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Durch Zielvereinbarungen zur besseren Studienqualität

Seit 1994 wird an der Universität Oldenburg die Qualität von Studium und Lehre evaluiert / Yorck Hener und Elke van Deest geben einen Überblick

Die Universität Oldenburg bietet ihren StudentInnen ein auf Qualität geprüftes Studium, denn seit 1994 hat sie zusammen mit vier weiteren Universitäten im Norden – Bremen, Hamburg, Kiel, Rostock – und in enger Kooperation mit der Universität Groningen ein gemeinsames Verfahren der Evaluierung von Studium und Lehre entwickelt und betrieben, das beispielhaft ist für viele andere Hochschulen in Deutschland. Inzwischen ist der Verbund norddeutscher Universitäten (VNU) noch um die Universität Greifswald ergänzt worden.

Mit der Gründung der Zentralen Evaluationsagentur (ZEvA) als Einrichtung der niedersächsischen Hochschulen ist die Universität Oldenburg in einen weiteren Verbund einbezogen, sodass einige Fächer durch den Nordverbund, einige durch die ZEvA evaluiert werden. Da die Verfahren sehr ähnlich sind, kann man von fast gleichen Standards ausgehen.

< Die Verfahrensabläufe entsprechen internationalem Standard: Zunächst wird eine Selbstbeschreibung durch das Fach erstellt anhand einer Vorgabe (Leitfaden), dann wird das Fach auf dieser Grundlage durch auswärtige Fachgutachter besucht und bewertet durch ein Gutachten. Der dritte und letzte Teil aber ist nicht zu vernachlässigen und im Nordverbund als gleichrangiger Bestandteil ausgeprägt: die Umsetzung von Empfehlungen zur Qualitätssicherung und –verbesserung durch Vereinbarungen.

In diesen schriftlichen Vereinbarungen zwischen dem Präsidium und Fach bzw. dem Fachbereich verpflichtet sich vorrangig der Fachbereich zur Umsetzung von Empfehlungen zu Studium und Lehre. Mitunter geht dabei auch das Präsidium Verpflichtungen ein, wie z. B. in der Physik, wo es einen Zuschuss für technisches Gerät zum Einsatz in der Lehre zugesagt hat.

Die Vereinbarungen sind nicht einklagbar, sie sind freiwillig und enthalten – in der Regel – keine Anreize oder Sanktionen. Wie in der gesamten Evaluation wird hier auf die internen Kräfte und Motive zur Verbesserung gesetzt. Fachbereiche verantworten Studium und Lehre, daher sollen sie auch die Veränderungen verantworten. Die Vereinbarungen dienen dazu, Regeln für den Prozess aufzustellen wie Verantwortlichkeiten, Termine und Berichtspflicht.

Die Geschichte der Zielvereinbarungen im Bereich Studium und Lehre beginnt 1994/95 mit dem ersten Evaluationsverfahren, das vom VNU mit den Fächern Biologie und Germanistik durchgeführt wurde. Nachfolgend eine Übersicht über den Stand der Evalutionsverfahren.

Biologie

Die Umsetzung der Evaluationsergebnisse wurde erstmalig in der Biologie durch den Beschluss von "Maßnahmen zur Verbesserung der Lehre" im Fachbereichsrat im Februar 1996 verbindlich festgehalten. Inhaltlich umfasste der Maßnahmenplan in der Biologie u. a. die unterschiedliche Prüfungsbelastung in den Arbeitsgruppen, den Bedarf an einer verbesserten Prüfungsstatistik und an einer Überarbeitung der Diplomprüfungsordnung, die Optimierung der Organisation der Vordiplomprüfungen, eine Neuregelung der Nebenfachwahl in Biologie, Landschaftsökologie und Marine Umweltwissenschaften sowie ein Konzept für die spezifischen Anliegen der Lehramtsstudierenden. Insgesamt wurden 20 Maßnahmen zur Verbesserung der Lehre beschlossen.

1999 fand eine zweite Evaluation in diesem Fach statt, diesmal unter der Regie der ZEvA. Die Empfehlungen der externen Gutachterkommission stehen noch aus. Sie werden Grundlage für eine erneute Vereinbarung mit der Universitätsleitung sein. Damit wird innerhalb von sechs Jahren zum zweiten Mal ein Evaluationverfahren abgeschlossen.

Wirtschafts- und Rechtswissenschaften

Die Resultate der Zielvereinbarung, welche im Dezember 1996 zwischen dem Fachbereich 4 und der Universitätsleitung abgeschlossen wurde, dokumentiert der Abschlussbericht des Dekans vom vergangenen Jahr. Es sind nicht nur alle wesentlichen Ziele der Vereinbarung erreicht worden, sondern der Fachbereich wurde darüber hinaus aktiv und initiierte weitere Qualitätsverbesserungen: Ein Highlight stellt die Profilbildung des FB 4 durch die Einrichtung der neuen Studienschwerpunkte Wirtschaftswissenschaften mit ökologischem Schwerpunkt und Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Informatik dar. Curriculumreformen, verbesserte Studieninformation und -beratung, regelmäßige AbsolventInnenfeiern und die EDV-Vernetzung des Fachbereichs sind weitere Beispiele für die erfolgreiche Umsetzung der Zielvereinbarung. Die Universitätsleitung hat dem Fachbereich dafür ihr ausdrückliches Lob ausgesprochen. Hier zeigt sich besonders deutlich, dass die Evaluationsverfahren auch Impulsgeber und Auslöser für Innovationen sind.

Informatik

Die zeitgleich in der Informatik durchgeführte Evaluation mündete für den Fachbereich 10 im Februar 1997 in einer Zielvereinbarung. Der im letzten Jahr vorgelegte Abschlussbericht der Informatik zeigt das kontinuierlichen Engagement und die erfolgreiche Erfüllung der vereinbarten Ziele. Bei der Universitätsleitung hat diese beispielhafte Leistung des Fachbereichs große Anerkennung hervorgerufen. Besonders hervorzuheben ist der Beschluss zur Errichtung von Bachelor- bzw. Masterstudiengängen. Er trägt dem allgemeinen Bemühen um Effektivierung und Internationalisierung von Studiengängen Rechnung und stellt ein neues Potenzial an frühen, berufsqualifizierenden Abschlüssen für die Studierenden bereit. Zudem ist im Fachbereich ein MentorInnenmodell installiert worden, das die persönliche Beratung der Studierenden intensiviert und bei Problemen während des Studiums gezielte Hilfe verspricht.

Chemie

Am Ende des Evaluationsverfahrens der ZEvA, das 1995/96 am Fachbereich Chemie (FB 9) durchgeführt wurde, stand der im Fachbereichsrat im Oktober 1997 beschlossene Maßnahmenplan. Dabei geht es u.a. um die Studienzeitverkürzung im Diplomstudiengang, die Verkürzung der Diplomarbeitsphase, eine Verbesserung der Berufschancen der AbsolventInnen, die Beteiligung an einem Sonderforschungsbereich, die ECTS-Einführung. Eine besondere Innovation im FB 9 ist die internationale Ausweitung des Fächerkanons um die Produkttechnologie - einem gemeinsamen Projekt mit der Partneruniversität Groningen.

Geschichte

Die mit dem Fach Geschichte im Juni 1998 abgeschlossene Zielvereinbarung fußte auf einem kooperativen Evaluationsverfahren, an dem sowohl der Nordverbund als auch die ZEvA beteiligt waren. Zu den Zielsetzungen zählen Qualitätsverbesserungen bei der Profilbildung. Ausdruck davon ist die erfolgreiche Konzeption und Installierung des Masterstudiengangs "Historisch-kulturwissenschaftliche Studien für Museen und Ausstellungen". Die Einrichtung dieses neuen Studiengangs ist erfolgt und die ersten Studierenden können bald ihr Studium aufnehmen. Bei dem Ziel der Reform und Neuorganisation des Studiums hat das Fach wesentliche Schritte unternommen, um spürbare Verbesserungen für die Studierenden zu erreichen. So sind heute alle StudenanfängerInnen verpflichtet, an einer fachlichen Beratung der Lehrenden und an einer regelmäßig angebotenen Ringvorlesung "Über das Studium der Geschichte" teilzunehmen. Auch die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist im Fach Geschichte deutlicher etabliert worden.

Anglistik

Der erfolgreiche Abschluss einer Zielvereinbarung zur Qualitätsverbesserung von Studium und Lehre mit dem Fach Anglistik ist im Sommer 1999 erfolgt. Auf Grundlage des Selbstberichtes des Faches und der Empfehlungen der externen GutachterInnen hat das Fach Anglistik einen umfänglichen Maßnahmenplan entwickelt, der eine hervorragende Basis für die nächsten Schritte zur Zielerreichung bildet. Beispielsweise hat sich das Fach auf eine Konzentration der Studienschwerpunkte von sieben auf vier im Magisterstudium verständigt. Desweiteren soll die fachinterne Studienberatung verstärkt und ein Konzept für die Etablierung eines AbsolventInnennetzwerkes erstellt werden. Da für die Umsetzung der Zielvereinbarung ein Zeitraum von zwei Jahren vorgesehen ist, steht das Fach Anglistik am Beginn dieser Schlussetappe der Evaluation.

Mathematik

Das Fach Mathematik (FB 6) wurde 1997/98 von der ZEvA evaluiert und hat seinen Maßnahmenplan zur Qualitätssicherung und -verbesserung in Studium und Lehre im letzten Sommer vorgelegt, auf dessen Basis eine Zielvereinbarung mit der Universitätsleitung verhandelt wird.

Physik

Die Evaluation von Lehre und Studium wurde 1998/99 über den Nordverbund in der Physik durchgeführt. Im Anschluss ist dann am 15.12. 1999 – dem "Tag der Physik" – die Zielvereinbarung zu Studium und Lehre von beiden Parteien öffentlich unterzeichnet worden. Inhaltlich sind Maßnahmen festgehalten worden, welche beispielsweise Studienreformen im Grundstudium des Diplomstudiums und in den Lehramtsstudiengängen betreffen. Eine zentrale Qualitätsverbesserung im Grundstudium der Physik wird über die neue Ausstattung mit Demonstrationsexperimenten intendiert. Alle Beteiligten haben jetzt zunächst bis zum März 2001 Zeit, um die Umsetzung der Maßnahmen anzugehen.

Erziehungswissenschaften

Parallel zur Physik sind die Erziehungswissenschaften im Fachbereich Pädagogik durch den Verbund Norddeutscher Universitäten evaluiert worden. Der Kontraktabschluss mit dem Fach Erziehungswissenschaften befindet sich in der Vorbereitung, d.h. ein Vorschlag für die Maßnahmen, die das Fach zur Umsetzung der Evaluationsergebnisse plant, ist der Hochschulleitung vorgelegt worden.

Laufende Evaluationsprojekte

Die Evaluationsprojekte in der Sportwissenschaft und Psychologie (VNU, 99/00) sowie in Soziologie/Politikwissenschaft und Biologie (ZEvA, 99/00) sind noch nicht abgeschlossen. Es ist zu erwarten, dass es in diesem Jahr zu Kontraktabschlüssen mit diesen Fächern kommt. Die Verfahren für die Evaluation der Philosophie (VNU, 00/01) und der Grundwissenschaften und Wahlpflichtfächer in Lehramt Grund- Haupt- und Realschulen, Sonderschulen und Gymnasien (ZEvA, 00/01) befinden sich in der Auftaktphase, d.h. die Selbstbeschreibung und externe Begutachtung sind für das Jahr 2000 geplant und im Jahr 2001 sollten die Evaluationsverfahren mit dem Abschluss von Zielvereinbarungen enden.

Vereinbarungen und ihre Kontrolle

Die Qualitätssicherung und -verbesserung von Studium und Lehre setzt die Analyse der Stärken und Schwächen eines Faches voraus. Diese Analyse wird an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg über das Evaluationsverfahren des Verbundes Norddeutscher Universitäten oder das der Zentralen Evaluationsagentur der niedersächsischen Universitäten vorgenommen.

Die Evaluationsergebnisse, d.h. der Selbstbericht und die Gutachterempfehlungen, bilden die Basis für den Abschluss einer Vereinbarung. Die Vereinbarung wird zwischen dem Fach, dem Fachbereich und der Universitätsleitung abgeschlossen und beinhaltet konkrete Ziele und Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung von Studium und Lehre. Das Fach realisiert die Qualitätsverbesserung auf Grundlage gleichbleibender Ressourcen. Nach Ablauf eines verabredeten Zeitraums wird die Umsetzung der Vereinbarung geprüft.

Beteiligte Parteien

  • Fach, Fachbereich
  • Universitätsleitung

Gestaltungselemente

  • Präambel
  • Ziele
  • Maßnahmen
  • Verantwortlichkeit
  • Termine

Ziele

  • Kontinuierliche Qualitätssicherung und -verbesserung
  • Selbstverpflichtung des Faches
  • Transparenz über Maßnahmenrealisation

Inhaltsbereiche

  • Profilbildung in Lehre und Forschung
  • Organisation und Reformen des Studiums
  • Studienberatung & AbsolventInnennetzwerk
  • Personalplanung
  • Empirische Untersuchungen zu Studierenden
  • Sachausstattung
  • Öffentlichkeitsarbeit

Kontrolle

Um die Realisierung der in der Vereinbarung festgelegten Ziele zu prüfen, bedarf es einer regelmäßigen Kontrolle. Das Fach berichtet der Universitätsleitung nach Ablauf eines festgelegten Zeitrahmens von i.d.R. einem Jahr mit einem Zwischenbericht über den Stand der Maßnahmenrealisation. In einem Gespräch zwischen Fach und Universitätsleitung werden die Ergebnisse bilanziert. Nach Ablauf von ca. zwei Jahren werden in einem Abschlußssbericht des Faches die Ergebnisse der Umsetzungsphase dokumentiert und es findet ein weiteres Gespräch mit der Universitätsleitung statt. In diesen Prozess können auch die externen Gutachtenden miteinbezogen werden.


Presse & Kommunikation (Stand: 06.09.2024)  | 
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