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06. Juni 2014 227/14
Erneuerbare Energien länderübergreifend ausbauen – Experten legen Königshaus und Landesregierung Empfehlungen vor
Oldenburg. Auf neun Schlüsselempfehlungen zum länderübergreifenden Ausbau erneuerbarer Energien haben sich rund 40 deutsche und niederländische Experten verständigt – und diese König Willem-Alexander der Niederlande und dem Niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil heute, Freitag, 6. Juni 2014, zukommen lassen. Den Anlass gab das Energiesymposium, das die Universität Oldenburg in Kooperation mit dem An-Institut EWE-Forschungszentrum NEXT ENERGY am 26. Mai 2014 in Oldenburg veranstaltet hat. Daran nahmen auch König Willem-Alexander und Königin Máxima sowie Ministerpräsident Weil teil.
Unterzeichnet haben die Schlüsselempfehlungen – stellvertretend für die Expertinnen und Experten beider Länder – Prof. Dr. Joachim Luther, in den 1980er Jahren Pionier der Energieforschung an der Universität Oldenburg sowie ehemaliger Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE), und Prof. Dr. Paulien Herder, Hochschullehrerin an der Technischen Universität Delft und Direktorin der „Delft Energy Initiative“ (Niederlande).
„Mit den vorliegenden Schlüsselempfehlungen geben wir einen weiteren wichtigen Impuls sowohl für den gemeinsamen deutsch-niederländischen Ausbau erneuerbarer Energien als auch für die gesamte nordwesteuropäische Energiepolitik“, erklärte Prof. Dr. Katharina Al-Shamery, Kommissarische Präsidentin der Universität Oldenburg. Prof. Dr. Carsten Agert, Institutsleiter NEXT ENERGY, erhofft sich von dem verabschiedeten Papier wichtige Impulse für den Wissenstransfer: „Die Energieversorgung der Zukunft benötigt länderübergreifende Lösungsansätze. Die gemeinsam mit unseren niederländischen Partnern vorgelegten Empfehlungen eröffnen die Chance, anwendungsorientierte Technologie-Konzepte mit dem Know-how beider Seiten zu entwickeln.“
Die Experten empfehlen…
… ein bi-nationales Forum zum Design des Energiemarktes
Während Dezentralisierung, Fluktuation und niedrige Grenzkosten charakteristisch für die Technologien erneuerbarer Energien sind, spiegelt der Markt diese Eigenschaften nicht wider; die Diskussion dazu stößt oftmals auf verhärtete Fronten. Um diesen Prozess zu durchbrechen sind neuartige Lösungsansätze gefragt. Ein bi-nationales Forum soll Interessensgemeinschaften und Akteuren die Möglichkeit geben, kreative Vorschläge zu erarbeiten.
… eine abgestimmte Politik zu Reserve-Kapazitäten
Aufgrund niedriger Preise für CO2-Zertifkate im Rahmen des EU-Emissionshandels und sinkender Weltmarktpreise ist Kohle momentan ein gefragter Energieträger. Zudem: In den Niederlanden steigen die Strompreise, während sie an der deutschen Strombörse sinken. Die Experten empfehlen, die Maßnahmen zur Entwicklung erneuerbarer Energien künftig eng miteinander abzustimmen und politische Lösungen zu Reserve-Kapazitäten gemeinsam zu erarbeiten.
… ein Forschungs- und Entwicklungsprogramm zur Systemintegration
Die Transformation der Energieversorgungssysteme umfasst Strom, Wärme, Industrie und Transport – Felder, die künftig noch stärker miteinander verknüpft werden müssen, aber in einer komplexen Wechselwirkung zwischen Technik und Wirtschaft stehen. Die Experten empfehlen ein Forschungs- und Entwicklungsprogramm zu initiieren, das technologische und wirtschaftliche Modelle weiterentwickelt und miteinander verzahnt, um ganzheitliche Strategien für den Energiesektor zu erforschen.
… eine Arbeitsgruppe zur Modellierung des Technologie-Portfolios bei den erneuerbaren Energien
Als Quelle für erneuerbare Energien kommen sowohl in den Niederlanden als auch in Niedersachsen vor allem Wind, Sonne und Biomasse in Betracht. Weil die wetterbedingten Schwankungen der Stromproduktion eine besondere Herausforderung darstellen, empfehlen die Experten die Gründung einer Arbeitsgruppe, die sich mit der Modellierung der Energiesysteme befasst. Hier sollen Erkenntnisse über den optimalen Mix dieser Energiequellen sowie über die anfallenden Kosten erarbeitet werden.
… eine Arbeitsgruppe zur Speichertechnologie
Um einen hohen Anteil erneuerbarer Energien aufnehmen zu können, müssen in künftigen Versorgungsnetzen zahlreiche Maßnahmen realisiert werden, die Stromerzeugung und -verbrauch stärker flexibilisieren. Hierzu zählen unter anderem auch Speicher. Deshalb wird der Aufbau einer gemeinsamen Arbeitsgruppe zur Entwicklung adäquater Speicher-Strategien empfohlen.
… eine Arbeitsgruppe zu Smart Grids Standards
Der Begriff der Smart Grids – sogenannte intelligente Stromnetze – steht für das künftige Zusammenwachsen der Energie- und Kommunikations-/IT-Infrastrukturen. Dieses hat für das Management der erneuerbaren Energien eine hohe Bedeutung. Um Smart Grid Ansätze breit implementieren zu können, ist eine abgestimmte Technik erforderlich. Die Experten empfehlen eine Arbeitsgruppe, die gemeinsame Standards entwickelt.
… eine Arbeitsgruppe zu „verantwortungsvollen Innovationen“
Die öffentliche Energiedebatte zielt heute vor allem auf Effizienz, Umweltfreundlichkeit und Versorgungssicherheit ab. Künftig werden die soziale Akzeptanz sowie ethische Fragen verstärkt hinzukommen. Deutschland und die Niederlande könnten mit der Gründung einer gemeinsamen Arbeitsgruppe eine führende Rolle beim verantwortungsvollen Umgang mit Innovationen im Energiesektor übernehmen.
… ein Kompetenzzentrum für Gebäude-Energiemanagement
Die Experten empfehlen ein gemeinsames Kompetenzzentrum für Gebäude-Energiemanagement. In Kooperation mit der Industrie sollten Musterhäuser entwickelt und breit in den Markt eingeführt werden, die die Aspekte Energiegewinnung und -effizienz sowie Smart-Home-Technologien berücksichtigen. Auch die Umrüstung bestehender Gebäude soll in dem Kompetenzzentrum thematisiert werden.
… eine Karte zu gemeinsamen Energie-Aktivitäten
Um die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu intensivieren, wird eine gemeinsame Karte der bestehenden Aktivitäten auf dem Energiesektor empfohlen. Diese soll einen Überblick über die unternehmerischen Aktivitäten sowie über die Schwerpunkte in Forschung und Entwicklung geben.
ⓘ | www.enerio.de www.next-energy.de www.uni-oldenburg.de/ |
ⓚ | Kontakt: Dr. Corinna Dahm-Brey, Presse & Kommunikation, Universität Oldenburg, Tel.: 0441/798-2892, E-Mail: corinna.dahmuni-oldenburg.de |