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Forschung und Lehre

"Produkttechnologie" als gemeinsamer Studiengang mit Universität Groningen

Grenzübergreifende Planung / Wirtschaftsnahe Ausbildung von großer Bedeutung

Die Universitäten Oldenburg und Groningen, seit 1980 Kooperationspartnerinnen, wollen einen gemeinsamen Studiengang "Produkttechnologie" entwickeln, der von StudentInnen erfordert, daß sie sich mindestens für einen Studienabschnitt in der Partneruniversität einschreiben. Gefördert wird diese Planung durch das niederländische Kultusministerium und das niedersächsische Wissenschaftsministerium, die sich eine bessere Ausnutzung der wissenschaftlichen Ressourcen versprechen. Prof. Dr. Frank Rößner, Hochschullehrer für Technische Chemie am Fachbereich 9, erklärte, was sich hinter dem neuen Studiengang "Produkttechnologie" verbirgt:

Die chemische Industrie befindet sich in einem enormen Umstrukturierungsprozeß und wird von zunehmender Globalisierung geprägt. Konzentrationsprozesse sowie verstärkte Auslandsaktivitäten sind ein unmittelbares Indiz dafür. Die Forschung und Entwicklung wird in der chemischen und artverwandten Industrie in immer stärkerem Maße von den Forderungen des Marktes bestimmt, d.h. dieser dominiert gegenüber der Technologie. Dies hat auch eine veränderte Arbeitsmarktsituation zur Folge. Die klassischen Einsatzgebiete der Chemiker in Forschung und Entwicklung werden immer weniger nachgefragt. Somit ergibt sich auch ein grundlegender Wandel des Anforderungsprofils. Neue zusätzliche Qualifikation bekommen einen immer höheren Stellenwert. Es ist somit ein Erfordernis der Zeit, diese neue Tendenz in einem neuen Studiengang zu berücksichtigen.

Dieser Entwicklung soll der neue Studiengang "Produkttechnologie" Rechnung tragen. Der Grundgedanke, auf dem dieses Konzept basiert, liegt in der inversen Strategie der Problemlösung. Während üblicherweise nach einer erfolgreichen chemischen Synthese die Frage steht, was kann man mit diesem Produkt machen, soll der zukünftige Produkttechnologe in der Lage sein, nach der Analyse des Marktes zu entscheiden, welches neue Produkt auf dem Markt etabliert werden kann. Im Gegensatz zu den Marktanalytikern besitzt er zusätzlich naturwissenschaftliche und technische Kenntnisse über die Machbarkeit. Er soll somit in der Lage sein, gezielte Produktentwicklung zu betreiben.

Das Ziel des Studienganges "Produkttechnologie" muß in der Ausbildung von Absolventen bestehen, die eine sich vom klassischen Berufsbild der Diplom-Chemiker unterscheidende Qualifizierung in den Bereichen Marketing, Management und Technologie besitzt.

Die Realisierung des neuen Studienganges vollzieht sich nicht im luftleeren Raum, sondern vor dem Hintergrund eines zusammenwachsenden Europas. Es liegt somit auf der Hand, sich im Verbund "Hanse-Interregio" nach Partnern umzuschauen. Mit der Rijksuniversiteit Groningen haben wir einen Partner gefunden. Die Bündelung der Ressourcen, wobei die Kernkompetenzen beider Universitäten so stark wie möglich eingebracht werden, soll die Etablierung dieses neuen Studienganges ermöglichen. Auch dem Kontakt zu außeruniversitären Einrichtungen wird ein hohes Gewicht beigemessen, um eine möglichst wirtschaftsnahe Ausbildung zu sichern. Intensive Gespräche finden zur Zeit mit dem Institut für Lebensmitteltechnologie in Quakenbrück statt.

Nach dem Grundstudium, das im Rahmen der Diplom-Chemieausbildung absolviert wird, sollen die Studenten im Hauptstudium mit den spezifischen Erfordernissen der Produkttechnologie (u.a. chemische Technologie, Betriebswirtschaft, Mikrobiologie, Lebensmittelchemie/-technologie, Patentwesen) vertraut gemacht werden. Hierbei wird von der Universität Oldenburg die Richtung Nahrungsmitteltechnologie und von der Rijksuniversiteit Groningen der non-food-Bereich vertreten.

Besonderer Wert wird dabei auf die Sprachausbildung (Deutsch, Niederländisch, Englisch) und die grenzüberschreitende Mobilität der Studenten gelegt, d.h. mindestens ein Studienabschnitt wird in der Partneruniversität absolviert. Ein Teil der Lehrveranstaltungen soll auch in Englisch angeboten werden.

Eine grundlegende Voraussetzung für die Verwirklichung der angestrebten Ziele ist dabei, daß dieses Vorhaben die notwendige Unterstützung seitens des Landes erfährt. Andererseits wird auch der Fachbereich Chemie seine Kräfte neu ordnen müssen, ein Prozeß, der für die Ausbildung eines unverkennbaren Profils der Chemieausbildung in Oldenburg unumgänglich sein wird, da er sich im Wettbewerb mit den anderen chemieausbildenden Einrichtungen in Deutschland und im zunehmenden Maße im grenzenlosen Europa vollziehen wird.

Obwohl noch eine Reihe von rechtlichen und inhaltlichen Fragen zu klären sein wird, soll der Fortgang der Vorbereitung auf den neuen Studiengang nicht mit Vorbedingungen belastet und mit dem Blick auf das augenblicklich Machbare vorangetrieben werden.

Prof. Dr. Rößner

Uni-Forschung im WWW

Neuer Service der Presse & Kommunikation im Internet

Forschung aktuell" heißt der neue Online-Service der Presse & Kommunikation im WWW, mit dem seit Anfang des Jahres insbesondere Medien der Zugang zu aktuellen Forschungsergebnissen der Universität erleichtert werden soll. Auf neu eingerichteten WWW-Seiten werden Forschungsergebnisse aus allen an der Universität vertretenen Fächern leicht zugänglich, laufend aktuell und an einem Ort gesammelt präsentiert. JournalistInnen werden mit bereits aufbereiteten allgemeinverständlichen Texten auf für die Öffentlichkeit interessante Forschungsergebnisse aufmerksam gemacht, wodurch eine breite überregionale Öffentlichkeit für Forschungsergebnisse der Universität hergestellt werden soll.

Zu finden ist Forschung aktuell direkt über die Homepage der Universität (www.uni-oldenburg.de, Link "Forschung aktuell" anklicken) oder unter www.admin.uni-oldenburg.de/presse/f-aktuel/ . Aktuelle Ergebnisse kommen z.B. von Ingrid Marten (Arbeitsgruppe Interdisziplinäre Sozialstrukturforschung, agis) zur Sozialstruktur der Stadt Oldenburg (s. Artikel), von Dr. Franz Rebele (Landschaftsökologie), der neue Wege zum Management von Industriebrachen weist, und von Prof. Dr. Ulrich Mees, der die Unterschiede zwischen Verliebtsein und partnerschaftlicher Liebe untersucht hat.

Auf der Homepage von Forschung aktuell werden die als Links zu den Texten funktionierenden Titel aufgelistet. Innerhalb der Texte sorgen weitere Links für Zugang zu Hintergrunddaten und für einfache Kontaktaufnahme zu den WissenschaftlerInnen. Forschung aktuell stellt eine Ergänzung dar zu den schon bestehenden Online-Angeboten der Universität und zu der Anbindung der Pressearbeit der Universität an den Informationsdienst Wissenschaft (idw), der vorwiegend im deutschen Sprachraum ExpertInnen und ihr Wissen an JournalistInnen vermittelt. Geplant ist, den neuen Service kontinuierlich auszubauen. Informationen und Themenvorschläge: Wolf Hertlein, Presse & Kommunikation, Tel.: 0441/798-2576, e-mail: presse@uni-oldenburg.de .

Kein Traum mehr

So etwas wie die American Association for the Advancement of Science (AAAS, Herausgeber von Science) für Europa zu haben, schien WissenschaftlerInnen bisher ein Traum zu sein. Doch jetzt ist nach dem Vorbild der "Triple-A-S" in Straßburg "Euroscience" als europäische WissenschaftlerInnenorganisation gegründet worden. Euroscience ist offen für WissenschaftlerInnen aller Fachrichtungen ebenso wie für NichtwissenschaftlerInnen, z.B. JournalistInnen oder LehrerInnen und soll jenseits von Fachverbänden, Akademien etc. als gesamteuropäische Lobby und Forum dienen. Mit der Frage "How can scientists avoid to become Fachidioten?" umriß der Neurobiologe Claude Kordon wichtige Aufgaben der Vereinigung. Die InitiatorInnen hoffen, bis zur nächsten Versammlung im Dezember 1.000 Mitglieder geworben zu haben. Euroscience ist bereits im Internet vertreten unter www.iway.fr/sc/tribune/eurosc.htm .

Oldenburg: Kontinuität im sozialen Erscheinungsbild

Zentrale Funktion als Dienstleistungszentrum prägt nach wie vor die "bürgerliche" Sozialstruktur der Stadt

Obwohl in Oldenburg seit 1970 deutliche Veränderungen sowohl in der wirtschaftlichen als auch in der Bevölkerungsentwicklung feststellbar sind, finden sich in den Stadtteilen noch keine handfesten Anzeichen sozialer Ab- oder Aufspaltungen. Damit unterscheidet sich Oldenburg auffällig von anderen Großstädten: Eher Kontinuität als drastischer Wandel im sozialen Erscheinungsbild scheint ein Charakteristikum der Stadt zu sein. Zu diesem Ergebnis kommt die Sozialwissenschaftlerin Ingrid Marten in ihrer von Dr. Heinz-Dieter Loeber (Institut für Soziologie, Fachbereich 3 Sozialwissenschaften) betreuten Untersuchung im Rahmen der Arbeitsgruppe Interdisziplinäre Sozialstrukturforschung (agis).

Ausgangspunkt des Projektes bildete die Frage, wie sich der gesamtgesellschaftlich zu beobachtende Prozeß des sozioökonomischen Wandels, der sich u.a. in der Veränderung herkömmlicher und der Herausbildung neuer sozialer Milieus ausdrückt, in einer "kleinen Großstadt" wie Oldenburg vollzieht, erläutert Marten. Die zentrale Funktion als Dienstleistungszentrum im Weser-Ems-Raum präge die Sozialstruktur der Stadt in so nachhaltiger Weise, daß "bürgerliche" Milieus nach wie vor die bestimmende Konstante trotz sozialer Veränderungsprozesse bilden. Darüber hinaus schienen sich die vorhandenen sozialen Differenzierungen der Stadt eher auszugleichen als zu vertiefen.

Allerdings ließe sich auch in Oldenburg die Herausbildung neuer sozialer Strukturierungen durch die Entstehung neuer sozialer Milieus ausmachen. So wiesen die Wahlergebnisse seit den 70er Jahren die Herausbildung und Etablierung eines "linksalternativen" Milieus auf, was nicht zuletzt auf die Bildungsexpansion und den Ausbau der Universität zurückzuführen sei. Kleinräumliche Wahlanalysen belegten jedoch, daß sich dieser Prozeß nicht als Gegenpol, sondern im Rahmen der traditionellen, bürgerlich geprägten Wohngebiete vollziehe.

Daß sich dieses bislang eher harmonische Bild in Oldenburg ändern könnte, dafür seien Ansätze aber bereits auszumachen: In einzelnen Stadtteilen und Wohnquartieren, die durch hohe Anteile von EinwohnerInnen in sozialen Problemlagen gekennzeichnet seien, fänden sich überdurchschnittlich hohe Wahlenthaltungen als erste Anzeichen sozialer Spannungen. Hinweise auf ein rechtsradikales Potential fänden sich in Oldenburg jedoch noch nicht. Es sei aber absehbar, daß die Protesthaltung, die in Wahlverweigerungen zum Ausdruck komme, Vorbote zukünftiger Konflikte sei.

Das Ohr als Chip

Elektronik bildet Signalverarbeitung des Ohres nach

Der Gehörsinn des Menschen weist eine Reihe von faszinierenden Eigenschaften auf, die sich mit elektronischen Schaltungen und empfindlichsten computergesteuerten Meßgeräten nur teilweise erreichen lassen. So ist die kleinste wahrnehmbare Schall-Leistung um den Faktor 1.000.000.000.000 (eine Billion) kleiner als der lauteste verarbeitbare Schall. Außerdem kann das Ohr die Stimme eines Menschen unter äußerst unterschiedlichen akustischen Gegebenheiten heraushören, z.B. im Partylärm, auf der Straße oder über Telefon - eine Fähigkeit, bei der auch die modernsten Telekommunikationseinrichtungen enormen Nachholbedarf haben.

Diese Gehöreigenschaften für technische Einrichtungen wie Telefon, Sprachsteuerung für den Computer und Hörgeräte nutzbar zu machen, ist erklärtes Ziel einer Forschungsgruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Birger Kollmeier, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird und Anfang Mai ihre ersten Ergebnisse präsentierte. "Wir benutzen eine Nachbildung der Signalverarbeitung im Ohr, die sich in bisherigen Computerexperimenten als sehr vorteilhaft bei der automatischen Spracherkennung und der Überwachung der Sprachübertragungsqualität von Mobiltelefonen erwiesen hat", betont Kollmeier. Ziel der Arbeiten ist ein "Gehör-Chip", der beispielsweise Diktiergeräte, Computer und Telefone mit "intelligenten Ohren" versehen soll. Dies wird durch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den Informatik-Arbeitsgruppen von Prof. Dr. Wolfgang Nebel (Universität Oldenburg) und Prof. Dr. Bärbel Mertsching (Universität Hamburg) ermöglicht, die auf den Entwurf und die Optimierung von integrierten Schaltungen spezialisiert sind.

An der Universität Oldenburg konnten Teilergebnisse bereits von einer studentischen Projektgruppe vorgestellt werden, die im Rahmen eines einjährigen praxisorientierten Entwicklungsprojektes gegen Ende des Informatik-Studiums durchgeführt wurde. "Unsere Studenten haben dabei mit viel Engagement den ersten Teil einer gehörgerechten Sprachverarbeitung, die ÆGammatone-Filterbank', in einen Chip-Schaltungsentwurf umgesetzt", kommentiert Nebel den Erfolg der interdisziplinären Projektgruppe, die von den Fachbereichen Informatik und Physik unterstützt wird. Aber es bleibt noch viel zu tun: Der fertige Chip muß genügend klein sein und darf vor allem nicht zu viel Strom fressen - auch in dieser Hinsicht hat das menschliche Ohr unerhörte Vorteile.

Weiterbildung für 1000 KrankenpflegerInnen

Konzept des ZEF kommt bundesweit an

Mit dem Weiterbildungsprojekt "Psychologische Gesundheitsförderung für Krankenpflegepersonal" hat das Fernstudienzentrum (ZEF) der Universität bisher über 1.000 KrankenpflegerInnen zu beruflicher Weiterbildung verholfen. Mit dem an der Universität Oldenburg entwickelten Programm aus insgesamt sechs zum Selbststudium geeigneten Lehrtexten wurden an den Universitäten Berlin (FU), Bern, Frankfurt a.M., Hamburg, Hildesheim, Karlsruhe, Koblenz-Landau und Oldenburg innerhalb von zehn Jahren über 60 Weiterbildungsmaßnahmen von jeweils etwa 200 Stunden Umfang erfolgreich durchgeführt. Auch das Kuratorium für Heimdialyse und Nierentransplantation führt seit 1994 Weiterbildungen auf Grundlage des Oldenburger Programms durch. Ziel des Programms ist die Optimierung des PflegerIn-PatientIn-Kontakts und die Verbesserung der Pflegequalität.

Zentrales Anliegen des Programms sei es, so betont ZEF-Leiter Ulrich Bernath, der die Leitungsaufgaben des Projekts wahrnimmt, die psychosoziale Handlungskompetenz der TeilnehmerInnen zu fördern und ihnen Strategien zur Umsetzung gesundheitsförderlichen und lösungsorientierten Verhaltens in der Berufspraxis zu vermitteln. Die Oldenburger Lehrtexte, die den Blick auf die Pflegeperson, auf die PatientIn und auf den Pflegeprozeß richten, sind in einem Zeitraum von jeweils drei bis vier Wochen selbständig zu bearbeiten und werden durch Wochenendseminare zum Erfahrungsaustausch und Einübung ergänzt.


(Stand: 19.01.2024)  | 
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