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Forschung und Lehre

Sechs von 20 Stellen für Oldenburg

Erxleben-Programm trägt zur Sicherung des Qualitätsniveaus an den Hochschulen bei

Sechs von 20 Stellen des Dorothea-Erxleben-Programms hat das Niedersächsische Wissenschaftsministerium in diesem Jahr an WissenschaftlerInnen der Universität Oldenburg vergeben. Insgesamt hatten sich 161 Frauen auf die Stellen als Wissenschaftliche Assistentinnen an niedersächsischen Universitäten beworben, wobei die unabhängige Auswahlkommission das Niveau der Bewerbungen als sehr hoch einstufte.

„Die Förderung der Chancengleichheit von Frauen trägt wesentlich zur Sicherung und Steigerung des Qualitätsniveaus an den Hochschulen bei“, erklärte Minister Thomas Oppermann. Zwar sei es erfreulich, dass der Frauenanteil bei Neuberufungen bereits 25 Prozent betrage, der Anteil müsse aber noch erhöht werden. „Das Dorothea-Erxleben-Programm ist dabei ein wichtiges und erfolgreiches Instrument“, betonte Oppermann.

Das Ministerium hatte das Erxleben-Programm - benannt nach der ersten Frau, die 1854 in Halle den Doktortitel in Medizin erlangt hat - 1994 mit dem Ziel gestartet, Chancengleichheit für Frauen an Hochschulen herzustellen und langfristig die Zahl der Professorinnen zu erhöhen. „Unser Ziel ist es, dass in fünf Jahren ein Viertel aller Professsuren in Niedersachsen mit Frauen besetzt ist“, sagte Oppermann.

Bislang wurden 41 Frauen in dem Programm gefördert. Von den 15 Frauen, die ihr Qualifizierungsvorhaben beendet haben, sind fünf als Professorinnen berufen. In einer Befragung äußerten die geförderten Frauen, dass die Programme - neben dem Erxleben-Programm bietet das Ministerium zum Beispiel Wiedereinstiegsstipendien und Promotionsstellen für Frauen an - das Qualifikationspotenzial von Frauen nachhaltig in die Hochschule integrieren konnten.

An der diesjährigen Vergabe partizipierten neben der Universität Oldenburg die Universität Göttingen mit ebenfalls sechs Stellen, die Universität Hannover (vier), die Medizinische Hochschule Hannover (zwei) und die Tiermedizinische Hochschule Hannover (zwei). Außerdem gingen vier 2/3-Stellen an Fachhochschulen und zwei Stipendien an Kunsthochschulen.

Die Oldenburger Stellen verteilen sich auf die Fächer Informatik, Psychologie, Philosophie und Sport sowie die Biologie, die gleich zwei erfolgreiche Berwerberinnen verzeichnete.

Niederlandisten lehren auch in Bremen

Weiterer Schritt in der Kooperation mit Nachbaruniversität

Die Kooperation der Universitäten Oldenburg und Bremen trägt weiter Früchte. Bremer Studierende profitieren jetzt von einem Studienangebot aus Oldenburg. Seit diesem Semester können sie nämlich an der Universität Bremen Niederländische Sprach- und Literaturwissenschaften studieren. Die zuständigen Fachbereiche beider Universitäten haben jetzt vertraglich vereinbart, dass Oldenburger Dozenten Grundstudiums-Anteile des Magisternebenfaches „Niederländischen Philologie“ parallel auch an der Bremer Universität unterrichten.

Mobilität ist dennoch weiterhin gefragt: Auch wenn Bremer Studierenden Teile des Grundstudiums Niederländische Philologie in Bremen absolvieren können, müssen sie sich für Prüfungen in Oldenburg anmelden und spätestens im Hauptstudium alle Kurse an der Universität Oldenburg besuchen.

„Hervorzuheben ist“, so Professor Ralf Grüttemeier, Professor der Niederländischen Philologie in Oldenburg, „dass durch die hohe Kooperationsbereitschaft aller Beteiligten eine unbürokratische Lösung unter anderem in Fragen der Prüfungsordnung gefunden wurde. Damit konnten wir zum Beispiel zügig eine länderübergreifende Regelung finden, die den Studierenden an beiden Universitäten gleiche Prüfungsbedingungen bietet.“ Neben den Fachbereichen beider Universitäten ist auch das Fremdsprachenzentrum der Hochschulen im Lande Bremen am neuen bremischen Studienangebot beteiligt. Eine neu eingestellte Lehrkraft wird die Bremer Studierenden beim Spracherwerb unterstützen.

Grundlage des Fachbereichsvertrages ist die am 23. Mai 2000 vereinbarte übergreifende Kooperation der Universitäten Oldenburg und Bremen. Der jetzt abgeschlossene Vertrag zur Niederländischen Philologie stellt die erste der im allgemeinen Kooperationsvertrag vorgesehenen Fachbereichsvereinbarungen dar.

Warum beschäftigen sich Physiker mit der Börse?

"Schnupperangebote" der Fächer Physik, Mathematik und Chemie für SchülerInnen

Am 8. und 9. November präsentie- ren sich die Fächer Physik, Mathematik und Chemie am naturwissenschaftlichen Standort Wechloy der Öffentlichkeit. Hauptzielgruppe des umfangreichen Informationsangebotes mit vielen Demonstrationen sind die SchülerInnen und LehrerInnen der Sekundarstufe II.

Die Oldenburger PhysikerInnen, die den Informatiuonstag gemeinsam mit den MathematikerInnen am 8. November veranstalten, unternehmen in diesem Jahr besondere Anstrengungen, um die Physikmüdigkeit aus den SchülerInnen zu vertreiben und sie für das Studium zu gewinnen. Vertrieben werden soll z.B. die Angst vor der Quantenmechanik. Das ist zumindest das erklärte Ziel eines Vortrags. Was einem Physiker bei einer Cocktailparty auffällt und warum er sich aus rein wissenschaftlicher Sicht mit Börsenkursen beschäftigt, sind weitere ungewöhnliche Themen. Warum forschen Oldenburger Physiker über organische Photovoltaik, ein Gebiet, auf dem ein diesjähriger Nobelpreisträger der Chemie (nicht der Physik!) arbeitet? Auch darauf gibt ein Vortrag Antwort. Physik zum Anfassen und Staunen wird auf Führungen durch die Forschungslabore erfahrbar gemacht. Auf dem Marktplatz der Physik in der sogenannten „Ringebene“ finden Besucher vielfältige Exponate und Mitmachaktionen aus den physikalischen Arbeitsgruppen. Abschließend wird es eine Fete geben, organisiert von Studierenden der Physik und der Mathematik. Infos unter http://www.physik.uni-oldenburg.de/.

Zum ersten Mal wendet sich der Fachbereich 6 Mathematik mit einem „Tag der Mathematik“ an die Öffentlichkeirt. Anlass ist von der UNESCO unterstützte mathematische Weltjahr 2000, aber auch der Rückgang der SchülerInnenzahlen in Mathematikleistungskursen und in der Folge sinkende Einschreibungszahlen für Mathematikstudiengänge bei einem gleichzeitig steigenden Bedarf an MathematikerInnen in der Wirtschaft und in den Schulen. In dieser Situation soll die Veranstaltung ein aktuelles und attraktives Bild der Mathematik vermitteln. Geboten werden anschauliche Kurzvorträge, PC-Animationen, Poster zum Thema „Mein Bild der Mathematik” sowie Vorträge und Gespräche rund um die Mathematik. Infos unter https://uol.de/tdm.

Bereits zum achten Mal findet der “Tag der Chemie” statt. Vorgestellt werden Forschungsarbeiten und zukunftsweisende Projekte in Vorträgen und Postern. Highlights des Vormittages bilden zwei Experimentalvorträge aus der Didaktik der Chemie. Außerdem werden leistungsstarke SchülerInnen umliegender Gymnasien im Fach Chemie mit dem “Angelus Sala Preis” ausgezeichnet und die besten Studienleistungen und Staatsexamensarbeiten prämiert. Den Abschluss der Veranstaltung bildet der Festvortrag über Metallorganische Chelatkomplexe von Prof. Dr. G. Huttner, Heidelberg. Präsentationen von Produkten, Geräten und Messtechniken umliegender Chemiefirmen rahmen das Programm ganztätig ein.

Multimediale Lernwerkstatt

WissenschaftlerInnen sollen für Einsatz von Multimedien in der Lehre fit gemacht werden

Am 23. Oktober übergab Präsident Prof. Grubitzsch eine neue Einrichtung der Universität Oldenburg ihrer Bestimmung: die „Lernwerkstatt für multimediales Lehren“. Damit wird auf neue Anforderungen in der Hochschullehre reagiert. In der Lernwerkstatt können WisssenschaftlerInnen an Universitäten und Fachhochschulen multimediale Elemente der Lehre ausprobieren, sich in Kursen und Arbeitsgruppen theoretisch und praktisch qualifizieren und beraten lassen.

Grubitzsch betonte in diesem Zusammenhang, dass die Weiterqualifizierung der Lehrenden - besonders im Hinblick auf die Neuen Medien - unbedingt erforderlich sei, damit den Studierenden ein modern organisiertes und effektives Studium geboten werden könne.

Die Kurse behandeln didaktische Vorteile der Neuen Medien, Möglichkeiten des computer-unterstützten Lernens in Gruppen, die Nutzung von Computeranimationen und Simulationen, Internet-Recherchen für Lehrveranstaltungen und elektronisches Veröffentlichen für Lehre und Forschung. Dazu kommen Kurse zur Gestaltung von internetbasierten Studienmaterialien und zur Organisation von Lehrveranstaltungen über das Internet („Teleteaching“).

„Wir wollen den Dozentinnen und Dozenten ganz praktische Hilfen an die Hand geben, damit sie schnell im Internet verfügbares Material für ihre Veranstaltungen finden und auf Brauchbarkeit beurteilen oder selbst neue Materialien entwickeln können,“ sagten die Leiterin der Lernwerkstatt, Dr. Ulrike Daldrup, und der Diplom-Informatiker Carsten Labinsky. „Wir haben alle gelernt, gedruckte Medien kritisch auszuwählen, gleiches muss in Zukunft auch für die Beurteilung für die Beurteilung der Qualität einer Internetseite und für den Einsatz in der computergestützten Lehre gelten.“

Neben der DozentInnenqualifizierung soll die Lernwerkstatt auch für Multimedia-Seminare für angehende LehrerInnen und für die LehrerInnenfortbildung genutzt werden.

Die Werkstatt bietet 14 Multimedia-Arbeitsplätze und einen Dozentenplatz, die alle intern vernetzt und direkt an das Internet angebunden sind. Eine berührungsempfindliche Projektionswand erlaubt es, die projizierten Computerbilder durch Antippen zu steuern – ohne den Griff nach Computermaus oder der Tastatur.

Eingerichtet wurde die Werkstatt aus Mitteln des niedersächsischen Wissenschaftsministeriums und des Bundes, um die Nutzung von Multimedia in der Hochschullehre zu fördern. Die Pilotphase des Projektes, das im Verbund mit den Universitäten Lüneburg und Bremen stattfindet und auf alle niedersächsischen und Bremer Hochschulen ausgeweitet werden soll, liegt in den Händen des Oldenburger Informatikers Prof. Dr. Peter Gorny.

Die Eröffnung wurde mit einer Ausstellung der Oldenburger Künstlerin Birgit Schumacher verbunden. „Damit wollen wir ein Zeichen setzen: Hier steht der Lernende und nicht die Technik im Mittelpunkt,“ sagte Daldrup.

Informationen: www.lernwerkstatt-ml.uni-oldenburg.de

 

Körper und Geschlecht

"Mittagsvorlesungen" in Bremen und Oldenburg

Unter dem Titel „Körper und Geschlecht: Bremen - Oldenburger Mittagsvorlesungen zur Frauen- und Geschlechterforschung“ beginnt am 9. November eine über mehrere Semester konzipierte gemeinsame Vorlesungsreihe von WissenschaftlerInnen der Universitäten Bremen und Oldenburg, die zu Themen der Frauen- und Geschlechterforschung arbeiten.

Das Konzept der Reihe sieht vor, dass je zwei Wissenschaftlerinnen zu benachbarten Forschungsfragen sprechen: die Bremerin in Oldenburg und in der folgenden Woche die Oldenburgerin in Bremen.

Die ersten Vortragenden sind die Bremer Ethnologin Prof. Dr. Maya Nadig und die Oldenburger Soziologin Prof. Dr. Karin Flaake. Nadig referiert am Donnerstag, 9.11., 12-14 Uhr, BIS-Saal, über „Körpererfahrung im Forschungsprozeß. Ethnopsychoanalyse als methodischer und theoretischer Übergangsraum“.

Die Bremen-Oldenburger Mittagsvorlesungen (so genannt wegen der Tageszeit, zu der sie stattfinden) sind Ausdruck der produktiven Zusammenarbeit zwischen dem Zentrum für Feministische Studien in Bremen und den Oldenburger Wissenschaftlerinnen, die auch den Gründungskreis des jüngst von Senat beschlossenen „Zentrums für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg“ bilden. Die Reihe bezieht Forschungs- und Lehrinhalte beider Universitäten aufeinander und ist ein weiterer Schritt auf dem Weg längerfristiger Koordination und Zusammenarbeit.

Zu den Vorträgen in Bremen werden Gruppenfahrten organisiert. Anmeldung: Prof. Karin Flaake, Tel.: 798-2931.

Eine fiktive Fernsehsendung

Physik-Arbeitsgruppe beim "Physics on Stege"-Festival

Drei längst verstorbene Wissenschaftler, die um 1800 gelebt haben (J. Robison aus Edinburgh, A. Coulomb aus Paris und P. Simon aus Berlin), streiten um die „richtige“ Fassung und den zutreffenden experimentellen Beweis des Grundgesetzes der Elektrostatik und stellen ihre Experimente mit originalgetreuen Nachbauten dem Publikum vor, das durch Abstimmung entscheidet, wer seine Sache am besten gemacht hat. Den Abschluss bilden Informationen über den tatsächlichen historischen Verlauf. Mit diesem recht ungewöhnlichen „Wissenschaftstheater“ in Form einer fiktiven Fernsehsendung („The Name of Fame“) präsentiert sich die Arbeitsgruppe „Hochschuldidaktik und Wissenschaftsgeschichte“ vom Fachbereich Physik auf dem „Physics on Stage“-Festival, das vom 6. bis 10. November 2000 im Europäischen Forschungszentrum für Teilchenphysik (CERN) in Genf stattfindet. Über 400 Teilnehmer aus 22 Ländern, vorwiegend Physik-Lehrkräfte an Schulen, werden dort innovative Ideen zur effektiven und spannenden Vermittlung von physikalischen Sachverhalten ausstellen oder vorführen. Insgesamt zehn spezielle „on-stage“-Präsentationen aus 22 Ländern wurden von einer internationalen Jury zur Aufführung ausgewählt, darunter auch das Oldenburger Projekt. Die Gruppe um den Physikdidaktiker Dr. Falk Rieß beschäftigt sich seit einigen Jahren mit großem Erfolg mit der historischen Entwicklung der physikalischen Experimentierpraxis mit Hilfe von quellentreuen Nachbauten der Geräte und Instrumente.

Die „Physics on Stage“-Initiative wird von CERN sowie der Europäischen Weltraumbehörde ESA und der Europäischen Südsternwarte ESO mit Unterstützung der Europäischen Kommission veranstaltet. Ziel ist es, auf den verbreiteten Mangel an naturwissenschaftlicher Allgemeinbildung und das nachlassende Interesse an Physik, besonders bei jungen Leuten, aufmerksam zu machen. Längerfristige Erfolge erhoffen sich die Organisatoren durch die Zusammenführung der europäischen Repräsentanten für die Lehre der Physik und die Erarbeitung von Empfehlungen, die danach den zuständigen Gremien der einzelnen Teilnehmerländer vorgelegt werden sollen. Weitere Informationen unter www.physik.uni-bonn.de/physics-on-stage/

"Durchbruch für die organische Photovoltaik"

Uni Oldenburg bildet wichtigen wissenschaftlichen Schwerpunkt in Deutschland

Bis vor kurzem noch galt sie als mehr oder weniger unseriöse Forschung mit einem ausgesprochen schlechten Image unter vielen NaturwissenschaftlerInnen. Doch die Zukunft scheint äußerst verheißungsvoll zu sein. Die Rede ist von der so genannten organischen Photovoltaik (Solarzellen auf Basis von Kohlenwasserstoffpolymeren), die im Gegensatz zur anorganischen Photovoltaik bisher nur ein Schattendasein fristete. “Wir stehen tatsächlich vor einer Art Revolution, und da kommt der Chemie-Nobelpreis für Alan Heeger gerade recht”, sagt der Physiker Prof. Dr. Jürgen Parisi, der die Abteilung Energie- und Halbleiterforschung am Fachbereich Physik leitet. Sein Mitarbeiter, der gebürtige Russe Dr. Vladimir Dyakonov, befasst sich seit einigen Jahren intensiv mit dem Thema „organische Photovoltaik“. Die Universität Oldenburg, ohnehin im Solarforschungsbereich an vorderster Stelle, bildet derzeit in Deutschland einen wichtigen wissenschaftlichen Schwerpunkt in diesem innovativen Bereich.

Der diesjährige Nobelpreis für Chemie ist den US-Amerikanern Alan J. Heeger und Alan G. MacDiarmid sowie dem Japaner Hideki Shirakawa „für die Entdeckung und Entwicklung von leitenden Polymeren“ zuerkannt worden. Diese Forschungen bilden die Grundlage auch für die organische Photovoltaik. Basis für die organische Photovoltaik sind Kohlenwasserstoff-Polymere (beziehungsweise Moleküle), während die anorganische Photovoltaik vor allem auf Siliziumbasis arbeitet. Die Arbeiten der jetzt prämierten Wissenschaftler fanden u.a. bei der Herstellung von Leuchtdioden für zum Beispiel Fahrzeuge und Handydisplays ihren Niederschlag. Während dabei – vereinfacht ausgedrückt - das Prinzip angewendet wird, an Material angelegte elektrische Spannung in Licht umzuwandeln, bedient sich die Photovoltaik des umgekehrten Prinzips: mit dem von außen zugeführten (Sonnen-) Licht wird elektrische Spannung beziehungsweise Strom erzeugt.

In Oldenburg wird dazu mit großem Einsatz und Erfolg anwendungsorientierte Grundlagenforschung betrieben. So werden im Labor schon Solarzellen auf organischer Basis hergestellt und auf ihre Funktionsfähigkeit hin untersucht. Zwar ist, wie man schon jetzt weiß, die organische Photovoltaik nicht so leistungsfähig wie die anorganische, jedoch sei sie erheblich billiger, einfacher in der Handhabung und großflächiger einsetzbar, sagt Vladimir Dyakonov, der übrigens mit dem Nobelpreisträger Alan Heeger derzeit an einer wissenschaftlichen Buchveröffentlichung arbeitet.

Dyakonov erwartet, verstärkt durch die Nobelpreisvergabe, ein „Jahrzehnt der organischen Photovoltaik“. Darauf wiesen in letzter Zeit verstärkte Nachfragen und Kooperationsangebote aus der Industrie hin, „denen wir in Oldenburg kaum noch nachkommen können“. Mit einem lachenden und weinenden Auge sehen er und seine Kollegen auch den Umstand, dass ihnen die Industrie junge MitarbeiterInnen praktisch „wegkauft“. So können mehrere freie DoktorandInnenstellen derzeit nicht besetzt werden. Schon angesichts der glänzenden Berufsaussichten halten sie ein Physikstudium für sehr attraktiv. „Es kann aber auch ruhig Chemie sein“, ergänzt Prof. Parisi, „denn die Grenzen zwischen den Disziplinen verschwimmen immer mehr - auch in Oldenburg“. Die organische Photovoltaik sei da ein Paradebeispiel. Auch der Chemie-Nobelpreisträger Heeger ist „gelernter“ Physiker.

ViLeS ist neu in der Statistik

Elektronische Tutorien in Wirtschafts- und Sozialwissenschaften

Im wirtschaftswissenschaftlichen und sozialwissenschaftlichen Grundstudium werden seit dem Sommersemester zu den Lehrveranstaltungen „Statistische Methodenlehre I und II“ (Prof. Dr. Hans Peter Litz, Gerald Rosemann, Henning Sklorz) modulare elektronische Tutorien angeboten. Neben der zentralen Vorlesung und alternativ zu den Präsenz-Tutorien dienen diese „Virtuellen Lernräume im Studium“ der computerunterstützten, orts- und zeitunabhängigen Aufarbeitung des Vorlesungsstoffes. Der Einsatz des Computers und des Internets soll allerdings nicht primär dazu genutzt werden, die herkömmlichen Vermittlungsformen durch interaktive Lernprogramme oder elektronische Lehrbücher abzulösen.

Ein wesentlicher Aspekt dieser tutoriellen Vermittlungsform ist es, den Lehrstoff weniger über das Durchrechnen versimplifizierter Beispiele als über eine praxis- und problemorientierte Datenanalyse zu verankern und zu vertiefen. Bestandteile dieser virtuellen Lernumgebung sind Einführungstexte, interaktive Übungen am Computer, statistische Computersimulationen und Analysen von realen Datensätzen mit dem Statistikprogramm SPSS. Diese zusätzlichen Lehrangebote werden im Rahmen des aus Mitteln der niedersächsischen Innovationsoffensive geförderten ViLeS-Projekts (Virtuelle Lernräume im Studium: eine interaktive und integrierte Lehr- und Lernumgebung für die tutorielle Betreuung) in Zusammenarbeit mit dem Fernstudienzentrum (Günter Hohlfeld) erarbeitet und erprobt. Die komplette Internet-Plattform des Projekts soll bis Ende 2001 erstellt werden. Die derzeit verfügbaren Angebote sind über http://viles.zef.uni-oldenburg.de einzusehen.

Die Projektbearbeiter erhielten vor kurzem eine Einladung, die bisherigen Ergebnisse im Februar auf der Learntec in Karlsruhe vorzustellen.

Verschiedene Konfessionen: Noch ein Problem?

Forschungsprojekt über komfessionsverschiedene Ehen "Vereinigt und doch getrennt?" abgeschlossen

Wie wirkt sich die Zugehörigkeit zu verschiedenen Konfessionen auf Ehe und Familie aus? Dieser Frage ging der Diplom-Soziologe Niels Logemann in einem Forschungsprojekt am Fachbereich 3 Sozialwissenschaften nach („Vereinigt und doch getrennt? Der Alltag, die religiöse Erziehung und die besonderen Probleme in Familien mit nur einem evangelischen Ehepartner“). Die Leitung des Projekts, das von der Hanns-Lilje-Stiftung finanziert wurde, lag bei Prof. Dr. Rosemarie Nave-Herz. Hintergrund ist der Anstieg der konfessionsverschiedenen Eheschließungen und ihre gleichzeitig gegebene höhere Scheidungswahrscheinlichkeit gegenüber anderen Ehen. Insbesondere durch die deutsche Wiedervereinigung ist die Zahl dieser Ehen deutlich über die Zahl jener Ehepaare gestiegen, in denen die Partner derselben Konfession angehören.

Mittels eines ausführlichen Fragebogens befragte Logemann 371 Ehepartner aus überwiegend evangelisch-katholischen Beziehungen. Zudem führte er 22 qualitative Interviews durch. Dabei ging es z.B. um die Entscheidung für oder gegen eine Taufe von Kindern, welche Taufkonfession die Eltern wählten und wie sich die Eltern bei der Gestaltung einer religiösen Erziehung verhalten.

Der Oldenburger Wissenschaftler hatte angenommen, die gestiegene Zahl der konfessionsverschiedenen Ehen sei auch darauf zurückzuführen, dass die Konfession heute deutlich weniger Bedeutung für die Partner besitzt und die kirchliche Bindung geringer geworden ist. Demgegenüber zeigten die Untersuchungsergebnisse genau das Gegenteil. Die Befragten äußerten sich überwiegend positiv gegenüber ihrer eigenen Konfession, und Religiosität besaß einen hohen Stellenwert. Vor diesem Hintergrund waren Probleme zu erwarten, sobald nämlich jeder Partner versuchen würde, eine Entscheidung gemäß seiner religiösen Vorstellungen durchzusetzen. Doch sowohl die Wahl der Trauung als auch die Taufe stoßen bei beiden Ehepartnern auf sehr hohe Akzeptanz. Die Entscheidung für die Traukonfession wurde oft schon vor dem Hintergrund einer möglichen Taufe der Kinder getroffen. Demnach machen sich die Partner bereits frühzeitig Gedanken über spätere Entscheidungen, sodass mögliche Konflikte von vornherein minimiert werden.

Bei der religiösen Erziehung zeigte sich im Vergleich beider Partner ein größerer Einfluss der Mutter, was der traditionellen Rollenverteilung entspricht. Während sich die evangelischen Mütter öfter die Erziehungsaufgabe mit dem Ehemann teilen, sind die katholischen Frauen häufiger allein für eine religiöse Erziehung zuständig. Bezüglich der Frage, was eine religiöse Erziehung und damit die Weitergabe religiöser Sinngehalte an die nachfolgende Generation fördern würde, zeigte sich, dass religiöse Erfahrungen in der eigenen Kindheit wie z.B. Gebete, Kirchgänge oder Gespräche über Religion positiv darauf Einfluss nehmen.

Ob konfessionsverschiedene Ehen tatsächlich konfliktanfälliger sind als Ehen mit gleicher konfessioneller Zugehörigkeit, muss offen bleiben. Denn selbst die Scheidungsstatistik, die in diesem Zusammenhang häufig bemüht wird, gibt keinen Aufschluss darüber, ob letztlich die Konfession die Ursache der Trennung gewesen ist. Logemann: „Die unterschiedliche Konfessionszugehörigkeit der Ehepartner, in der häufig ein Anlass für Schwierigkeiten gesehen wurde, scheint eben nur ein Unterschied unter vielen anderen zu sein. Viel entscheidender ist dagegen die Frage, wie die Ehepartner über religiöse Dinge denken und wie sie handeln.“

Was tun mit den Störenfrieden?

900.000 Mark für Forschungsprojekt der Schulpädagogik

Warum schweigen manche Schüle- rinnen und Schüler im Unterricht? Welche Alternativen gibt es zum „Rauswerfen“ von Schülerinnen und Schülern, die permanent den Unterricht stören? Wie lässt sich soziales Lernen intensivieren? Mit solchen und weiteren schulpraktischen Fragen befasst sich ein Forschungsprojekt unter der Leitung des Schulpädagogen Prof. Dr. Hilbert Meyer (Fachbereich Pädagogik). Das Vorhaben mit dem Thema „Lebenslanges Forschendes Lernen im Kooperationsverbund Schule/Seminar/Universität“ hat eine Laufzeit von viereinhalb Jahren und wird von der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung mit 900.000 Mark gefördert.

An dem Projekt beteiligt sind - unter Federführung der Universität Oldenburg - fünf Schulen aus der Region (die beiden Oldenburger Grundschulen Nadorst und Klingenbergstraße, die Hauptschule Moordorf, die Alexander-von-Humboldt-Schule in Wittmund und das Ubbo-Emmius-Gymnasium Leer), das Ausbildungsseminar Aurich, das Studienseminar Leer sowie die beiden Fortbildungseinrichtungen Regionales Pädagogisches Zentrum Aurich und Oldenburger Fortbildungszentrum.

In gemeinsamen Projekten werden im Rahmen einer Forschungswerkstatt schulpädagogische Fragestellungen erarbeitet, die die jeweilige Schulentwicklung vor Ort unmittelbar betreffen. Das Konzept wurde von den ErziehungswissenschaftlerInnen Prof. Dr. Hilbert Meyer, Dr. Wolfgang Fichten, Dr. Alexandra Obolenski und Ulf Gebken entwickelt. „Das Besondere an dem Projekt ist die Einbeziehung der eigentlichen Experten, also der Lehrerinnen und Lehrer“, stellt Prof. Meyer heraus. Dies sei auch der Grund für die außergewöhnliche finanzielle Förderung.

Textile Sachkultur

Der diesjährige Textiltag findet als Workshop am 17. und 18. November statt und behandelt die Umsetzung des von Prof. Ingrid Köller entwickelten Konzepts „Didaktik textiler Sachkultur“. Und um Ingrid Köller tatsächlich in ihrem Sinn die Ehre zu erweisen, wird die Diskussion hoffentlich kritisch, beharrlich und streitbar sein. Ingrid Köller, Hochschullehrerin für Textildidaktik, ist in diesem Jahr in den Ruhestand getreten. Man möchte fast sagen, sie hat ihn aktiv und streitbar angetreten, als jüngsten Abschnitt eines Lebens, das in die Beschäftigung mit Textilem nicht nur als vitalem Element zeitgemäßer LehrerInnenausbildung, sondern auch als Quelle größten Vergnügens investiert.

Sie hat die Textilwissenschaft an dieser Universität aufgebaut und entscheidend dazu beigetragen, das der besitzstandwahrenden Männergesellschaft Universität immer wieder suspekte neue Fach auf seinem derzeitigen hohen Niveau zu etablieren.

Mit langem Atem und unermüdlicher Energie hat sie eine bundesweit herausragende Infrastruktur von Werkstätten, Arbeitsstellen und Archiven am Fach aufgebaut, die es ihr ermöglichte, ihr Lieblingsprojekt der letzten Jahre zu entwickeln: Die „Textildidaktische Forschungs- und Erfahrungswerkstatt“, die sie in Kooperation mit LehrerInnen, Seminarleiterinnen und Studierenden betrieb. Danke für dieses Stück Fachkultur, Ingrid, das Du uns hinterlässt und an dem Du hoffentlich noch lange teilhast.

Karen Ellwanger


Presse & Kommunikation (Stand: 06.09.2024)  | 
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