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Hochschulpolitik

"Städtebauliches Schmuckstück"

Einweihung des neuen Hörsaalzentrums / Oppermann kündigt neues Hochschulgesetz an

Lob über Lob gab es für das neue Hörsaalzentrum anläßlich der offiziellen Einweihungsfeier am 27. April 1998. Rund 500 Gäste aus allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens waren gekommen, außerdem eine Reihe von Universitätsangehörigen einschließlich Studierenden. Von einem "stadtbaulichen Schmuckstück" sprach Oldenburgs Oberbürgermeister Dr. Jürgen Poeschel, während Niedersachsens Wis-senschaftsminister Thomas Oppermann den Neubau als "eines der schönsten und funk- tionsgerechtesten Hochschulgebäude in Deutschland" bezeichnete.

Eigens aus Bonn war Bundesbildungsminister Dr. Jürgen Rüttgers angereist - auch aus "Referenz an Prof. Daxner", wie er sagte. Der Oldenburger Universitätspräsident sei ihm, trotz aller Meinungsverschiedenheiten, in den vergangenen Jahren ein wichtiger Gesprächspartner gewesen.

Ebenso wie Oppermann ließ Rüttgers im Zusammenhang mit den Verfahrens- und Finanzierungsverfahren von Hochschulbauten aber auch kritische Worte vernehmen. Das Grundproblem sei, so Rüttgers, daß hier, wie in anderen Bereichen, inzwischen alles so organisiert sei, daß "Entscheidung und Verantwortung" nicht mehr zusammenfielen. Im Hinblick auf die Zukunft der Universität und die notwendigen Strukturveränderungen könne von der Universität nicht verlangen, daß sie sich ändere, wenn man ihr gleichzeitig die Hände fessele. Hier setze die geplante Novelle des HRG an, die "mehr Freiheiten und mehr Möglichkeiten" für die Universität schaffe. Ziel sei es, die Hochschulen "leistungsabhängig" zu finanzieren. Rüttgers warnte davor, in Anlehnung an Humboldt einem antiquierten Bild der Universität hinterherzulaufen, das mit "den Realitäten des 21. Jahrhunderts" nicht mehr zu tun habe. Anstatt einer deutschen Einheitshochschule seien "Vielfalt und Wettbewerb" gefragt. Die Universität sei nun einmal "in aller Brutalität auch Produktionsfaktor". Natürlich müsse eine Universität wie in Oldenburg mit Stadt und Region verflochten sein, aber gleichzeitig müsse sie sich um nationale und internationale Ausstrahlung bemühen. Mit Internationalität seien weniger der Austausch und Hochschulpartnerschaften gemeint, als vielmehr Kompetenzerwerb in einer internationalen Community.

Von der Notwendigkeit zu "Leistung und Qualität" sprach auch Thomas Oppermann. Als Beispiel für die zu stärkende Eigenverantwortung der Hochschulen nannte der neue niedersächsische Minister die erfolgreiche Durchführung des Globalhaushalts in Oldenburg. Oppermann kündigte ein neues Landeshochschulgesetz an mit dem Hauptziel der Entbürokratisierung im Hochschulbereich. Zur Demokratie gehörten auch klare Entscheidungsstrukturen. Deshalb müßten die Hochschulleitungen gestärkt werden. Im Zusammenhang mit der notwendigen internationalen Ausrichtung der Universitäten kritisierte Oppermann das umständliche und restriktive Ausländerrecht als "kurzsichtig und fahrlässig". Ausländische Studierende würden so von deutschen Universitäten ferngehalten- Auch wenn Zuwanderung gesetzlich geregelt werden müsse, seien doch im Bereich der Wissenschaft "offene Grenzen" vonnöten.

Mit dem neuen Hörsaalgebäude würden Studienbedingungen geschaffen, wie sie die Universität Oldenburg "seit ihrer Gründung gebraucht und gewünscht hat", sagte Präsident Prof. Dr. Michael Daxner in seiner Rede. Dieser Dank müsse auch deshalb nach außen dringen, weil es ja die Öffentlichkeit sei, die in einem staatlich finanzierten Hochschulsystem diese Möglichkeiten eröffne. Daxner erinnerte daran, daß Hochschulen nicht zuletzt durch die Steuerleistungen derjenigen bezahlt werden, "die weder selbst studiert haben, noch in der Lage sind, ihre Kinder studieren zu lassen".

 Im Hinblick auf die von der Universität seit langem beantragten Ingenieurwissenschaften, denen Oppermann in einem Zeitungsinterview eine Absage erteilt hat, forderte Daxner, "mit uns zu verhandeln, aber nicht über unsere Köpfe hinweg". Seine Kritik richtete sich an diejenigen, die in den entscheidenden Beratungsremien säßen, aber "selbst einen großen Anteil an der Misere der Ingenieurwissenschaften" hätten.

Seine Freude über das neue Hörsaalzentrum brachte auch der Vertreter des AStA zum Ausdruck, jedoch verbunden mit deutlicher Kritik an den fehlenden behindertengerechten Bausausführungen. Besonders Sehgeschädigte und Rollstuhlfahrer hätten es in dem neuen Gebäude schwer. Dies sei umso unverständlicher, als das Behindertenreferat seine Mitarbeit bei der Planung angeboten habe, die jedoch abgelehnt worden sei. Notwendig sei auf jeden Fall eine rollstuhltaugliche Rampe als Verbindung zum AVZ.

Für einen kleinen Eklat, der Ärger und Belustigung auslöste, sorgte anschließend ein Student, der per Megaphon eine Rede hielt, in der er das Rauchen im Foyer des Hörsaalzentrums ebenso monierte wie die aktuelle Bildungspolitik, insbesondere die mögliche Einrichtung von Hochschulkräten. Ansonsten ließen es studentische Kritiker bei zwei Protestplakat bewenden.

Den Vorwurf, nicht behindertengerecht geplant und gebaut zu haben, wies der Prof. Meinhard von Gerkan energisch zurück. Auf die Belange der Behinderten sei ganz besonders geachtet worden, sagte der Architekt, dessen Büro von Gerkan, Marg und Partner das Hörsaalzentrum konzipiert hatte. Alle Bereiche seien mit dem Rollstuhl erreichbar. Im Zusammenhang mit dem Bau sprach von Gerkan von einem "Stück heutigen Zeitgeistes" und "selbstbewußter Bescheidenheit", die sich in "zurückhaltender Farbgestaltung und Materialverwendung" widerspiegele. Damit reagiere der Bau ("Gemeindehaus, Ort der Begegnung und Fenster der Universität") auf die verschiedenen "Architektursprachen" in der unmittelbaren Umgebung. Zur ungewöhnlichen Helligkeit im gesamten Gebäudekomplex merkte der Architekt an: "Nichts ist wichtiger für das Wohlbefinden des Menschen als das Tageslicht". Als "Glücksfall" bezeichnete der Architekt den Umstand, daß das Universitätsgebäude sich gleichzeitig als öffentliches Gebäude der Stadt verstehe. Es sei somit Ausdruck der Integration der Universität in die Stadt.

Mit großem Beifall bedacht wurden die musikalischen Darbietungen von Werken der Oldenburger Komponisten Gustavo Becerra-Schmidt und Prof. Violeta Dinescu, ebenso die Vorstellung des Kunstwerks von Prof. Detlef Kappeler im Foyer des Hörsaalzentrums.

Kunst in Oldenburg, Romanistik in Bremen?

Schon bald soll ein gleichzeitiges Studium an beiden Universitäten möglich sein / Enge Kooperation

Die Studentin Susanne K. möchte gern in Oldenburg ein Studium für das Lehramt an Gymnasien mit den Fächern Romanistik und Kunst absolvieren, weil die Oldenburger LehrerInnenausbildung einen besonders guten Ruf genießt. Doch in Oldenburg kann sie Romanistik nicht belegen. Das soll schon bald kein Hinderungsgrund mehr sein, sich in Oldenburg zu immatrikulieren. Denn Susanne K. wird künftig Gelegenheit haben, die romanischen Sprachen in Bremen zu studieren. Sie muß allerdings bereit sein, den Weg in die Hansestadt ein oder zweimal die Woche auf sich zu nehmen. So konkret sind die Planungen der Universitäten Bremen und Oldenburg zur Zusammenarbeit bereits gediehen. Wie ernst sie es meinen, kann man daran erkennen, daß jetzt eine Koordinationsstelle zur Realisierung der geplanten Projekte für die Dauer von zwei Jahren eingerichtet wurde. Sie wird von der Hochschulplanerin Dr. Rita Kurth wahrgenommen.

 Vor acht Jahren hatten die beiden Universitäten bereits vereinbart, ihre Entwicklungsplanungen aufeinander abzustimmen und einen Grundstein für die "Wissensregion Nordwest" zu legen. Diese Absicht erfuhr durch die Niedersächsische Landesregierung und den Bremer Senat im vergangenen Jahr höhere Weihen durch die Aufnahme in die Gemeinsame Landesplanung.

Zur Zeit konzentrieren sich die Vorhaben auf elf Bereiche, bei denen es schon zum Teil enge Kontakte gibt oder in Zukunft geben soll: Stadt- und Regionalsoziologie, Slavistik, Kunst und Musik, Haushaltswissenschaften, Anglistik, Geschichte, Sportwissenschaften, Romanistik, Sozialpädagogik, Frauen-und Geschlechterstudien und Jüdische Studien. Hauptziel der Kooperation ist, stärkere Schwerpunktbildungen an beiden Universitäten zu ermöglichen und gleichzeitig die Vielfalt des Fächerangebotes regional zu erhalten. Wegen leerer staatlicher Kassen ist beides in den beiden Universitäten mittel- wie langfristig nicht möglich. So werden voraussichtlich schon in absehbarer Zeit einige Fächer auf einem Standort konzentriert. Andere Fächer, deren Angebote nicht attraktiv genug oder nicht ausreichend sind, sollen durch das Angebot der Nachbaruniversität ergänzt werden. Das kann durch Austausch von Lehrenden, durch Deputatsverlagerung von Lehrstunden in den Nachbarort, aber auch durch Doppelmitgliedschaft von Lehrenden wie Studierenden ermöglicht werden.

 Nach Einschätzung von Rita Kurth sind noch einige rechtliche Hürden zu nehmen, von denen niemand weiß, ob sie schnell übersprungen werden können, doch besteht grundsätzlich die Absicht, schon im kommenden Wintersemester Susanne K. das Studium in Oldenburg und Bremen zu ermöglichen.

Neue LehrerInnen braucht das Land

Kultusminister legte novellierte Prüfungsordnung vor

Neue LehrererInnen braucht das Land, denn gegenwärtig arbeiten an den Schulen vornehmlich LehrerInnen über fünfzig, die bald in Pension gehen und Platz machen für den Nachwuchs. Das macht die LehrerInnenausbildung wieder attraktiv für die Studienanfängerinnen, nachdem viele andere Studiengänge inzwischen schlechte Arbeitsmarktchancen versprechen. Und aus demselben Grund beginnt auch die Universität sich wieder mehr für die Lehrerinnenausbildung zu interessieren, in der ein Drittel ihrer Studierenden immatrikuliert ist.

 Die neuen LehrerInnen sollen nicht nur einen Generationswechsel an den Schulen bringen, sondern auch neue Qualifikationen für die vielen zusätzlichen Bildungsinhalte sowie für die alten und etliche neue Aufgaben und Probleme der Schulen. Aus diesem Grunde hat der Kultusminister - unter Mitarbeit vieler Lehrerbildnerinnen aus Hochschulen und Seminaren - die Lehramtsprüfungsordnung gründlich novelliert. Sie liegt jetzt vor (im Internet abrufbar über www.uni-oldenburg.de/studium/pvo/html) und wird für die Studienanfängerinnen ab kommendem Wintersemester gelten.

Die Fachbereiche, die Gemeinsame Kommission für Lehrerausbildung und das neugegründete Didaktische Zentrum sind dabei, die Voraussetzungen für die in vielen Punkten neuen Studienanforderungen zu schaffen. Das bezieht sich insbesondere auch auf die nun stärker geforderten fächerübergreifenden und praxisintegrierenden Lehrveranstaltungen, die neue Kooperationsformen zwischen den Lehrenden und den Fächern, dazu zwischen Hochschule und Schule verlangen.

Die neuen LehrerInnen beginnen ihre Lehrerausbildung zu einem Zeitpunkt, in dem es ums Bildungswesen in Hochschule und Schule nicht zum besten bestellt ist. Die staatlichen Ausgaben für Bildung und Wissenschaft werden ge- senkt oder wenigstens gedeckelt, und ihre Institutionen und Strukturen sind - auch, aber nicht nur deswegen - unbeweglich und verkrustet. Die neuen Lehrerinnen sollen deshalb flexibler werden, im Laufe ihres Berufslebens zwischen unterschiedlichen Schularten wechseln können und dafür eine entsprechend breite wissenschaftliche Grundlegung bekommen. Es hätte nahegelegen, deshalb eine umfassend integrierte Lehrerinnenausbildung mit gleichem wissenschaftlichen Niveau und besserer Verbindung zwischen Theorie und Praxis zu schaffen, wie sie schon bei der Gründung der Oldenburger Universität auf der Tagesordnung stand. Aber soweit konnte und wollte der Kultusminister nicht gehen, weil damit die traditionellen Besoldungsunterschiede zwischen den Lehrerinnen obsolet geworden wären. Immerhin aber wurde eine weitgehende Integration der bisher getrennten Lehrämter für Grund- und Hauptschulen und für Realschulen erreicht, bei der die Ausbildung in den Unterrichtsfächern von der Hälfte auf zwei Drittel des Niveaus im gymnasialen Lehramt angehoben, das Mini-Drittfach für Haupt- und RealschullehrerInnen abgeschafft und für Grundschul- lehrerInnnen im Studienumfang der neuen "Kurzfächer" fast verdoppelt wurde.

Der "Einheitslehrer", den auf der einen Seite etwa die RealschullehrerInnenverbände verdammen, auf der anderen Seite einige ReformerInnen in Hochschule und Schule gefordert haben, ist mit dieser neuen Prüfungsordnung jedenfalls noch nicht eingeführt worden Jürgen Heumann (GKL)

Hans-Jürgen Otto (ZpB)

Spritze für BIS

Die Bibliothek der Universität er-hält in diesem Jahr etwas über 500.000 Mark zusätzlich, je zur Hälfte vom Bund und vom Land. Insgesamt bekommen die 21 niedersächsischen Hochschulbibliotheken aus den sogenannten "Rüttgers-Millionen" 6,1 Millionen Mark. Das Geld ist für die Literaturversorgung der Studierenden vorgesehen.

Neuausschreibung

Der Senat hat mit sechs gegen vier Stimmen bei zwei Enthaltungen beschlossen, die Stelle des Kanzler/in nochmals auszuschreiben - u.a. mit der Begründung, daß die Fraubeauftragte an der Ausschreibung der Stelle nicht beteiligt wurde. Allerdings sollen alle bisherigen BewerberInnen berücksichtigt werden.

Kulturkrise? Krisenkultur!

Studierende veranstalten Podiumsdiskussionen

Die Proteste gegen Kommerzialisie-rung und Entdemokratisierung an der Oldenburger Universität scheinen vorüber, schnell sucht jeder Fachbereich sich durch Fächerstreichungen oder neue Studiengänge nach oben zu boxen.

 Ist Kunst effektiv? Schafft Musik Arbeitsplätze? Ist der Fachbereich 2 Kommunikation/Ästhetik ein "schwacher" Fachbereich, weil er sich nicht verkaufen kann oder will? Ist es ein Privatproblem oder kriegt in der ganzen Gesellschaft die Kultur die Krise?

 Viele Studierende des Fachbereichs 2 vermißten in den hektischen Streikwochen eine Diskussion in größerem Zusammenhang, in der nicht argumentiert wird aus der Sicht derer, die sich mit dem Rücken an die Wand gedrängt fühlen, sondern in der Raum ist, die (vermeintliche?) Kultur- und Bildungskrise politisch und philosophisch einzuordnen, Stellung zu beziehen und Perspektiven zu entwickeln.

 Deswegen bereitete die Arbeitsgruppe A², die aus einer Vollversammlung entstand, eine Ringveranstaltung vor, in der Fragen nachgegangen werden kann, die heute genauso aktuell sind wie Ende letzten Jahres. Alle zwei Wochen treffen montags abends auf dem Podium der Aula unterschiedliche Positionen aufeinander. So diskutieren zum Beispiel am 11. Mai der Kulturdezernent der Stadt mit dem Theaterdramaturgen, dem größten Kinobesitzer Oldenburgs, einem Philosophie- und einem Kunstprofessor über Kultur und Kommerz. Marianne Koch


(Stand: 19.01.2024)  | 
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