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Wissenschaft und Forschung

Informatik hat Grund zum Feiern

Festkolloqium zum zehnjährigen Bestehen des Fachbereichs an der Universität

Vor zehn Jahren - am 19. April 1988 - wurde nach vierjähriger Gründungsphase der Fachbereichsrat des neu gegründeten Fachbereichs Informatik an der Universität Oldenburg aus der Taufe gehoben. Aus diesem Anlaß fand am 22. April ein Festkolloquium im neuen Hörsaalgebäude statt. Nach Grußworten von Dekan Prof. Dr. Michael Sonnenschein und Universitätspräsident Prof. Dr. Michael Daxner sprach der damalige Gründungsdekan, Prof. Dr. Volker Claus, jetzt Universität Stuttgart, über die Innen- und Außensicht des Fachbereichs Informatik an der Universität Oldenburg. Nicht nur sein humorvoll auf die Vorgeschichte des Fachbereichs bezogener Ausspruch "Wir feiern also eigentlich das zehnjährige Ende der Braunschweiger Lehensherrschaft" wurde mit Gelächter quittiert. "Sie verstehen, daß sein Weggang ein schwarzer Tag in der Geschichte des Fachbereichs war", kommentierte Sonnenschein den Vortrag von Claus.

Prof. Dr. Christiane Floyd (Universität Hamburg), Mitglied der damaligen Planungskommission, referierte über das Thema "Mensch-Informationstechnik-Organisation: ein interdisziplinäres Gebiet aus Sicht der Informatik", wobei sie auch die sich wandelnden Praxisaufgaben von InformatikerInnen hervorhob: weg von der Software-Erstellung, hin zur Anpassung von Standardsoftware im Dialog mit dem Kunden.

Thema des Vortrags von Prof. Dr. Dr. Franz Josef Radermacher vom Forschungsinstitut für Angewandte Wissensverarbeitung Ulm war "Der Weg in die weltweite Informations- und Wissensgesellschaft: Bewältigung der vor uns liegenden Herausforderungen". Mit seinem Vortrag schlug er mit Blick auf das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung bei gleichzeitiger Durchsetzung der Menschenrechte eine Brücke zwischen den globalen Problemen Bevölkerungsexplosion, Umwelt- und Ressourcenverbrauch sowie Globalisierung einerseits und informationstechnischer Entwicklung andererseits.

Anschließend wurde in Projektdemonstrationen über Forschungen und Entwicklungen der Oldenburger Informatik informiert. Über 300 Gäste aus Universität und Region nahmen an dem Kolloquium und dem anschließenden Empfang teil.

Aus dem Fachbereich Informatik ist 1991 das An-Institut OFFIS (Oldenburger Forschungs- und Entwicklungsinstitut für Informatik-Werkzeuge und -Systeme) hervorgegangen. 1996 wurde ein neues Gebäude am Escherweg bezogen, das neben den MitarbeiterInnen von OFFIS auch die Abteilung "Praktische Informatik" des Fachbereichs beherbergt. Elf Professuren und eine Stiftungsprofessur Wirtschaftsinformatik, die noch im Sommersemester besetzt werden soll, sind heute am Fachbereich vertreten. Forschungsprojekte werden u.a. zu sicheren technischen Systemen, multimedialen Anwendungen und Anwendungen in Medizin und Ökologie durchgeführt. Im vergangenen Jahr verließen 75 AbsolventInnen den Fachbereich, die sehr gut am Arbeitsmarkt aufgenommen wurden. Informatik ist eines der wenigen Fächer, in denen die Nachfrage aus der Wirtschaft das Angebot an AbsolventInnen deutlich übersteigt.

Zur neuesten geschichte der Informatik in Oldenburg gehört die Gründung des gemeinnützigen Vereins "Oldenburger Informatik - Ehemalige Studierende" (OLDIES) durch ehemalige Studierende des Fachbereichs im April. Seine Aufgabe ist es, Kontakte unter den AbsolventInnen und zu ihrer Universität zu unterstützen und zu pflegen. Der Verein will sich an Veranstaltungen des Fachbereichs beteiligen und Dienstleistungen für die Oldenburger InformatikerInnen anbieten. Mittelfristig soll ein Netzwerk der AbsolventInnen aufgebaut werden. "Auch für den Fachbereich ist der enge Kontakt zu seinen ehemaligen Studierenden wichtig wegen ihrer Anregungen für eine praxisnahe Ausbildung", betonte Dekan Sonnenschein. Die InitiatorInnen erhoffen sich ein "neues Wir-Gefühl der Oldenburger InformatikerInnen, das gelegentlich auch die eine oder andere sonst verschlossene Tür öffnet."

Erstaunlicher Abbau durch Cyanobakterien

Deutsch-israelisch-palästinensisches Projekt zur Ölverschmutzung unter Regie der Universität Oldenburg

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat die Universität Oldenburg mit der Leitung und finanziellen Abwicklung eines deutsch-israelisch-palästinensischen Forschungsvorhabens zur "Reinigung ölverschmutzten Meerwassers durch Cyanobakterienmatten" beauftragt. Unter der Führung von Prof. Dr. Jürgen Rullkötter, Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) der Universität Oldenburg, werden sich das Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie in Bremen, die Technische Universität München, die Hebräische Universität Jerusalem und das Institut für Umweltforschung und Umweltschutz in Gaza an dem Projekt beteiligen. Das Forschungsvorhaben mit einem Volumen von 1,4 Millionen Mark dient auch der Unterstützung des Friedensprozesses im Nahen Osten, indem es gezielt die Zusammenarbeit zwischen Israel und Palästina fördert und den Palästinensern gleichzeitig die Möglichkeit zur Verbesserung der wissenschaftlichen Infrastruktur in ihrem Land bietet.

 Ausgangspunkt für das Projekt war die überraschende Beobachtung, daß Cyanobakterienmatten auf einzigartige Weise mit der Ölverschmutzung im Persisch-Arabischen Golf nach der Zerstörung der kuwaitischen Ölförderanlagen während der Invasion durch die irakischen Truppen fertig wurden. Cyanobakterienmatten entwickelten sich auch auf den ölverschmutzten Abwässern, die von den Erdölfeldern Nordägyptens in die küstennahen Salzsümpfe gepumpt werden und über den Nil zum Teil auch die Mittelmeerküste vor dem Gaza-Streifen erreichen. Cyanobakterienmatten sind komplexe Lebensgemeinschaften von Mikroorganismen, die - sehr vereinfacht - im oberen Bereich Sauerstoff atmen und das Licht zur Photosynthese nutzen und im unteren Teil in Abwesenheit von Licht und Sauerstoff von den Stoffwechselprodukten der über ihnen lebenden Organismen profitieren. Begünstigt wird dieser Austausch durch einen ausgeprägten Tag/Nacht-Zyklus, in dessen Verlauf die Sauerstoffgrenze bei Dunkelheit nach oben wandert und sich bei Sonnenschein wieder in die Tiefe verlagert. Hohe Salzgehalte und eine starke Sonneneinstrahlung sind wichtige Voraussetzungen für das Wachstum der Cyanobakterienmatten. Deshalb beschränkt sich ihr Vorkommen auf der Nordhalbkugel der Erde vorwiegend auf die südlichen Breiten. Obwohl Cyanobakterienmatten schon seit vielen Jahren (in Oldenburg vor allem durch Prof. Dr. Wolfgang E. Krumbein in der Arbeitsgruppe Geomikrobiologie) intensiv untersucht worden sind, sind die Einzelheiten ihrer besonderen Befähigung zum Schadstoffabbau nach wie vor eine wissenschaftliche Herausforderung für MikrobiologInnen, Bio- und GeochemikerInnen.

 Für die Durchführung der Untersuchungen werden in der Außenstelle der Universität Jerusalem in Eilat und in Gaza zwei neue Experimentierbecken zur Aufzucht der Cyanobakterienmatten angelegt. Das Probenmaterial wird von dort an die beteiligten Arbeitsgruppen verteilt, die sowohl die biologischen Analysen an lebenden Matten als auch die chemischen Untersuchungen der Mikroorganismen-Inhaltsstoffe und der Abbauprodukte der kontrolliert zugeführten Schadstoffe vornehmen. Während das DFG-Vorhaben vor allem die biologischen und chemischen Grundlagen des Schadstoffabbaus untersuchen soll, gehen die Gedanken für ein Nachfolgeprojekt bereits in Richtung des Aufbaus einer technischen Pilotanlage.

 Erste Voruntersuchungen haben nämlich gezeigt, daß die Cyanobakterienmatten außer Erdölkomponenten auch andere Schadstoffe abbauen können. Besonders die an dem Forschungsvorhaben beteiligten Palästinenser sind daran interessiert, Cyanobakterienmatten-Kulturen in der Zukunft gezielt auch zur Reinigung kommunaler, landwirtschaftlicher und (der bisher noch geringen) industriellen Abwässer einzusetzen. Von den eine Million Menschen im Gaza-Streifen ist nur die Hälfte der Haushalte an eine Abwasserleitung angeschlossen, die andere Hälfte leitet die Abwässer direkt in die umliegende Umwelt mit entsprechenden gesundheitlichen Folgen besonders für Kinder.

Das Institut für Umweltforschung und Umweltschutz in Gaza ist bereits mit zwei landwirtschaftlichen Vorhaben an dem trilateralen Programm der DFG beteiligt. Dies ist eine günstige Voraussetzung für den Erfolg des neuen Projekts zur Untersuchung des Schadstoffabbaus durch Cyanobakterienmatten.

An-Institut für Toxikologie

Beratung, Untersuchungen, Auftragsforschungen und Gutachtertätigkeit

An der Universität Oldenburg hat sich ein neues An-Institut gebildet: das Institut für "Angewandte Toxikologie und Umwelthygiene GmbH". Es wird anwendungsorientiert Beratungen, Untersuchungen, Auftragsforschung und Gutachtertätigkeiten auf dem Gebiet von Schadstoffen (Bioziden) im Innenbereich und Freiland anbieten.

 InitiatorInnen des neuen Instituts sind die Biologin Dr. Irene Witte, Fachbereich 7, und Dr. Olaf Hostrup. Die beiden BiochemikerInnen hatten bereits Anfang der 90er Jahre mit Erfolg eine Pestizidberatungsstelle aufgebaut. Sie war Ausgangspunkt bei den Überlegungen zur Bildung einer Gesellschaft, an der neben Witte und Hostrup der Chemiker Prof. Dr. Werner Butte und die BiologInnen Dr. Karin Petersen, Dr. Heike Jacobi, Gabriele Krieger, Thomas Becker sowie Dr. Michael Müller als Geschäftsführer beteiligt sind.

 Die Anerkennung als siebtes An-Institut wurde vom Senat erteilt, weil sich alle Mitglieder an der Ausbildung im Bereich Umwelt- und Ökotoxikologie beteiligen werden und die neue Einrichtung Bezüge zur beruflichen Praxis bietet. StudentInnen sollen die Möglichkeit erhalten, anwendungsorientierte Abschlußarbeiten zu erstellen und sich in Kooperationsvorhaben mit Wirtschaftsbetrieben, Verbänden und Verwaltung arbeitsmarktorientiert zu qualifizieren. Außerdem erwartet die Universität Synergieeffekte durch die gemeinsame Nutzung von Geräten und Unterstützung bei der Entwicklung eines Studiengangmoduls sowie eines Weiterbildungsstudienganges "Umwelt- und Ökotoxikologie".

 Aus Sicht der Universitätsleitung ist das Konzept des neuen An-Institutes erfolgversprechend. Es sei einer weiteres wichtiges Glied in der Kette der Zusammenarbeit mit der Region und ihrer Wirtschaft.

"Gesichter der Zwangsarbeit" in Oldenburg während des Krieges

In der Stadt existierten 60 Arbeitslager / Austellung und Ringvorlesung

Im Juni kommen auf Einla-dung der evangelischen Kirchengemeinde Oldenburg-Ohmstede 20 Männer und Frauen aus Polen und der Ukraine nach Oldenburg. Es handelt sich um ehemalige Zwangsarbeiterlnnen, die in den Kriegsjahren nach Oldenburg verschleppt wurden, bzw. Angehörige von Verstorbenen, die in einem Massengrab auf dem Ohmsteder Friedhof beigesetzt wurden. Erst vor kurzer Zeit haben die Angehörigen erfahren, daß ihre Väter, Mütter oder Geschwister auf dem Ohmsteder Friedhof beerdigt wurden.

Das Historische Seminar nimmt in Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum Oldenburg den Besuch zum Anlaß, um Forschungsergebnisse zu diesem Themenkomplex einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen. Dazu dient eine mehrteilige Ringvorlesung sowie eine Ausstellung über Zwangsarbeit in Braunschweig 1939-1945, die durch Informationen zu den Lebensverhältnissen von Ausländerlnnen in Oldenburg ergänzt wird. Während des Zweiten Weltkrieges halfen Tausende von Männern und Frauen unterschiedlicher Nationalität, die Wirtschaft Oldenburgs aufrechtzuerhalten und die Versorgung der deutschen Bevölkerung sicherzustellen. Bis zum Ende des Krieges wurden insgesamt etwa 12.000 AusländerInnen zur Arbeit nach Oldenburg verschleppt bzw. zwangsverpflichtet, vor allem aus der Sowjetunion, Polen und den Niederlanden. Zur Unterbringung der ausländischen Arbeitskräfte und Kriegsgefangenen wurde ein Netz von Arbeitslagern aufgebaut. Bisher sind knapp 60 Lager innerhalb der Stadtgrenzen bekannt. Das größte Lager zur Registrierung und Verteilung der Arbeitskräfte im Arbeitsamtbezirk Oldenburg war das im Jahre 1942 errichtete "Ostarbeiterdurchgangslager" auf dem Rennplatz im Stadtteil Ohmstede. In dem Lager existierte neben den Krankenbaracken für Leichterkrankte auch ein Sammel- und Sterbelager für Schwerkranke. Schwangere polnische und sowjetische Frauen mußten in der Entbindungs- und Säuglingsbaracke des Lagers ihre Kinder zur Welt bringen und in vielen Fällen die Säuglinge zurücklassen. Nach offiziellen Aufzeichnungen starben von August 1943 bis April 1945 120 Kinder, die meisten jünger als fünf Jahre. Sie wurden auf dem nahegelegenen Friedhof der Kirchengemeinde Ohmstede beerdigt. Dort ruhen in einem Massengrab auch 300 erwachsene ausländische Frauen und Männer zumeist sowjetischer und polnischer Herkunft.

Zur Finanzierung des Besuchs der ehemaligen ZwangsarbeiterInnen und ihrer Angehörigen werden noch Spenden benötigt. Sie können auf das Konto der Ev.-luth. Kirchengemeinde Ohmstede eingezahlt werden (LzO, BLZ 28050100, Kto.-Nr. 019-411867, Stichwort "Fremdarbeiterangehörige").

Die Eröffung der Ausstellung "Gesichter der Zwangsarbeit" ist am Sonntag, 7. Juni 1998, um 11.15 Uhr im PFL. Prof. Dr. Klaus Saul spricht dort zum Thema "Verdrängung und Wiederkehr. Das Schicksal der Zwangsarbeiter und die deutsche Gesellschaft". Die Ringvorlesung beginnt am 11. Juni (s. Veranstaltungsverzeichnis).

Deutsch-Niederländische Vermittler

Magisterstudiengang "Niederlande-Studien" beginnt im Wintersemester

Ab dem kommenden Winterseme-ster kann an der Universität Oldenburg das Fach "Niederlande-Studien" belegt werden. Auf Antrag der Universität hat das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur den Magisterstudiengang genehmigt. Er ist zunächst als 5-jähriges Modellvorhaben geplant. Beteiligt sind daran auf der einen Seite die Fachbereiche Literatur- und Sprachwissenschaften, Sozialwissenschaften und Wirtschafts- und Rechtswissenschaften der Universität Oldenburg sowie auf der anderen Seite die geisteswissenschaftliche Fakultät der Rijksuniversiteit Groningen. Während das Grundstudium dem der bisher schon angeboteten Niederlandistik entspricht, beinhaltet das Hauptstudium auch die Bereiche Volkswirtschaftslehre, Rechtswissenschaften sowie Geschichte/Politik/Soziologie der Niederlande und Deutschlands im Vergleich. Zwei Studiensemester sind in Groningen zu absolvieren, dazu ein Praktikum in der Wirtschaft.

Es sei zu erwarten, daß der Studiengang eine wichtige Rolle im nordwestdeutschen und nordniederländischen Raum spielen könne, heißt es in der Begründung des Antrags. Die Region Groningen-Ems/Dollart-Oldenburg-Bremen weise große Ähnlichkeiten hinsichtlich der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Struktur auf. Das grenzüberschreitende Studium könne dieser Region wichtige Impulse vermitteln. Weiterhin habe der Studiengang eine überregionale Bedeutung: Sowohl die politischen Bemühungen der letzten Jahre als auch die Probleme großer deutsch-niederländischer Betriebsfusionen belegten die Notwendigkeit von deutsch-niederländischen Vermittlern mit kultureller und ökonomischer "Zweisprachigkeit".

Achse Prag - Oldenburg

StudentInnen-Austausch mit der Karls-Universität

Zu einem zweiwöchigen gemeinsa-men Geschichtsseminar trafen sich jetzt Studierende der Universität Oldenburg und der Karls-Universität Prag. Zuerst in Oldenburg und dann in Prag wurde jeweils eine Woche lang zum Thema "Thomas G. Masaryks ‚Neues Europa' und Friedrich Naumanns ‚Mitteleuropa': Europa-Visionen aus dem Ersten Weltkrieg" gearbeitet und diskutiert. Dazu waren 15 tschechische Studierende unter der Leitung von Dr. Milos Havelka, Soziologe an der Universität Prag und an der Akademie der Wissenschaften, mit Unterstützung durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst DAAD nach Oldenburg gekommen.

Ziel des gemeinsamen Seminars war, die Bereitschaft unter den Studierenden zu fördern, sich auf die Sicht des jeweils anderen einzulassen und die internationale Orientierung zu verstärken. Initiator war der Oldenburger Historiker und Experte für moderne osteuropäische Geschichte Prof. Dr. Hans Henning Hahn. Universitätspräsident Prof. Dr. Michael Daxner begrüßte den Austausch als beispielhaft für weitere gemeinsame Initiativen mit anderen Universitäten.

Die Studierenden beider Universitäten hatten sich mit ihren Lehrenden in Seminaren intensiv auf diese neue Form des Studierendenaustauschs vorbereitet. Nach der Seminarwoche in Oldenburg fuhren die tschechischen und deutschen Studierenden gemeinsam nach Prag, wo das Seminar mit einer zweiten Arbeitswoche fortgesetzt wurde. Neben der intensiven Arbeit standen in Oldenburg und Prag jeweils Rundgänge durch die Universität und die Stadt, Besichtigungen und Diskussionen und natürlich das gegenseitige Kennenlernen auf dem Programm.

Weitere Treffen zwischen Prag und Oldenburg sind geplant, denn bereits auf dem ersten Rundgang durch die Universität waren deutsche und tschechische Studierende miteinander ins Gespräch vertieft: die Kommunikation klappt.

Zunahme von sexueller Gewalt

Hat die sexuelle Gewalt in den letzten Jahren zugenommen oder haben sich nur die Sachverhalte, die als sexuelle Gewalt verstanden werden, gewandelt? Mit diesen Fragen beschäftigt sich ein Forschungsprojekt an der Universität Oldenburg, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit 300.000 Mark gefördert und von Prof. Dr. Helge Peters (Institut für Soziologie) geleitet wird.

Heisenberg-Stupendium für Adele Diederich

Interview mit der Oldenburger Preisträgerin

Dr. Adele Diederich, Psychologin am Fachbereich 5 Philosophie, Psychologie, Sportwissenschaft, ist von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit einem Heisenberg-Stipendium ausgezeichnet worden. Diederich, die z.Zt. mit der Verwaltung der Professur für Allgemeine Psychologie an der Universität beauftragt ist, erhielt bereits 1997 den internationalen Forschungspreis New Investigator Award der Society for Mathematical Psychology. Die 1991 an der Universität Hamburg promovierte Wissenschaftlerin habilitierte sich 1996 mit einem Stipendium der DFG in Oldenburg. Ihr Forschungsinteresse gilt den kognitiven und motivationalen Prozessen beim Treffen von Entscheidungen. Diederich ist nach Prof. Dr. Hans-Joachim Schellnhuber, der jetzt das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung leitet, die zweite Trägerin dieser mit einem großen Renommee verbundenen Auszeichnung an der Universität. Heisenberg-Stipendien, die vielfach ein Karrieresprungbrett bilden, werden seit 1978 in allen Wissenschaftsdisziplinen für drei Jahre plus zwei Jahre Verlängerung vergeben. Die StipendiatInnen genießen außerordentliche Freiheiten: Sie können sich z.B. Ihren Forschungsort bzw. -orte frei wählen.

UNI-INFO: Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Heisenberg-Stipendium. Wie haben Sie das geschafft?

Diederich: Rein formell muß man habilitiert sein, dann kann man sich für ein Stipendium bewerben. Die DFG legt viel Wert auf Internationalität und Veröffentlichungen in renommierten Zeitschriften. Und man muß natürlich gut sein.

UNI-INFO: Kam die Zusage für Sie überraschend?

Diederich: Ja, ich habe es natürlich gehofft, aber die Wahrscheinlichkeit, ausgewählt zu werden, war klein.

UNI-INFO: Wie haben Sie erfahren, daß Sie ausgewählt wurden?

Diederich: Ich war zu dem Zeitpunkt in Amerika an der University of North Carolina at Chapel Hill. In der vorlesungsfreien Zeit bin ich meistens zu Forschungsaufenthalten in Amerika. Mein Mann hat mich da um sieben Uhr morgens angerufen, das war schon sehr nett. Der zuständige DFG-Referent wollte es mir eigentlich persönlich sagen, hat mich aber nicht erreicht.

UNI-INFO: Wie fühlen Sie sich jetzt?

Diederich: Das ist natürlich superklasse, richtig toll. Ein Heisenbergstipendium ist doch etwas Seltenes, das gibt einem Auftrieb.

UNI-INFO: Worin besteht Ihre Forschungsarbeit?

Diederich: Zum einen arbeite ich auf dem Gebiet der Entscheidungstheorie. Dahinter steckt die Frage warum sich Menschen so entscheiden, wie sie es tun. In der Betriebswirtschaft geht man meist davon aus, daß Menschen mit Entscheidungen ihren individuellen Nutzen zu maximieren versuchen. Warum kaufen sie sich dieses Auto und nicht ein anderes? Die Realität ist aber, daß der Nutzen nicht das alleinige Kriterium bei Entscheidungen ist. Jetzt ist die Frage: warum?, und da kommt die Psychologie hinein. Ergebnisse dieser Forschung werden zum Beispiel auch in der Werbung angewandt.

Zum anderen forsche ich auf dem Gebiet der "Intersensorischen Bahnung", einen Teilbereich der Kognitionsforschung, wo ich mit meinen Kollegen aus Chapel Hill zusammenarbeite: Wie arbeiten verschiedene sensorische Systeme zusammen? Meist wird visuelle Wahrnehmung und auditive Wahrnehmung getrennt untersucht, aber die beiden Sinne beeinflussen sich, und ich interessiere mich für die Erforschung des Zusammenspiels verschiedener Sinne. Menschen reagieren zum Beispiel schneller, wenn sie nicht nur etwas sehen, sondern auch hören.

UNI-INFO: Was werden Sie mit der Freiheit, die Ihnen das Stipendium gibt, anfangen?

Diederich: Für mein DFG-Projekt "Entscheiden in Konfliktsituationen" habe ich eine mündliche Zusage, das Projekt "Taktil-visuelle Interaktion im menschlichen Orientierungsverhalten", das ich mit zwei Kollegen bearbeite, auch von der DFG gefördert, werde ich mit Kollegen aus dem Institut durchführen. Ein Kooperationsprojekt mit der Universität Bremen ist in Vorbereitung. Außerdem werde ich höchstwahrscheinlich für ein halbes Jahr an die Universität Melbourne, Australien, gehen, wo Kollegen arbeiten, die wie ich an mathematischen Modellen arbeiten. Das ist ein neues Projekt, das ohne das Stipendium nicht möglich gewesen wäre.

UNI-INFO: Wie wird es beruflich bei Ihnen weitergehen?

Diederich: Ich möchte natürlich in der Wissenschaft bleiben und bin jetzt mit dem Stipendium eigentlich sehr zuversichtlich, daß das klappt. Konkret in Aussicht habe ich aber noch nichts.

UNI-INFO: Wir wünschen Ihnen jedenfalls viel Erfolg.


Presse & Kommunikation (Stand: 06.09.2024)  | 
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