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16. Juni 2015 244/15
Chorpidus – neuer Chor für Menschen mit und ohne Lungenerkrankungen
Oldenburg. Menschen mit einem Lungenleiden, deren Angehörige sowie alle anderen Interessierten treffen sich wöchentlich im Pius-Hospital Oldenburg und singen gemeinsam – das ist das Ziel von „Chorpidus – offenes Singen für Menschen mit (und ohne) Lungenerkrankungen“. Das besondere Chorprojekt, eine Kooperation zwischen dem Institut für Musik der Universität Oldenburg und dem Pius Hospital Oldenburg, wurde von Prof. Dr. Gunter Kreutz, Hochschullehrer für Systematische Musikwissenschaft, und Dr. Regina Prenzel, Direktorin der Klinik für Innere Medizin und Pneumologie, ins Leben gerufen. Chorpidus soll durch gemeinsames Singen das körperliche und psychische Wohlbefinden von Lungenpatienten und deren Angehörigen stärken und zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen.
Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) – darunter wird eine Vielzahl an Erkrankungen der Lungenwege zusammengefasst. Sie alle eint, dass sie das Ausatmen behindern. In Deutschland sind bis zu fünf Millionen Menschen von COPD betroffen, weltweit leiden bis zu 600 Millionen an der Krankheit. Die Weltgesundheitsorganisation WHO zählt COPD zu den zehn häufigsten Krankheiten, die zum Tod führen – und COPD ist darunter die einzige, die über die letzten Jahre hinweg zugenommen hat. „COPD kann mittlerweile als Volkskrankheit angesehen werden. Die Erkrankung der Lunge ist eine schwere physische und psychische Belastung“, so die Medizinerin Prenzel. Aktuelle Studien zeigten jedoch, dass Singen einen positiven Effekt auf den Krankheitsverlauf habe und sich positiv auf den Resterhalt der Lunge auswirken könne.
Singen aktiviert bekanntermaßen in besonderer Weise die Atmung der Patienten. Stimm-, Atem- und Entspannungsübungen, wie beim Chorsingen üblich, öffnen die Lunge und können deren Kapazität erhöhen. Techniken, die erlernt werden, tragen dazu bei, die Atemstärke zu stabilisieren. Gleichzeitig verbessern Sänger ihre Körperhaltung, stärken so ihr Muskel-Skelett-System.
„Zwei wesentliche Pfeiler unserer Gesundheit sind die Stärkung kognitiver Fähigkeiten und soziale Kontakte. Beide Aspekte sind beim Chorsingen gegeben“, erklärt der Musikwissenschaftler Kreutz, der seit Jahren forscht, wie sich Musik auf das seelische und gesundheitliche Wohlbefinden auswirkt. Auch für Patienten mit COPD seien diese positiven Effekte zu erreichen und könnten so zu einer Verbesserung der gesundheitlichen Lebensqualität führen – ganz ohne Nebenwirkungen durch Medikamente.
Das offene Singen findet jeden Donnerstag von 16.30 bis 17.30 Uhr in der Cafeteria im Atrium des Pius-Hospitals statt. Geleitet wird der Chor von Michael Wintering. Auf dem Programm stehen volkstümliche und populäre Lieder und Kanons; das Repertoire wird im Laufe der Zeit mit den Teilnehmern gemeinsam erweitert. „Es spielt keine Rolle, ob die Teilnehmer den richtigen Ton treffen. Das kommt mit der Zeit ganz von allein: Mitsingen ist das Zauberwort“, erklärt Kreutz. Und Prenzel ergänzt: „Chorpidus soll die Lust am Singen wecken und die positiven Aspekte des Singens bei allen Beteiligten herauskitzeln und dadurch zu einer festen Institution für Singbegeisterte werden.“
Kreutz und Prenzel planen, das Projekt wissenschaftlich zu begleiten. Die Chorpidus-Sänger haben die Möglichkeit an Untersuchungen teilzunehmen, die dazu beitragen sollen, die Bedeutung des Singens für Lungenkranke sowie für Musikbegeisterte in körperlicher, psychischer und sozialer Hinsicht zu verstehen. Damit betroffene Menschen den Weg in die Singgruppe finden, setzen Kreutz und Prenzel auf die Unterstützung von Angehörigen, Lungenfachärzten und anderen Medizinern.
Auf dem Foto: Chorleiter Michael Wintering am Klavier gemeinsam mit den „Chorpidus“-Initiatoren Dr. Regina Prenzel (Klinik für Innere Medizin und Pneumologie, Pius Hospital) und Prof. Dr. Gunter Kreutz (Institut für Musik, Universität Oldenburg). Foto: Thorsten Helmerichs
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