Aus der Forschung in die Schule
Prof. Dr. Timm Wilke ist auf die Professur für die Didaktik der Chemie am Institut für Chemie berufen worden. Der Experte für Chemieunterricht und Schülerlabore beschäftigt sich damit, Themen aus der Forschung für die Schule aufzubereiten und so Schülerinnen und Schüler so für das Fach Chemie zu begeistern.
Willkommen an der Uni Oldenburg! Was hat Sie hierhergeführt?
Viele Gründe haben mich hergebracht, aber zwei davon sind besonders wichtig. Zum einen ist Oldenburg bundesweit bekannt für die Ausbildung in der Chemiedidaktik und hat dort in der Vergangenheit auch eine bundesweite Spitzenposition eingenommen. Hinzu kommt ein persönliches Motiv: Ich bin zwar in Brüssel geboren, aber in Leer in Ostfriesland aufgewachsen. Diese Region ist meine Heimat, der ich nach wie vor sehr verbunden bin. Daher bin ich froh, künftig im Nordwesten wieder meinen Lebensmittelpunkt zu haben.
Woran forschen Sie?
Wir beschäftigen uns damit, Themenfelder aus der Spitzenforschung für den Schulunterricht zu erschließen – „didaktische Rekonstruktion“ bezeichnen wir das im Fachjargon. Den Zugang zu dieser Forschung erhalten wir aktuell durch zwei Sonderforschungsbereiche, an denen wir beteiligt sind. Der erste befasst sich mit Nanomedizin, der zweite mit der Gewinnung von grünem Wasserstoff mithilfe von Sonnenlicht. Das sind zwei Themen, die wir auch für den Unterricht für sehr vielversprechend halten. Eine große, aber auch spannende Herausforderung ist es dabei, Forschung, für die man sonst teure Chemikalien und Geräte für hunderttausende Euro benötigt, für den Schulunterricht zu rekonstruieren. Dafür müssen die Experimente ungefährlich, einfach, schnell durchzuführen sein und dürfen nur wenige Euro kosten – und sollen dennoch im Kern das ursprüngliche Forschungsexperiment abbilden.
Was ist das Tolle an Ihrem Fach?
Die Möglichkeit, wirklich spannende Forschungsfelder für Schule, Schülerlabore oder auch die Lehrerbildung erschließen zu können – seien es Nanomedizin, Materialwissenschaften oder „grüner“ Wasserstoff. Ich glaube, aktuelle Forschung kann einen echten Mehrwert für den Unterricht bringen und das Interesse der Lernenden steigern. Und ich genieße die Freiheit, mir die spannendsten Themen auswählen und daran so lange tüfteln zu können, bis ich mit den günstigsten, ungefährlichsten, einfachsten Materialien ein aussagekräftiges Versuchsergebnis im Chemieunterricht bekomme.
Was haben Sie sich für die die ersten Monate an unserer Uni vorgenommen?
Innerhalb meiner Arbeitsgruppe wollen wir die Lehre modernisieren und zukunftsweisende Inhalte einarbeiten, wie etwa künstliche Intelligenz im Klassenraum. Dabei werden wir auch neueste Forschungsergebnisse mit einbeziehen. Und ich freue mich darauf, unsere Schülerlabore „ChemOL“ und „ChemOL2“ um neue Ideen, neue Inhalte und auch um neue digitale Möglichkeiten zu erweitern. So wollen wir die Labore fit für die Zukunft machen.
Wer oder was hat Sie im Studium besonders geprägt?
Viele Lehrende und später Mentorinnen und Mentoren haben mich im Studium und danach geprägt. Den größten Einfluss hatte aber sicherlich mein Göttinger Doktorvater Thomas Waitz, in dessen Arbeitsgruppe ich entdeckt habe, was alles in diesem Fachbereich möglich ist und wie viel Spaß das Arbeiten an der Uni machen kann. Hierdurch habe ich mich umentschieden: Ursprünglich wollte ich in der Fachwissenschaft, nämlich in der anorganischen Chemie, promovieren, habe mich dann aber für die Fachdidaktik entschieden und dies nie bereut. Das Thema meiner Dissertation – die Nanotechnologie für den Schulunterricht zu erschließen – beschäftigt mich bis heute.
Ihr Tipp fürs Überleben auf dem Campus?
Meine wichtigsten Tipps sind: Sucht euch Gleichgesinnte und schließt euch mit Freunden zu Gruppen zusammen. So übersteht ihr die besonders anspruchsvollen ersten Semester, die schwierigsten Prüfungen und die strengsten Dozent*innen. Und: Erkundet euer Studienfach nach den Bereichen, für die ihr euch wirklich begeistern könnt, und spezialisiert euch darin.