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Aus Wissenschaft und Forschung
- Regenerative Energien: Erfolgreiche Ausbildung von Wissenschaftlern
aus der Dritten Welt
Seit 1987 wurden über 100 Spezialisten für Sonnen- und Windenergie geschult - Lasertechnik und Lichtwellenspeicherung
ITAP: Land fördert Einrichtung der "Kohärenten Optik" mit 1,85 Mio. DM - Der richtigen Tonlage von Rasierern und Staubsaugern auf
der Spur
Junge Oldenburger Physiker erhielten für Firmenidee 100.000 Mark
Regenerative Energien: Erfolgreiche Ausbildung von Wissenschaftlern aus der Dritten Welt
Seit 1987 wurden über 100 Spezialisten für Sonnen- und Windenergie geschult
Anfang Oktober hat der zehnte Kurs des einjährigen Oldenburger Ergänzungsstudiengangs "Regenerative Energien" begonnen, in dem sich seit 1987 über einhundert Spezialisten aus über dreißig Ländern an der Universität Oldenburg zum Magister für Sonnen- und Windenergienutzung haben ausbilden lassen. Die Kosten für den Aufenthalt in Deutschland trägt das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) im Rahmen des vom DAAD verwalteten Postgraduiertenprogramms Süd.Der in einem Modellversuch mit Unterstützung des Bundes und des Landes entwickelte Kurs stützt sich auf Forschungsergebnisse der Arbeitsgruppe Regenerative Energiequellen (inzwischen umbenannt in Abteilung für Energie- und Halbleiterforschung) im Fachbereich Physik der Universität und verbindet theoretische Grundlagen mit Expertenerfahrungen aus Projekten in der Dritten Welt. Die Studierenden haben vor ihrem Aufenthalt in Oldenburg bereits ein ingenieurwissenschaftliches Studium und einige Jahre Berufserfahrung absolviert. Die Lehrenden kommen aus den Fachbereichen Biologie, Volkswirtschaft und Physik sowie aus der Industrie und Entwicklungshilfeorganisationen. Exkursionen zu Industriebetrieben und Energieanlagen, Gastvorträge von Experten und ein zweimonatiges externes Praktikum runden das Lehrprogramm ab. Der Unterricht findet in englischer Sprache statt, um den Teilnehmerlnnen mehrmonatige Deutschkurse zu ersparen.
Die Absolventen des Kurses haben nach der Rückkehr in ihr Heimatland sehr gute Chancen für einen beruflichen Aufstieg. Dies gilt auch für die bisher achtzehn deutschen Absolventen, die sich durch die Teilnahme an diesem Studiengang für verantwortungsvolle Tätigkeiten in Betrieben oder Forschungsinstituten qualifiziert haben.
Um den Absolventen nach ihrer Rückkehr in ihr Berufsfeld Kommunikationsmöglichkeiten offenzuhalten und weil das Gebiet der Regenerativen Energien sich sehr schnell erweitert, ist die Bereitstellung von aktuellen Fachinformationen für ehemalige Teilnehmer eine wichtige Aufgabe der Geschäftsstelle des Ergänzungsstudiengangs, die nach längerem Bemühen seitens der Universitätsleitung jetzt für die nächsten Jahre finanziell abgesichert ist. Durch die Herausgabe eines Newsletters, der an alle Ehemaligen verschickt wird, und durch die Beantwortung von Anfragen, das Vermitteln von Industriekontakten und manchmal auch unkonventionellen Hilfen für unvorhergesehene Probleme ist im Lauf der Jahre ein wichtiges Netzwerk aus persönlichen Kontakten entstanden, das es auch in Zukunft zu pflegen und zu erweitern gilt. In Zusammenarbeit mit dem Hochschulrechenzentrum ist es gelungen, moderne elektronischen Kommunikationsmittel wie Internet und in WWW in diese Netzwerkarbeit einzubeziehen.
Ergänzt wird dieses vielseitige Ausbildungsangebot durch "Sommerschulen". Diese zweimonatigen Kurzkurse für Ingenieure und Projektmanager aus Unternehmen in Partnerländern, die Solar- oder Windenergieprojekte in Zusammenarbeit mit dem Forschungsministerium und der deutschen Industrie betreiben (ELDORADOProgramm), werden seit 1992 in Oldenburg und Wilhelmshaven (gemeinsam mit dem deutschen Windenergie-Institut DEWI) veranstaltet. Diese Weiterbildungsangebote haben ohne Zweifel die Attraktivität des Forschungsstandorts Oldenburg für Fachleute aus der Dritten Welt weiter erhöht.
Die Wissenschaftlerlnnen der Universität, die im Postgraduierten-Programm Regenerative Energien mitarbeiten, sehen in der Verbindung von aktueller Forschung und spezialisierten Ausbildungsangeboten sowie der Kooperation mit ausländischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen eine aussichtsreiche Möglichkeit, im Wettbewerb um die knapper werdenden Drittmittel (auch auf europäischer bzw. internationaler Ebene) zu bestehen.
Um der (universitären) Öffentlichkeit einen attraktiven Einblick in den Themenbereich Energie zu geben, beginnt im Oktober eine Vorlesungsreihe mit auswärtigen Fachleuten als Vortragenden. Die Reihe wird am 30. Oktober um 16.15 Uhr mit einem Vortrag von J.-P. Molly (Leiter des Deutschen Wind-Instituts DEWI/Wilhelmshaven) in Wechloy eröffnet.
Lasertechnik und Lichtwellenspeicherung
ITAP: Land fördert Einrichtung der "Kohärenten Optik" mit 1,85 Mio. DM
Neue Impulse für die Region soll die Erweiterung des Instituts für Technische und Angewandte Physik (ITAP) gewährleisten. Ende Juni gab das Niedersächsische Wissenschaftsministerium bekannt, daß das ITAP zur Einrichtung eines Bereichs "Kohärente Optik" von 1996 bis 1999 vom Land insgesamt 1,85 Mio. DM erhält.Nach Angaben von ITAP-Gesellschafter Prof. Dr. Klaus Hinsch (Fachbereich 8 Physik) ist die Kohärente Optik (Lichtwellenoptik) ein für die industrielle Anwendung außerordentlich wichtiges physikalisch-technisches Arbeitsfeld. Sie ermöglicht mittels Lasertechnik und dreidimensionaler Lichtwellenspeicherung (Holografie) die hochempfindliche Vermessung von Verformungsfeldern zur optischen Prüfung von Materialien und Werkstücken. Ein weiterer Anwendungsbereich ist die optische Strömungsmessung, die u.a. bei Messungen zur Reduzierung der Schallabstrahlung von Windkraftrotoren eingesetzt wird.
Die vom Land bereitgestellten Mittel sind als Anschubfinanzierung vorgesehen. Ab dem Jahr 2000 soll sich der neue Zweig durch Aufträge selber finanzieren.
Das ITAP war 1993 als Institut an der Universität Oldenburg gegründet worden, um für kleine und mittelständische Unternehmen im Weser-Ems-Gebiet Anwendungsprojekte auf dem Gebiet der Akustik und der Strömungsphysik zu bearbeiten und entsprechende Forschung zu betreiben. 1995 wurde parallel zum ITAP eine gemeinsame Einrichtung der Universität Oldenburg und der Fachhochschulen Oldenburg und Ostfriesland gegründet, um in Kooperation sowohl angewandte wissenschaftliche Vorhaben innerhalb der Hochschulen durchzuführen als auch den Technologietransfer in die Region zu intensivieren.
Der richtigen Tonlage von Rasierern und Staubsaugern auf der Spur
Junge Oldenburger Physiker erhielten für Firmenidee 100.000 Mark
Die beiden Oldenburger Physiker Thorsten Ronnebaum und Nils Springer haben den mit 100.000 Mark dotierten Innovationspreis des Deutschen Gründerfonds gewonnen, einer vom Wirtschaftsmagazin "Impulse", vom französischen Konzern Rhône-Poulanc und vom "Stern" getragenen Initiative. Die beiden 28 Jahre alten Absolventen der Universität Oldenburg erhielten die Auszeichnung für die Idee zu einer Firmengründung, die für technische Geräte "Sounddesigns" entwickeln will.Wie muß eine Küchenmaschine klingen, damit man gern mit ihr arbeitet, wie ein Rasierapparat brummen, damit er nicht zur Verschlechterung der morgendlichen Laune beiträgt, in welcher Tonlage der Staubsauger durch die Wohnung gleiten, damit man ihn ertragen kann? Diese Fragen stellen sich Springer und Ronnebaum in ihrer gerade neu gegründeten Firma R & S Sounddesign, für die sie jetzt das notwendige Startkapital bekommen haben. "Das Geräusch von technischen Geräten entscheidet oft darüber, ob man die Produkte mag oder nicht. Meistens aber werden die Geräusche allein durch Konstruktion, Material und Funktion bestimmt. Das wollen wir ändern", erklären die Physiker. Ihr Ziel: jedem Gerät soll ein individueller Klang verliehen werden.
Und so gehen sie dabei vor: Mit dem sogenannten Kunstkopf, einem hochempfindlichen Schallmeßgerät, werden die Geräusche von Geräten analysiert und ihren Ursachen nachgegangen. Sind die Ursachen geklärt, kann die eigentliche Arbeit am Sounddesign beginnen. Je nach Kundenwunsch machen die Physiker dann Vorschläge, wie sie durch Veränderungen z. B. im Motor oder in der Ummantelung des Gerätes den gewünschten Sound erreichen können.
Bisher waren die Bemühungen der Industrie weitgehend auf Reduzierung von Geräuschen ausgerichtet. Dies aber hat Grenzen und macht auch nicht immer Sinn - zumindest nicht im Hinblick auf die Vermarktung von Konsumgütern. So würde ein fast lautloser Staubsauger wahrscheinlich keine großen Absatzchancen haben, weil er beim Konsumenten nicht den Eindruck eines "starken" Reinigungsgerätes erwecken würde.
Um herauszufinden, wie die Menschen auf Geräusche reagieren und was sie damit verbinden, arbeiten an der Universität Oldenburg schon lange PhysikerInnen und PsychologInnen eng zusammen. In vielen Versuchsreihen wurden Personen mit dem Ziel getestet, ihre subjektiven Wahrnehmungen von Geräuschen herauszufinden.
Auch Ronnebaum und Springer wollen ihren künftigen Kunden aus der Industrie solche Untersuchungen anbieten. Ronnebaum hat dafür im Nebenfach Psychologie studiert.
Beide frisch gebackenen Jungunternehmer begannen Ende der 80er Jahre mit dem Physikstudium in Oldenburg. Sehr früh legten sie bereits ihren Schwerpunkt fest und engagierten sich in der Arbeitsgruppe Akustik unter Leitung von Prof. Dr. Volker Mellert. Im vergangenen Jahr beendeten sie ihr Studium mit der Diplom-Prüfung. Ronnebaum ist seitdem in der AG Akustik wissenschaftlicher Mitarbeiter, Springer erhielt ein Promotions-Stipendium im Rahmen des Graduiertenkollegs "Psychoakustik". Ob sie allerdings ihren universitären Verpflichtungen noch lange nachgehen können, ist ungewiß. Denn das Interesse an der neuen Firma ist bereits groß.
Daß ihre Geschäftsidee dazu beiträgt, im Konsumbereich eine neue Stufe der Qualität von technischen Produkten zu erreichen, ist ihnen sehr bewußt. "Das Ohr reagiert nicht weniger empfindlich als das Auge und kann entscheidend Einfluß auf Annahme oder Ablehung eines Produktes nehmen", ist ihr Credo. Daß in diesem Bereich nicht schon andere Firmen tätig sind, führen Ronnebaum und Springer darauf zurück, daß es erst seit einigen Jahren überhaupt möglich ist, Geräuschanalysen in der Qualität vorzunehmen, wie sie für Entwürfe von Sounddesigns notwendig sind. Bis dahin gab es kaum Computer, die die große Menge von Daten verarbeiten konnten.