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Virtuelle Welten: Ein neuer Weg zur Erforschung des Gehirns
Vortrag im Rahmen des Neurobiologischen Kolloquiums
Oldenburg.
Virtuelle Welten: Ein neuer Weg zur Erforschung
des Gehirns heißt der Vortrag, den Prof. Dr. Heinrich Bülthoff
im Rahmen des Neurobiologischen Kolloquiums am Donnerstag, 3. Juli 2003,
17.15 Uhr, an der Universität Oldenburg, Standort Wechloy (W4-1-162)
halten wird. Am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik, Tübingen,
untersucht der Biologe und Psychophysiker mit einer Gruppe von 40 Biologen,
Informatikern, Physikern und Psychologen höhere kognitive Leistungen
des Menschen im Bereich Objekterkennung, Raumwahrnehmung und Sensomotorik.
Dabei werden vorwiegend Methoden der Virtuellen Realität eingesetzt.
Der klassische psychophysische Ansatz zur Erforschung der menschlichen
Wahrnehmungsleistungen versucht, isolierte Aspekte der Wahrnehmung mit
genau kontrollierbaren, aber sehr vereinfachten Reizen in Laborexperimenten
zu untersuchen. Diese Methode hat, so Bülthoff, erfolgreich einzelne
Verarbeitungsmechanismen aufklären und viele neuronale Korrelate
nachweisen können. Ihre Grenzen jedoch lägen in der Vernachlässigung
der starken Wechselwirkung zwischen Wahrnehmung und Handlung und zwischen
den vielfältigen Sinnesreizen. Die natürlichen Sinnesreize seien
so verschieden von den Reizen, die in der klassischen Psychophysik eingesetzt
werden, dass die Übertragung von Laborergebnissen in das tägliche
Leben schwierig, wenn nicht gar unmöglich werde.
Bülthoff wird in dem Vortrag seinen ganzheitlichen Ansatz für
das Studium der höheren Wahrnehmungsleistungen wie Raum- und Objektwahrnehmung
vorstellen. Die Methoden der Virtuellen Realität erlauben es, in
Verhaltensexperimenten einen sensorischen Realismus zu erzeugen, der der
Erfahrung der realen Welt weitgehend entspricht. Gleichzeitig erlauben
sie eine genaue Kontrolle der Reizparameter, die für psychophysische
Untersuchungen notwendig sind. Wahrnehmungsleistungen werden so nicht
isoliert, sondern im geschlossenen Regelkreis von Wahrnehmung und Handlung
untersucht. In seinem Vortrag wird Bülthoff Beispiele für den
Ansatz aus dem Bereich der Objekterkennung und Raumkognition vorstellen.
Der Referent ist wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck Gesellschaft
und Honorarprofessor an der Universität Tübingen, wo er 1987
habilitierte. Von 1986 bis 1993 war er in den USA zunächst am Massachusetts
Institute of Technology, Cambridge, und dann an der Brown University,
Providence, wissenschaftlich tätig. Seit 1993 ist Direktor am Tübingeer
Max-Planck-Institut.
Kontakt: Prof. Dr. Reto Weiler,
Tel.: 0441/798-2581,
E-Mail: