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Hochschulpolitik

CHE-Ranking: Gut abgeschnitten, aber kein Grund auszuruhen

Universität Oldenburg mehrfach in der Spitzengruppe des Stern/Start-Studienführers - HRK: Niemand kann sich dieser Entwicklung entziehen

Die Universität Oldenburg hat bei dem vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) erarbeiteten und von "Stern" und "Start" veröffentlichten Studienführer gut, im Vergleich mit den anderen niedersächsischen Universitäten sogar sehr gut abgeschnitten. Der Studienführer, der zusammen mit einer CD-Rom für 12,80 DM erhältlich ist, beschäftigt sich mit den Fächern Jura, Physik, Mathematik, Wirtschaftswissenschaften und Chemie. Oldenburg fehlt nur im Bereich Jura.

Bei seinem Ranking verzichtete das CHE, ein von der Hochschulrektorenkonferenz und der Bertelsmannstiftung getragenes Institut, auf eine genaue Plazierung, sondern bemühte sich, durch einen sehr differenzierten Fragenkatalog einen Überblick über die Situation an den Hochschulen zu vermitteln. Die Ergebnisse werden tabellarisch in drei Kategorien präsentiert: Spitzengruppe (grün), Mittelgruppe (gelb), Schlußgruppe (orange). Insgesamt wurden 566 Fachbereiche untersucht.

Im Gesamturteil der StudentInnen ("Wo die Studenten am zufriedensten sind") landete die Universität Oldenburg zweimal in der Spitzengruppe (Physik und Chemie) und dreimal in der Mittelgruppe (Mathematik, Informatik und Wirtschaftswissenschaften). Sehr gut auch das Resultat im Bereich der Forschung ("Wo die meisten Drittmittel eingeworben werden"): Wiederum Physik und Informatik belegen Spitzenplätze, Mathematik und Wirtschaftswissenschaften liegen in der Mittelgruppe. Lediglich Chemie macht hier eine Ausnahme und wurde in der Schlußgruppe angesiedelt - eine problematische Darstellung, da im Bereich Chemie nur die DFG-Mittel zugrunde gelegt wurden und nicht die gesamten Drittmittel. Sie betrugen 1998 98.000 DM pro WissenschaftlerIn in Oldenburg und nicht nur, wie dargestellt, 30.000 DM.

Bewertet wurde in dem Ranking auch, wo am schnellsten studiert wird, wo die internationale Ausrichtung am stärksten ist, wie die StudentInnen das Lehrangebot beurteilen, wo das Betreuungsverhältnis (Prüfungen je Professor) am besten ist und wie die Ausstattung der Bibliothek angesehen wird.

Als wirklich gutes Ergebnis im Vergleich mit anderen Universitäten bezeichnete Präsident Prof. Dr. Siegfried Grubitzsch das Oldenburger Abschneiden. "Wir sind auf dem richtigen Weg, haben aber keinen Grund, uns jetzt auszuruhen. Der Wettbewerb wird sich weiter verschärfen, und wir müssen noch sehr viel tun, um die Universität fit für die Zukunft zu machen."

"Auf dem Weg zu mehr Transparenz, zum ‚Sich-Messen' an den Leistungen anderer, gibt es für die Hochschulen kein Zurück. Keine Hochschule kann sich dieser Entwicklung entziehen", sagte dazu der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Prof. Dr. Klaus Landfried. Gleichzeitig betonte er, daß die inhaltliche Verantwortung für den Studienführer allein beim CHE liege und sich damit von anderen Ranglisten wie denen von Spiegel und FOCUS unterscheide.

Die CHE-Studie beruht auf Vorarbeiten der HRK, die zwischen 1993 und 1996 einen Katalog qualitativer und quanititativer Informationen entwickelte, die einen Vergleich der Ausstattung und der Leistungsfähigkeit der Hochschulen ermöglichen sollte. Da das HRK-Sekretariat aber selbst nicht in der Lage war, das Projekt auf alle Fächer und Hochschulen auszudehnen, wurde das CHE, unterstützt von der Bertelsmannstiftung, gegründet.

Erwartet die Wirtschaft zu wenig?

Universität Oldenburg mehrfach in der Spitzengruppe des Stern/Start-Studienführers - HRK: Niemand kann sich dieser Entwicklung entziehen

Der wirtschaftswissenschaftliche Fachbereich der Universität versteht sich als "Partner für die Unternehmen der Region" und bildet "AkademikerInnen mit hohem Innovationspotential" aus. Das zumindest ist die Selbsteinschätzung des Fachbereichs. Wird aber diese Partnerschaft von der regionalen Wirtschaft auch angenommen? Und kennen die Unternehmen den Fachbereich Wirtschafts- und Rechtswissenschaften überhaupt? Diesen Fragen gingen VertreterInnen aus Wirtschaft, Verbänden und Universität in einem Round-Table-Gespräch nach. "Erwartet die Oldenburger Wirtschaft von den Wirtschafts- und Rechtswissenschaften zu wenig?" lautete die Fragestellung der Veranstaltung, zu der der Förderverein des Fachbereichs am 16. Juni in den Bibliothekssaal eingeladen hatte.

Obwohl der Fachbereich 4 nach eigenem Bekunden durch Projekte, Diplomarbeiten und die studentische Ini-tiative "CampusConcept" gute Kontakte zur Wirtschaft unterhält, waren doch einige Vorbehalte gegenüber der Universität aus der Runde der WirtschaftsvertreterInnen herauszuhören. So beklagte Hermann Schüller von der Semco Glaskooperation Vechta mangelnde Praxisorientierung in der Ausbildung. Auch Schlüsselqualifikationen und soziale Kompetenz seien bei den Absolventen häufig nicht genügend ausgeprägt. Dagegen stünden mitunter überhöhte Gehaltsvorstellungen, zumal die Berufseinsteiger erst nach einer Praxisphase von rund einem Jahr voll einsatzfähig seien.

Auf der anderen Seite beklagte Prof. Dr. Reinhard Pfriem, am Fachbereich 4 für die Kontakte zur Wirtschaft zuständig, daß das Dienstleistungsangebot des Fachbereichs von der Wirtschaft zu wenig "abgegriffen" werde. Offensichtlich müsse die regionale Wirtschaft noch von dem Innovationspotential, das von einer praxisorientierten Forschung ausgehe, überzeugt werden. Zudem könne es nicht allein darum gehen, nur stromlinienenförmige Absolventen zu entlassen. Junge kreative Menschen würden gebraucht, die neue Ideen in die Unternehmen brächten. Dies bekräftigte auch Präsident Prof. Dr. Siegfried Grubitzsch und stellte deutlich klar, daß sich die Universitätsausbildung gerade in diesem Bereich von der Fachhochschulausbildung unterscheide.

Die Unternehmen selbst stünden in der Pflicht, das Innovationspotential auch zu nutzen, um die sich daraus ergebenden Wettbewerbsvorteile zu sichern, forderte der Vorstandsvorsitzende des Fördervereins Wirtschafts- und Rechtswissenschaften, Rolf Gerwien. Innovationspotential mochte der Moderator der Runde, Dr. Jörg Bleckmann (Oldenburgische Landesbank), hingegen bei den Oldenburger WirtschaftsabsolventInnen nicht ausmachen. Schließlich habe eine vor etwa vier Jahren durchgeführte Absolventenbefragung ergeben, daß nur etwa drei Prozent den Weg in die Selbständigkeit suchten.

Diese Zahlen müßten im bundesweiten Vergleich beurteilt werden, lautete der Einwand von Prof. Dr. Laurenz Lachnit (Institut für BWL II) aus dem Publikum. Was Praxisbezug und Existenzgründungen betreffe, rangierten die Oldenburger WirtschaftswissenschaftlerInnen im Bundesvergleich eher an der Spitze.

Übereinstimmung herrschte in der Auffassung, daß Fachbereich und Wirtschaft zu wenig voneinander wissen. Die Universität müsse ihre Leistungen besser vermarkten, lautete dann auch die Anregung aus den Reihen der WirtschaftsvertreterInnen. Und: Auf Vorschlag des Vorsitzenden der Universitätsgesellschaft, Peter Waskönig, soll es künftig zu einem regelmäßigen Informationsausstausch kommen.

"Kaum hinnehmbare Belastung für die Uni"

Künftig weniger 630-Mark-Jobs an der Universität?

Als kaum hinnehmbare zusätzliche Belastung für die Universität hat Präsident Prof. Dr. Siegfried Grubitzsch die Auswirkungen der gesetzlichen Neuregelungen zu den 630-Mark-Jobs bezeichnet. Die Universität müsse jährlich über 400.000 Mark mehr für studentische Hilfskräfte aufbringen, wenn sie ihre jetzige Zahl beibehielte.

Aller Voraussicht nach wird es künftig für weniger StudentInnen die Möglichkeit geben, einen Job in der Universität zu finden. Zur Zeit sind nahezu 500 StudentInnen in den Instituten, Fachbereichen und Zentralen Einrichtungen der Universität auf 630-Mark-Basis beschäftigt. Wieviele von den Teilzeit-Jobs wegfallen, steht allerdings noch nicht fest. Aber daß die Zahl reduziert werden muß, ist in doppelter Hinsicht von Nachteil für die Studierenden. Es gehen nicht nur Verdienstmöglichkeiten verloren, sondern auch die Chance, die Universität durch die HiWi-Jobs besser kennenzulernen.

Auch die Regelung zur Scheinselbständigkeit reduziert die Verdienstmöglichkeiten von Studierenden erheblich. Zu Zeit bestehen keine Chancen mehr auf einen Job, bei dem man für eine definierte Aufgabe und einen dafür vereinbarten Preis das monatliche Salär aufbessern kann. Nach den neuen Richtlinien der Universität können StudentInnen in der Regel nicht mehr engagiert werden, weil sie nach der neuen gesetzlichen Definition Scheinselbständige wären.

Jetzt ruhen die Hoffnungen auf der von der Bundesregierung eingesetzten Kommission, die Nachbesserungen zur Gesetzeslage empfehlen soll, um eine zu enge Interpretation des Gesetzes zu vermeiden.

Akkreditierung soll Vergleichbarkeit der Abschlüsse sichern

Am Beispiel der Towson University (USA) beschreibt Armin Mruck* das Qualitätssicherungsverfahren von Universitäten in den USA

In Deutschland werden Bachelor- und Masterstudiengänge künftig nur noch nach einem Akkreditierungsverfahren genehmigt. Dies hat die Kultusministerkonferenz kürzlich beschlossen. In Oldenburg soll eine Akkreditierung für den neu eingerichteten Bachelor/Magister-Studiengang Engineering Physics durchgeführt werden. Vor diesem Hintergrund ist die Entwicklung in den USA von Interesse, wo nicht nur Studiengänge, sondern die Universitäten selbst akkreditiert werden.

Die Towson University (T.U.), seit 1988 Partneruniversität der Universität Oldenburg, mußte sich im vergangenen Jahr dem sogenannten Akkreditierungsverfahren unterziehen. Dieses in den USA traditionsreiche Verfahren, das alle zehn Jahre stattfindet, dient der Sicherung der Qualität in Lehre und Forschung, Verwaltung und Betreuung der Studierenden. Verpaßt eine Hochschule das Ziel der Re-Akkreditierung, verliert das Abschlußzertifikat seine allgemeine Anerkennung, und die Studierenden müssen damit rechnen, daß sie von potentiellen Arbeitgebern zumindest mit Skepsis betrachtet werden. Ein für die Universitäten positiver Aspekt des Akkreditierungsverfahrens liegt darin, das Erreichen der eigenen Zielvorgaben, der sogenannten "mission statements", zu überprüfen und eventuell zu korrigieren.

Das eigentliche Verfahren beginnt schon etwa zwei Jahre vor dem offiziellen Akkreditierungstermin. Von internen Untersuchungsausschüssen beauftragt, reflektieren alle Organisationseinheiten der Universität in dieser Zeit ihre Arbeit und fertigen Berichte an.

Das bisher zusammengetragene Berichtsmaterial läßt die Probleme der T.U. in vielfältiger Hinsicht erkennen. Eines der aktuellen Hauptprobleme stellt wohl das schnelle Wachstum der Hochschule dar, wobei eine entsprechende Erhöhung der finanziellen Zuweisungen durch den Staat Maryland bislang ausgeblieben ist. So hat es seit 20 Jahren an der Universität keine Neubauten gegeben. Die zahlenmäßige Stärke des Lehrkörpers ist in etwa die gleiche geblieben, wobei die Gehälter im Vergleich zu anderen Hochschulen zurückgeblieben sind. Diese Entwicklung hat zur Folge, daß die sogenannten Full Professors durch "günstigere" Dozent-Innen auf Zeit ersetzt werden.

Um den WissenschaftlerInnen bei Forschungsvorhaben zu helfen, entscheidet eine besondere Abteilung der Universität über besondere Vergünstigungen wie Reduzierung der Lehrstunden oder die Erstattung von Reisekosten. Um so erstaunlicher ist es, wie hoch unter diesen ungünstigen Bedingungen Qualität und Quantität wissenschaftlicher Veröffentlichungen auf breiter Basis sind.

Kritisch beleuchtet die Selbststudie im Rahmen der Akkreditierung auch die Abhängigkeit vom Maryland University System (U.S.M.), das vor etwa 10 Jahren die meisten State Colleges und Universities im Staat Maryland zusammenschloß. Es ist klar geworden, daß die T.U. benachteiligt wurde und wird. Ein Austritt aus dem U.S.M., der möglich ist, wird daher ernsthaft in Betracht gezogen. An der T.U. existiert schon jetzt ein "Board of Visitors", das sind Vertreter der Öffentlichkeit, die sich in Zusammenarbeit mit dem Präsidenten für die Interessen der T.U. einsetzen.

Die weitere Internationalisierung der T.U. ist ein weiteres wichtiges Ziel. Derzeit studieren etwa 800 ausländische StudentInnen in Towson, wobei der relativ größte Teil aus Japan, Südkorea und China kommt. Oldenburger Studierende und Lehrende gibt es in Towson seit 1993. Im Durchschnitt kamen bisher acht Studierende pro Jahr aus Oldenburg nach Towson. Gemessen an der Gesamtzahl ausländischer Studierender sind das eine Prozent - eine Zahl, die bis zum Jahr 2002 auf fünf Prozent erhöht werden soll.

Welches sind schließlich die Folgen der Akkreditierung? Findet das "Accrediting Team" nach gründlichem Studium sowie einem mehrtätigen Besuch und vielen Interviews mit Studierenden, Fakultäts- und Verwaltungsangehörigen Schwächen in dieser oder jener Abteilung, dann ist die Universität verpflichtet, diese Schwächen zu beseitigen. Letztendlich hilft das Akkreditierungssystem den Hochschulen zu erkennen, worin sie erfolgreich sind und wo Veränderungen vorzunehmen sind.

*Prof. Dr. Armin Mruck, Historiker an der Towson University, lehrt als Gastprofessor am Historischen Seminar.

Aus für zwei Studiengänge

Hauswirtschaft und Weiterbildungsstudiengang betroffen

Voraussichtlich schon ab dem kommenden Wintersemester soll der Lehramtsteilstudiengang Hauswirtschaft (FB 3) geschlossen werden. Einen entsprechenden Beschluß hat die Gemeinsame Kommission für Lehrerausbildung (GKL) auf Antrag des Fachbereichs 3 gefaßt. Voraussetzung dafür ist eine Vereinbarung zwischen den Universitäten Oldenburg und Bremen, wonach das Lehrangebot künftig durch die Universität Bremen gesichert wird. Notwendig ist darüber hinaus die Zustimmung des niedersächsischen Wissenschaftsministeriums, womit allerdings gerechnet wird.

Eingestellt wird auch laut Senatsbeschluß der Weiterbildungsstudiengang Ökologie/Umweltwissenschaften. Grund ist die sinkende Nachfrage nach dem Studiengang, der sich überwiegend aus TeilnehmerInnengebühren trägt.

Um die Kompetenzen in diesem Bereich dennoch zu erhalten, hat der Universitätspräsident eine "Arbeitsgruppe Copernicus" eingesetzt. Dabei geht es u.a. um die Umsetzung des Leitbildes "Nachhaltige Entwicklung" an und durch Universitäten. In diesem Kontext spielt die Weiterbildung im Bereich Ökologie/Umweltwissenschaften eine wichtige Rolle (s. UNI-INFO 2/99).

Leserbrief an presse@uni-oldenburg.de

Inhalt 6/99

Presse & Kommunikation (Stand: 06.09.2024)  | 
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