Hochschulzeitung UNI-INFO

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Nachrichten aus der Universität

Voraussetzung für weltanschaulichen Dialog

Feierliche Eröffnung der Jüdischen Studien

Zwei herausragende Vorträge standen im Mittelpunkt der feierlichen Eröffnung der Jüdischen Studien, die in Anwesenheit der niedersächsischen Wissenschaftsministerin Helga Schuchardt am 8. Dezember im vollbesetzten Bibliothekssaal stattfand: der Heidelberger Theologe Prof. Dr. Rolf Rendtorff befaßte sich explizit mit dem neuen Studiengang ("Warum Jüdische Studien?"), während der Arzt, Psychoanalytiker und jüdische Gelehrte Prof. Dr. Aron Bodenheimer (Zürich/Tel Aviv) zum Thema sprach "Was der Jude weiß und was der Jude nicht wissen kann".

Der Dekan des Fachbereichs Sozialwissenschaften, Prof. Dr. Rüdiger Meyenberg, bezeichnete in seiner Rede die Einrichtung des Studiengangs als "einmalig, herausragend und beachtenswert". Die Universität wolle damit auch einen wichtigen Beitrag dazu leisten, daß sich "die schrecklichen Ereignisse der jüngsten Vergangenheit nicht wiederholen können". Die "zentrale Botschaft" laute, aus dem Geschehenen zu lernen und bei der Verteidigung bzw. Herstellung von Freiheit und Menschenwürde rechtzeitig, gemeinsam und entschlossen zu handeln.

Prof. Rolf Rendtorff befaßte sich vor allem mit dem Phänomen, daß die jüdische Geisteswelt in der abendländisch-christlichen Tradition weitgehend abwesend war bzw., wie beim Alten Testament, nur aus christlicher Sicht rezipiert wurde - Rendtorff sprach von christlichen "Enterbungs- und Enteigungstendenzen". Vor diesem Hintergrund sei die Einrichtung der Jüdischen Studien eine äußerst wichtige pädagogische und politische Aufgabe. Eine der Ursachen für Vorurteile und pauschale Verdächtigungen sei einfach Unkenntnis. Das einzige Mittel dagegen sei die Information, oder, "um es altmodisch auszudrücken: Bildung". Im Hinblick auf die Studienordnung forderte Rendtorff als unverzichtbare Bestandteile die Kenntnis des Hebräischen sowie eine Beschäftigung mit dem Antisemitismus, denn Jüdische Studien könnten heute immer nur vor dem Hintergrund des Holocaust gesehen werden.

Das Fehlen des jüdischen Witzes in der Studienordnung bemängelte - nicht nur ironisch gemeint - Prof. Dr. Aron Bodenheimer, Ehrendoktor der Carl von Ossietzky Universität, in seinem Vortrag. So seien manche Passagen der Bibel im tieferen Sinne durchaus als Witz zu verstehen, etwa die Begebenheit von Abraham, der bereit war, seinen Sohn zu opfern. Es handle sich um ein klares Opferungsverbot, wie überhaupt die jüdische Religion - ganz im Gegensatz zur christlichen - das Opfer ablehne. Der Jude verstehe zwar den Witz ("Was der Jude weiß"), aber nicht die zynische Haltung des SS-Mannes, der alles Gesagte wörtlich nähme ("Was der Jude nicht weiß"). Bodenheimer bezeichnete bei seinem Gang durch die Geschichte das jüdische Volk als beliebten "Zerrspiegel", in dem die Völker ihr sündiges Menschsein repräsentierten.

Von der Voraussetzung für einen weltanschaulichen Dialog sprach Wissenschaftsministerin Helga Schuchardt in ihrer Rede. Sie stellte die Jüdischen Studien ebenfalls in den historischen Kontext und betonte: "Was wir tun können und als staatliches Handeln tun müssen, ist, einen Neubeginn zu wagen."

Oldenburgs Rabbiner Bea Wyler stellte in ihrem Schlußwort, geschmückt mit Zitaten jüdischer Gelehrter, das Studium der Thora in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen. Das Lernen, das so wichtig sei "wie alle guten Taten zusammen", führe zum richtigen Leben. Wie lange es dauern solle? "Bis zum Todestag." Der in Niedersachsen einmalige Studiengang Jüdische Studien, der mit jährlich 135.000 DM ausgestattet ist, besteht seit dem Sommersemester als Nebenfach im Magisterstudium. Derzeit sind in dem Fach rund 20 Studierende eingeschrieben. Dazu kommen zahlreiche Ältere Studierende im Rahmen des Studium Generale.

Gebühren steigen bis 40 Prozent

Eine Erhöhung der Mahngebühren bis zu 40 Prozent in der Bibliothek und die erstmalige Einführung von Gebühren bei Fernleihen hat das Wissenschaftsministerium für 1996 angekündigt. Wer künftig ein Buch nicht rechtzeitig zurückbringt muß mit Mahgebühren zwischen 3 DM ( 1. Mahnung) und 10 DM (3. Mahnung) rechnen. Jedes über die Fernleihe bestelltes Buch soll mit 2 DM veranschlagt werden. Wenn jemand ein Buch verliert, kann es ganz teuer werden: Zwischen 15 und 100 Mark betragen allein die Kosten für die Schätzung des Schadens durch eine Fachfrau bzw. einen Fachmann, dazu kommen die Kosten für das Buch selbst sowie Gebühren für die Bestellung und die Einarbeitung des Buches in Höhe von 40 Mark. Im Schaukasten der Bibliothek sind die Einzelheiten nachzulesen.

Keine AStA-Abwahl

Keine Chance hatte der RCDS mit seinem Antrag, den derzeitigen AStA abzuwählen. Auch die Kritiker des AStA wie die Bündnisliste Simply Red/Juso HSG unterstützten den Antrag nicht - u.a. mit dem Hinweis, das Fehlverhalten weniger AStA-Mitglieder sei kein ausreichender Grund, die autonomen Referate finanziell auszutrocknen und die Arbeit der Fachschaften unnötig zu erschweren. Der RCDS hatte den Abwahl-Antrag gestellt, weil der AStA sich geweigert hatte, der Forderung des Stupa nach Öffnung seiner Publikationen auch für die Opposition nachzukommen.

Stupa-Wahlen

Bei den Wahlen zum StudentInnenparlament vom 22. bis 26. Januar bewerben sich nicht weniger als 169 KandidatInnen um die insgesamt 50 Sitze. Sie verteilen sich auf 10 Listen. Außerdem nimmt ein Einzelkandidat das Rennen um Sitz und Stimme in dem Gremium auf, das den AStA wählt und den über 500.000 DM umfassenden Haushalt verabschiedet, der sich aus den Semestergebühren speist. Neben den bekannten Listen wie alternative liste (AL), Grüne Hochschulgruppe (GHG), Simply Red/Juso HG, RCDS/Unabhängige tauchen neue Listen mit zum Teil exotischen Namen auf wie "und draußen lagen die igel", MAO/aM oder Picard. Urnen für die Wahlen stehen sowohl in Wechloy als auch am Standort Uhlhornsweg. Im vergangenen Jahe betrug die Wahlbeteiligung exakt 20 Prozent.

10 Jahre Magull-Stiftung

Am 4. Dezember 1995 fand im Bibliothekssaal eine Akademische Feier aus Anlaß des zehnjährigen Bestehens der Anna-Magull-Stiftung statt. Die 1985 eingerichtete Stiftung fördert Studierende und DoktorandInnen des Handelslehramts-Studiengangs an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. In den vergangenen zehn Jahren sind in über 1000 Fällen Studierende der Berufs- und Wirtschaftspädagogik durch Einzel- und Mehrfachförderung finanziell unterstützt worden.

Aus Anlaß des zehnjährigen Bestehens hatte der Stiftungsvorstand beschlossen, sehr gute Staatsexamensarbeiten zu prämieren. Auf der Akademischen Feier wurden fünf PreisträgerInnen mit einem Förderpreis von je 1000 DM ausgezeichnet, und zwar Elke Brümmer, Petra Haverkamp, Harriet Hoffmann, Ulf Kleine-Piening und Anja Schwarzelühr.

Die Fachgebietsvertreter der Berufs- und Wirtschaftspädagogik, die Professoren Dr. Reinhard Czycholl und Dr. Holger Reinisch, haben eine Stiftungsdokumentation herausgebracht, in der eine Lebensskizze der 1972 verstorbenen Stiftungsgeberin sowie eine Arbeitsbilanz der Stiftung enthalten sind.

Zum Neuen Jahr

Neujahrsgruß des Präsidenten

Die Übertragungsmöglichkeit von Haushaltsmitteln über den 1. Januar hinaus macht den Jahresanfang wenigstens fiskalisch weniger bedrohlich als früher. Als Datum für gute Wünsche und noch bessere Vorsätze ist der Tag noch leidlich intakt. Im neuen Jahr erwartet uns die dritte Hungerkünstlerperiode: erneut wenig Zuwachs und viel Einschränkung beim Haushalt; das Einwerben von Drittmitteln und Projekten wird schwieriger, der Wind hat sich gedreht: wir können uns nicht aussuchen, ob wir im Wettbewerb stehen und bestehen können, wir haben eine Verpflichtung gegenüber unseren Studierenden, gegenüber unserem 'Nachwuchs', gegenüber der Öffentlichkeit - und wenn uns die Arbeit schwer gemacht wird, dann sind das vielleicht die 'sieben mageren Jahre' nach dem Überfluß der Gründungszeit. Also: bitte nicht klagen. Wenn auch im neuen Jahr vielfach die Pflicht über unsere Neigungen triumphieren muß, so soll doch die Vision von einer guten Hochschule nicht im eitlen, beleidigten Gezänk gekränkter Alltäglichkeiten verloren gehen.

Es gibt nichts zu feiern, aber wir feiern trotzdem. Wenn am 16. Januar im Staatstheater der Neujahrsempfang in der Musical-Pause stattfindet, dann ist das der Dank an Sie, die Angehörigen unserer Universität, für die Arbeit im vergangenen Jahr - und eine Ermutigung (mit gesenktem Kopf denkt sich's nicht besser.) Daß wir es gemeinsam geschafft haben, im dunkelsten Haushaltsjahr 1995 das Wissenschaftszentrum unter Dach und Fach zu bringen, den neuen Sonderforschungsbereich zu erhalten, die Jüdischen Studien einzurichten, das Hörsaalgebäude auszuschreiben und im großen und ganzen unsere Qualität trotz Einschränkungen zu erhalten, das ist schon eine beachtliche Leistung, über die wir uns freuen müssen - sie setzt auch den Maßstab dafür, was wir von uns fordern können.

Wir haben viel vor in den nächsten Monaten: die Hochschulplanung darf nicht nur unsere Bedürfnisse und Wünsche ausdrücken, sie muß politisch verhandelbar sein, damit wir fordern können, was uns zusteht. Die Evaluation der Studiengänge und die Einführung des Controlling sollen unser Verantwortungsbewußtsein und unsere Kompetenz auch dahingehend stärken, daß wir weniger staatliche Administration und private Intervention brauchen, um unsere Angelegenheiten zu regeln; wir werden eine Grundordnung brauchen, die nicht nur Deklarationscharakter hat - womit wir wieder bei den guten Vorsätzen sind - sondern die eine Organisation ermöglicht, die sich aus der etwas anachronistischen Form der Gremienstruktur emanzipiert. Ressortierte Hochschulleitung, Verankerung von Frauenförderung und neuartige Konfliktregelungen sind hier die Stichworte. Ich bin zuversichtlich, daß wir es gemeinsam schaffen werden, aber leicht wird es nicht.

Ein letztes: was wir hier versuchen, ist zwar ganz auf unsere Universität hin orientiert und wird nicht gleich 'global' wirken. Aber global sind die Probleme, die wir mit lösen sollen, und der Weite des Horizonts sollte die Größe des Herzens entsprechen, mit dem diese Probleme ernst genommen werden.

Ein gutes Jahr 1996 wünscht Ihnen
Ihr

Michael Daxner

"Zukunftsfähiges Deutschland"

Studie über Ökologischen Umbau der Gesellschaft

Am 18. Januar 1996 stellt Wolfgang Jung vom Wuppertaler Institut für Klima, Umwelt und Energie die Studie "Zukunftsfähiges Deutschland - ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung" vor. Die Veranstaltung beginnt um 20.00 Uhr im Bibliothekssaal. Jung beschäftigt sich in der Studie, die vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und vom Hilfswerk MISEREOR in Auftrag gegeben wurde, mit den Grenzen des Wachstums, dem Wohlstandsmodell der Industriegesellschaft und dessen ökologische Folgen sowie dem Ungleichgewicht im Nord-Süd-Verhältnis. Die zentrale Frage der Studie ist daher, wie ein zukunftsfähiges Leben und Wirtschaften in Deutschland aussehen könnte. Daraus werden neue Ziele und Leitbilder für einen ökologischen Umbau der Industriegesellschaft formuliert. Die Veranstaltung wird von der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG), dem BUND Oldenburg, Urirapurn, der IG Umwelt + Wirtschaft und einzelnen Fachschaften getragen.

Im Zusammenhang mit der Studie beabsichtigt die KHG und der BUND Oldenburg/Umwelthaus eine interdisziplinäre Gruppe zu bilden, die sich intensiv mit dieser Studie beschäftigen möchte. Interessierte können sich bei Judit Gaspar, Tel. 505 341 oder bei Klaus Hagedorn, Tel. 73734 melden.

Leichterer Einstieg durch Tutorenprogramm

Positive Resonanz bei StudienanfängerInnen

Als insgesamt sehr positiv bewertet die Studienberatung das seit 1993 an der Universität Oldenburg laufende Modelltutorenprogramm, das StudienanfängerInnen helfen soll, besser ins Studium zu starten und Anlaufschwierigkeiten zu überwinden. Das Wissenschaftsministerium gibt jährlich 120.000 Mark dafür aus.

In der Bundesrepublik ist die Universität Oldenburg eine der wenigen, die in dieser Form ein so umfangreiches Modelltutorienprogramm anbieten kann. Im Wintersemester 95/96 arbeiten im Rahmen der 11 geförderten Modelltutorienvorhaben über 80 TutorInnen. Zur zentralen Aufgabenstellung gehört die soziale Integration der Studierenden in die universitäre Lebenswelt durch den Aufbau persönlicher Kontakte zu KommilitonInnen und WissenschaftlerInnen sowie die allgemeine fachliche Orientierung über Inhalte, Anforderungen und Aufbau des Studiums mit der Vermittlung fachspezifischer Arbeitsmethoden und Studientechniken.

Die bisherigen Auswertungsergebnisse zeigen, daß die Fachbereiche und Studiengänge die ihnen eingeräumten Gestaltungsmöglichkeiten in produktiver und meist kreativer Weise genutzt haben.

Dank der engagierten Arbeit der Tutor-Innen sind diese Modelltutorien bei den StudienanfängerInnen auf eine positive Resonanz gestoßen. Im Durchschnitt nehmen 2/3 der EinsteigerInnen an Arbeitsgruppen ihres Studienganges teil. Über 80 Prozent meinen, daß das Tutorium ihre soziale und fachliche Integration erleichtert und wertvolle Orientierungshilfen zur Bewältigung der Anfangsschwierigkeiten vermittelt hat.

In den einzelnen Auswertungsberichten wird aber auch deutlich, wie schwierig es für viele Studierende ist, die vielfältigen außeruniversitären Verpflichtungen und Abhängigkeiten der 'Herkunftskultur' mit den fachlichen Anforderungen des Studiums in Einklang zu bringen und tragfähige Konzepte zu entwickeln. Der Grundstein für die Herausbildung solcher konstruktiver Orientierungen wird in der Regel in den ersten Semestern gelegt und entscheidet dann maßgeblich darüber, inwieweit die neuralgischen Punkte im Studienverlauf produktiv bewältigt und positive Beziehungen zum Fach aufgebaut werden und kürzere Studienzeiten erreicht werden können. Ein wichtiger Punkt der zukünftigen Arbeit wird es sein, vor dem Hintergrund dieser Überlegungen den fächerübergreifenden Erfahrungsaustausch noch mehr zu intensivieren, die bisher praktizierten Tutorienprogramme institutionell abzusichern und auch die Studiengänge für das Tutorenprogramm zu motivieren, die bisher noch nicht am Modellvorhaben beteiligt sind.

Die Arbeit der bisher durchgeführten Tutorienmodelle ist in einem Auswertungsbericht dokumentiert, der bei der Zentralen Studienberatung erhältlich ist.

Gerd Lotze
Studienberatung

Entsorgungssystem Grüner Punkt

Am 18. Januar 1996 organisiert die Studentenorganisation AIESEC eine Veranstaltung "Der Grüne Punkt - das Entsorgungssystem der Zukunft?" an der Universität. Im Rahmen dieser Veranstaltung sind neben der Dualen System Deutschland GmbH, Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft, Umweltschutz sowie der Stadt Oldenburg eingeladen. Es wird sowohl über den Grünen Punkt informiert, als auch die Zukunft dieses Entsorgungssystems unter ökologischen sowie betriebswirtschaftlichen Aspekten in einer Diskussion kritisch durchleuchtet. Die Präsentation des Grünen Punktes beginnt um 16.30 Uhr, die anschließende Diskussion um 18.30 Uhr. Beide Veranstaltungen finden im Raum A10-010 (Uhlhornsweg) statt.

Ausstellung über maritimes Wohnen

Ein Projekt über maritimes Wohnen wird von einer Gruppe Stadt-und RegionalplanerInnen der Universität Oldenburg vom 13. Dezember 1995 bis zum 15. Januar 1996 auf der Zeitungsebene der Universitätsbibliothek ausgestellt.

Das Konversionsprojekt "Marinestützpunkt Flensburg - Wohnen am Wasser mit hervorragenden Vermarktungschancen" wurde von den Oldenburger Studierenden unter der Leitung von Dipl.-Ing. Rolf Grave erstellt. Für das etwa 16 Hektar große Gelände des Marinestützpunktes Flensburg sehen die Studierenden gute Chancen für eine hochwertige Folgenutzung. Die Möglichkeit für die Entwicklung eines maritimen Stadtteils ergebe sich in Deutschland nur selten, erklärten die PlanerInnen. In Flensburg sei eine Umsetzung der Vision "Wohnen am Wasser" durchaus erfolgversprechend.

Hartes Ringen zahlt sich langsam aus

Universitätsgesellschaft fordert h&ozml;here Spendenbereitschaft

Die Mitgliederwerbung ist ein hartes Ringen, die Entwicklung der Mitgliederzahlen aber dennoch erfreulich". Mit diesen Worten begrüßte der Vorsitzende der Universitätsgesellschaft, Peter Waskönig, auf der Jahreshauptversammlung Ende November vergangenen Jahres das 408. Mitglied. Die Universitätsgesellschaft wachse langsamer als erwartet und das gesteckte Jahresziel, die Mitgliederzahl zu verdoppeln, konnte nicht erreicht werden, sagte Waskönig. Auf Mitglieder bzw. Spender sei der Förderverein dringend angewiesen, denn die Bedürfnisse, die Geld kosteten, seien groß, das Budget aber viel zu gering.

Trotz der schwierigen Situation konnte, so Schatzmeister Dr. Günter König, die Universität in diesem Jahr mit immerhin rund 50.000 Mark unterstützt werden. Zu den ständigen Fördereinrichtungen der Universitätsgesellschaft zählen die Vergabe des mit 5.000 Mark dotierten Wachsmann-Preises sowie das Schulenberg-Programm, in das im vergangenen Jahr 5.800 Mark flossen.

Waskönig forderte bei den Unternehmen der Region mehr Spendenfreudigkeit ein. Jede Mark, die für die Universität gespendet werde, sei auch eine Investition in die eigene Zukunft. Präsident Prof. Dr. Michael Daxner unterstrich die Rolle der Universität als wichtigen Wirtschaftsfaktor, von dem auch die regionale Wirtschaft profitiere. Im Gegenzug sei eine höhere Spendenbereitschaft seitens der Unternehmen durchaus angebracht. Daxner stellte die folgende Rechnung auf: Würden die rund 550 regionalen Unternehmen nur jeweils 1.000 Mark im Jahr an die Universitätsgesellschaft spenden, so würden am Jahresende immerhin 550.000 Mark als Fördermittel zur Verfügung stehen. 1.000 Mark sei eine Summe, die kein Unternehmen in den Bankrott stürze, der positive Effekt für die Universität hingegen sei enorm.

Mit einer Reihe öffentlicher Veranstaltungen möchte die Universitätsgesellschaft die regionale Einbindung der Universität weiter forcieren. Für den 16. Januar 1996 steht ein Theaterabend mit Neujahrsempfang im Oldenburgischen Staatstheater auf dem Programm. Betriebsbesichtigungen und ein Kommunikationsabend in der Universität sind ebenfalls für 1996 geplant. Ein Fachbereichsbesuch soll einen Blick hinter die Kulissen der Universität ermöglichen. Mit den geplanten Aktivitäten solle, so Waskönig, für die Universität mehr Öffentlichkeit und damit noch mehr Akzeptanz geschaffen werden.

Mit großer Mehrheit wurde auf der Versammlung der Vorstand bestätigt. Der einzige Wechsel: Oberbürgermeister Dieter Holzapfel löst den auf eigenen Wunsch aus dem Amt geschiedenen stellvertretenden Vorsitzenden Eckart Otter ab. Peter Waskönig bleibt Vorsitzender. Die Ämter des Schriftführers und des Schatzmeisters bleiben mit Dr. Günter König bzw. Heiko Büsing besetzt. Ferner gehören Ursula Maria Schute, Prof. Dr. Michael Daxner, Prof. Dr. Horst Schminke und Werner Mock dem Vorstand an. In den Beirat wurden Rita Broweleit, Axel Koenig und Rolf Gerwien gewählt.

Talkshow mit dem Präsidenten

Ungewöhnlich startet das diesjährige Weiterbildungsprogramm des ZWW für MitarbeiterInnen der Universität: Am 15. Januar 1996, von 9.30 bis 11.00 Uhr, Raum A6 0-001, findet unter dem Motto "MitarbeiterInnen fragen - der Präsident antwortet" eine Talkshow statt. Universitätspräsident Prof. Dr. Michael Daxner stellt sich den Fragen des Senatsmitglieds Elke Glos, des Physikers Dr. Klaus Jaeckel und des Personalratsmitglieds Wilma Hentschel. Moderiert wird die Talkrunde von der Leiterin des Immatrikulationsamtes Helga Wilhelmer. Anmeldungen zur Teilnahme werden bis zum 10. Januar 1996 unter Tel. 0441/798-2942 angenommen.

Irland und seine Diaspora

Bibliothek plant Sonderausstellung zur Frankfurter Buchmesse

Irland und seine Diaspora" ist das Thema der Frankfurter Buchmesse 1996. Neben den zentralen Veranstaltungen vor Ort sollen sich im Bundesgebiet regionale Veranstaltungen mit Irland beschäftigen. Die Bibliothek der Universität plant u.a. eine Ausstellung über alte und neue Literatur, Reisebeschreibungen und Reiseführer. Für dieses Projekt werden noch Reisebeschreibungen bzw. -führer aus der Zeit zwischen 1800 und 1950 gesucht. Auch ältere Souvenirs, Karten, Fahrpläne oder Bilder von Verkehrsmitteln sind willkommen. Kontakt: Rainer Soecknick-Scholz, Tel.: 798-2292.

Oldenburger Uni-Umwelttag

"Gut gelaufen" - das war nicht nur das Resümee der VeranstalterInnen des ersten Oldenburger Universitäts-Umwelttages. Auch AusstellerInnen und BesucherInnen waren zufrieden mit dem, was da am 28. November im Mensafoyer geboten wurde. Eine Arbeitsgemeinschaft von vier Studierenden hatte sich zusammengefunden, um eine Lücke in Oldenburg zu schließen, die in anderen Universitätsstädten schon Tradition hat. Hierzu luden sie Vereine, Verbände und Initiativen ein, die sich in und um Oldenburg mit dem Thema Umweltschutz beschäftigten. Ein besonderer Akzent lag auf der Beteiligung von hochschulinternen Gruppen aus den verschiedenen Fachbereichen.

Deutsch exportieren?

Besuch beim Partnerinstitut in Kasachstan / von Wilfried Stölting-Richert

Der Direktflug Akmola-Hannover ist bis auf den letzten der 160 Plätze besetzt, mit Ausnahme meiner Person alle Aussiedler, 750 pro Woche allein aus dem Gebiet Akmola in Nordkasachstan. Der Charterfirma geht für die Auswandererflüge von weiteren zehn Jahren aus. Die Bundesrepublik Deutschland verbessert ihre Alterspyramide - die Rußlanddeutschen fliegen im Zuge der Kettenmigration den Netzen ihrer Verwandten und Nachbarn hinterher. An Bord auf dem siebenstündigen Flug höre ich von den Großeltern bis zu den Enkeln nur Russisch. Die Menschen, die da auswandern, verringern kaum die Zahl der Deutschsprachigen in Kasachstan.

Auf dem Hinflug Hannover-Akmola sind wir in derselben Maschine sechs Fluggäste gewesen. Ich flog im Rahmen des Sonderprogramms zur Förderung der deutschen Sprache in Mittelost-, Südost- und Osteuropa, Programmteil Germanistische Institutspartnerschaften, des Deutschen Akademischen Austauschdienstes. Der DAAD finanziert 1994 und 1995 die Partnerschaft zwischen dem Lehrstuhl für Deutsch an der Universität Akmola (Celinograd) und der Oldenburger Germanistik, d.h. praktisch den Semesteraufenthalt von Studierenden und Lehrenden des Lehrstuhls bei den Lehrenden für Deutsch als Fremdsprache (DaF) im Institut für Bildung und Kommunikation in Migrationsprozessen (IBKM). Im Wintersemester 1994/95 waren es sechs, 1995 werden es fünf sein, meist Kasachinnen. Ihre Konzentration auf DaF ist verständlich - der Lehrstuhl bildet in fünf Studienjahren zur Lehrkraft für Deutsch an den Schulen aus, und das ist eben Fremdsprachenunterricht - unabhängig von der Nationalität der Kinder oder den Etiketten "Deutsch als Muttersprache" bzw. "Deutsch als Fremdsprache". Aber zur Ausbildung der Studierenden gehören auch Literaturgeschichte, Landeskunde der deutschsprachigen Länder, Sprachtheorie; Lehraufenthalte von KollegInnen des Deutschen als Grundsprache hätte Akmola ebenfalls gern gehabt.

Drei Wochen lang habe ich im schulischen Deutschunterricht und in den Veranstaltungen des Lehrstuhls hospitiert. Das kasachstanische Bildungssystem macht aus seiner gegenwärtigen materiellen Not die Tugend des Experiments: da gibt es kasachisch-türkische Lyzeen mit englischer Unterrichtssprache, ein paar Schulen mit Deutsch als Unterrichtssprache, Klassen mit "vertieftem Unterricht" in Chinesisch oder auch Deutsch - vom 2. bis zum 11. Schuljahr mit 4 Wochenstunden oder mehr nach Initiative der Schule. In diese Form werden die durch Aussiedlung kleiner werdenden Lerngruppen mit "Deutsch als Muttersprache" zunehmend umgewandelt, nun aber für Kinder aller Nationalitäten. Die materielle Grundlage des Unterrichts ist mager, das gilt für Lehrbücher wie für Lehrergehälter. Daß Fremdsprachenkenntnisse im "Business" eher den Lebensunterhalt sichern, verzögert den Generationenwechsel der Lehrkräfte und damit der Methoden und Lernziele - in der Praxis; die Richtlinien sind über die Grammatik-Übersetzungsmethode längst hinweg.

Hier liegt die Innovation in den Händen der Lehrerausbildung. Sie ist im Umbruch - auf der Seite der Studierenden, seit dem Wechsel des politischen Systems, durch die Motivation für und gelegentliche Erfahrung von lebendigen Deutschkontakten. Das politisch und methodisch entwertete Unterrichtsmaterial ist noch unzureichend durch neues ersetzt. Lehrende lernen oft erst, mit neuem Material, sprachpraktischem und wissenschaftlichem, hochschuldidaktisch richtig umzugehen. Wer miterlebt, auf welcher völlig unzureichenden Stipendien- und Gehälterbasis diese Innovationsleistungen erbracht werden sollen, kann besser verstehen, daß das Gastsemester in Oldenburg zu den wenigen Anreizen für die Germanisten in Akmola zählt - ideell und materiell. Die vom Oldenburg-Aufenthalt Zurückgekehrten bringen frischen Wind in den Studienbetrieb, durch flüssige Umgangssprache, mitgebrachte Materialien, persönliche Kontakte, hochschuldidaktische und landeskundliche Erfahrungen. Und in deren Mittelpunkt steht immer Oldenburg. Der DAAD-Lektor am Lehrstuhl und Absolvent unserer Universität, Holger Bargen, bringt auch plattdeutsche Lieder bei . . .

Auch in Nordkasachstan ist der Einfluß der auswärtigen Kulturpolitik der Bundesrepublik Deutschland - durch ihre Mittelorganisationen - auf Deutschunterricht und Deutschstudium deutlich bemerkbar. In Akmola ist ein Fachberater für Deutsch der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen stationiert. Lernmaterial liefern Internationes und der Verein für das Deutschtum im Ausland. Unseren Germanistikaustausch finanziert der DAAD. Die daran beteiligten Germanisten dort und hier müssen wissen, daß sie für diese Kulturpolitik funktionalisiert werden und daß diese wiederum nicht ohne Verbindung zum wirtschaftlichen Einfluß des Auslands auf Kasachstan ist. Das ist die eine Seite. Die andere ist die fruchtbare Widersprüchlichkeit dieser Kulturpolitik und die offene Frage, wie sie rezipiert wird. Der lebendige Kontakt mit Bundesdeutschen und Deutschland hilft das naive Bild vom sozial, materiell, ethnisch einheitlichen Deutschland differenzieren; er befähigt KasachstanerInnen dazu, mit den (nicht nur kulturellen) Westimporten kritisch umzugehen. Deshalb sagte ich der Universitätszeitung in Akmola, ich wolle Deutsch nicht exportieren; wo es aber gelehrt wird und gelernt wird, könne unser Austausch das Erlebnis Fremdsprache lebendiger und fruchtbarer machen. Fruchtbar auch für unsere Seite im Austausch: angesichts der Gastlichkeit der Kasachstaner, ihrer Überlebenskunst, ihren spezifischen Entwicklungsmöglichkeiten zwischen Rußland und Mittelasien begibt sich der Oldenburger Gast der Besserwisserei und beginnt selbst zu lernen. In diesem Sinne wünsche ich dem Flug Hannover-Akmola eine stärkere Auslastung.

Übermächtiger Nachbar?

Anfang November besuchte eine Delegation der Noordelijke Hogeschool Leeuwarden (Niederlande) unter der Leitung ihres Präsidenten Dr. Frans Kuipers die Universität. Anlaß war die Erneuerung des Kooperationsvertrages zwischen beiden Hochschulen, der eine fast zwanzigjährige Zusammenarbeit im Bereich der LehrerInnenausbildung festigt und fortschreibt.

In Anwesenheit von VertreterInnen der Fachbereiche 1 und 11 wurden die vielfältigen binationalen Aktivitäten der Vergangenheit gewürdigt, insbesondere das "Oldenburg-Semester" für niederländische GermanistikstudentInnen, Praktika an Oldenburger Schulen, gemeinsame Lehrveranstaltungen und Lehrerfortbildungsmaßnahmen. Verantwortlich waren auf Oldenburger Seite u.a. die Lehrenden Horst Beelen, Prof. Dr. Wilfried Stölting-Richert (FB 11), Dr. Detlef Spindler (ZpB), Dr. Wolf-Dieter Scholz und Dr. Klaus Winter (FB 1).

Die Gespräche konzentrierten sich auf zukünftige gemeinsame Vorhaben. Die Germanistik-Dozentin Gerbrandy äußerte Besorgnis angesichts ihrer Beobachtung, daß niederländische Studierende sich unter Rechtfertigungsdruck gesetzt sehen, wenn sie die Sprache des (über-) mächtigen Nachbarn als Fach wählen. Die Bemühungen um ein tolerantes und ausgewogenes Verhältnis zwischen der Bundesrepublik und den Niederlanden bedürfen offenbar eines Äquivalents an intensiven Informations- und Begegnungsmöglichkeiten der Bürger, insbesondere der jungen Menschen. Ein neu initiiertes Aktionsprogramm der Niederlande, Flanderns und der Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen stellt zu diesem Zweck bedeutende finanzielle Mittel bereit.

Hierdurch ermutigt planen die Kooperationspartner Leeuwarden und Oldenburg neue Initiativen:

- deutsche StudentInnen sollen verstärkt zu Studienaufenthalten in den Niederlanden angeregt werden;

- weitere Fächer sollen an der Zusammenarbeit teilhaben;

- ein Aufbaustudiengang für niederländische DeutschlehrerInnen mit "Oldenburger Anteilen" und dem Ziel einer Bi-Diplomierung könnte eine neue Dimension der gemeinsamen Arbeit einleiten.

Torún-Bande besonders eng

Mit der Unterzeichnung der Jahresplanung für das kommende Jahr sind die Unsicherheiten über das Fortbestehen der Kooperation mit der Nikolaus Kopernikus Universität Torún endgültig ausgeräumt. Darauf wiesen Vizepräsidentin Ina Grieb und Prof. Dr. Friedrich W. Busch im Anschluß an ihren Besuch in Polen hin und kündigten an, daß das 15jährige Bestehen der Beziehungen im kommenden Jahr mit einem zweitägigen Symposion über die Rolle und die Verantwortung der Hochschulen in einem politisch offenen Europa in besonderer Weise gewürdigt werden soll.

An dem Symposion, das in Torún stattfinden wird, wird voraussichtlich eine 20köpfige Gruppe aus der Universität teilnehmen. Vortragsthemen werden u.a. Aspekte der Autonomie, Hochschule und Region, Erziehungs- und Bildungauftrag, europäische Vernetzung, Forschungskooperation und Evaluation von Forschung und Lehre sein. Eine solche Veranstaltung sei der richtige Rahmen für die in Vergangenheit wie in der Zukunft wichtige Kooperationsbeziehung, erklärte Busch.

Busch ist einer der Väter der Zusammenarbeit mit Torún, die 1981 aufgrund bereits bestehender intensiver Kontakte zustandekam und damals auch als ein bedeutsames Mittel gesehen wurde, den eisernen Vorhang zu durchlöchern. Nach Groningen war die polnische Universität die zweite, mit der Oldenburg ein förmliches Abkommen unterzeichnete. Heute kooperiert die Universität Oldenburg mit über 50 Hochschulen in Europa, Nord- und Südamerika, Afrika und Asien. Allerdings in sehr unterschiedlicher Intensität. Zu Torún sind die Bande besonders eng. Kontinuierliche Besuche, Workshops und Symposien, Bücher- und Ausstellungenaustausch sowie gemeinsame Veröffentlichungen sorgten für die enge Bande. Und das soll, so Busch, auch bleiben. Denn Polen habe als Nachbar für Deutschland an Bedeutung eher gewonnen als verloren.

Presse & Kommunikation (Stand: 06.09.2024)  | 
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