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18. April 2005 144/05 Forschung
Hirnforscher Wolf Singer erhält Ehrendoktorwürde
Oldenburg. Der Frankfurter Hirnforscher Prof. Dr. Wolf Singer
(62) wird von der Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften
der Universität Oldenburg mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet.
Die Fakultät begründet ihre Entscheidung mit Singers bahnbrechenden
Forschungen zur Funktion von Nervenzellen bei der visuellen Wahrnehmung.
Die Fakultät ehre aber auch einen exzellenten Wissensvermittler
und Vordenker, der mit seinen Überlegungen weit über die Grenzen
seines Fachgebietes hinausgehe, sagte Dekan Prof. Dr. Jürgen Rullkötter.
Singer, der bereits mit 39 Jahren Direktor des Max-Planck-Instituts
für Hirnforschung in Frankfurt wurde, ist einer der angesehensten
deutschen Wissenschaftler, wie kürzlich auch die ZEIT schrieb.
Ausdruck dieses Renommees sind u.a. die Mitgliedschaften in vielen Herausgebergremien
von Fachzeitschriften zur Hirnforschung und zahlreiche internationale
Preise, die er als Forscher und Wissenschaftskommunikator erhielt (u.a.
Ernst Jung Prize for Science and Research, Max-Planck-Prize for Publik
Science, Hessischer Kulturpreis, La Medaille de la Ville de Paris, Chevallier
de la Legion d’Honneur, Communicator Prize des Stifterverbandes).
Der Wissenschaftler, der auch zum Beraterkreis des Vatikans gehört,
wird nicht selten als „Materialist“ kritisiert, der den menschlichen
Geist auf seelenlose Nervenimpulse reduziere. Es selbst ist der Auffassung,
dass die Wissenschaft heute weniger über das Funktionieren des
Gehirns wisse als sie vor 20, 30 Jahren zu wissen glaubte. Je tiefer
die Neurobiologen in das Gewirr der 100 Milliarden Nervenzellen (Neuronen)
und ihrer noch zahlreicheren Verbindungen (Synapsen) eindrängen,
umso mehr schienen sich Phänomene wie „Geist“ oder „Bewusstsein“
zu verflüchtigen. Nicht zuletzt deshalb gründete Singer in
diesem Jahr mit dem Physiker Walter Greiner das Frankfurt Institute
for Advanced Studies (FIAS). In dieser Denkerwerkstatt soll das stattfinden,
was man einen „Paradigmenwechsel“ nennt: „Nachdem sich die Wissenschaft
bisher vornehmlich damit befasst hat, die Welt in ihre Komponenten zu
zerlegen, müssen jetzt die vielfach sehr gut beschriebenen Bausteine
in ihrem Zusammenwirken betrachtet und besser verstanden werden“, formulieren
Singer und Greiner das Programm des FIAS.
Die Ehrendoktorwürde wird Singer am 3. Juni 2005 in der Universität
Oldenburg verliehen.
ⓚ | Kontakt: Prof. Dr. Jürgen Rullkötter, Dekan Fakultät V, Tel.: 0441/798-5359 E-Mail: j.rullkoettericbm.de |
Foto: http://www.volkswagen-stiftung.de/kuratorium/kuratorium_d.html |