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28. Mai 2003  166/03

Ein Denker der Moderne

Wolf Lepenies Gast der Jaspers Vorlesungen

Oldenburg. Oldenburg. Prof. Dr. Dr. h.c. Wolf Lepenies, Professor der Soziologie an der Freien Universität Berlin, ist am 4. und 5. Juni 2003 Gast der Karl Jaspers Vorlesungen zu Fragen der Zeit II. Sein Vortrag zur Verleihung des Karl Jaspers Förderpreises der Stiftung Niedersachsen gilt dem Thema "Kultur auf Kosten der Politik. Ein deutsches Problem in europäischer Perspektive".
Der 1941 geborene Lepenies promovierte 1967 in Münster im Fach Soziologie. Nach seiner Habilitation erhielt er 1971 eine Professur an der Freien Universität Berlin. Es folgten Professuren in Paris und Princeton. Lepenies, der bereits Wissenschaftskollegs in Budapest und Bukarest mitbegründet hatte, wurde 1986 Rektor des Wissenschaftskollegs zu Berlin, dessen Ständiges Wissenschaftliches Mitglied er heute ist.
Lepenies gilt als Denker der Moderne. Mit seinen Werken über "Melancholie und Gesellschaft" (1969), "Das Ende der Naturgeschichte" (1976) und zur Soziologie der Gesellschaft im 19. Jahrhundert hat er wesentliche Beiträge zum Selbstverständnis der modernen Gesellschaft geliefert. Er steht in der Tradition der französischen Moralisten. Einem von ihnen, dem Pariser Kritiker Charles-Augustin Sainte-Beuve, widmete er eine große Studie. Lepenies plädiert für die Sozialwissenschaften als "dritte Kultur" neben Naturwissenschaft und Kunst. In "Die drei Kulturen" (1985) zeichnet er die Entstehung der Soziologie aus Wissenschaft und Literatur nach und liefert am Beispiel einzelner Persönlichkeiten ein Bild der Entwicklung der Soziologie in England, Frankreich und Deutschland. Sein Buch "Benimm und Erkenntnis" (1997) spricht sich für eine "Rückkehr der Werte in die Wissenschaften" aus. Um die Herausforderungen der Zukunft bestehen zu können, sei eine Politik der langen Fristen und mentalen Umorientierung notwendig, die kulturelle Selbstverständlichkeiten und eingeübte Denkgewohnheiten radikal in Frage stellt und doch dem Anspruch der Aufklärung verpflichtet bleibt.
Lepenies, dessen Werke in viele Sprachen übersetzt wurden, ist unter anderem Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, der American Academy of Arts and Sciences, der französischen Académie Universelle des Cultures und der Royal Swedish Academy of Sciences. Er wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Alexander von Humboldt-Preis für französisch-deutsche Wissenschaftskooperation. Er ist Ehrendoktor der Pariser Sorbonne und Offizier der Französischen Ehrenlegion.
Auf die Vorlesung am Mittwoch, 4. Juni, 16 Uhr, in der Aula folgt am Donnerstag, 5. Juni 2003, 16 Uhr, eine Podiumsdiskussion mit Lepenies im Bibliothekssaal der Universität.
Mit dem Karl Jaspers Förderpreis der Stiftung Niedersachsen werden in diesem Rahmen Mitarbeiter des Theodor W. Adorno Archivs in Frankfurt, Christoph Gödde und Henri Lonitz, ausgezeichnet.

Infos: www.uni-oldenburg.de/philosophie/1017.html

Kontakt: Dr. Reinhard Schulz,
Tel.: 0441/798-4402,
E-Mail:

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