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Einer wurde überstimmt

Wie es zum Bau des Luftschiffmodells Schütte-Lanz SL II kam / Von Gert Reich*

Ortstermin in den Räumen des Instituts für Technische Bildung: Der Autor (re.) im Gespräch mit Manfred Renken von der Oldenburger Bekleidungsfirma Bruns, die zu den Sponsoren des Luftschiffprojektes gehört.

Foto: Golletz

 

Kein Innovateur wie Carl Benz oder Conrad Röntgen ist zu derartigem Ruhm gekommen wie Ferdinand Graf von Zeppelin. Der Wirbel, der um die Luftschiffe gemacht wurde und wird, ist auch nicht mit den technischen Innovationen zu erklären, die in den knapp 40 Jahren der Luftschifffahrt zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus entwickelt wurden. Die Popularität des Grafen sorgte sogar dafür, dass ein falscher Gattungsbegriff entstanden ist – was die Oldenburger besonders ärgert, hat doch ein Bürger unserer Stadt, Prof. Johann Schütte, wesentliche Beiträge zur Entwicklung der Luftschiffe geliefert.

Als vor fast zwei Jahren eine Mitarbeiterin des Stadtmuseums Oldenburg auf das Institut für Technische Bildung zukam und um Hilfestellung für die Ausstellung “Der Traum vom Fliegen – Johann Schütte, ein Pionier der Luftschifffahrt” nachsuchte, ahnte noch niemand, welcher Geist da heraufbeschworen wurde. Nachdem unser wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl-Heinz Hoffmann und ich im Stadtarchiv die Schätze bewundert hatten, die Prof. Dr. Johann Schütte der Stadt vor einen halben Jahrhundert vermacht hatte, sagten wir sofort zu, an diesem Projekt mitzuwirken.
Das Schütte-Lanz Archiv, bisher nur wenig erforscht, war für uns und unsere Studenten eine wahre Fundgrube – nur selten haben wir in unserem Studiengang die Möglichkeit, Technikgeschichte so eindrucksvoll nachvollziehen zu können. Das Archiv umfasst Hunderte von Akten und Büchern, etwa 5.000 technische Zeichnungen und 1.000 Negativglasplatten.

Also besprachen wir das Vorhaben mit den Kollegen des Instituts und planten im WS 98/99 eine 4-stündige Veranstaltung ein. 16 Studenten fühlten sich von dem Projekt angesprochen und wir begannen, Akten, Bilder und Zeichnungen im Archiv zu sichten. Die Bibliothek, die ebenfalls vom Museum um Hilfe gebeten wurde, fertigte Kontaktkopien von den Negativ-Glasplatten, scannte diese ein und brannte die Bilder auf 5 CDs, so dass wir mit den historischen Unterlagen arbeiten konnten, ohne die wertvollen Glasplatten oder Pläne unmittelbar verwenden zu müssen.

Hilfe durch einen Zufall
Bald stimmten wir dem Stadtmuseum zu, das den Bau eines Modells des zweiten Schütte-Lanz-Luftschiffs (SL II) vorschlug – des in technischer Hinsicht bedeutungsvollsten Luftschiffs jener Zeit. Dann sahen wir uns in den Museen um: Im Landesmuseum in Oldenburg hängt ein silberfarbenes Modell des SL II im Maßstab 1:100, und wir fanden ähnliche Modelle in Zeppelinheim, in Friedrichshafen und im Aeronauticum in Nordholz. Die Frage nach dem Abbildungsmaßstab erhitzte unsere Gemüter und schließlich besann ich mich auf Erfahrungen, die ich im Winterlager des Yachtclubs gemacht hatte: Unter einer 14-Meter-Yacht verspürt man jene eigenartige Beklemmung, die der gewaltige über einem schwebende Schiffskörper vermittelt, und so soll es auch den Besuchern dieser Ausstellung ergehen: Das Modell muss so groß sein, dass es einen Eindruck der Größe des Originals zumindest in Ansätzen vermittelt.

Mein Vorschlag, der von Karl-Heinz Hoffmann und den Studierenden unterstützt wurde, ein Modell im Maßstab 1:10 zu planen, das dann 14,4 Meter lang sein und einen größten Durchmesser von 1,82 Meter haben würde, wurde vom Tischler- und Bootsbaumeister Peter Schmidt mit Entsetzen zurückgewiesen. Er konnte sich am besten vorstellen, welche Schwierigkeiten der Bau eines so langen Luftschiffrumpfs mit sich bringen würde. Er wurde glatt überstimmt.

Nachdem die Tür des Museums ausgemessen worden war, eine Computersimulation des Ausstellungsraumes (Hüppe-Saal) mit aufgehängtem Modell letzte Zweifel beseitigte, nahmen wir die Planung des Luftschiffmodells in Angriff. In einem ersten Schritt wurde ein Finanzplan erstellt – die Gesamtkosten bezifferten sich auf 78.000 DM. Das Stadtmuseum schrieb nun Firmen an und versuchte, Sponsoren zu finden. Aber es fand keine.

Dann half uns der Zufall: Meine Frau erinnerte sich an einen Dr. Schütte, der, wie sich herausstellte, der Enkel des Luftschiffkonstrukteurs Johann Schütte war. Dr. Jandirk Schütte war es, der zusammen mit seiner Cousine dem Institut eine namhafte Summe zur Verfügung stellte, so dass wir mit den Arbeiten beginnen konnten. Außerdem bekamen wir Kontakt zum Förderkreis Schütte-Lanz, der sich für das Andenken an den bedeutenden Oldenburger einsetzt.

Zitterpartie als Bittsteller
Nun konnten Baupläne gezeichnet und Einzelteile vorgefertigt werden – so lange, bis die gespendeten Mittel aufgebraucht waren. Inzwischen hatten wir gute Kontakte zum Zeppelinmuseum Friedrichshafen geknüpft, wo wir auch fachliche Unterstützung fanden. Da das Friedrichshafener Museum die Sonderausstellung des Stadtmuseums im nächsten Jahr übernehmen will, stellte es weitere Mittel zur Verfügung, so dass zumindest weitergearbeitet werden konnte.

Im November letzten Jahres konnten wir einen Anbau an unsere Werkstatt einweihen, so dass wir nun das Luftschiff “auf Stapel” legen konnten. Die Finanzmisere hatte inzwischen die Gruppe der Studenten auf die Hälfte zusammenschrumpfen lassen, von denen vier schließlich im Februar 2000 eine halbe Stelle als wissenschaftliche Hilfskraft erhielten. Dies war möglich geworden, da uns die OLB, der Förderkreis Schütte-Lanz, die Öffentliche Versicherung, Dr. Dr. Francksen und die Familie Schütte weitere Unterstützung gewährten. Auch zahlreiche Sachspenden gingen ein, die uns halfen, den Bau des Modells weiterzuführen. Im Mai dieses Jahres war für mich die Zitterpartie als Bittsteller zu Ende: Erst zu diesem Zeitpunkt wusste ich, dass wir ausreichend Mittel für die Fertigstellung des Modells erhalten würden.

Bis etwa Mitte Juni kann man sich das Modell in den Werkstätten des Instituts (A4 Ebene 0) noch ansehen, dann wird es ins Stadtmuseum geschafft, wo es sich mit seinen eingebauten Winden selbst an die Museumsdecke ziehen soll.

Selbstbewusst in die Schule
Zwei Examensarbeiten sind im Zusammenhang mit diesem Projekt entstanden, eine Dissertation ist in Arbeit. Die Studierenden sind in einem Archiv voller „ungehobener Schätze“ auf Entdeckungsreise gegangen, haben technische Zeichnungen gelesen, Fotografien interpretiert und ihre Erkenntnisse mit den Protokollen der Luftschiffer und den Akten der Luftschiffwerft verglichen. Sie konnten die Kenntnisse, die sie in den Kursen des Studienganges erworben haben, anwenden – und das an einem Beispiel mit absolutem Realitätscharakter: Ein historisches Luftschiff musste um den Faktor 10 verkleinert werden, was zahlreiche technische Probleme mit sich brachte. Die ökonomischen Bedingungen waren alles andere als günstig und ein die Arbeit immer wieder bestimmender Faktor. Aber auch die Planung des Arbeitsablaufs war bei diesem großen Projekt nicht einfach und musste von den Studierenden geleistet werden.

Oft stimmten Zeichnungen und Bildmaterial nicht überein und viele Details mussten von den Studierenden neu konstruiert werden. Diejenigen, die das Vorhaben bis zum Ende mit getragen haben, werden mit dem Selbstbewusstsein in die Schule gehen, dass es im Technikunterricht kaum ein Problem gibt, das sie nicht lösen können.

Aber es gibt noch einen anderen Aspekt, den dieses Projekt aus dem Studienalltag hervorhebt: Die Studierenden mussten sich damit auseinandersetzen, dass das Luftschiff SL II ausschließlich für den Einsatz als Waffensystem im Ersten Weltkrieg gebaut worden war. Es wurde zu Aufklärungs- und Angriffsfahrten eingesetzt. Deutsche Luftschiffe warfen Bomben über England ab, aber sie waren selbst verletzliche Ziele für die gegnerische Abwehr. Da sie im späteren Verlauf des Krieges in Höhen über 5.000 Metern operieren mussten, waren die Arbeitsbedingungen für die Soldaten entsetzlich und die Verluste erschreckend – kaum eines der etwa 140 deutschen Luftschiffe hat den Krieg überstanden.

* Prof. Dr. Gert Reich lehrt Neue Technologien und ihre Didaktik am Institut für Technische Bildung, Fachbereich 3 Sozialwissenschaften

Brücken bauen zwischen Nord und Süd

Kooperation mit südafrikanischer Universität - Besuch aus der Eastern Cape Province

Von Claudia Lohrenscheit und Wolfgang Nitsch

Überfüllter Klassenraum

Nachdem sich bereits fünf Studierende und PraktikantInnen aus den Studiengängen Pädagogik, Anglistik, Psychologie und Biologie unserer Universität an der Partneruniversität in Port Elizabeth aufgehalten haben, ist nun Lindiwe Blaauw als erste Gaststudentin und Doktorandin der Wirtschaftspädagogik zu einem einjährigen Gastaufenthalt in Oldenburg eingetroffen. Ihr Aufenthalt wird durch ein Stipendium der beiden regionalen Unternehmen Daun & Cie. AG (Rastede) und Steinhoff GmbH & Co. KG (Westerstede) finanziert. Diese Unternehmen haben insgesamt vier Jahres-Stipendien für Studierende aus den durch die Apartheid benachteiligten Bevölkerungsgruppen in Südafrika zur Verfügung gestellt. Frau Blaauw wird von Prof. Dr. Wolfgang Nitsch (FB Pädagogik) und Prof. Dr. Bill Holderness (University of Port Elizabeth, Faculty of Education), d.h. sowohl von ihrer "Homeuniversity" aus als auch an ihrer Gastuniversität betreut.

Mit dem bevorstehenden vierwöchigen Aufenthalt ab 16. Juni von 15 LehrerInnen, zwei Schulleitern, drei DozentInnen der Lehrerbildung und drei Mitarbeitern von Gemeinwesen- und Jugendzentren aus der Eastern Cape Province in Niedersachsen geht die 1998 begonnene Zusammenarbeit unserer Universität mit Partnern in Südafrika in eine noch intensivere Phase. Vorangegangen war ein Arbeitsaufenthalt von 15 Lehrerinnen und DramapädagogInnen aus Niedersachsen im August 1999 (vgl. Uni-Info v. Oktober 1999). Das Projekt trägt den Namen "In-Service-Training for Teachers of Disadvantaged Learners and Communities" und wird vom Land Niedersachsen im Rahmen seines Kooperationsvertrages mit der Eastern Cape Province gefördert. Es ist das grösste Vorhaben der 1998 begonnenen Partnerschaft zwischen unserer Universität und der University of Port Elizabeth (UPE). Neben Gastaufenthalten von HochschullehrerInnen und Studierenden sowie der Vermittlung von pädagogischen PraktikantInnen in "Community Outreach Projects" der UPE hat sich seit dem Sommer 1998 ein Kommunikationsnetzwerk zwischen LehrerInnen aus 11 Schulen in Niedersachsen (von Midlum bis Cloppenburg) und aus 13 Schulen in Port Elizabeth und einer ländlichen Region (Paterson) entwickelt, das von den beiden Universitäten sowie von dem Touristik-Unternehmen Shamwari Game Reserve unterstützt wird. Dieses Unternehmen engagiert sich für die Lehrerfortbildung und Umweltbildung in den Dorf- und Farmschulen in der Umgebung seines Wildtier- und Naturparks. Auch auf niedersächsischer Seite konnten Unternehmen als Förderer gewonnen werden.

Das Kommunikationsnetz der LehrerInnen und PädagogInnen wird flankiert von einem kleineren Fortbildungsverbund zwischen Mitarbeitern in Jugendzentren und Jugendtheatergruppen in Oldenburg und Wilhelmshaven (Junges Theater) und in einem Township in Port Elizabeth. Beide Vorhaben werden in Oldenburg von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einer Arbeitsstelle "Zentrum für erziehungswissenschaftliche Studien im Nord-Süd-Verbund / ZES" koordiniert, die der verstorbene Kollege Gottfried Mergner gegründet hatte.

Ziele der Kooperation
Es geht vor allem um wechselseitiges Lernen von den pädagogischen und politischen Erfahrungen der Partnergruppen in beiden Ländern. Wer sich genauer mit den gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen des Neuen Südafrika nach der formellen Aufhebung der Apartheid beschäftigt, müsste zu dem Schluß kommen, dass bei einem Erfahrungsaustausch im Bereich der politischen und interkulturellen Bildungsarbeit aber auch in der inneren Schulreform unser Land z.Zt. mehr von Südafrika lernen könnte als umgekehrt. Trotz allen sich noch verschärfenden sozialen Ungleichheiten und Spaltungen befindet sich das Bildungswesen Südafrikas in einer innovativen Aufbruchphase. Die ethnischen Bevölkerungsgruppen kooperieren auf allen Ebenen miteinander. Es ist nicht zu separatistischen und ethnisierten Bürgerkriegen gekommen wie in Europa, und es ist beispielsweise eine vorbildliche Sprachenpolitik zur Förderung der afrikanischen Sprachen und des allgemeinen Zugangs zur Weltsprache Englisch begonnen worden.

Die einheitlich für alle Provinzen in Gang gesetzte Bildungsreform orientiert sich an den in vielen angelsächsischen Ländern verbreiteten liberalen und progressiven Modellen von "Outcomes-based-Education (OBE)".

Einladung zum Dialog

Der Umgang mit der Vergangeheit als Voraussetzung für die Gestaltung der Gesellschaft von Morgen in Südafrika und Deutschland ist Thema einer Veranstaltung in der Katholischen Hochschulgemeinde am 22. Juni 2000, 17 Uhr (Unter den Linden 23, 26129 Oldenburg). Teilnehmen werden Gäste aus Eastern Cape sowie ihre deutschen KooperationspartnerInnen. Veranstaltungssprache ist Englisch, bei Bedarf kann übersetzt werden.

Das Originelle an dem zwischen Lehrerinnen und Lehrerbildnern aus Port Elizabeth und Oldenburg vereinbarten Netzwerk ist, dass hierbei nicht - wie so häufig in der internationalen Bildungskooperation - ExpertInnen und Führungskräfte sich besuchen, sondern dass LehrerInnen und ehrenamtliche BildungsarbeiterInnen "von der Basis", die mitten im Alltagsfrust von nichtprivilegierten Schulen und Jugendzentren arbeiten, sich direkt miteinander vernetzen, besuchen und anfreunden. Sie entscheiden selbst mit ihrem freiwilligen und selbstorganisierten Einsatz über die Ausgestaltung und die Zukunft des Kooperationsnetzes, während Lehrende beider Universitäten "nur" Vermittler und Beraterinnen sind und Studierende als PraktikantInnen für eine ergänzende Mitarbeit vorbereiten. Die beteiligten Lehrerinnen und Pädagogen konzentrieren sich bei einem solchen Kooperationsansatz ("Teacher-to-Teacher") eher auf die alltagstauglichen Bewältigungsstrategien in Unterricht und Schulleben, in der "Schere" zwischen wissenschaftlich fundierten neuen Lehr-Lernmodellen und den vielfältigen Hindernissen und Barrieren für ihre Umsetzung. Dabei ist der Blick in das scheinbar so ferne andere Land und auf die Alltagsstrategien der dortigen KollegInnen anregend, z.T. überraschend aber auch bestätigend, weil es auf dieser Ebene eine Basis-Solidarität angesichts oft qualitativ ähnlicher Hindernisse und Konflikte gibt: Vernachlässigung der nicht-elitären Bildungseinrichtungen in der herrschenden Bildungs- sprich Finanzpolitik, sich verschlechternde Arbeitsbedingungen und "burn-out" von Lehrkräften, durch ihre soziokulturelle Herkunft und Muttersprache besonders benachteiligte SchülerInnen, psychische Störungen, Gewaltaktivitäten und rassistische Vorurteile bei Jugendlichen, versperrte Ausbildungs- und Beschäftigungschancen.

Ohne das bewußte Engagement in einer quasi advokatorischen Unterrichtsplanung und Lernform-Ausgestaltung zugunsten sozial und sprachlich diskriminierter SchülerInnen wird auch die auf dem Papier vorbildlich innovative Unterrichts- und Curriculum-Reform in Südafrika wenig zur Abmilderung sozialer Ungleichheit und Ungerechtigkeit beitragen. Bei den zahlreichen Vorbereitungstagungen beider Lehrergruppen und in ihren gemeinsamen Workshops während der ersten Kooperationsphase im August 1999 in Port Elizabeth haben sich einige gemeinsam interessierende Problem- und Arbeitsschwerpunkte herauskristallisiert:

  • Wie können die neuen innovativen Lernmethoden so differenziert und praktiziert werden, dass mit ihnen auch die jeweils "lern-schwächeren", oft sozial und sprachlich benachteiligten SchülerInnen bewußt gefördert werden?
  • Welche Arrangements von Kleingruppen- und Partnerarbeit, Freiarbeit, nicht lehrerzentrierten Gesprächsformen in der Klasse unterstützen dieses Ziel?
  • Wie können themenzentriertes Szenisches Spiel oder Drama-in-Education als Lernformen im alltäglichen Unterricht vieler Lernbereiche solchen Lerneinschränkungen von SchülerInnen entgegenwirken?

Weitere Schwerpunkte des Erfahrungsaustauschs und der selbstorganisierten Fortbildung sind Initiativen und Versuche zur Einführung von Deutschunterricht in einigen Township-Schulen und die Zusammenarbeit im Bereich des landeskundlichen Unterrichts: über Deutschland in Verbindung mit dem Deutsch-als-Fremdsprache-Unterricht, über Südafrika als Teil der Länderkunde anglophoner Nationen und Gesellschaften im Englisch-Unterricht. Hier haben sich Verfahren der Dramapädagogik zur Aktivierung szenischer Kommunikation, eingebettet in bedeutungsvolle Handlungsmuster sehr bewährt für das internationale Verstehen und für die Förderung von SchülerInnen mit Startschwierigkeiten im Fremdsprachenunterricht.

Spenden

Spenden und Hinweise auf Sponsoren sind höchst willkommen!

Spendenkonto: 900 000,
BLZ 280 602 28,
Raiffaisenbank Oldenburg,
Finanzstelle 89 40 41 09

Die LehrerInnen haben sich als ihr "Logo" gewählt: "Brücken bauen zwischen Nord und Süd". Insbesondere die Mittel- und Bildungsschichten in Südafrika wie in Deutschland sind um des sozialen Friedens und der Bekämpfung des Rassismus willen dazu verpflichtet, soziale Brücken zu bauen!

Kooperatives Lernen
Die beiden Hauptkomponenten dieses vierwöchigen Kooperationsprogramms im Juni und Juli bilden zum Einen die angeleiteten Schulbesuche und Unterrichtsbeobachtungen der südafrikanischen KollegInnen in verschiedenen niedersächsischen Schulen, Jugend- und Gemeindezentren; zum Anderen die gemeinsam mit ihren deutschen KollegInnen geplanten modulartigen Fortbildungsworkshops zu Themen wie beispielsweise "Mehrsprachigkeit im Unterricht" oder "Szenisches Spiel als Unterrichtsform".

Konzipiert, begleitet und ausgewertet wird das Programm, das nach dem Besuch der niedersächsischen Projektgruppe in der Eastern Cape Province 1999 mit diesem Gastaufenthalt bereits in die zweite Phase geht, von Prof. Dr. Wolfgang Nitsch und der Diplompädagogin Claudia Lohrenscheit in enger Zusammenarbeit mit den Partnern aus der University of Port Elizabeth, Dr. Janina Wozniak und Prof. Dr. Bill Holderness. An der Oldenburger Universität haben sich als Folge aus dieser interkulturellen Zusammenarbeit mit Südafrika vielfache Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten für Studierende (insbesondere der Lehrämter und der Erziehungswissenschaft), Lehrende und assoziierte PädagogInnen ergeben. Eine gemeinsame Veröffentlichung in der Zeitschrift für internationale Bildungsforschung und Entwicklungspädagogik (ZEP), die Erkenntnisse und Erfahrungen aus beiden Kooperationsphasen zusammenführt und reflektiert, ist bereits in Planung.

Das diesjährige Programm baut mit seinen Schulbesuchen und Fortbildungsmodulen auf die erste Bildungs- und Kooperationsphase auf. Dabei sind die TeilnehmerInnen aufgerufen, durch unterschiedliche Verfahren ihre Erfahrungen zu reflektieren: 1. in der Kommunikation mit sich selbst (z.B. durch ein "Beobachtungs- bzw. Reisetagebuch"), 2. mit den bekannten Kolleginnen und Kollegen der Gruppe (Austausch gemeinsamer Erfahrungen im "fremden" Land , als Gast im "fremden" Bildungsalltag, in Familien etc.) und 3. in der interkulturellen Kommunikation mit den PartnerInnen vor Ort. Solche Kommunikations- und Reflexionsprozesse sind -als erlernbare interkulturelle Kommunikationskompetenzen- nicht nur zur Verhinderung von Stereotypenbildung oder -festigung (im Sinne eines "wir" und "die") dienlich . Sie fördern darüber hinaus die partizipative Aneignung des Kooperationsprogramms durch die TeilnehmerInnen: denn letztlich bilden sie das Netzwerk von KollegInnen aus Nord und Süd, die zusammenarbeiten können und wollen! Grundlage für eine solche Zusammenarbeit sind die Bereitschaft zum Lernen, Neugierde, Mut und die Motivation für Veränderung.

"Unser erster Schultag!"

"In unserer Schultüte waren heute große Überraschungen. Um 7.00 Uhr sind wir gestartet mit Gila und Helga, die uns sicher um 7.40 Uhr vor der Schule ablieferten. Wir warteten am hinteren Eingang auf Helen (die Partnerlehrerin, Anm.d.Verf..) zwar vergeblich, aber die Schüler grüßten uns freundlich schon mit "Good Morning Teachers". Eine Kollegin nahm uns dann mit zum Lehrerzimmer. Dort erwartete uns dann the principal - der Schulleiter, der uns in sein Büro leitete. Die Lehrer begrüßten uns alle sehr freundlich. Als the principal die Klingel für den Beginn des Unterrichts von seinem Raum aus mit der Hand betätigte, fühlte ich mich gleich wie zu Hause!

Das sollte sich schnell ändern, denn alle Schüler stellten sich in dem Innenhof in Reihen eng bei einander auf - stillschweigend! Die Lehrer standen nebeneinander erhöht auf einem Absatz! Dann wurde gemeinsam gebetet und gesungen und eine Lehrerin hielt eine ausführliche Rede in Afrikaans, sie las noch einen Bibelvers vor und dann folgte wieder ein Gebet. Anschliessend hielt der Principal noch eine Rede, in der er uns allen Lehrern vorstellte, natürlich auch den Schülern, und sie begrüssten uns gemeinsam. In Afrikaans redete er zu ihnen über die nächste Schulwoche und wie sie in den kommenden zwei Wochen höflich und diszipliniert zu uns sein sollten. Die Schüler verließen still den Platz und wurden in ihre Klassenzimmer geführt. Die Lehrer schlossen die Räume auf und der Unterricht konnte beginnen.

Mrs. Adams zeigte mir ihre komplette Vorbereitung. Sie arbeiten im Schuljahr vier fächerübergreifende Themen aus, z.B. Birthday Party. Dazu haben sie sorgfältige Arbeitsanweisungen und -blätter und machen mit den Kollegen der Schulstufe einen gemeinsamen Plan. Sie lassen sich dann jedoch genügend Zeit, um intensiv mit den Kindern das Thema zu bearbeiten. Mrs. Adams hat eine Party mit den Kindern vorbereitet, Einladungen geschrieben, Lieder gesungen, die Eltern haben Kuchen gebacken; auch die ärmsten Kinder brachten etwas mit. (Es wurden) Verkleidungen für den Kopf gebastelt in Religion über Jesu Geburt gesprochen und seinen Geburtstag... Die Arbeitsblätter waren vorbereitet in den Unterlagen. Ihre Meinung dazu: Wenn alle Kinder den gleichen Bogen bearbeiten, schauen sie nur beim Nachbarn ab - weil Aufgaben mit Farben bearbeitet werden etc.. Sie gibt sie nur aus, wenn die Kinder müde sind, also zu Entspannung, und als Methodenwechsel (...).

Ich bin fest davon überzeugt, dass so eine Lehrerin in jeder Schule erreichen könnte, Veränderungen langsam and behaved herbeizuführen, wenn sie auf ihrem Weg unterstützt wird. Meine eigene Idee ist, ihr in der nächsten Woche in einem Gespräch Tagespläne zu erklären, vielleicht ein Weg, mit wenig Material viele Kinder arbeiten zu lassen. Da ihre Klasse in mehrere Arbeitsgruppen aufgeteilt ist, könnte dieser Weg vielleicht funktionieren. Ich werde mir mit ihr Zeit nehmen!!!"

Aus dem Tagebuch einer Teilnehmerin der ersten Phase des Kooperationsprojekts;
Port Elizabeth, August 1999

Presse & Kommunikation (Stand: 06.09.2024)  | 
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