aber nicht geben.
Die Fragen stellte Manuel Siebert