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Ingenieurwissenschaften: Zwei Professoren ohne Studiengang?

Zwei Stellen sollen kommen, aber kein Fachbereich / Einstimmiges "Nein" des Stadtrates zu den Regierungsplänen / Landtagspräsident spricht deutliche Worte / Hoffnungen durch Kooperation mit Universität Bremen

Der regionale Widerstand gegen die Ankündigung von Ministerpräsident Gerhard Schröder, trotz aller Beschlüsse vorerst keine Elektrotechnik in Oldenburg zu etablieren, formiert sich. In seiner letzten Sitzung forderte der Rat der Stadt Oldenburg die Landesregierung auf, ihr Versprechen einzuhalten und den Aufbau des Fachbereichs zum 1. Januar 1997 einzuleiten. Heftige Kritik an der Landesregierung äußerte auch Landtagspräsident Horst Milde, der am 21. Mai in der Universität erklärte, wer einen Beweis suche, wie unglaubwürdig Politik gelegentlich sein könne, solle sich mit der Geschichte der Universität Oldenburg - bezogen auf Jura und Ingenieurwissenschaften - auseinandersetzen.

Obwohl aus dem Wissenschaftsministerium bestätigt wurde, daß die Schröder-Ankündigung gelte, ist die Landesregierung offensichtlich bereit, zwei Eckprofessuren für die Oldenburger Elektrotechnik in den Haushaltsplan 1997 aufzunehmen. Eine endgültige Entscheidung wird das Kabinett allerdings erst in seiner Klausursitzung am 15. Juni treffen. Dort wird auch darüber entschieden, ob die beiden Professuren die nötige personelle und sachliche Ausstattung erhalten werden. "Erst dann können wir sehen, wie groß unsere Chance ist, in Oldenburg die Elektrotechnik als wichtige Ergänzung für die Fachbereiche Physik und Informatik zu etablieren", erklärte dazu der Physiker Prof. Dr. Volker Mellert, der maßgeblich an den Planungen für die Elektrotechnik in Oldenburg beteiligt ist.

Daß beide Professuren wahrscheinlich kommen, ist einer Delegation der Region unter dem Unternehmer Peter Waskönig zu verdanken. Ihr waren die Stellen vor eineinhalb Jahren von Regierungvertretern "ehrenwörtlich" zugesagt worden. Damals hatte das Kabinett seine Entscheidung für Elektrotechnik in Oldenburg aus dem Jahr 1992 erstmals auf die lange Bank schieben wollen und einen Sturm der Entrüstung nicht nur in der Universität, sondern auch in der Region ausgelöst. Die Stellenzusage sollte die Region in Sicherheit wiegen. Doch Mellert warnte damals bereits: "Wenn nicht sofort mit dem Ausbau der Ingenieurwissenschaften begonnen wird, verlieren wir unseren Vorsprung. Andere werden an uns vorbeiziehen." Und er hatte recht. Rheinlandpfalz und Schleswig-Holstein stellten Gelder für ingenieurwissenschaftliche Studiengänge in Kiel und Freiburg bereit und erhielten das Ja des Wissenschaftsrates, das Voraussetzung für eine Beteiligung des Bundes an den baulichen Investitionen ist. Immerhin geht es in Oldenburg um eine Summe von 100 Millionen Mark.

Daß Ministerpräsident Schröder heute nicht nur mit leeren öffentlichen Kassen gegen die Oldenburger Elektrotechnik argumentiert, sondern auch mit Vorbehalten des Wissenschaftsrates, wird in der Universität als besonders infam empfunden, weil es seine Regierung war, die durch die Lange-Bank-Politik die inzwischen skeptische Haltung des Bund-Länder-Gremiums selbst bewirkt hat. (siehe dazu auch Seite 2: "Prüfstein für Glaubwürdigkeit")

Trotz der nicht gerade rosigen Aussichten gibt es angesichts der Eckprofessuren und des immer stärker werdenden massiven Widerstandes in der Region Hoffnungen, das große Ziel Elektrotechnik weiter verfolgen zu können. Aus Sicht Oldenburgs spielen dabei die bereits vorhandenen Fachgebiete der Ingenieurwissenschaften an der Universität Bremen eine wichtige Rolle. Die Abstimmung mit Bremen ist bei der Formulierung der sogenannten "Empfehlungen für den Aufbau eines ingenieurwissenschaftlichen Fachbereichs" bereits vor vier Jahren durch die Expertenkommission des Wissenschaftsministeriums angeregt worden. Bremen signalisierte damals Kooperationsbereitschaft. Die gilt auch heute noch - nicht zuletzt deshalb, "weil Oldenburg in den Fachbereichen Informatik und Physik anwendungsorientierte Schwerpunkte zu bieten hat, die eine wichtige Ergänzung für Bremens Ingenieurwissenschaften sein könnten", wie Mellert betont.

Die Region wird sich mit der Absage von Ministerpräsident Gerhard Schöder an die Ingenieurwissenschaften für die Universität Oldenburg nicht abfinden. Das wenigstens ist der einheitliche Tenor, nachdem Schröder am 26. April anläßlich des 50jährigen Bestehens der Nordwest-Zeitung erklärt hatte, der Studiengang werde wegen leerer öffentlicher Kassen nicht wie geplant errichtet. Die Stellungnahmen schwankten zwischen Empörung und Enttäuschung.

Präsident Prof. Dr. Michael Daxner erklärte, die Zeit der leisen Töne sei vorbei. Die Erklärung Schröders gefährde die Entwicklung der gesamten Universität, die seit fünf Jahren an die Planung der Ingenieurwissenschaften erhebliche Ressourcen gebunden habe. Die Universität halte an dem seit fünf Jahren geplanten Fachbereich Elektrotechnik besonders auch in Verlängerung der Fachbereiche Physik und Informatik fest. Er fordere deshalb Stadt und Region auf, die Einrichtung zum Prüfstein für die Glaubwürdigkeit der Landesregierung zu machen. Die Elektrotechnik sei nicht nur für die Universität, sondern für die gesamte Region von größter Bedeutung. Der Westen Niedersachsens dürfe nicht zur technologischen Wüste werden.

Der Hochschulsprecher der oppositionellen CDU im Landtag, Lutz Stratmann, sagte, Schröder habe in eklatanter Weise sein Versprechen gebrochen, und verwies auf die große Bedeutung, die die Forschungskommission der Elektrotechnik zumesse.

Oberbürgersmeister Dieter Holzapfel (SPD) sprach von einer großen Entäuschung. Regierungspräsident Bernd Theilen signalisierte Verständnis dafür, daß der Aufbau gestreckt werden müsse. Jedoch sei es wichtig, die beiden fest geplanten Eckprofessuren im Haushalt nächsten Jahres unterzubringen. Sie waren 1994 einer Delegation aus Vertretern von Wirtschaft und Politik von der Regierung per "Ehrenwort" zugesagt worden.

1998 Vorlesungen im neuen Hörsaalzentrum

20-Millionen-Projekt nun in Auftrag gegeben

Nach langjährigen Planungen ist im Mai der Auftrag für das Hörsaalzentrum der Universität Oldenburg an die Firma Dyckerhoff & Widmann als Generalunternehmen vergeben worden. Das 20,2 Millionen teure Gebäude, das von dem Hamburger Architektenbüro von Gerkan, Marg und Partner (GMP) entworfen wurde, soll im Frühjahr 1998 für den Vorlesungsbetrieb zur Verfügung stehen.

Das Hörsaalzentrum wird mit mobilen Trennwänden ausgestattet, so daß die drei geplanten Hörsäle auch zu einem einzigen Audimax mit 1200 Plätzen zusammengeführt werden können. Die drei Hörsäle verfügen über Kapazitäten von knapp 500, 260 bzw. 200 Plätzen. Darüber hinaus werden in dem Gebäude vier Seminarräume mit jeweils 65 Plätzen, zwei Gruppenräume mit je 20 Plätzen sowie ein Sitzungsraum für den Akademischen Senat mit 40 Plätzen zur Verfügung stehen.

Das Hörsaalzentrum werde nicht nur den Vorlesungsbetrieb an der Universität erheblich erleichtern, sondern auch für große Kongresse hervorragend geeignet sein, betonte Präsident Prof. Dr. Michael Daxner bei der Unterzeichung der Verträge. Insofern sei das Gebäude auch ein Beitrag zur Steigerung der Attraktivität Oldenburgs. Daxner dankte allen an der Planung Beteiligten. Mit dem Hörsaalzentrum erfülle sich ein langgehegter Traum der Universität.

"Studiengebühren durch die Hintertür"

Pro Jahr 200 Mark Einschreibgebühren für alle StudentInnen ab Sommersemester 1997?

Als "Einführung von Studiengebühren durch die Hintertür" hat der AStA der Universität Oldenburg den Plan des Wissenschaftsministeriums bezeichnet, ab Sommersemester nächsten Jahres Einschreibgebühren einzuführen. Nach den Plänen des Ministeriums sollen bei Immatrikulationen und Rückmeldungen sowie bei Anmeldungen zu Prüfungen je 100 Mark als Bearbeitungsgebühr verlangt werden. Insgesamt verspricht sich das MWK davon Einnahmen von 30 Millionen Mark, wovon ein Drittel den Universitäten überlassen werden sollen. Der AStA betonte, Einschreibgebühren träfen die sozial schwachen StudentInnen und seien damit ein Einstieg in die "völlige Abschaffung der Chancengleichheit".

Dagegen erklärte die Sprecherin des Wissenschaftsministeriums, es handele sich bei den Plänen um die Erfassung der "reinen Verwaltungskosten". Das Ministerium lehne Studiengebühren ausdrücklich ab. Ihre ablehnende Haltung zu Studiengebühren betonten im Mai auch Wissenschaftsministerin Anke Brunn (Nordrhein-Westfalen) und der bayerische Kulturminister Hans Zehetmair.

Indes sprach sich der Präsident der Hochschurektorenkonferenz (HRK), Prof. Dr. Hans-Uwe Erichsen, auf einer Tagung des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) deutlich für Studiengebühren aus. Damit könne man auch den Mißbrauch von Hochschulen durch StudentInnen verhindern, meinte er. Auch der Leiter des von der HRK und der Bertelsmannstiftung getragenen CHE, Prof. Dr. Detlef Müller-Böling, sagte, Studiengebühren dürften kein Tabu mehr sein. Die deutschen Hochschulen seien chronisch unterfinanziert. 1000 Mark Studiengebühren pro Semester brächten den Hochschulen zwei Milliarden Mehreinnahmen.

Für Kooperation und gegen eine Fusion

Diskussion um die Fachhochschulen

Für eine enge Kooperation der Fachhochschulen Wilhelmshaven, Emden und Oldenburg mit der Universität Oldenburg hat sich der Landtagsabgeordnete Wolfgang Wulf ausgesprochen. Er trat damit Überlegungen der Landesrektorenkonferenz und des Wissenschaftsministeriums entgegen, die Fachhochschulen Oldenburg und Wilhelmshaven zusammenzulegen. Eine Zwangsvereinigung sei kontraproduktiv, weil die Gefahr bestünde, daß sich die VertreterInnen der einzelnen Standorte in den Gremien gegenseitig blockierten. In einem Kooperationsverbund könnte dagegen unter Beibehaltung der Eigenständigkeit die Finanzverwaltung von der Universität übernommen werden. Dies gelte auch für andere Verwaltungsaufgaben.

Die VertreterInnen der Studentenschaften der drei Fachhochschulen und der Universität sprachen sich bei einem gemeinsamen Treffen am 16. Mai für eine Kooperation der Fachhochschulen der Nordwestregion und gegen Fusionspläne aus. Die Kooperation könne "die Verknüpfung des Verwaltungsapparates beinhalten", jedoch nicht der Verwaltungspitzen, heißt es dazu in einer gemeinsamen Erklärung. Das widerspreche dem Demokratiegedanken. Auch eine Kooperation mit der Universität halten die Studierenden für möglich - schon wegen der Ingenieurwissenschaften. Dieser an der Universität geplante, aber infrage gestellte Studiengang lasse sich als reiner Aufbaustudiengang auf ein FH-Studium denken, wie es in Emden und Wilhelmshaven angeboten werde.

Richtlinien gegen sexuelle Diskriminierung nicht verabschiedet

Vorraussichtlich erst nach der Sommerpause wird sich der Senat erneut mit der 'Richtlinie gegen sexuelle Diskriminierung und Gewalt' befassen. Die Mehrheit der Senatsmitglieder stimmte auf der Sitzung am 22. Mai nicht der vorgelegten Fassung zu. Alle Änderungswünsche sollen nun bis zum 5. Juni bei der Senatskommossionfür Frauenförderung und Gleichberechtigung eingereicht und danach erneut im Senat diskutiert und abgestimmt werden. Der Vorlage waren lange Diskussionen in der Kommission sowie in den Fachbereichen vorausgegangen. Dabei wurde die Notwendigkeit einer solchen Richtlinie für die Universität unterstrichen. Es seien Fälle von Diskriminierung und Gewalt in ernstzunehmender Größenordnung bekannt, hieß es. Dies betreffe zwar beide Geschlechter, richte sich aber in der Regel gegen Frauen.

Rückmeldungen künftig anders

Ein neues Rückmeldeverfahren wird nach Beschluß des Senats bereits für das Winteresemester 96/97 eingeführt. Danach werden die StudentInnen nicht mehr schriftlich zur Rückmeldung aufgefordert, sondern müssen nur noch den StudentInnenbeitrag überweisen und gelten damit als rückgemeldet. Helga Wilhelmer, die zuständige Dezernentin, sagte dazu, damit werde nicht nur Geld gespart, sondern das gesamte Verfahren für StudentInnen wie für die MitarbeiterInnen erheblich erleichtert.

Erst in Containern, dann im Technologiezentrum

Hörzentrum GmbH als neues An-Institut anerkannt

Die Hörzentrum Oldenburg GmbH ist jetzt als sogenanntes An-Institut der Universität anerkannt und wird dem Fachbereich 8 Physik zugeordnet. Dieser Regelung stimmte der Akademische Senat auf einer Sitzung am 22. Mai zu.

Das Hörzentrum wurde als Unternehmen aufgrund einer Initiative des Leiters der Arbeitsgruppe für Medizinische Physik, Prof. Dr. Dr. Birger Kollmeier, und des Chefarztes Dr. Rüdiger Schönfeldt Hohmann (Evangelisches Krankenhauses) gegründet und will vor allem auf dem Gebiet der angewandten Hörgeräteforschung, der Patientenbetreuung in besonderen Fällen sowie in der Aus-, Fort- und Weiterbildung tätig werden.

Zur Zeit ist das Zentrum provisorisch in neu beschafften Containern am Standort Wechloy untergekommen. Später soll das Unternehmen im neuen Technologiezentrum untergebracht werden, für das der Grundstein noch in diesem Jahr gelegt werden soll.

Die Universität verspricht durch die Anerkennung als An-Institut einige Vorteile: Schaffung neuer Ausbildungskapazität für Praktika, Studien- und Diplomarbeiten, Synergieeffekte bei Nutzung von Geräten, Arbeitsmöglichkeiten für AbsolventInnen u.a.

Am 12. Juni will das Hörzentrum erstmals mit einer Informationsveranstaltung für Ärzte, Hörgeräteakustiker und Vertreter von Krankenkassen an die Öffentlichkeit treten. Die Veranstaltung beginnt um 17.00 Uhr, Hörsaal Wechloy.

Kollmeiers Arbeitsgruppe arbeit seit langer Zeit an einer neuen Generation von Hörgeräten, die das natürliche Hörempfinden hörgeschädigter Patienten weitestgehend wiederherstellen kann. Konventionelle Hörgeräte können Sprache und Störgeräuscheinfluß nicht voneinander trennen, da sie beides gleichermaßen verstärken. Mit Hilfe aufwendiger digitaler Signalverarbeitung ist es den Oldenburger Wissenschaftlern gelungen, ein "intelligentes" Hörgerät zu entwickeln, das die Schallsignale aufnehmen und eine Frequenzanalyse vornehmen kann, die der des menschlichen Gehörs sehr nahe kommt. Auf diese Weise können, entsprechend der natürlichen Funktionsweise des Ohres, Störgeräusche und Nachhalleffekte aus den empfangenen Schallsignalen herausgefiltert werden. Für die Betroffenen ist dadurch eine Verbesserung der Sprachverständlichkeit von 20 bis 80 Prozent möglich. Der Prototyp des "intelligenten" Hörgerätes, der von den Oldenburger Wissenschaftlern in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Nürnberg entwickelt wurde, wiegt derzeit noch etwa 800 Gramm. An einer weiteren Miniaturisierung wird gearbeitet.

"Wir schmücken uns mit einem Fürsprecher"

Ehrenbürgerschaft für Landtagspräsident Horst Milde

Wie kaum ein anderer Politiker der Region habe Horst Milde gesehen, daß Wissenschaft nicht einem abstrakten Volk, sondern den konkreten Menschen in der Region diene. Das sagte Präsident Prof. Dr. Michael Daxner anläßlich der Verleihung der Ehrenbürgerschaft an den Präsidenten des Niedersächsischen Landtages. Milde ist nach der Ossietzky-Tochter Rosalinde von Ossietzky-Palm und dem Gewerkschafter Erwin Fritzsche der dritte Ehrenbürger der Hochschule.

Mit Milde werde nicht einfach ein Politiker der Region für seine selbstverständlichen Interventionen im Rahmen seiner Mandate gewürdigt, erklärte Daxner. Vielmehr werde eine herausragende Persönlichkeit geehrt, die für die Universität Außerordentliches bewirkt habe. Als Oberbürgermeister habe er die junge Universität unterstützt und zu einer vorrangigen Priorität in der Politik der Stadt gemacht, als dies noch nicht populär gewesen sei. Seiner Überzeugungsarbeit sei es zu verdanken, daß die vorbildliche Zusammenarbeit der Universität mit den Fraktionen und den Institutionen der Stadt eine andernorts unübliche Intensität habe erreichen können.

Beeindruckend sei dabei die verständnisvolle und sorgfältige Einarbeitung Mildes in die Probleme einer so komplizierten Institution wie die einer neugegründeten Universität, betonte Daxner. Besonders hervorheben müsse man die Hartnäckigkeit, mit der die Universität Unterstützung bei der Einrichtung des Instituts der Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) und bei der Gründung des Informatik-Instituts OFFIS erfahren habe. "Wir schmücken uns mit einem Anwalt und Fürsprecher, bei dem unsere Universität im besten Sinn des Wortes gut aufgehoben ist", sagte Daxner. Zur Kritik des ASTA, Milde werde für etwas Selbstverständliches geehrt, meinte er: "Viele Fächer wären heute nicht oder wenigstens nicht so studierbar, wenn es seine Politik nicht gegeben hätte."

Milde selbst würdigte in seiner Rede nicht nur die Aufbauleistung der Universität und ihre große Bedeutung für die Region, sondern ging hart mit der Regierung seiner Partei ins Gericht.

Land in Sicht nach über zehn Jahren

Letzte Umbauten am "Altbaubestand" für Psychologen und Sonderpädagogen

Die vorerst letzten Umbaumaßnahmen im Altbaubestand der Universität haben im April begonnen. Die Gebäude A7 und A1 (Ebene 1) stehen nach Fertigstellung den Fächern Psychologie und Sonderpädagogik zur Verfügung und sorgen dann dafür, daß große Teile der Anmietungen am Birkenweg aufgegeben werden können. Eine über 10jährige Umbautätigkeit, die insgesamt 17 Millionen Mark verschlingt, tritt damit ins letzte Stadium.

Das Projekt "Umbau des Altbaubestandes" war notwendig geworden, nachdem Bibliothek, Mensa und Sportgebäude 1982 und die Naturwissenschaftlichen Gebäude 1984 in Wechloy fertiggestellt waren. Mit der einfachenVerteilung der freigewordenen Flächen an Fachbereiche und Zentrale Einrichtungen war es nämlich nicht getan. Die Räume mußten den Bedürfnissen der neuen Nutzer entsprechen. Dennoch ist der Planungs- und Realisierungsprozeß sehr lang geraten. Bauplaner Arndt Wagenschein macht dafür die oft schwierigen inneruniversitären Verteilungsverhandlungen, die ursprünglich nicht vorgesehene räumliche Integration des 1984 gegründeten Fachbereichs Informatik in den Altbaubestand und Planungsänderungen durch das Land verantwortlich.

Vom Umbauprogramm wurden insgesamt 17.000 Quadratmeter erfaßt. Die letzten beiden Maßnahmen sollen im Frühsommer nächsten Jahres abgeschlossen sein. Das Gebäude A7 steht dann für das Institut zur Erforschung von Mensch-Umwelt-Beziehungen und die Arbeits- und Organisationspsychologie mit einem Experimentallabor, mehreren fachspezifisch ausgestatteten Projekträumen sowie Gruppen- und Büroräumen zur Verfügung. Darüber hinaus werden in zwei kleinen "tempelartigen Anbauten" (Wagenschein) mehrere hochwertig ausgebildete Akustiklaboratorien neu geschaffen. Im Gebäude A1 (Ebene 1) entstehen für das Institut für Erziehungswissenschaft 2 -Sonderpädagogik, Prävention und Rehabilitation- (EW2) und das Fach Geographie neben Büro- und Seminarräumen ein teilbares Didaktikum und ein Kreativraum mit Beobachtungsstationen.

Anstiftung zur Körperverletzung?

Einiges Befremden hat in der Universität eine Anzeige auf der Rückseite des aktuellen Veranstaltungsverzeichnisses ausgelöst. Mit dem Röntgenbild eines zertrümmerten männlichen Beckens ("Er hätte sich vorher nach Ihrem Kampfstil erkundigen sollen!") wird für eine Sportkampfschule geworben. Der Fachbereichsrat 6 Mathematik forderte die Universitätsleitung sogar auf, die inserierende Firma ggfs. wegen Anstiftung zur schweren Körperverletzung anzuzeigen.

Eine Prüfung durch Justitiarin Helga Viets ergab, daß ein solches Vorgehen juristisch sinnlos ist. Der Grund: Eine Anklage wegen Anstiftung zu einer Straftat sei nur dann möglich, wenn eine Strafttat vorliege und das Foto dafür ursächlich sei. Hinzukommen müsse ein entsprechender Vorsatz der Firma.

Nach Angaben der Justitiarin ist durch organisatorische Maßnahmen sichergestellt, daß es nicht noch einmal zu einem solchen Vorfall kommen wird.

Bessere Chancen für LehramtsabsolventInnen

Um die Berufschancen in der Industrie oder bei freien Bildungsträgern zu erhöhen, will die Universität künftig LehramtsabsolventInnen mit dem Schwerpunkt Wirtschaft im Sekundarbereich II und an berufsbildenden Schulen auch den Grad eines Diplom-Handelslehrers bzw. -lehrerin verleihen. Einen entsprechenden Antrag, dem gute Aussichten auf Zustimmung eingeräumt werden, hat die Universität beim Wissenschaftsministerium gestellt. Nutznießer von dieser Regelung würden auch AbsolventInnen aus den vergangenen Jahren sein, die mindestens das 1. Staatssemester abgelegt haben. Die Universität folgte mit diesem Schritt einer Anregung einer Evaluationskommission, die im vergangenen Jahr den Fachbereich untersuchte.

"Old friend" an der Wand

Kooperation mit israelischen Hochschulen: Große Entwicklungsmöglichkeiten

Prof. Yoeli, Informatiker am Technion Haifa, freut sich auf den Besuch seines Oldenburger Kollegen Damm und die gemeinsamen Forschungen, Prof. Aizenshtat von der Hebräischen Universität Jerusalem hat Bilder seines Oldenburger Kollegen und "old friend" Krumbein an der Wand und gibt neben Grüßen gleich einen neuen Forschungsantrag mit, und am Beit Berl College erkundigt sich Prof. Arnsberg, wie es um die Gastprofessur 1997 an der Universität Oldenburg bei den Jüdischen Studien steht. Dies sind nur drei Beispiele für eine Kooperation, die schon sehr lebendig ist. Trotzdem stecken noch viele Möglichkeiten in der deutsch-israelischen Hochschulkooperation, wenn man die Beziehungen von Wissenschaftlern aus Hochschulen und vor allem auch aus Forschungseinrichtungen in Süddeutschland ansieht. Die Kooperationen zu festigen und künftige Entwicklungsmöglichkeiten auszuloten, war Zweck des gemeinsamen Besuchs der Spitzen der Universitäten Oldenburg und Bremen.

Oldenburg hat seit einigen Jahren einen Kooperationsvertrag mit dem Technion Haifa, die Universität Bremen mit der Universität Haifa. Die Kooperationen durch Einbeziehung des anderen Partners zu erweitern und damit auch attraktiver zu machen, kann eines der ersten Ergebnisse sein. Die hervorragende wissenschaftliche Leistungsfähigkeit der Hochschulen in Israel ist Grund genug, über Weiterungen der wissenschaftlichen Kooperationsfelder zu sprechen. Darüber hinaus gibt es eine Reihe besonderer Förderprogramme für die deutsch-israelische Kooperation. Zu nennen ist die aus Bundesmitteln unterstützte German-Israeli Foundation ( GIF ), die aufgrund ihrer hohen Meßlatte bei der Bewilligung für sich in Anspruch nimmt, bereits durch die Aufnahme in die Förderung eine besondere Auszeichnung zu sein; weiter die forschungsorientierten Minerva-Zentren, die auch Stipendien von Israel aus vergeben; oder das Programm der DFG, das ausdrücklich Forschungsprojekte fördert, die von deutschen, israelischen und palästinensischen Wissenschaftlern gemeinsam durchgeführt werden.

Das Land Niedersachsen hat durch einen Forschungsschwerpunkt im VW-Vorab eine besondere Förderung bei Projekten mit dem Technion Haifa und der Hebräischen Universität Jerusalem vertraglich festgelegt. Diese Chance, mit den beiden besten Universitäten des Landes in der Forschung oder der Lehre vielfältig zu kooperieren und durch niedersächsische Förderung unterstützt zu werden, sollte häufiger aufgegriffen werden. Neben den Forschungsprojekten ist der Austausch von Studierenden noch sehr viel stärker zu fördern. Daran haben auch die Gesprächspartner in den israelischen Hochschulen großes Interesse geäußert. Förderungsmöglichkeiten gibt es, auch die Sprachprobleme sollten überwindbar sein.

An den drei besuchten Universitäten gibt es für nahezu alle Fächer der Universität Oldenburg mögliche Partner. Sehr stark sind die Interessen natürlich auf die größeren Forschungsfelder der Naturwissenschaften und der Informatik gerichtet, hier gibt es auch die meisten Kontakte. Aber auch auf den Feldern der Lehrerausbildung ( technische Fächer, Technion; Pädagogik, Beit Berl College ), Architektur und Stadtplanung ( Technion ), Geschichte ( Universität Haifa ) und natürlich Jüdische Studien bestehen Wünsche für eine Zusammenarbeit.

Durch die Assoziierung Israels bei der EU können israelische Wissenschaftler als Partner mit EU-WissenschaftlerInnen gemeinsam Anträge stellen. An allen Hochschulen bestand vor allem für diese neuen Kooperationen ein starkes Interesse. Zur Intensivierung der Kontakte wird voraussichtlich der Generalsekretär des GIF, Dr. Barak, im Sommer die beiden Universitäten Oldenburg und Bremen besuchen. Auch mit dem Vizepräsidenten der Hebräischen Universität ist ein Besuch in Oldenburg vereinbart worden.

Nähere Informationen über Fördermöglichkeiten erteilt das Dezernat Forschungsförderung, Tel. 798-2463.

Yorck Hener

Trauer um Klaus Jaeckel

Dr. Klaus Jaeckel, Physiker am Fachbereich 8, verstarb am 12. Mai 1996. Als engagierter Reformer hat Klaus Jaeckel die Universität und insbesondere seinen Fachbereich wie wenige andere mitgeprägt. Von besonderer Bedeutung war dabei seine Fähigkeit zur Gestaltung und zur Integration, die er aber nie zur Einebnung politischer Differenzen nutzte. Sachliche Unterschiede benannte er immer sehr klar. Aber seine Kritik blieb sachlich und wurde nie verletzend. Dies trug ihm die Hochachtung und Wertschätzung auch von politisch Andersdenkenden ein.

Klaus Jaeckel ergriff immer Partei für die Benachteiligten und Schwächeren und setzte sich für sie ein. Mit Rat und Tat gab er Hilfestellung - oft mit Erfolg. Wissenschaft war für ihn kein wertfreies Abstraktum; er sah auch immer die gesellschaftspolitische Bedeutung, die Bringschuld der Wissenschaft gegenüber den Menschen, die sie letztlich finanzieren. In seinem eigenen Fachgebiet, der Didaktik, erforschte er u.a. die Wechselwirkung zwischen physikalischen Erkenntnissen und Alltagswelt sowie die interdisziplinäre Frage, wie die Kluft zwischen Natur- und Geisteswissenschaften verringert werden kann. In beiden Welten war er zu Hause und gleichzeitig fremd; auch daher rührte seine ebenso faszinierte wie kritisch distanzierte Haltung gegenüber der Physik.

Vor einem Jahr erfuhr Klaus Jaeckel von seiner schweren Krankheit. Nach den ersten Operationen gab es viel Hoffnung, daß damit alles überstanden sei. Er kam an die Uni zurück und schien wieder der alte: mit Ironie und Selbstironie, mit knurrigen Bemerkungen, aber auch mit seinen immer treffenden humorvollen Sprüchen kommentierte er den Unialltag. Die Nachricht vom Wiederausbruch seiner Krankheit Anfang des Jahres traf uns alle wie ein Schlag.

Wir trauern um Klaus Jaeckel und wir vermissen ihn. Er war jemand, der sich anrühren ließ, der nicht zu den Satten und Selbstgerechten im Lande gehörte, nicht zu den Eindimensionalen. Seine konstruktive und solidarische Kritik, sein Ideenreichtum und seine Hilfsbereitschaft, seine Aufrichtigkeit und seine Zuverlässigkeit wird uns genauso fehlen wie sein Lachen, sein liebenswertes Wesen und die menschliche Wärme, mit der er uns Freunden begegnet ist.

Heinz Helmers, Jochen Pade

Ehe- und Familienkrise

Ehe und Familie in Krisensituationen" ist der Titel eines Buches, das jetzt im Isensee-Verlag (Oldenburg) erschienen ist. Das 244 Seiten umfassende Buch wurde in der Schriftenreihe der Universität Oldenburg veröffentlicht und von den Professoren Dr. Friedrich W. Busch (FB 1 Pädagogik) und Dr. Rosemarie Nave-Herz (FB 3 Sozialwissenschaften) herausgegeben. Es kostet 28 DM und ist über den Buchhandel erhältlich. Die Beiträge gehen zurück auf Vorträge zweier Ringvorlesungen, die die Interdisziplinäre Forschungsstelle Familienwissenschaft der Universität (IFF) in den beiden zurückliegenden Wintersemestern durchführte. Behandelt wurden einerseits ausgesprochen familiensoziologische Themen, andererseits familienrelevante Sachverhalte mit sozialpolitischen oder normativen Aspekten sowie Probleme aus dem eher 'krisenhaften Bereich'.

Als "Studentin" an FH und Uni

Für Schülerinnen der Oberstufe und andere interessierte Mädchen und Frauen besteht die Gelegenheit, hautnah das Studieren und das Studentinnenleben kennenzulernen. Die Fachhochschule und die Universität Oldenburg bieten zu diesem Zweck vom 24. bis 28. Juni eine Sommerhochschule an. An diesen Tagen stehen den Schnupperstudentinnen alle Türen offen, und zwar in den Studiengängen Architektur, Bauingenieurwesen, (Europäisches) Baumanagement, Biologie, Chemie, Informatik, Mathematik, Physik, Seefahrt, Seeverkehrs- und Hafenwirtschaft und Vermessungswesen. Vormittags läuft ein festes Programm, während nachmittags freiwillige Angebote zur Auswahl stehen. Nähere Information bei Dr. Renate Kosuch, Fachhochschule Oldenburg, Tel. 7708-226, oder Gudrun Stenzel, Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung, Tel.798-2275.

Neugier und Spieltrieb

Einen hervorragenden Zuspruch fanden die Oldenburger Sinnesstationen des Sports in der Universität Hamburg. Die Sinnesstationen, die Studierende im Rahmen eines Gesundheitsprojekts unter der Leitung von Dr. Christian Wopp gebaut hatten, waren für einige Wochen dorthin ausgeliehen worden. Zwischen den Lehrveranstaltungen alltägliche und weniger alltägliche Duftstoffe riechen, ungewohnten Klängen lauschen, bewegende Objekte beobachten oder einen Fußfühlpfad barfuß durchschreiten - dies alles probierten jeden Tag Hunderte von BesucherInnen. In einem ausgelegten Buch waren Kommentare zu lesen wie: "Schade, daß es keinen ständigen Platz gibt, um öfter mal zwischendurch eine be-sinnliche Pause einzulegen." In der Universität Oldenburg gibt es den ständigen Platz jetzt wieder: in den Fluren des Sportzentrums am Uhlhornsweg.

Erfolgreiches Tennisteam

Die Betriebstennismannschaft der Universität ist auf Erfolgskurs. In der Wintersaison 1994/95 war sie zum ersten Mal in der 5. Liga der Betriebssportgemeinschaft der Stadt Oldenburg dabei - und konnte dank ihres hervorragenden Abschneidens gleich in die nächste Klasse aufsteigen. Gegner waren Hamburg-Mannheimer II (12:0), Hüppe II (4:8), LzO III (11:1), GRZ II (10:2), Peguform (12:0), MZO II (7:5) und R+V II (11:1). Zur Mannschaft gehören Fritz Bangert, Egon Kayser, Arnd Wagenschein, Wolfgang Gerken, Heinz-Jürgen Lohmann, Roswitha Torkler, Waltraut Alves, Karin Claußen, Werner Reich und Manfred Rabes. Gespielt wird jeweils Sonnabend vormittags in der Tennishalle Muttenpottsweg. TennisspielerInnen, die noch mitmachen möchten, melden sich bei Waltraud Alves, Tel. 2464 (vormittags).

Bindeglied zwischen Universität und Schule

Fachtagung zur neuen Forschungswerkstatt

Das Konzept der kürzlich eingerichteten Forschungswerkstatt "Schule und LehrerInnenbildung" stand im Mittelpunkt einer Fachtagung, die Ende April in der Universität stattfand. TeilnehmerInnen waren Lehrende, Studierende, LehrerInnen und auswärtige Gäste. Auf der Tagung wurde deutlich, daß sich die Forschungswerkstatt in den bundesweiten Trend einer praxisorientierten und von LehrerInnen getragenen Unterrichtsforschung einordnen läßt. U.a. wurden Ergebnisse einer Untersuchung vorgestellt, die sich mit der Frage beschäftigte: "Warum schweigen SchülerInnen im Unterricht?"

Die Forschungswerkstatt, die auf eine Initiative von Prof. Dr. Hilbert Meyer und Alexandra Obolenski (Fachbereich 1 Pädagogik) zurückgeht, ist der Arbeitsstelle Schulreform im Zentrum für pädagogische Berufspraxis zugeordnet. Sie stellt ein Bindeglied zwischen Universität und Schule dar und ermöglicht angehenden LehrerInnen durch die Teilnahme an schulischen Forschungsvorhaben, inhaltliche und methodische Kompetenzen zu erwerben. Auf der anderen Seite haben die beteiligten LehrerInnen die Möglichkeit, Aspekte ihrer Berufspraxis zu reflektieren und Lösungen für unterrichtliche Probleme zu erarbeiten. Darüber hinaus können sich Schulen und LehrerInnen im Hinblick auf Schul- und Unterrichtsvorhaben beraten und ggfs. begleiten lassen. Kontakt: Forschungswerkstatt, Fachbereich 1 Pädagogik, A 4-1-105, Tel. 798-3129.


(Stand: 19.01.2024)  | 
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